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»Nein!«, brüllte Kronos nach einem Moment verblüfften Schweigens. »NEIN!«

»JETZT, MEINE BRÜDER!« Poseidons Stimme war so laut, dass ich nicht sicher war, ob ich das Rauchbild hörte oder ihn selbst quer durch die ganze Stadt. »KÄMPFT FÜR DEN OLYMP!«

Krieger brachen aus dem Fluss und ritten auf riesigen Haien und Drachen und Seepferden über die Wellen. Es war eine Legion aus Zyklopen, und sie wurde in die Schlacht geführt von …

»Tyson!«, schrie ich.

Ich wusste, dass er mich nicht hören konnte, aber ich starrte ihn voller Staunen an. Er war auf wundersame Weise gewachsen; er musste an die zehn Meter groß sein, so groß wie seine älteren Vettern, und zum ersten Mal trug er volle Kampfrüstung. Hinter ihm kam Briareos, der Hunderthändige.

Alle Zyklopen hielten lange schwarze Eisenketten in der Hand – groß genug, um ein Schlachtschiff zu verankern, und mit Enterhaken an den Enden. Sie schwenkten sie wie Lassos und fingen an, Typhon einzuwickeln; sie warfen die Ketten um seine Beine und Arme und nutzten die Flut, um ihn zu umkreisen und langsam zu fesseln. Typhon schüttelte sich und brüllte und riss an den Ketten, wobei er einige Zyklopen von ihren Reittieren riss; aber es waren zu viele Ketten. Dann zog das pure Gewicht des Zyklopenbataillons Typhon nach unten. Poseidon warf seinen Dreizack und traf das Monster in die Kehle. Goldenes Blut, unsterbliches Ichor, schoss aus der Wunde und bildete einen Wasserfall, der größer war als ein Wolkenkratzer. Der Dreizack flog zurück in Poseidons Hand.

Die übrigen Götter schlugen mit frischer Kraft zu. Ares stach Typhon in die Nase. Artemis traf das Monster mit einem Dutzend Silberpfeilen ins Auge. Apollo gab eine Salve aus brennenden Pfeilen ab und ließ Typhons Lendenschurz auflodern. Und Zeus warf immer neue Blitze auf den Riesen, bis endlich, langsam, das Wasser stieg und Typhon wie ein Kokon umhüllte und er durch das Gewicht der Ketten nach unten gezogen wurde. Typhon brüllte und schlug so heftig um sich, dass die Wellen die Küste von Jersey trafen und fünfstöckige Gebäude sowie die George Washington Bridge überfluteten. Aber Typhon versank in einen Tunnel, den mein Dad auf dem Grund des Flusses für ihn öffnete – eine endlose Wasserrutsche, die ihn geradewegs in den Tartarus bringen würde. Der Riese ging in einem kochenden Whirlpool unter und war verschwunden.

»BAH!«, schrie Kronos. Er zerfetzte den Rauch mit seinem Schwert und schnitt damit das Bild in Stücke.

»Sie sind auf dem Weg«, sagte ich. »Ihr habt verloren.«

»Ich habe noch nicht einmal richtig angefangen.«

Er kam mit übermenschlicher Geschwindigkeit näher. Grover – ganz der brave, blöde Satyr – versuchte, mich zu beschützen, aber Kronos schleuderte ihn aus dem Weg wie eine Stoffpuppe.

Ich trat zur Seite und fuhr Kronos mit dem Schwert in die Parade. Es war ein guter Trick, aber leider kannte Luke den auch. Er wehrte meinen Schlag ab und entwaffnete mich mit einer der ersten Bewegungen, die er mich je gelehrt hatte. Mein Schwert klapperte über den Boden und verschwand in einem Riss.

»AUFHÖREN!« Aus dem Nirgendwo tauchte Annabeth auf.

Kronos fuhr herum und schlug mit Rückenbeißer zu, aber irgendwie konnte Annabeth den Schlag mit ihrem Messergriff abfangen – das schaffte nur die schnellste und geschickteste Messerkämpferin der Welt. Fragt mich nicht, woher sie die Kraft nahm, aber sie trat dichter an Kronos heran, ihre Klingen kreuzten sich und für einen Moment stand sie dem Titanenherrscher von Angesicht zu Angesicht gegenüber und hielt ihn auf.

»Luke«, sagte sie und knirschte mit den Zähnen. »Ich verstehe es jetzt. Du musst mir vertrauen.«

Kronos brüllte vor Empörung auf. »Luke Castellan ist tot! Sein Körper wird verbrennen, sobald ich meine wahre Gestalt annehme!«

Ich wollte mich bewegen, aber mein Körper war wieder erstarrt. Woher nahm Annabeth, verletzt und halb tot vor Erschöpfung, noch die Kraft, mit einem Titanen wie Kronos zu kämpfen?

