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Die Vita verschweigt, wie Wassilisks Nachfolger vom Wunder mit dem Feuerfinger erfuhren, wenn der Mönch doch striktes Schweigen bewahrte, aber seien wir nachsichtig mit einer Überlieferung aus alter Zeit. Als Zugeständnis an den Skeptizismus unserer rationalistischen Ära räumen wir sogar ein, dass der heilige Gründer der Einsiedelei vielleicht nicht durch wundersames Wandeln auf dem Wasser zu den Inseln gelangte, sondern mit einem Floß oder, sagen wir, in einem ausgehöhlten Baumstamm – das mag sein. Eine Tatsache hingegen bleibt unbestreitbar, die von vielen Generationen geprüft wurde und bei Bedarf sogar mit Dokumenten belegt werden kann: Keiner der Eremiten, die sich in den unterirdischen Zellen der Wassilisk-Einsiedelei niederließen, musste lange auf Gottes Ruf warten. Nach einem halben oder einem ganzen Jahr, und wenn es lange dauerte, nach eineinhalb Jahren erlangten alle Auserwählten, die nach Rettung trachteten, das Gewünschte, sie ließen ein Häuflein Knochenstaub zurück und fuhren aus dem irdischen Reich auf in das andere, das himmlische Reich. Das lag nicht etwa an der kärglichen Nahrung oder an dem rauen Klima. Es sind viele andere Einsiedeleien bekannt, deren Eremiten größere Taten vollbrachten und ihr Fleisch weit inbrünstiger kreuzigten, und doch dauerte es länger, bis der Herr ihnen verzieh und sie zu sich nahm.

Daher ging das Gerücht, dass die Wassilisk-Einsiedelei von allen Orten auf Erden Gott am allernächsten gelegen sei, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Himmelreich, weshalb sie auch die Nachbarinsel genannt wurde. Manche, die das Archipel zum ersten Mal besuchten, glaubten, dieser Name rühre von der Nähe zu Kanaan her, wo alle Kirchen waren und der Archimandrit lebte. Doch diese kleine Insel war nicht nahe beim Archimandriten, sondern nahe bei Gott.

In dieser Einsiedelei lebten immer nur drei besonders würdige Mönche, und für die Mönche in Neu-Ararat gab es keine höhere Ehre, als ihren Erdenweg in den Höhlen der Einsiedelei zu vollenden, auf den Knochen der früheren Gerechten.

Natürlich rissen sich bei weitem nicht alle Klosterbrüder um den baldigen Aufstieg ins himmlische Reich, denn auch unter den Mönchen gibt es viele, denen das irdische Leben verlockender erscheint als das nachfolgende. Dennoch herrschte niemals Mangel an Freiwilligen, im Gegenteil, es gab eine ganze Reihe von Mönchen, die es sehnsüchtig danach verlangte und unter denen es, wie es in einer Reihe Wartender sein muss, zu Streitereien und Disputen, selbst zu ernsthaften Intrigen kam – so ungeduldig waren einige von ihnen, möglichst bald die schmale Wasserstraße zu überqueren, die Kanaan von der Nachbarinsel trennte.

Von den drei Eremiten war immer einer der Älteste, und dieser wurde zum Abt geweiht. Nach den Regeln der Einsiedelei war es ihm als Einzigem gestattet, den Mund zu öffnen – und er durfte nur einen Satz sprechen, der aus der Heiligen Schrift stammen musste und bei dem lediglich das letzte Wort frei gewählt werden konnte, in welchem dann gewöhnlich der Hauptsinn des Gesagten enthalten war. Es heißt, in alten Zeiten sei dem Abt nicht einmal das erlaubt gewesen, doch nachdem das Kloster in Kanaan entstanden war, vergeudeten die Eremiten keine Zeit mehr damit, sich ihre kärgliche Nahrung zu suchen – Beeren, Wurzeln und Würmer (weiter gab es nichts Essbares auf der Nachbarinsel) – , sondern sie erhielten alles Notwendige aus dem Kloster. Nun verbrachten die heiligen Einsiedler ihre Zeit damit, Rosenkränze aus Zedernholz zu schnitzen, für die die Pilger dem Kloster viel Geld zahlten – bis zu dreißig Rubel pro Stück.

