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241 «Kampf, den allerhöchsten, der irgend da geschah, Vom Ersten bis zum Letzten, den Jemand nur sah, Hat Siegfried gefochten mit wehrlicher Hand: Er bringt reiche Geisel her in König Gunthers Land.»
242 «Die zwang mit seinen Kräften der streitbare Held, Wovon der König Lüdegast den Schaden nun behält Und vom Sachsenlande sein Bruder Lüdeger. Nun hört meine Märe, viel edle Königin hehr!»
243 «Gefangen hat sie beide Siegfriedens Hand: Nie so mancher Geisel kam in dieses Land, Als nun seine Kühnheit bringt an den Rhein.» Ihr konnten diese Mären nicht willkommener sein.
244 «Man führt der Gesunden fünfhundert oder mehr Und der zum Sterben Wunden, wißt, Königin hehr, Wohl achtzig blutge Bahren her in unser Land: Die hat zumeist verhauen des kühnen Siegfriedes Hand.»
245 «Die uns im Uebermuthe widersagten hier am Rhein, Die müßen nun Gefangene König Gunthers sein; Die bringt man mit Freuden her in dieses Land.» Ihre lichte Farb erblühte, als ihr die Märe ward bekannt.
246 Ihr schönes Antlitz wurde vor Freuden rosenroth, Da lebend war geschieden aus so großer Noth Der waidliche Recke, Siegfried der junge Mann. Sie war auch froh der Freunde und that wohl weislich daran.
247 Die Schöne sprach: «Du machtest mir frohe Mär bekannt: Ich laße dir zum Lohne geben reich Gewand, Und zehn Mark von Golde heiß ich dir tragen.» Drum mag man solche Botschaft reichen Frauen gerne sagen.
248 Man gab ihm zum Lohne das Gold und auch das Kleid. Da trat an die Fenster manche schöne Maid Und schaute nach der Straße, wo man reiten fand Viel hochherzge Degen in der Burgunden Land.
249 Da kamen die Gesunden, der Wunden Schar auch kam: Die mochten grüßen hören von Freunden ohne Scham. Der Wirth ritt seinen Gästen entgegen hocherfreut: Mit Freuden war beendet all sein mächtiges Leid.
250 Da empfieng er wohl die Seinen, die Fremden auch
zugleich, Wie es nicht anders ziemte dem Könige reich, Als denen gütlich danken, die da waren kommen, Daß sie den Sieg mit Ehren im Sturme hatten genommen.
251 Herr Gunther ließ sich Kunde von seinen Freunden sagen, Wer ihm auf der Reise zu Tode wär erschlagen, Da hatt er nicht verloren mehr als sechzig Mann; Die muste man verschmerzen, wie man noch Manchen gethan.
252 Da brachten die Gesunden zerhauen manchen Rand Und viel zerschlagener Helme in König Gunthers Land. Das Volk sprang von den Rossen vor des Königs Saal; Zu liebem Empfange vernahm man fröhlichen Schall.
253 Da gab man Herbergen den Recken in der Stadt. Der König seine Gäste wohl zu verpflegen bat; Die Wunden ließ er hüten und warten fleißiglich. Wohl zeigte seine Milde auch an seinen Feinden sich.
254 Er sprach zu Lüdegeren: «Nun seid mir willkommen! Ich bin zu großem Schaden durch eure Schuld gekommen: Der wird mir nun vergolten, wenn ich das schaffen kann. Gott lohne meinen Freunden: sie haben wohl an mir gethan.»
255 «Wohl mögt ihr ihnen danken,» sprach da Lüdeger, «Solche hohe Geisel gewann kein König mehr. Um ritterlich Gewahrsam bieten wir großes Gut Und bitten, daß ihr gnädiglich an euern Widersachern thut.»
256 «Ich will euch,» sprach er, «Beide ledig laßen gehn; Nur daß meine Feinde hier bei mir bestehn, Dafür verlang ich Bürgschaft, damit sie nicht mein Land Räumen ohne Frieden.» Darauf boten sie die Hand.
257 Man brachte sie zur Ruhe, wo man sie wohl verpflag. Und bald auf guten Betten mancher Wunde lag. Man schenkte den Gesunden Meth und guten Wein; Da konnte das Gesinde nicht wohl fröhlicher sein.
258 Die zerhaunen Schilde man zum Verschluße trug; Blutgefärbter Sättel sah man da genug. Die ließ man verbergen, so weinten nicht die Fraun. Da waren reisemüde viel gute Ritter zu schaun.
259 Seiner Gäste pflegen hieß der König wohl; Von Heimischen und Fremden lag das Land ihm voll; Er ließ die Fährlichwunden gütlich verpflegen: Wie hart war darnieder nun ihr Uebermuth gelegen!
260 Die Arzneikunst wusten, denen bot man reichen Sold, Silber ungewogen, dazu das lichte Gold, Wenn sie die Helden heilten nach des Streites Noth. Dazu viel große Gaben der König seinen Gästen bot.
261 Wer wieder heimzureisen sann in seinem Muth, Den bat man noch zu bleiben, wie man mit Freunden thut. Der König gieng zu Rathe, wie er lohne seinem Lehn: Durch sie war sein Wille nach allen Ehren geschehn.
262 Da sprach der König Gernot: «Laßt sie jetzt hindann; Ueber sechs Wochen, das kündigt ihnen an, Sollten sie wiederkehren zu einem Hofgelag: Heil ist dann wohl Mancher, der jetzt schwer verwundet lag.»
263 Da bat auch um Urlaub Siegfried von Niederland. Als dem König Gunther sein Wille ward bekannt, Bat er ihn gar minniglich, noch bei ihm zu bestehn; Wenn nicht um seine Schwester, so wär es nimmer geschehn.
264 Dazu war er zu mächtig, daß man ihm böte Sold, So sehr er es verdiente. Der König war ihm hold Und all seine Freunde, die das mit angesehn, Was da von seinen Händen war im Streite geschehn.
265 Er dachte noch zu bleiben um die schöne Maid; Vielleicht, daß er sie sähe. Das geschah auch nach der Zeit: Wohl nach seinem Wunsche ward sie ihm bekannt. Dann ritt er reich an Freuden heim in seines Vaters Land.
266 Der Wirth bat alle Tage des Ritterspiels zu pflegen; Das that mit gutem Willen mancher junge Degen. Auch ließ er Sitz’ errichten vor Worms an dem Strand Für Die da kommen sollten in der Burgunden Land.
267 Nun hatt auch in den Tagen, als sie sollten kommen, Kriemhild die schöne die Märe wohl vernommen, Er stell ein Hofgelage mit lieben Freunden an. Da dachten schöne Frauen mit großem Fleiße daran,