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»Aber das ist doch strengstens verboten!«

»Unsinn. Aberglaube.«

Der Bischof wollte sich entrüsten und zog sogar seine Brauen hoch, doch die Neugier war stärker als sein gerechter Zorn. Er konnte sich nicht zurückhalten und fragte leise:

»Und was ist dort, auf der Insel?«

»Hügel, Kiefern, Höhle. Reich des Todes. Kahle. Unangenehm. Aber egal, Hauptsache – Kugel.«

»Was?«

»Kugel. Es ist dort so. Gang, an den Seiten Räume. Innen drin, unter der Spitze – eine runde.«

»Was ist rund?«

»Höhle. Dahin geraten. Gewölbe durchgeschlagen. Dann Loch, mit Wurzeln, Gras, Erde, jetzt nicht zu sehen. Aber Stamm noch zu sehen. Achthundert Jahre, aber zu sehen! Kohle. Kugel, wie großer, großer Kürbis. Noch größer. Wie . . .« Ljampe sah sich nach allen Seiten um. »Wie Sessel.«

»In einer runden Höhle, die sich unter der Spitze des Hügels befindet, liegt eine Kugel?«, präzisierte Mitrofani. »Was ist das für eine Kugel?«

Sergej Nikolajewitsch seufzte gequält:

»Aber ich doch schon. Von oben. Gewölbe durchgeschlagen. Noch damals, als Wassilisk. Meteorit. Gefallen, durchgeschlagen, Kiefer in Brand gesetzt. Nachts weit zu sehen. Er auch gesehen.«

»Wer, der heilige Wassilisk?« Der Bischof rieb sich die Stirn. »Warten Sie. Sie wollen sagen, dass er vor achthundert Jahren gesehen hat, wie ein Himmelskörper auf die Erde fiel. Er glaubte, das sei ein Fingerzeig Gottes, ging über das Wasser und stieß in der Nacht anhand der brennenden Kiefer auf die Insel?«

»Über das Wasser zu gehen ist unmöglich«, bemerkte der Physiker unerwartet zusammenhängend. »Dichte gestattet nicht. Nicht ging. Fuhr. Unwichtig. Wichtig, was dort ist. In der Höhle. In die ich geraten.«

»Und was ist da?«

»Uran. Davon gehört? Kennen Sie? Uranpechblende. Fundstätte.«

Der Bischof überlegte und nickte dann.

»Ja, ja, im »Anzeiger für Physik‹ habe ich darüber gelesen. Uran ist ein Element, das über ungewöhnliche Eigenschaften verfügt. Die besten Köpfe Europas erforschen derzeit Uran und auch noch ein anderes Element, Radium. Und Uranpechblende ist, wenn ich mich nicht täusche, ein Mineral, dessen Urangehalt sehr hoch ist. Das stimmt doch?«

»Geistliche Person, aber Sie kennen sich aus. Sehr schön«, lobte Sergej Nikolajewitsch. »Himmelblaue Aura. Ein kluger Kopf.«

»Na, von mir aus. Was ist nun mit Ihrer Uranpechblende?«

Ljampe setzte eine wichtige Miene auf.

»Meine Entdeckung. Kern beginnt sich zu spalten. Selbst. Besonderer Mechanismus nötig. Namen ausgedacht: ›Kernspalter‹. Unwahrscheinlich schwierige Bedingungen. Vorläufig nicht möglich. In der Natur theoretisch möglich. Aber bei seltenem Zusammentreffen. Ausgerechnet hier! Höchst selten!« Er stürzte zum Tisch und raschelte mit den Seiten seines dicken Notizbuchs. »Hier, hier! Ich ihm, und er sticht! Hier! Meteorit, sehr hohe Temperatur – erstens. Vorkommen Uranpechblende – zweitens. Unterirdische Quellen – drittens! Und fertig! Spalter! Natürlicher! In Gang gekommen! Energie des Kerns, Kettenreaktion! Einmal ausgelöst – nicht aufzuhalten! Achthundert Jahre! Ich Mascha und Toto Brief! Nein, sie glauben es nicht! Denken, ich Verstand verloren! Weil aus dem Irrenhaus!«

»Jetzt warten Sie mal!«, bat Mitrofani, dem vor Anspannung Schweißtropfen auf die Stirn traten. »Durch den Sturz eines Meteoriten auf ein Uranvorkommen wurde ein natürlicher Mechanismus in Gang gesetzt, und durch ihn begann Energie auszuströmen. Ich kenne mich damit nicht aus, aber nehmen wir einmal an, es ist alles so, wie Sie sagen. Worin liegt dann die Gefahr?«

»Weiß nicht. Kein Arzt. Nicht aufgeschrieben, weiß nicht. Aber überzeugt. Vollkommen überzeugt. Ich war einige Stunden da, Erbrechen, Fieber. Die Eremiten die ganze Zeit. Dann sterben. Ein halbes Jahr, ein Jahr – Tod. Verbrechen! Aufhören! Aber niemand! Sie hören nicht! Ich bin zu dem, mit dem Schädel. Er hat mit dem Arm . . .«

»Mit welchem Schädel?« Der Bischof verstand wieder nichts mehr. »Von wem reden Sie?«

»Na, auf der Stirn. Hier. Der ohne Gesicht, mit Löchern. Dort.« Der Physiker zeigte wieder in Richtung der Nachbarinsel.

