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Percy Jackson 02 - Im Bann Des Zyklopen

Rick Riordan

(2012)

Außerdem von Rick Riordan im Carlsen Verlag erschienen:

Percy Jackson – Diebe im Olymp

Percy Jackson – Im Bann des Zyklopen

Percy Jackson – Der Fluch des Titanen

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Alle deutschen Rechte bei CARLSEN Verlag GmbH, Hamburg 2006

Neu bearbeitete Ausgabe 2010

Originalcopyright © 2005 by Rick Riordan

Originalverlag: Hyperion Books for Children

Permission for this edition was arranged through the Nancy Gallt Agency

Originaltiteclass="underline" PERCY JACKSON AND THE OLYMPIANS –

THE SEA OF MONSTERS

Umschlagbild © Helge Vogt/trickwelt nach einem Entwurf von Kerstin Schürmann

Umschlaggestaltung und -typografie © Kerstin Schürmann, formlabor

Aus dem Englischen von Gabriele Haefs

Satz und E-Book-Umsetzung: Dörlemann Satz, Lemförde

ISBN 978-3-646-92001-7

Mehr über die griechischen Gottheiten,

Helden und Monster unter

www.percyjackson.de

Alle Bücher im Internet unter

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Für Patrick John Riordan,

den besten Geschichtenerzähler der Familie

Inhalt

Mein bester Freund geht ein Brautkleid kaufen  7

Ich spiele Völkerball mit Kannibalen  16

Wir winken dem Taxi der ewigen Qualen  35

Tyson spielt mit dem Feuer  49

Ich bekomme einen neuen Mitbewohner  61

Dämonische Tauben greifen an  82

Ich nehme Geschenke von einem Fremden an  103

Wir schiffen uns auf der Prinzessin Andromeda ein  128

Ich erlebe das schlimmste Familientreffen aller Zeiten  145

An Bord genommen von toten Südstaatensoldaten  160

Clarisse lässt die ganze Kiste hochgehen  176

Wir mieten uns in C.C.s Wellness-Hotel ein  196

Annabeth will nach Hause schwimmen  221

Wir treffen die Schafe der Verdammnis  240

Niemand bekommt das Vlies  255

Ich gehe mit dem Schiff unter  266

Überraschung am Strand von Miami  274

Invasion der Partyponys  285

Das Wagenrennen endet mit einem Knall  300

Das Vlies ist viel zu magisch  318

Glossar  330

Mein bester Freund geht ein Brautkleid kaufen

Mein Albtraum fing so an:

Ich stand auf einer verlassenen Straße in einem kleinen Ort am Meer. Es war mitten in der Nacht. Ein Sturm wütete. Wind und Regen schüttelten die Palmen am Straßenrand. Rosafarbene und gelbe Häuser mit Stuckfassaden rahmten die Straße, die Fenster waren mit Brettern vernagelt. Einen Block weiter, hinter einer Reihe von Hibiskusbüschen, tobte der Ozean.

Florida, dachte ich. Ich habe keine Ahnung, woher ich das wusste. Ich war noch nie in Florida gewesen.

Dann hörte ich Hufe über das Pflaster klappern. Ich fuhr herum und sah meinen Freund Grover um sein Leben rennen.

Ja, ich habe wirklich Hufe gesagt.

Grover ist ein Satyr. Von der Taille aufwärts sieht er aus wie ein typischer schlaksiger Teenager mit einem flaumigen Ziegenbärtchen und fürchterlicher Akne. Er hinkt beim Gehen auf seltsame Weise, aber solange man ihn nicht ohne Hose antrifft (was ich wirklich nicht empfehlen möchte), würde man nie auf die Idee kommen, er könnte etwas Un-Menschliches an sich haben. Ausgebeulte Jeans und Fußattrappen verbergen die Tatsache, dass er Fell am Hintern und Hufe hat.

In der sechsten Klasse war Grover mein bester Freund gewesen. Er war mit mir und einem Mädchen namens Annabeth losgezogen, um die Welt zu retten, aber seit dem vergangenen Juli, als er allein zu einem gefährlichen Auftrag aufgebrochen war, hatte ich ihn nicht mehr gesehen – und es war ein Auftrag, von dem noch nie ein Satyr zurückgekehrt war.

