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1041 Da sank sie zur Erden, kein Wort mehr sprach sie da; Die schöne Freudenlose man da liegen sah. Kriemhildens Jammer wurde groß und voll; Sie schrie nach der Ohnmacht, daß all die Kammer erscholl.
1042 Da sprach ihr Gesinde: "Es kann ein Fremder sein." Das Blut ihr aus dem Munde brach vor Herzenspein. "Nein, es ist Siegfried, mein geliebter Mann: Brunhild hats gerathen und Hagen hat es gethan."
1043 Sie ließ sich hingeleiten, wo sie den Helden fand; Sein schönes Haupt erhob sie mit ihrer weißen Hand. So roth er war von Blute, sie hat ihn gleich erkannt: Da lag zu großem Jammer der Held von Nibelungenland.
1044 Da rief in Jammerlauten die Königin mild: "O weh mir dieses Leides! Nun ist dir doch dein Schild Mit Schwertern nicht verhauen! dich fällte Meuchelmord. Und wüst ich, wer der Thäter wär, ich wollt es rächen immerfort."
1045 All ihr Ingesinde klagte laut und schrie Mit seiner lieben Frauen; heftig schmerzte sie Ihr edler Herr und König, den sie da sahn verlorn. Gar übel hatte Hagen gerochen Brunhildens Zorn.
1046 Da sprach die Jammerhafte: "Nun soll Einer gehn Und mir in Eile wecken Die in Siegfrieds Lehn Und soll auch Siegmunden meinen Jammer sagen, Ob er mir helfen wolle den kühnen Siegfried beklagen."
1047 Da lief dahin ein Bote, wo er sie liegen fand, Siegfriedens Helden von Nibelungenland. Mit den leiden Mären die Freud er ihnen nahm; Sie wollten es nicht glauben, bis man das Weinen vernahm.
1048 Auch kam dahin der Bote, wo der König lag. Siegmund der Herre keines Schlafes pflag, Als ob das Herz ihm sagte, was ihm wär geschehn, Er sollte seinen lieben Sohn lebend nimmer wiedersehn.
1049 "Wacht auf, König Siegmund, mich hieß nach euch gehn Kriemhild, meine Herrin; der ist ein Leid geschehn, Das ihr vor allem Leide wohl das Herz versehrt; Das sollt ihr klagen helfen, da es auch euch widerfährt."
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Auf richtete sich Siegmund und sprach: "Was beklagt
Denn die schöne Kriemhild, wie du mir hast gesagt?" Der Bote sprach mit Weinen: "Sie hat wohl Grund zu klagen Es liegt von Niederlanden der kühne Siegfried erschlagen."
1051 Da sprach König Siegmund: "Laßt das Scherzen sein Mit so böser Märe von dem Sohne mein Und sagt es Niemand wieder, daß er sei erschlagen, Denn ich könnt ihn nie genug bis an mein Ende beklagen."
1052 "Und wollt ihr nicht glauben, was ihr mich höret sagen, So vernehmet selber Kriemhilden klagen Und all ihr Ingesinde um Siegfriedens Tod." Wie erschrak da Siegmund: es schuf ihm wahrhafte Noth.
1053 Mit hundert seiner Mannen er von dem Bette sprang. Sie zuckten zu den Händen die scharfen Waffen lang Und liefen zu dem Wehruf jammersvoll heran. Da kamen tausend Recken, dem kühnen Siegfried unterthan.
1054 Als sie so jämmerlich die Frauen hörten klagen, Da kam Vielen erst in Sinn, sie müsten Kleider tragen. Wohl mochten sie vor Schmerzen des Sinnes Macht nicht haben: Es lag in ihrem Herzen große Schwere begraben.
1055 Da kam der König Siegmund hin, wo er Kriemhild fand. Er sprach: "O weh der Reise hierher in dieses Land! Wer hat euch euern Gatten, wer hat mir mein Kind So mordlich entrißen, da wir bei guten Freunden sind?"
1056 "Ja, kennt ich Den," versetzte die edle Königin, "Hold würd ihm nimmer mein Herz noch mein Sinn: Ich rieth’ ihm so zum Leide, daß all die Freunde sein Mit Jammer weinen müsten, glaubt mir, von wegen mein."
1057 Siegmund mit Armen den Fürsten umschloß; Da ward von seinen Freunden der Jammer also groß, Daß von dem lauten Wehruf Palas und Saal Und Worms die weite Veste rings erscholl im Widerhall.
1058 Da konnte Niemand trösten Siegfriedens Weib, Man zog aus den Kleidern seinen schönen Leib, Wusch ihm seine Wunde und legt’ ihn auf die Bahr; Allen seinen Leuten wie weh vor Jammer da war!
1059 Es sprachen seine Recken aus Nibelungenland: "Immer ihn zu rächen bereit ist unsre Hand. Er ist in diesem Hause, von dem es ist geschehn." Da eilten sich zu waffnen die Degen in Siegfrieds Lehn.
1060 Die Auserwählten kamen in ihrer Schilde Wehr, Elfhundert Recken; die hatt in seinem Heer Siegmund der König: seines Sohnes Tod Hätt er gern gerochen, wie ihm die Treue gebot.
1061 Sie wusten nicht, wen sollten sie im Streit bestehn, Wenn es nicht Gunther wäre und Die in seinem Lehn, Die zur Jagd mit Siegfried geritten jenen Tag. Kriemhild sah sie gewaffnet: das schuf ihr großes Ungemach.
1062 Wie stark auch ihr Jammer, wie groß war ihre Noth, Sie besorgte doch so heftig der Nibelungen Tod Von ihrer Brüder Mannen, daß sie dawider sprach: Sie warnte sie in Liebe, wie immer Freund mit Freunden pflag.
1063 Da sprach die Jammerreiche: "Herr König Siegmund, Was wollt ihr beginnen? Euch ist wohl nicht kund, Es hat der König Gunther so manchen kühnen Mann: Ihr wollt euch all verderben, greift ihr solche Recken an."
1064 Mit auferhobnen Schilden that ihnen Streiten Noth. Die edle Königstochter bat und gebot, Daß es meiden sollten die Recken allbereit. Daß sie’s nicht laßen wollten, das war ein grimmiges Leid.
1065 Sie sprach: "Herr König Siegmund, steht damit noch an, Bis es sich beßer fügte: so will ich meinen Mann Euch immer rächen helfen. Der mir ihn hat benommen, Wird es mir bewiesen, es muß ihm noch zu Schaden kommen.
1066 "Es sind der Uebermüthigen hier am Rhein so viel, Daß ich euch zum Streite jetzt nicht rathen wilclass="underline" Sie haben wider Einen immer dreißig Mann; Laß ihnen Gott gelingen, wie sie uns haben gethan.
1067 "Bleibt hier im Hause und tragt mit mir das Leid, Bis es beginnt zu tagen, ihr Helden allbereit: Dann helft ihr mir besargen meinen lieben Mann." Da sprachen die Degen: "Liebe Frau, das sei gethan."