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665 Da saßen in den Fenstern die schönen Mägdelein. Sie sahen vor sich leuchten manches Schildes Schein. Nun hatte sich der König getrennt von seinem Lehn: Was man beginnen mochte, er ließ es trauernd geschehn.
666 Ihm und Siegfrieden ungleich stand der Muth: Wohl wuste, was ihm fehlte, der edle Ritter gut. Da gieng er zu dem König, zu fragen er begann: "Wie ists euch gelungen die Nacht, das saget mir an."
667 Da sprach der Wirth zum Gaste: "Den Schimpf und den Schaden Hab ich an meiner Frauen in mein Haus geladen. Ich wähnte sie zu minnen, wie schnell sie mich da band! Zu einem Nagel trug sie mich und hieng mich hoch an die Wand.
668 "Da hieng ich sehr in Aengsten die Nacht bis an den Tag. Eh sie mich wieder löste, wie sanft sie da lag! Das sei dir in der Stille geklagt in Freundlichkeit." Da sprach der starke Siegfried: "Das ist in Wahrheit mir leid.
669 "Das will ich euch beweisen, verschmerzt ihr den Verdruß. Ich schaffe, daß sie heute Nacht so nah euch liegen muß, Daß sie euch ihre Minne nicht länger vorenthält." Die Rede hörte gerne nach seinem Leide der Held.
670 "Nun schau meine Hände, wie die geschwollen sind: Die drückte sie so mächtig, als wär ich ein Kind, Daß Blut mir allenthalben aus den Nägeln drang. Ich hegte keinen Zweifel, mein Leben währe nicht lang."
671 Da sprach der starke Siegfried: "Es wird noch Alles gut. Uns Beiden war wohl ungleich heute Nacht zu Muth. Mir ist deine Schwester wie Leben lieb und Leib! So muß nun auch Frau Brunhild noch heute werden dein Weib.
672 "Ich komme heut Abend zu deinem Kämmerlein Also wohl verborgen in der Tarnkappe mein, Daß sich meiner Künste Niemand mag versehn. Laß dann die Kämmerlinge zu ihren Herbergen gehn:
673 "So lesch ich den Knappen die Lichter an der Hand: Bei diesem Wahrzeichen sei dir bekannt, Daß ich hereingetreten. Wohl zwing ich dir dein Weib, Daß du sie heute minnest, ich verlör’ denn Leben und Leib."
674 "Wenn du sie nicht minnest," der König sprach da so, "Meine liebe Fraue: des Andern bin ich froh; Was du auch thust und nähmst du Leben ihr und Leib, Das wollt ich wohl verschmerzen: sie ist ein schreckliches Weib."
675 "Das nehm ich," sprach da Siegfried, "auf die Treue mein, Daß ich sie nicht berühre; die liebe Schwester dein Geht mir über alle, die ich jemals sah." Wohl glaubte König Gunther der Rede Siegfriedens da.
676 Da gabs von Ritterspielen Freude so wie Noth. Den Buhurd und das Lärmen man allzumal verbot. Als die Frauen sollten nach dem Saale gehn, Geboten Kämmerlinge den Leuten, nicht im Weg zu stehn.
677 Von Rossen und von Leuten räumte man den Hof. Der Frauen Jedwede führt’ ein Bischof, Als sie vor den Königen zu Tische sollten gehn. Ihnen folgten zu den Stühlen viel der Degen ausersehn.
678 Bei seinem Weib der König in froher Hoffnung saß: Was Siegfried ihm verheißen, im Sinne lag ihm das. Der eine Tag ihn dauchte wohl dreißig Tage lang: Nach Brunhildens Minne all sein Denken ihm rang.
679 Er konnt es kaum erwarten, bis vorbei das Mahl. Brunhild die schöne rief man aus dem Saal Und auch Kriemhilden: sie sollten schlafen gehn: Hei! was man kühner Degen sah vor den Königinnen stehn!
680 Siegfried der Herre gar minniglich saß Bei seinem schönen Weibe mit Freuden ohne Haß. Sie kos’te seine Hände mit ihrer weißen Hand, Bis er ihr vor den Augen, sie wuste nicht wie, verschwand.
