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996 Da sprach von Tronje Hagen: "Lieber Herre mein, Ich wähnte, das Birschen sollte heute sein Fern im Spechtsharte: den Wein hin sandt ich dort. Heute giebt es nichts zu trinken, doch vermeid ich es hinfort."
997 Da sprach der edle Siegfried: "Dem weiß ich wenig Dank: Man sollte sieben Lasten mit Meth und Lautertrank Mir hergesendet haben; konnte das nicht sein, So sollte man uns näher gesiedelt haben dem Rhein."
998 Da sprach von Tronje Hagen: "Ihr edeln Ritter schnell, Ich weiß hier in der Nähe einen kühlen Quelclass="underline" Daß ihr mir nicht zürnet, da rath, ich hinzugehn." Der Rath war manchem Degen zu großem Leide geschehn.
999 Siegfried den Recken zwang des Durstes Noth; Den Tisch hinwegzurücken der Held alsbald gebot: Er wollte vor die Berge zu dem Brunnen gehn. Da war der Rath aus Arglist von den Degen geschehn.
1000 Man hieß das Wild auf Wagen führen in das Land, Das da verhauen hatte Siegfriedens Hand. Wer es auch sehen mochte, sprach großen Ruhm ihm nach. Hagen seine Treue sehr an Siegfrieden brach.
1001 Als sie von dannen wollten zu der Linde breit, Da sprach von Tronje Hagen: "Ich hörte jederzeit, Es könne Niemand folgen Kriemhilds Gemahl, Wenn er rennen wolle; hei! schauten wir das einmal!"
1002 Da sprach von Niederlanden der Degen kühn und gut: "Das mögt ihr wohl versuchen: wenn ihr mit mir thut Einen Wettlauf nach dem Brunnen? Soll das geschehn, So habe der gewonnen, den wir den vordersten sehn."
1003 "Wohl, laßt es uns versuchen," sprach Hagen der Degen. Da sprach der starke Siegfried: "So will ich mich legen, Verlier ich, euch zu Füßen nieder in das Gras." Als er das erhörte, wie lieb war König Gunthern das!
1004 Da sprach der kühne Degen: "Noch mehr will ich euch sagen: Gewand und Gewaffen will ich bei mir tragen, Den Wurfspieß samt dem Schilde und all mein Birschgewand." Das Schwert und den Köcher um die Glieder schnell er band.
1005 Die Kleider vom Leibe zogen die Andern da: In zwei weißen Hemden man beide stehen sah. Wie zwei wilde Panther liefen sie durch den Klee; Man sah bei dem Brunnen den schnellen Siegfried doch eh.
1006 Den Preis in allen Dingen vor Manchem man ihm gab. Da löst’ er schnell die Waffe, den Köcher legt’ er ab, Den starken Spieß lehnt’ er an den Lindenast. Bei des Brunnens Fluße stand der herrliche Gast.
1007 Die höfsche Zucht erwies da Siegfried daran; Den Schild legt’ er nieder, wo der Brunnen rann; Wie sehr ihn auch dürstete, der Held nicht eher trank Bis der König getrunken; dafür gewann er übeln Dank.
1008 Der Brunnen war lauter, kühl und auch gut; Da neigte sich Gunther hernieder zu der Flut. Als er getrunken hatte, erhob er sich hindann: Also hätt auch gerne der kühne Siegfried gethan.
1009 Da entgalt er seiner höfschen Zucht; den Bogen und das Schwert Trug beiseite Hagen von dem Degen werth. Dann sprang er zurücke, wo er den Wurfspieß fand, Und sah nach einem Zeichen an des Kühnen Gewand.
1010 Als der edle Siegfried aus dem Brunnen trank, Er schoß ihn durch das Kreuze, daß aus der Wunde sprang Das Blut von seinem Herzen an Hagens Gewand. Kein Held begeht wohl wieder solche Unthat nach der Hand.
