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775 Da sprach wieder Gere von Burgundenland: "Eure Mutter Ute hat euch sehr gemahnt Mit Gernot und Geiselher, ihr sollt es nicht versagen. Daß ihr so ferne wohnet, hör ich sie täglich beklagen.
776 "Brunhild meine Herrin und ihre Mägdelein Freuen sich der Kunde, und könnt es jemals sein, Daß sie euch wiedersähen, ihnen schuf es hohen Muth." Da dauchten diese Mären die schöne Kriemhilde gut.
777 Gere war ihr Vetter: der Wirth ihn sitzen hieß; Den Gästen hieß er schenken, nicht länger man das ließ. Da kam dazu auch Siegmund: als der die Boten sah, Freundlich sprach der König zu den Burgunden da:
778 "Willkommen uns, ihr Recken in König Gunthers Lehn. Da sich Kriemhilden zum Weibe hat ersehn Mein Sohn Siegfried, man sollt euch öfter schaun In diesem Lande, dürften wir bei euch auf Freundschaft vertraun.
779 Sie sprachen: Wenn er wolle, sie würden gerne kommen. Ihnen ward mit Freuden die Müdigkeit benommen. Man hieß die Boten sitzen; Speise man ihnen trug: Deren schuf da Siegfried den lieben Gästen genug.
780 Sie musten da verweilen volle neun Tage. Darob erhoben endlich die schnellen Ritter Klage, Daß sie nicht wieder reiten durften in ihr Land. Da hatt auch König Siegfried zu seinen Freunden gesandt:
781 Er fragte, was sie riethen: er solle nach dem Rhein. "Es ließ mich entbieten Gunther der Schwager mein, Er und seine Brüder, zu einer Lustbarkeit: Ich möcht ihm gerne kommen, liegt gleich sein Land mir so weit.
782 "Sie bitten Kriemhilden, mit mir zu ziehn. Nun rathet, liebe Freunde, wie kommen wir dahin? Und sollt ich Heerfahrten durch dreißig Herren Land, Gern dienstbereit erwiese sich ihnen Siegfriedens Hand."
783 Da sprachen seine Recken: "Steht euch zur Fahrt der Muth Nach dem Hofgelage, wir rathen, was ihr thut: Ihr sollt mit tausend Recken reiten an den Rhein: So mögt ihr wohl mit Ehren bei den Burgunden sein."
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Da sprach von Niederlanden der König Siegmund:
"Wollt ihr zum Hofgelage, was thut ihr mirs nicht kund? Ich will mit euch reiten, wenn ihrs zufrieden seid; Hundert Degen führ ich, damit mehr ich eur Geleit."
785 "Wollt ihr mit uns reiten, lieber Vater mein," Sprach der kühne Siegfried, "des will ich fröhlich sein. Binnen zwölf Tagen räum ich unser Land." Die sie begleiten sollten, denen gab man Ross’ und Gewand.
786 Als dem edeln König zur Reise stand der Muth, Da ließ man wieder reiten die schnellen Degen gut. Seiner Frauen Brüdern entbot er an den Rhein, Daß er gerne wolle bei ihrem Hofgelage sein.
787 Siegfried und Kriemhild, so hörten wir sagen, Beschenkten so die Boten, es mochten es nicht tragen Die Pferde nach der Heimat: er war ein reicher Mann. Ihre starken Säumer trieb man zur Reise fröhlich an.
788 Da schuf dem Volke Kleider Siegfried und Siegemund. Eckewart der Markgraf ließ da gleich zur Stund Frauenkleider suchen, die besten, die man fand Und irgend mocht erwerben in Siegfriedens ganzem Land.
789 Die Sättel und die Schilde man da bereiten ließ. Den Rittern und den Frauen, die er sich folgen hieß, Gab man, was sie wollten; nichts gebrach daran. Er brachte seinen Freunden manchen herrlichen Mann.
790 Nun wandten sich die Boten zurück und eilten sehr. Da kam zu den Burgunden Gere, der Degen hehr, Und wurde schön empfangen: sie schwangen sich zu Thal Von Rossen und von Mähren dort vor König Gunthers Saal.
791 Die Jungen und die Alten kamen, wie man thut, Und fragten nach der Märe. Da sprach der Ritter gut: "Wenn ichs dem König sage, wird es auch euch bekannt." Er gieng mit den Gesellen dahin, wo er Gunthern fand.
792 Der König vor Freude von dem Seßel sprang; Daß sie so bald gekommen, sagt’ ihnen Dank Brunhild die Schöne. Zu den Boten sprach er da: "Wie gehabt sich Siegfried, von dem mir Liebe viel geschah?"
793 Da sprach der kühne Gere: "Er ward vor Freuden roth, Er und eure Schwester. So holde Mär entbot Seinen Freunden nimmer noch zuvor ein Mann, Als euch der edle Siegfried und sein Vater hat gethan."
794 Da sprach zum Markgrafen des reichen Königs Weib: "Nun sagt mir, kommt uns Kriemhild? Hat noch ihr schöner Leib Die hohe Zier behalten, deren sie mochte pflegen?" Er sprach: "Sie kommen beide; mit ihnen mancher kühne Degen."
795 Ute ließ die Boten alsbald vor sich gehn. Da wars an ihrem Fragen leichtlich zu verstehn, Was sie zu wißen wünsche: "War Kriemhild noch wohlauf?" Er gab Bescheid, sie kam auch nach kurzer Tage Verlauf.
796 Da blieb auch nicht verhohlen am Hof der Botensold, Den ihnen Siegfried schenkte, die Kleider und das Gold: Die ließ man alle schaun in der drei Fürsten Lehn. Da musten sie ihm Ehre wohl für Milde zugestehn.
797 "Er mag," sprach da Hagen, "mit vollen Händen geben: Er könnt es nicht verschwenden, und sollt er ewig leben. Den Hort der Nibelungen beschließt des Königs Hand; Hei! daß er jemals käme her in der Burgunden Land!"
798 Da freuten sich die Degen am Hof im Voraus, Daß sie kommen sollten. Beflißen überaus Sah man spät und frühe Die in der Könge Lehn. Welch herrlich Gestühle ließ man vor der Burg erstehn!
799 Hunold der kühne und Sindold der Degen Hatten wenig Muße: des Amtes muste pflegen Truchseß auch und Schenke und richten manche Bank; Auch Ortwein war behülflich: des sagt’ ihnen Gunther Dank.
800 Rumold der Küchenmeister, wie herrscht’ er in der Zeit Ob seinen Unterthanen, gar manchem Keßel weit, Häfen und Pfannen; hei! was man deren fand! Denen ward da Kost bereitet, die da kamen in das Land.
801 Der Frauen Arbeiten waren auch nicht klein: Sie bereiteten die Kleider, darauf manch edler Stein, Des Stralen ferne glänzten, gewirkt war in das Gold; Wenn sie die anlegten, ward ihnen Männiglich hold.