Kronos drängte sich gegen sie und versuchte, seine Klinge zu befreien, aber sie hielt ihn in Schach. Ihre Arme zitterten, als er sein Schwert ihrem Hals näherte.

»Deine Mutter«, würgte Annabeth hervor. »Sie hat dein Schicksal vorausgesehen.«

»Dienst an Kronos!«, brüllte der Titan. »Das ist mein Schicksal!«

»Nein!«, beharrte Annabeth. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, aber ich wusste nicht, ob vor Kummer oder Schmerz. »Das ist nicht das Ende, Luke. Die Weissagung. Sie hat gesehen, was du tun wirst. Die Weissagung bezieht sich auf dich.«

»Ich werde dich zermalmen!«, brüllte Kronos.

»Wirst du nicht«, sagte Annabeth. »Das hast du versprochen. Du hältst Kronos ja sogar jetzt noch zurück.«

»GELOGEN!« Kronos drängte sich wieder vor und diesmal verlor Annabeth das Gleichgewicht. Mit seiner freien Hand schlug Kronos ihr ins Gesicht und sie stolperte rückwärts.

Ich nahm all meine Willenskraft zusammen. Irgendwie schaffte ich es aufzustehen, aber es fühlte sich wieder so an, wie das Gewicht des Himmels zu tragen.

Kronos ragte mit erhobenem Schwert über Annabeth auf.

Aus ihrem Mundwinkel rann Blut. Sie würgte hervor: »Wir sind eine Familie, Luke. Das hast du versprochen.«

Ich schleppte mich unter Schmerzen einen Schritt weiter. Grover war wieder auf den Beinen, drüben beim Thron der Hera, aber auch er schien sich kaum bewegen zu können. Ehe wir auch nur in die Nähe von Annabeth gekommen waren, geriet Kronos ins Taumeln.

Er starrte das Messer in Annabeths Hand an, das Blut in ihrem Gesicht. »Versprochen.«

Dann keuchte er, als bekäme er keine Luft. »Annabeth …« Aber es war nicht die Stimme des Titanen, sondern Lukes. Er taumelte vorwärts, als ob er seinen eigenen Körper nicht unter Kontrolle hätte. »Du blutest …«

»Mein Messer.« Annabeth versuchte, ihren Dolch zu heben, aber er fiel ihr klirrend aus der Hand. Ihr Arm war in einem seltsamen Winkel abgeknickt. Sie sah mich flehend an. »Percy, bitte …«

Ich konnte mich wieder bewegen.

Ich sprang vor und hob ihr Messer auf, schlug Luke Rückenbeißer aus der Hand und das Schwert wirbelte in die Feuerstelle. Luke achtete kaum auf mich. Er trat auf Annabeth zu, aber ich schob mich dazwischen.

»Fass sie nicht an«, sagte ich.

Auf seinem Gesicht spiegelte sich Zorn. Kronos’ Stimme knurrte: »Jackson …« Bildete ich mir das ein, oder glühte jetzt sein ganzer Körper, wurde golden?

Er schnappte wieder nach Luft. Dann Lukes Stimme: »Er verändert sich. Hilfe. Er … er ist fast so weit. Er wird meinen Körper nicht mehr brauchen. Bitte …«

»NEIN!«, dröhnte Kronos. Er hielt Ausschau nach seinem Schwert, aber das lag in der Feuerstelle und glühte zwischen den Kohlen.

Er stolperte darauf zu und ich versuchte, ihn aufzuhalten, aber er stieß mich beiseite. Ich landete neben Annabeth und knallte mit dem Kopf gegen den Sockel von Athenes Thron.

»Das Messer, Percy«, murmelte Annabeth. Ihr Atem war flach und schnell. »Seine Seele … verfluchte Klinge …«

Als ich wieder klar sehen konnte, packte Kronos gerade sein Schwert. Dann brüllte er vor Schmerz auf und ließ es fallen. Seine Hände waren verbrannt und rauchten, und das Herdfeuer war jetzt glühend rot, als ob die Waffe sich nicht damit vertrüge. Ich sah in der Asche das Bild der Hestia, die Kronos voller Missbilligung musterte.

Luke drehte sich zu mir um und brach zusammen, seine zerstörten Hände presste er schützend an sich. »Bitte, Percy …«

Ich kam mühsam auf die Beine und ging mit dem Messer auf ihn zu. Ich musste ihn töten. Das sah der Plan vor.

Luke schien meine Gedanken zu erraten. Er befeuchtete sich die Lippen. »Du kannst … kannst es nicht selbst. Er würde meine Kontrolle brechen und sich verteidigen. Nur meine eigene Hand. Ich weiß, wo. Ich kann … kann ihn unter Kontrolle halten.«