Выбрать главу
1147 Sie sprach: "Ich muß ihn grüßen, ihr liegt zu sehr mir an. Von euch ist’s große Sünde: Gunther hat mir gethan So viel Herzeleides ganz ohne meine Schuld: Mein Mund schenkt ihm Verzeihung, mein Herz ihm nimmer die Huld."
1148 "Hernach wird es beßer," ihre Freunde sprachen so. "Wenn ers zu Wege brächte, daß wir sie sähen froh!" "Er mags ihr wohl vergüten," sprach da Gernot. Da sprach die Jammersreiche: "Seht, nun leist ich eur Gebot:
1149 "Ich will den König grüßen." Als er das vernahm, Mit seinen besten Freunden der König zu ihr kam. Da getraute Hagen sich nicht, zu ihr zu gehn: Er kannte seine Schuld wohclass="underline" ihr war Leid von ihm geschehn.
1150 Als sie verschmerzen wollte auf Gunther den Haß, Daß er sie küssen sollte, wohl ziemte sich ihm das. Wär ihr mit seinem Willen so leid nicht geschehn, So dürft er dreisten Muthes immer zu Kriemhilden gehn.
1151 Es ward mit so viel Thränen nie eine Sühne mehr Gestiftet unter Freunden. Sie schmerzt’ ihr Schade sehr. Doch verzieh sie allen bis auf den Einen Mann: Niemand hätt ihn erschlagen, hätt es Hagen nicht gethan.
1152 Nun währt’ es nicht mehr lange, so stellten sie es an, Daß die Königstochter den großen Hort gewann Vom Nibelungenlande und bracht ihn an den Rhein: Ihre Morgengabe war es und must ihr billig eigen sein.
1153 Nach diesem fuhr da Geiselher und auch Gernot. Achtzighundert Mannen Frau Kriemhild gebot, Daß sie ihn holen sollten, wo er verborgen lag Und sein der Degen Alberich mit seinen besten Freunden pflag.
1154 Als man des Schatzes willen vom Rhein sie kommen sah, Alberich der kühne sprach zu den Freunden da: "Wir dürfen ihr wohl billig den Hort nicht entziehn, Da sein als Morgengabe heischt die edle Künigin.
1155 "Dennoch sollt es nimmer," sprach Alberich, "geschehn, Müsten wir nicht leider uns verloren sehn Die gute Tarnkappe mit Siegfried zumal, Die immer hat getragen der schönen Kriemhild Gemahl.
1156 "Nun ist es Siegfrieden leider schlimm bekommen, Daß die Tarnkappe der Held uns hat genommen, Und daß ihm dienen muste all dieses Land." Da gieng dahin der Kämmerer, wo er die Schlüßel liegen fand.
1157 Da standen vor dem Berge, die Kriemhild gesandt, Und mancher ihrer Freunde: man ließ den Schatz zur Hand Zu dem Meere bringen an die Schiffelein Und führt’ ihn auf den Wellen bis zu Berg in den Rhein.
1158 Nun mögt ihr von dem Horte Wunder hören sagen: Zwölf Leiterwagen konnten ihn kaum von dannen tragen In vier Tag und Nächten aus des Berges Schacht, Hätten sie des Tages den Weg auch dreimal gemacht.
1159 Es war auch nichts anders als Gestein und Gold. Und hätte man die ganze Welt erkauft mit diesem Gold, Um keine Mark vermindern möcht es seinen Werth. Wahrlich Hagen hatte nicht ohne Grund sein begehrt.
1160 Der Wunsch lag darunter, ein golden Rüthelein: Wer es hätt erkundet, der möchte Meister sein Auf der weiten Erde wohl über jeden Mann. Von Albrichs Freunden zogen mit Gernot Viele hinan.
1161 Als Gernot der Degen und der junge Geiselher Des Horts sich unterwanden, da wurden sie auch Herr Des Landes und der Burgen und der Recken wohlgestalt: Die musten ihnen dienen zumal durch Furcht und Gewalt.
1162 Als sie den Hort gewannen in König Gunthers Land, Und sich darob die Königin der Herrschaft unterwand, Kammern und Thürme die wurden voll getragen; Man hörte nie von Schätzen so große Wunder wieder sagen.
1163 Und wären auch die Schätze noch größer tausendmal, Und wär der edle Siegfried erstanden von dem Fall, Gern wäre bei ihm Kriemhild geblieben hemdebloß. Nie war zu einem Helden eines Weibes Treue so groß.
1164 Als sie den Hort nun hatte, da brachte sie ins Land Viel der fremden Recken; wohl gab der Frauen Hand, Daß man so große Milde nie zuvor gesehn. Sie übte hohe Güte: das muste man ihr zugestehn.
1165 Den Armen und den Reichen zu geben sie begann. Hagen sprach zum König: "Läßt man sie so fortan Noch eine Weile schalten, so wird sie in ihr Lehn So manchen Degen bringen, daß es uns übel muß ergehn."
1166 Da sprach König Gunther: "Ihr gehört das Gut: Wie darf ich mich drum kümmern, was sie mit ihm thut? Ich konnt es kaum erlangen, daß sie mir wurde hold; Nicht frag ich, wie sie theilet ihr Gestein und rohes Gold."
1167 Hagen sprach zum König: "Es vertraut ein kluger Mann Doch solche Schätze billig keiner Frauen an: Sie bringt es mit Gaben wohl noch an den Tag, Da es sehr gereuen die kühnen Burgunden mag."
1168 Da sprach König Gunther: "Ich schwur ihr einen Eid, Daß ich ihr nie wieder fügen wollt ein Leid, Und will es künftig meiden: sie ist die Schwester mein." Da sprach wieder Hagen: "Laßt mich den Schuldigen sein."
1169 Sie nahmen ihre Eide meistens schlecht in Hut: Da raubten sie der Witwe das mächtige Gut. Hagen aller Schlüßel dazu sich unterwand. Ihr Bruder Gernot zürnte, als ihm das wurde bekannt.
1170 Da sprach der junge Geiselher: "Viel Leides ist geschehn Von Hagen meiner Schwester: dem sollt ich widerstehn: Wär er nicht mein Blutsfreund, es gieng’ ihm an den Leib." Wieder neues Weinen begann da Siegfriedens Weib.
1171 Da sprach König Gernot: "Eh wir solche Pein Um dieses Gold erlitten, wir solltens in den Rhein All versenken laßen: so gehört’ es Niemand an." Sie kam mit Klaggebärde da zu Geiselher heran.
1172 Sie sprach: "Lieber Bruder, du sollst gedenken mein, Lebens und Gutes sollst du ein Vogt mir sein." Da sprach er zu der Schwester: "Gewiss, es soll geschehn, Wenn wir wiederkommen: eine Fahrt ist zu bestehn."