»Ein Eremit? Der Mönch Israil? Dessen Kapuze mit einem Schädel und Knochen bestickt ist?«

»Ja. Der Oberste. Nein, winkt er! Ich zu Korowin, aber er mit der Nadel! Ich das Heft, aber er liest nicht!« Sergej Nikolajewitschs Stimme zitterte wegen der Kränkung, die man ihm zugefügt hatte. »Überlegt, überlegt, etwas ausgedacht, schwarzer Mönch. Sie erschrecken sich. Verfluchter Ort. Dann in Ruhe forschen. Ohne Störungen.«

»Aber wie haben Sie die Emanation entdeckt? Ich entsinne mich, einmal gelesen zu haben, dass eine derartige Strahlung mit den Sinnesorganen nicht wahrgenommen werden kann.«

Ljampe lächelte stolz:

»Nicht sofort. Am Anfang Probe der Kugel. Sofort begriffen – Meteorit. Geschmolzene Oberfläche. Regenbogenfarben. Schön. Besonders mit Lampe. Geheimnis der Einsiedelei. Heilig. Mönche Geheimnis. Achthundert Jahre. Deswegen auch Schweigen wahrscheinlich. Damit nichts ausplappern. Probe so und so. Nichts. Ungewöhnliche Härte. Wieder hingefahren. Feile aus gehärtetem Stahl. Trotzdem überhaupt nicht. Dann Diamantfeile. Aus Antwerpen. Mit Post. Geholfen. In Viertelstunde – hier, drei Gramm.« Er zeigte auf das Häufchen Pulver in dem Glaskolben. »Für Analyse genug.«

»Sie haben per Post eine Diamantfeile aus Antwerpen bestellt?« Mitrofani wischte sich mit einem Tuch den Schweiß ab, und er spürte, dass sich sein Kopf trotz der himmelblauen Aura weigerte, all diese erstaunlichen Informationen aufzunehmen. »Aber das muss doch sehr teuer sein?«

»Schon möglich. Egal. Korowin hat viel Geld.«

»Und Donat Sawwitsch hat nicht einmal gefragt, wozu Sie dieses seltsame Ding brauchten?«

»Doch. Ich froh. Erklären – er mit Händen. ›Will nichts von Emanation, Sie bekommen Ihre Feile.‹ Bitte sehr. Hauptsache – bekommen.«

Der Bischof blickte neugierig zum Tisch.

»Wo ist sie denn? Wie sieht sie aus?«

Der Gelehrte winkte nachlässig ab:

»Weg. Schon lange. Egal, nicht mehr nötig. Nicht mit Dummheiten unterbrechen!«, ereiferte er sich. »Kreuz geküsst! Zuhören!«

»Aber ja, mein Sohn, verzeihen Sie«, beschwichtigte ihn der Bischof, und er drehte sich zu Berditschewski um – hörte der auch zu? Das tat er, und zwar höchst aufmerksam, doch seiner gerunzelten Stirn nach zu urteilen, verstand er nur sehr wenig. Im Unterschied zum Bischof interessierte Matwej Benzionowitsch sich kaum für neue Entdeckungen der Naturwissenschaften, mit Ausnahme juristischer Zeitschriften las er beinahe nichts, und über die geheimnisvollen Eigenschaften von Radium und Uran hatte er selbstverständlich noch nie etwas gehört.

»Also, was hat die Analyse der Meteoritensubstanz ergeben?«, fragte der Bischof.

»Platin-Iridium-Klumpen. Von dort.« Ljampe zeigte an die Decke. »Manchmal aus dem Kosmos. Aber selten, und so ein großer nie. Natürlich, mit Stahlfeile überhaupt nicht! Dichte zweiundzwanzig! Nur mit Diamant. Wegbewegen unmöglich. Hundertfünfzig bis zweihundert Pud.«

»Zweihundert Pud Platin!«, ächzte der stellvertretende Staatsanwalt. »Aber das ist ja ein enormer Wert! Was kostet eine Unze Platin?«

Sergej Nikolajewitsch zuckte mit den Schultern.

»Keine Ahnung. Aber gar kein Wert. Bloß Gefahr. In achthundert Jahren völlig penetriert. Ich habe es entdeckt: Strahlen.« Er wies mit dem Kinn auf den Glaskolben. »Geht durch alles hindurch. Genau wie Toto geschrieben hat. Über den Versuch mit der Fotoplatte. Und Mascha hat geschrieben. Früher. Korowin dann Brief an sie. Dass ich im Irrenhaus. Jetzt nicht mehr schreiben.«

»Ja, ja, ich habe über die Pariser Experimente mit Radiumstrahlung gelesen«, erinnerte sich der Bischof. »Antoine Henri Becquerel hat sie durchgeführt, und die Eheleute Curie, Pierre und Marie.«