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»Schon gut«, sagte sie, als sie in meinen Armen ohnmächtig wurde.

»Sie braucht Hilfe!«, schrie ich.

»Schon zur Stelle.« Apollo trat vor. Seine feurige Rüstung war so leuchtend, dass ich sie kaum anschauen konnte, und seine dazu passende Ray-Ban und sein perfektes Lächeln ließen ihn aussehen wie ein Model für Schlachtausrüstungen. »Gott der Heilkunst, zu euren Diensten.«

Er ließ eine Hand über Annabeths Gesicht gleiten und sprach eine Beschwörungsformel. Sofort verblichen die Schrammen und die Wunden und Narben verschwanden. Ihr Arm wurde gerade und sie seufzte im Schlaf.

Apollo grinste. »In fünf Minuten wird es ihr wieder gut gehen. Gerade Zeit genug, um ein Gedicht über unseren Sieg zu verfassen. ›Apollo und seine Freunde retten den Olymp‹. Gut, was?«

»Danke, Apollo«, sagte ich. »Äh, das mit der Poesie überlasse ich Euch.«

Die nächsten Stunden verschwimmen in meiner Erinnerung. Ich dachte an das Versprechen, das ich meiner Mutter gegeben hatte. Zeus zuckte nicht einmal mit der Wimper, als ich ihm meine seltsame Bitte vortrug. Er schnippte mit den Fingern und teilte mir mit, dass die Spitze des Empire State Building jetzt blau erleuchtet sei. Die meisten Sterblichen würden sich wohl wundern, was das bedeuten sollte, aber meine Mom würde es wissen. Ich hatte überlebt. Der Olymp war gerettet.

Die Götter machten sich daran, den Thronsaal zu reparieren, was überraschend schnell ging, da ja zwölf übernatürliche Wesen am Werk waren. Grover und ich kümmerten uns um die Verwundeten, und als die Himmelsbrücke sich wieder zusammengefügt hatte, begrüßten wir unsere überlebenden Freunde. Die Zyklopen hatten Thalia von der umgekippten Statue befreit. Sie ging an Krücken, aber ansonsten war sie unversehrt. Connor und Travis Stoll hatten nur leichte Verletzungen davongetragen. Sie beteuerten, in der Stadt nicht übermäßig viel geplündert zu haben, und sagten, meinen Eltern gehe es gut, auch wenn sie keinen Zutritt zum Olymp hätten. Mrs O’Leary hatte Chiron aus dem Schutt gegraben und ins Camp gebracht. Die Stolls schienen sich Sorgen um den alten Zentauren zu machen, aber immerhin war er am Leben. Katie Gardner berichtete, sie habe gesehen, wie Rachel Elizabeth Dare am Ende der Schlacht aus dem Empire State Building gerannt war. Rachel hatte unverletzt ausgesehen, aber niemand wusste, wo sie jetzt war, was mir ebenfalls Sorgen machte.

Nico di Angelo wurde wie ein Held empfangen, und sein Vater folgte ihm auf dem Fuße, obwohl Hades den Olymp eigentlich nur zur Wintersonnenwende besuchen durfte. Der Gott der Toten wirkte total verdutzt, als seine Verwandten ihm auf die Schulter klopften. Ich glaube nicht, dass er jemals irgendwo so begeistert empfangen worden war.

Clarisse kam hereinmarschiert, noch immer zitternd nach ihrem Aufenthalt im Eisblock, und Ares brüllte: »Da ist ja meine Kleine!«

Der Gott des Krieges zauste ihr die Haare und schlug ihr auf den Rücken und nannte sie die beste Kriegerin, die er je gesehen hatte. »Den Drakon zu erschlagen? Das ist doch mal was!«

Sie sah ganz schön überwältigt aus. Sie konnte nur nicken und blinzeln, als fürchte sie, er werde sie gleich schlagen, aber irgendwann lächelte sie dann doch.

Hera und Hephaistos gingen an mir vorbei, und obwohl Hephaistos immer noch ein wenig sauer war, weil ich auf seinen Thron gehüpft war, fand er doch, ich hätte »denen mal gezeigt, wo der Hammer hängt«.

Hera schnaubte verächtlich. »Ich denke mal, ich werde dich und diese Kleine doch nicht vernichten.«

»Annabeth hat den Olymp gerettet«, sagte ich ihr. »Sie hat Luke überredet, Kronos aufzuhalten.«

»Hmmm.« Hera rauschte schnaubend davon, aber ich ging davon aus, dass unsere Leben für den Moment nicht in Gefahr waren.

Dionysos’ Kopf war noch immer in einen Verband gewickelt. Er musterte mich von Kopf bis Fuß und sagte: »Na, Percy Jackson. Ich sehe, Pollux hat überlebt, also bist du wohl doch nicht vollständig unfähig. Das kommt alles von meiner Ausbildung.«

»Äh, sehr wohl, Sir«, sagte ich.