Also, in meinem Traum rannte Grover um sein Leben und hielt seine Menschenschuhe in der Hand, wie er das eben macht, wenn er sehr schnell sein muss. Er klapperte an den kleinen Andenkenläden und den Surfbrettvermietungen vorbei. Der Wind bog die Palmen fast bis auf den Boden.

Grover hatte schreckliche Angst vor etwas, das ihn verfolgte. Er kam offenbar gerade vom Strand. Feuchter Sand klebte in seinem Fell. Er war irgendwo entkommen. Er versuchte, vor … irgendetwas davonzurennen.

Ein markerschütterndes Knurren übertönte den Sturm. Hinter Grover, am Ende des Blocks, ragte eine schattenhafte Gestalt auf. Sie wischte eine Straßenlaterne beiseite, die einen Schauer von Funken aufstieben ließ.

Grover stolperte und wimmerte vor Angst. Er murmelte vor sich hin: Muss es schaffen. Muss sie warnen!

Ich konnte nicht sehen, was ihn jagte, aber ich konnte dieses Etwas knurren und fluchen hören. Der Boden bebte, als es näher kam. Grover jagte um eine Straßenecke und fuhr zurück. Er befand sich in einer Sackgasse, deren Abschluss ein Platz bildete, der von Läden gesäumt war. Keine Zeit umzukehren. Die nächstgelegene Tür war vom Sturm aufgeweht worden. Das Schild über dem verdunkelten Schaufenster trug die Aufschrift »St. Augustine Brautausstattung«.

Grover stürzte hinein. Er ließ sich hinter ein Gestell mit Brautkleidern fallen.

Der Schatten des Ungeheuers bewegte sich vor dem Laden vorbei. Ich konnte dieses Etwas riechen – eine Übelkeit erregende Kombination von nasser Schafwolle und verfaultem Fleisch und diesem seltsamen beißenden Körpergeruch, den nur Ungeheuer haben, wie ein Stinktier, das sich von mexikanischer Küche ernährt.

Grover kauerte zitternd hinter den Brautkleidern. Der Schatten des Ungeheuers zog weiter.

Stille, nur der Regen war zu hören. Grover holte tief Atem. Vielleicht war das Wesen nicht mehr da.

Da loderte ein Blitz auf. Die Frontseite des Ladens explodierte und eine grauenhafte Stimme brüllte: »DAS GEHÖRT MIIIIIIIR!«

Zitternd fuhr ich in meinem Bett hoch.

Es gab keinen Sturm. Und kein Ungeheuer.

Das morgendliche Sonnenlicht fiel durch mein Schlafzimmerfenster.

Ich glaubte, einen Schatten über das Glas huschen zu sehen – eine menschenähnliche Gestalt. Aber dann wurde an meine Schlafzimmertür geklopft, meine Mutter rief: »Percy, du kommst zu spät!« – und der Schatten vor dem Fenster verschwand.

Sicher hatte ich mir alles nur eingebildet. Ein Fenster im fünften Stock, neben einer wackeligen alten Feuerleiter … da draußen konnte niemand gewesen sein.

»Na los, mein Schatz«, rief meine Mutter. »Letzter Schultag. Du müsstest doch begeistert sein. Fast hast du es geschafft.«

»Schon unterwegs«, brachte ich heraus.

Ich schob die Hand unter mein Kopfkissen. Meine Finger schlossen sich wie zu meiner Beruhigung um den Kugelschreiber, der nachts immer dort lag. Ich zog ihn hervor und betrachtete die altgriechische Inschrift, die in den Kugelschreiber eingraviert war:

Anaklysmos. Springflut.

Ich spielte mit dem Gedanken, die Kappe abzudrehen, aber irgendetwas hielt mich davon ab. Ich hatte Springflut schon so lange nicht mehr benutzt.

Und außerdem hatte meine Mutter mir das Versprechen abgenommen, nie mehr tödliche Waffen in der Wohnung zu benutzen, seit ich einmal einen Wurfspeer in die falsche Richtung geschwenkt und die Vitrine mit ihrem Porzellan erwischt hatte.