681 Da sie mit ihm spielte und sie ihn nicht mehr sah, Zu seinem Ingesinde sprach die Königin da: "Mich wundert sehr, wo ist doch der König hingekommen? Wer hat seine Hände mir aus den meinen genommen?"
682 Sie ließ die Rede bleiben. Da eilt’ er hinzugehn, Wo er die Kämmerlinge fand mit Lichtern stehn: Die lescht’ er unversehens den Knappen an der Hand: Daß es Siegfried wäre, das war da Gunthern bekannt.
683 Wohl wust er, was er wolle: er ließ von dannen gehn Mägdelein und Frauen. Als das war geschehn, Der edle König selber verschloß der Kammer Thür: Starker Riegel zweie die warf er eilends dafür.
684 Hinterm Bettvorhange barg er der Kerzen Licht. Ein Spiel sogleich begannen, vermeiden ließ sichs nicht, Siegfried der starke und die schöne Maid: Das war dem König Gunther beides lieb und auch leid.
685 Da legte sich Siegfried der Königin bei. Sie sprach: "Nun laßt es, Gunther, wie lieb es euch auch sei, Daß ihr nicht Noth erleidet heute so wie eh: Oder euch geschieht hier von meinen Händen wieder Weh."
686 Er hehlte seine Stimme, kein Wörtlein sprach er da. Wohl hörte König Gunther, obgleich er sie nicht sah, Daß Heimliches von Beiden wenig geschehen sei; Nicht viel bequeme Ruhe im Bette fanden die Zwei.
687 Er stellte sich, als wär er Gunther der König reich; Er umschloß mit Armen das Mägdlein ohne Gleich. Sie warf ihn aus dem Bette dabei auf eine Bank, Daß laut an einem Schemel ihm das Haupt davon erklang.
688 Wieder auf mit Kräften sprang der kühne Mann, Es beßer zu versuchen: wie er das begann, Daß er sie zwingen wollte, da widerfuhr ihm Weh. Ich glaube nicht, daß solche Wehr von Frauen je wieder gescheh.
689 Da ers nicht laßen wollte, das Mägdlein aufsprang: "Euch ziemt nicht zu zerraufen mein Hemd also blank. Ihr seid ungezogen: das wird euch noch leid. Des bring ich euch wohl inne," sprach die waidliche Maid.
690 Sie umschloß mit den Armen den theuerlichen Degen Und wollt ihn auch in Bande wie den König legen, Daß sie im Bette läge mit Gemächlichkeit. Wie grimmig sie das rächte, daß er zerzerret ihr Kleid!
691 Was half ihm da die Stärke, was seine große Kraft? Sie erwies dem Degen ihres Leibes Meisterschaft. Sie trug ihn übermächtig, das muste nur so sein, Und drückt ihn ungefüge bei dem Bett an einen Schrein.
692 "O weh," gedacht er, "soll ich Leben nun und Leib Von einer Maid verlieren, so mag jedes Weib In allen künftgen Zeiten tragen Frevelmuth Dem Mann gegenüber, die es sonst wohl nimmer thut."
693 Der König hörte Alles; er bangte für den Mann. Da schämte sich Siegfried, zu zürnen fieng er an. Mit ungefügen Kräften ihr widersetzt’ er sich Und versuchte seine Stärke an Brunhilden ängstiglich.
694 Wie sie ihn niederdrückte, sein Zorn erzwang es noch Und seine starken Kräfte, daß ihr zum Trotz er doch Sich aufrichten konnte; seine Angst war groß. Sie gaben in der Kammer sich her und hin manchen Stoß.
695 Auch litt König Gunther Sorgen und Beschwer: Er muste manchmal flüchten vor ihnen hin und her. Sie rangen so gewaltig, daß es Wunder nahm, Wie Eins vor dem Andern mit dem Leben noch entkam.
696 Den König Gunther ängstigte beiderseits die Noth; Doch fürchtet’ er am meisten Siegfriedens Tod. Wohl hätte sie dem Degen das Leben schier benommen: Dürft er nur, er wär ihm gern zu Hülfe gekommen.
697 Gar lange zwischen Beiden dauerte der Streit; Da bracht er an das Bette zuletzt zurück die Maid: Wie sehr sie sich auch wehrte, die Wehr ward endlich schwach. Gunther in seinen Sorgen hieng mancherlei Gedanken nach.