Mr D nickte. »Zum Dank für meine Tapferkeit hat Zeus meine Bewährungszeit in diesem Elendscamp halbiert. Jetzt bleiben mir nur noch fünfzig Jahre anstelle von hundert.«

»Fünfzig Jahre, echt?« Ich versuchte, mir vorzustellen, wie ich es mit Dionysos aushalten sollte, bis ich ein alter Mann wäre – falls ich überhaupt so lange lebte.

»Freu dich nicht zu früh, Jackson«, sagte er und mir fiel auf, dass er mich bei meinem richtigen Namen nannte. »Ich habe noch immer vor, dir das Leben zur Hölle zu machen.«

Ich musste lächeln. »Natürlich.«

»Nur, damit wir uns richtig verstehen.« Er machte kehrt und fing an, seinen vom Feuer versengten Thron aus Rebstöcken zu reparieren.

Grover blieb die ganze Zeit an meiner Seite. Ab und zu brach er in Tränen aus. »So viele tote Naturgeister, Percy. So viele!«

Ich legte ihm den Arm um die Schultern und gab ihm einen Stofffetzen, damit er sich die Nase putzen konnte. »Du hast großartige Arbeit geleistet, Mann. Wir werden das hier überleben, und wir werden neue Bäume pflanzen. Wir werden die Parks säubern. Deine Freunde werden in eine bessere Welt wiedergeboren werden.«

Er schniefte verzweifelt. »Ja … sicher. Aber es war so schon schwer genug, sie zum Kampf zu rufen. Ich bin doch noch immer ausgestoßen. Und kaum jemand wollte mir wegen Pan zuhören. Werden sie mir überhaupt je wieder ein Wort glauben? Ich habe sie doch in dieses Gemetzel geführt.«

»Sie werden dir zuhören«, versprach ich. »Weil sie dir wichtig sind. Niemandem ist die Wildnis wichtiger als dir.«

Er versuchte zu lächeln. »Danke, Percy. Ich hoffe … ich hoffe, du weißt, dass ich wirklich stolz darauf bin, dein Freund zu sein.«

Ich streichelte seinen Arm. »In einer Sache hatte Luke Recht. Du bist der tapferste Satyr, der mir je über den Weg gelaufen ist.«

Grover errötete, doch ehe er etwas sagen konnte, ertönten Muschelhörner. Die Armee des Poseidon marschierte in den Thronsaal.

»Percy!«, schrie Tyson. Er kam mit offenen Armen auf mich zugerannt. Zum Glück war er wieder auf normale Größe geschrumpft, deshalb war seine Umarmung wie ein Zusammenstoß mit einem Traktor und nicht wie mit einer ganzen Farm.

»Du bist nicht tot!«, sagte er.

»Stimmt«, sagte ich. »Überraschend, was?«

Er klatschte in die Hände und lachte glücklich. »Ich bin auch nicht tot. Juhu. Wir haben Typhon gefesselt. Das war witzig!«

Hinter ihm lachten und nickten fünfzig weitere Zyklopen in Rüstung und klatschten sich gegenseitig ab.

»Tyson hat uns angeführt«, dröhnte der eine. »Er ist tapfer!«

»Der Tapferste aller Zyklopen«, brüllte ein anderer.

Tyson wurde rot. »Nicht der Rede wert.«

»Ich hab dich gesehen«, sagte ich. »Du warst unglaublich!«

Ich dachte, der arme Grover würde in Ohnmacht fallen. Er hat furchtbare Angst vor Zyklopen. Aber er riss sich zusammen und sagte: »Ja. Äh … ein dreifaches Hurra für Tyson!«

»HURRRRRAAAAAARRRRR!«, brüllten die Zyklopen.

»Bitte, fresst mich nicht«, murmelte Grover, aber ich glaube nicht, dass irgendwer ihn hörte.

Wieder ertönten die Muschelhörner. Die Zyklopen wichen auseinander und mein Vater schritt in den Thronsaal. Er trug seine Rüstung und der Dreizack leuchtete in seinen Händen.

»Tyson!«, brüllte er. »Gut gemacht, mein Sohn. Und Percy …« Sein Gesicht wurde streng. Er drohte mir mit dem Finger und für eine Sekunde fürchtete ich, er würde mir eine scheuern. »Ich verzeihe dir sogar, dass du dich auf meinen Thron gesetzt hast. Du hast den Olymp gerettet!«

Er breitete die Arme aus und umarmte mich. Ich war ein wenig verlegen und mir wurde klar, dass ich meinen Dad noch nie umarmt hatte. Er war warm – wie ein Mensch – und roch nach salzigem Strand und frischer Seeluft.

Als er zurückwich, lächelte er mich freundlich an. Ich muss zugeben, das war ein so gutes Gefühl, dass mir die Tränen kamen. Ich glaube, bis zu diesem Moment hatte ich mir nicht einzugestehen gewagt, wie sehr ich mich die letzten Tage gefürchtet hatte.