Einmal am Tag fuhr ein Boot zur Nachbarinsel, das die Rosenkränze abholte und das Nötige brachte. Das Oberhaupt der Einsiedelei kam dann zum Boot hinunter und sprach ein kurzes Bibelzitat, das eine Bitte enthielt, gewöhnlich praktischer Natur: Bestimmte Vorräte waren zu beschaffen, Heilmittel oder Schuhe oder eine warme Decke sollten gebracht werden. Der Mönch sprach etwa: »Da trug er ihm auf, und er brachte ihm auch – eine Decke« oder »So trage mir auf das Wasser – Birne«. Hier stammte der Anfang der Rede aus dem ersten Buch Mose, als Isaak sich an seinen Sohn Esau wendet, und das letzte Wort bezeichnete den Bedarf des täglichen Lebens. Der Fährmann prägte sich das Gesagte ein, überbrachte es Wort für Wort dem Vater Wirtschafter oder dem Vater Kellermeister, und diese erfassten den Sinn – gelegentlich auch ohne Erfolg. Nehmen wir doch »das Wasser – Birne«. Man erzählt sich, eines Tages habe der Abt düster gesprochen: »Und alle seine Eingeweide drangen heraus« und dabei den Stab eines der Mönche vorgezeigt. Die Klosteroberen blätterten lange in der Heiligen Schrift, entdeckten diese merkwürdigen Worte in der Apostelgeschichte, wo der Selbstmord des schmählichen Judas beschrieben wird, und erschraken fürchterlich in der Annahme, ein Eremit habe die schlimmste aller Todsünden begangen. Drei Tage lang läutete man die Glocken, man fastete strengstens und hielt kurze Gottesdienste ab, um den Frevel zu sühnen, doch später stellte sich heraus, dass der Mönch lediglich an Diarrhö erkrankt war und der Abt darum gebeten hatte, Birnensud zu schicken.

Sagte der Älteste der Einsiedelei zum Fährmann »Jetzt lässest du deinen Knecht in Frieden dahingehen«, so bedeutete das, dass Gott einen der Eremiten zu sich genommen hatte, und sogleich trat ein neuer Auserwählter aus der Reihe der Anwärter an dessen Stelle. Manchmal sprach nicht der Abt, sondern einer der beiden anderen, die das Schweigegelübde abgelegt hatten, die verhängnisvollen Worte. Auf diese Weise erfuhr man im Kloster, dass der Abt in das himmlische Reich abberufen worden war und die Einsiedelei von dem Tag an ein neues Oberhaupt hatte.

Einmal, vor vielleicht hundert Jahren, wurde einer der Eremiten von einem Bären angefallen, der von fernen Gestaden herbeigeschwommen war und sich anschickte, den Unglücklichen in Stücke zu reißen. Jener fing unversehens an, »Brüder, Brüder!« zu schreien. Die beiden anderen kamen herbeigelaufen und verscheuchten den Bären mit ihren Stöcken, wünschten aber danach nicht mehr, mit dem Bruder, der das Schweigegelübde gebrochen hatte, zusammenzuleben, und schickten ihn ins Kloster zurück, wo der Vertriebene gramgebeugt alsbald verstarb, ohne noch einmal den Mund geöffnet zu haben; ob er jedoch zu Gottes hellen Augen vorgelassen wurde oder bei den sündigen Seelen ausharren muss, ist nicht bekannt.

Was gibt es sonst über die Einsiedler zu sagen? Sie trugen ein schwarzes Gewand, eine Art Sack aus grobem Stoff, von einem Strick zusammengehalten. Die schmale Kapuze war tief ins Gesicht gezogen und an den Rändern zusammengenäht, um die völlige Abgeschlossenheit von der eitlen Geschäftigkeit der Welt zu unterstreichen. Für die Augen waren in der spitz zulaufenden Kapuze zwei Sehschlitze angebracht. Wenn die Pilger, die am Ufer von Kanaan beteten, einen der heiligen Mönche erblickten (was sehr selten geschah und als besonderes Glück galt), dann bot sich ihrem Blick ein schwarzer Sack dar, der sich langsam über die bemoosten Kieselsteine vorwärts bewegte – als sei es kein Mensch, sondern ein körperloser Schatten.

Aber nun, da wir über Neu-Ararat, die Einsiedelei und den heiligen Wassilisk erzählt haben, ist es an der Zeit, ins Gerichtsarchiv zurückzukehren, wo Bischof Mitrofani bereits mit der Befragung des Mönchs Antipa aus Neu-Ararat begonnen hat.

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»Dass mit der Einsiedelei etwas nicht stimmt, sagt man bei uns schon seit langem.« (So begann Bruder Antipa, der sich dank der Ohrfeigen und des Tees ein wenig beruhigt hatte, seine unglaubliche Erzählung.) »An Christi Verklärung ging Agapi, ein Klosterbruder, gegen Abend auf die Landzunge hinaus, um die Unterkleider für die älteren Brüder zu waschen. Plötzlich sah er bei der Nachbarinsel einen Schatten auf dem Wasser. Schatten hin oder her, wer weiß, was einem im Dunkeln alles so erscheinen kann. Agapi bekreuzigte sich also, ließ sich aber weiter nicht stören und spülte seine Wäsche aus. Doch da hörte er etwas wie einen leisen Ton über dem Wasser. Er hob den Kopf – heilige Muttergottes! Der schwarze Schatten schwebte über den Wellen, schien sie nicht einmal zu berühren, und undeutliche Worte waren zu vernehmen. Agapi verstand nur: ›Ich verfluche‹ und ›Wassilisk‹, doch das war ihm bereits genug. Er ließ die Wäsche fallen, stürzte Hals über Kopf davon zu den Zellen der Brüder und schrie, Wassilisk sei zurückgekehrt, er sei zornig und verfluche alle.