698 Es währte lang dem König, bis Siegfried sie bezwang. Sie drückte seine Hände, daß aus den Nägeln sprung Das Blut von ihren Kräften; das war dem Helden leid. Da zwang er zu verläugnen diese herrliche Maid
699 Den ungestümen Willen, den sie erst dargethan. Alles vernahm der König, doch hört ers schweigend an. Er drückte sie ans Bette, daß sie aufschrie laut: Des starken Siegfrieds Kräfte schmerzten übel die Braut.
700 Da griff sie nach der Hüfte, wo sie die Borte fand, Und dacht’ ihn zu binden: doch wehrt’ es seine Hand, Daß ihr die Glieder krachten, dazu der ganze Leib. Da war der Streit zu Ende: da wurde sie Gunthers Weib.
701 Sie sprach: "Edler König, nimm mir das Leben nicht: Was ich dir that zu Leide, vergüt ich dir nach Pflicht. Ich wehre mich nicht wieder der edeln Minne dein: Ich hab es wohl erfahren, daß du magst Frauen Meister sein."
702 Aufstand da Siegfried, liegen blieb die Maid, Als dächt er abzuwerfen eben nur das Kleid. Er zog ihr vom Finger ein Ringlein von Gold, Daß es nicht gewahrte die edle Königin hold,
703 Auch nahm er ihren Gürtel, eine Borte gut. Ich weiß nicht, geschah es aus hohem Uebermuth. Er gab ihn seinem Weibe: das ward ihm später leid. Da lagen bei einander der König und die schöne Maid.
704 Er pflag der Frauen minniglich, wie es geziemend war: Scham und Zorn verschmerzen muste sie da gar. Von seinen Heimlichkeiten ihre lichte Farb erblich. Hei! wie von der Minne die große Kraft ihr entwich!
705 Da war auch sie nicht stärker als ein ander Weib. Minniglich umfieng er ihren schönen Leib; Wenn sie noch widerstände, was könnt es sie verfahn? Das hatt ihr Alles Gunther mit seinem Minnen gethan.
706 Wie minniglich der Degen da bei der Frauen lag In freundlicher Liebe bis an den lichten Tag! Inzwischen war Herr Siegfried längst schon hindann: Da ward er wohl empfangen von einer Frauen wohlgethan.
707 Er wich allen Fragen aus, die sie erdacht, Und hehlt’ ihr noch lang, was er mitgebracht, Bis er daheim das Kleinod ihr doch am Ende gab: Das brachte viel der Degen mit ihm selber ins Grab.
708 Dem Wirth am andern Morgen viel höher stand der Muth, Als am ersten Tage: da ward die Freude gut In allen seinen Landen bei manchem edeln Mann. Die er zu Hof geladen, denen ward viel Dienst gethan.
709 Vierzehn Tage währte diese Lustbarkeit, Daß sich der Schall nicht legte in so langer Zeit Von aller Lust und Kurzweil, die man erdenken mag. Wohl verwandte hohe Kosten der König bei dem Hofgelag.
710 Des edeln Wirthes Freunde, wie es der Herr gewollt, Verschenkten ihm zu Ehren Kleider und rothes Gold, Silber auch und Rosse an manchen fremden Mann. Die gerne Gaben nahmen, die schieden fröhlich hindann.
711 Auch der kühne Siegfried aus dem Niederland Mit seinen tausend Mannen all das Gewand, Das sie gebracht zum Rheine, ward ganz dahin gegeben, Schöne Ross’ und Sätteclass="underline" sie wusten herrlich zu leben.
712 Bevor die reiche Gabe noch alle war verwandt, Schon daucht es die zu lange, die wollten in ihr Land. Nie sah man ein Gesinde mehr so wohl verpflegen. So endete die Hochzeit: da schied von dannen mancher Degen.

Abenteuer 11

Wie Siegfried mit seinem Weibe heimkehrte

713 Als die Gäste waren gefahren all davon, Da sprach zu dem Gesinde König Siegmunds Sohn: "Wir wollen auch uns rüsten zur Fahrt in unser Land." Lieb ward es seinem Weibe, als ihr die Märe ward bekannt.
714 Sie sprach zu ihrem Manne: "Wann sollen wir nun fahren? So sehr damit zu eilen will ich mich bewahren: Erst sollen mit mir theilen meine Brüder dieses Land." Leid war es Siegfrieden, als ers an Kriemhilden fand.
715 Die Fürsten giengen zu ihm und sprachen alle drei: "Wißt nun, Herr Siegfried, daß euch immer sei Unser Dienst mit Treue bereit bis in den Tod." Er neigte sich den Herren, da mans so wohl ihm erbot.
716 "Wir wolln auch mit euch theilen," sprach Geiselher das Kind, "Das Land und die Burgen, die unser eigen sind, Und was der weiten Reiche uns ist unterthan; Ihr empfangt mit Kriemhild euer volles Theil daran."
717 Der Sohn König Siegmunds sprach zu den Fürsten da, Als er den guten Willen der Herren hört und sah: "Gott laß euch euer Erbe gesegnet immer sein Und auch die Leute drinnen: es mag die liebe Fraue mein
718 "Des Theils wohl entrathen, den ihr ihr wolltet geben: Wo sie soll Krone tragen, mögen wirs erleben, Da muß sie reicher werden, als wer ist auf der Welt. Was ihr sonst gebietet, ich bin euch dienstlich gesellt."
719 Da sprach aber Kriemhild: "Wenn ihr mein Land verschmäht, Um die Burgundendegen es so gering nicht fleht; Die mag ein König gerne führen in sein Land: Wohl soll sie mit mir theilen meiner lieben Brüder Hand."
720 Da sprach König Gernot: "Nimm, die du willst, mit dir. Die gerne mit dir reiten, du findest Viele hier. Von dreißighundert Recken nimm dir tausend Mann Zu deinem Hausgesinde." Kriemhild zu senden begann
721 Nach Hagen von Tronje und nach Ortwein, Ob sie und ihre Freunde Kriemhildens wollten sein. Da gewann darüber Hagen ein zorniges Leben: Er sprach: "Uns kann Gunther in der Welt an Niemand vergeben.
722 "Ander Ingesinde nehmt zu eurer Fahrt; Ihr werdet ja wohl kennen der Tronejer Art. Wir müßen bei den Königen bleiben so fortan Und denen ferner dienen, deren Dienst wir stäts versahn."
723 Sie ließen es bewenden und machten sich bereit. Ihres edeln Ingesindes nahm Kriemhild zum Geleit Zweiunddreißig Mägdelein und fünfhundert Mann; Eckewart der Markgraf zog mit Kriemhild hindann.
724 Da nahmen alle Urlaub, Ritter so wie Knecht, Mägdelein und Frauen: so war es Fug und Recht. Unter Küssen scheiden sah man sie unverwandt, Und jene räumten fröhlich dem König Gunther das Land.
725 Da geleiteten die Freunde sie fern auf ihren Wegen. Allenthalben ließ man ihnen Nachtherberge legen, Wo sie die nehmen wollten in der Könge Land. Da wurden bald auch Boten dem König Siegmund gesandt,
726 Damit er wißen sollte und auch Frau Siegelind, Sein Sohn solle kommen mit Frau Utens Kind, Kriemhild der schönen, von Worms über Rhein. Diese Mären konnten ihnen nimmer lieber sein.
727 "Wohl mir," sprach da Siegmund, "daß ich den Tag soll sehn, Da hier die schöne Kriemhild soll unter Krone gehn! Das erhöht im Werthe mir all das Erbe mein: Mein Sohn Siegfried soll nun selbst hier König sein."
728 Da gab ihnen Siegelind zu Kleidern Sammet roth Und schweres Gold und Silber: das war ihr Botenbrot. Sie freute sich der Märe, die sie da vernahm. All ihr Ingesinde sich mit Fleiß zu kleiden begann.
729 Man sagt’ ihr, wer da käme mit Siegfried in das Land. Da hieß sie Gestühle errichten gleich zur Hand, Wo er vor den Freunden sollt unter Krone gehn. Entgegen ritten ihnen Die in König Siegmunds Lehn.
730 Wer beßer wäre empfangen, mir ist es unbekannt, Als die Helden wurden in Siegmundens Land. Kriemhilden seine Mutter Sieglind entgegenritt Mit viel der schönen Frauen; kühne Ritter zogen mit