1011 Den Gerschaft im Herzen ließ er ihm stecken tief. Wie im Fliehen Hagen da so grimmig lief, So lief er wohl auf Erden nie vor einem Mann! Als da Siegfried Kunde der schweren Wunde gewann,
1012 Der Degen mit Toben von dem Brunnen sprang; Ihm ragte von der Achsel eine Gerstange lang. Nun wähnt’ er da zu finden Bogen oder Schwert, Gewiß, so hätt er Hagnen den verdienten Lohn gewährt.
1013 Als der Todwunde da sein Schwert nicht fand, Da blieb ihm nichts weiter als der Schildesrand. Den rafft’ er von dem Brunnen und rannte Hagen an: Da konnt ihm nicht entrinnen König Gunthers Unterthan.
1014 Wie wund er war zum Tode, so kräftig doch er schlug, Daß von dem Schilde nieder wirbelte genug Des edeln Gesteines; der Schild zerbrach auch fast: So gern gerochen hätte sich der herrliche Gast.
1015 Da muste Hagen fallen von seiner Hand zu Thal; Der Anger von den Schlägen erscholl im Wiederhall. Hätt er sein Schwert in Händen, so wär er Hagens Tod. Sehr zürnte der Wunde, es zwang ihn wahrhafte Noth.
1016 Seine Farbe war erblichen; er konnte nicht mehr stehn. Seines Leibes Stärke muste ganz zergehn, Da er des Todes Zeichen in lichter Farbe trug. Er ward hernach betrauert von schönen Frauen genug.
1017 Da fiel in die Blumen der Kriemhilde Mann. Das Blut von seiner Wunde stromweis nieder rann. Da begann er die zu schelten, ihn zwang die große Noth Die da gerathen hatten mit Untreue seinen Tod.
1018 Da sprach der Todwunde: "Weh, ihr bösen Zagen, Was helfen meine Dienste, da ihr mich habt erschlagen? Ich war euch stäts gewogen und sterbe nun daran. Ihr habt an euern Freunden leider übel gethan.
1019 "Die sind davon bescholten, so viele noch geborn Werden nach diesem Tage: ihr habt euern Zorn Allzusehr gerochen an dem Leben mein. Mit Schanden geschieden sollt ihr von guten Recken sein."
1020 Hinliefen all die Ritter, wo er erschlagen lag. Es war ihrer Vielen ein freudeloser Tag. Wer Treue kannt und Ehre, der hat ihn beklagt: Das verdient’ auch wohl um Alle dieser Degen unverzagt.
1021 Der König der Burgunden klagt’ auch seinen Tod. Da sprach der Todwunde: "Das thut nimmer Noth, Daß der um Schaden weine, von dem man ihn gewann: Er verdient groß Schelten, er hätt es beßer nicht gethan."
1022 Da sprach der grimme Hagen: "Ich weiß nicht, was euch reut: Nun hat doch gar ein Ende, was uns je gedräut. Es gibt nun nicht manchen, der uns darf bestehn; Wohl mir, daß seiner Herrschaft durch mich ein End ist geschehn."
1023 "Ihr mögt euch leichtlich rühmen," sprach Der von Niederland. "Hätt ich die mörderische Weis an euch erkannt, Vor euch behütet hätt ich Leben wohl und Leib. Mich dauert nichts auf Erden als Frau Kriemhild mein Weib.
1024 "Nun mög es Gott erbarmen, daß ich gewann den Sohn, Der jetzt auf alle Zeiten den Vorwurf hat davon, Daß seine Freunde Jemand meuchlerisch erschlagen: Hätt ich Zeit und Weile, das müst ich billig beklagen.
1025 "Wohl nimmer hat begangen so großen Mord ein Mann," Sprach er zu dem König, "als ihr an mir gethan. Ich erhielt euch unbescholten in großer Angst und Noth; Ihr habt mir schlimm vergolten, daß ich so wohl es euch bot."
1026 Da sprach im Jammer weiter der todwunde Held: "Wollt ihr, edler König, noch auf dieser Welt An Jemand Treue pflegen, so laßt befohlen sein Doch auf eure Gnade euch die liebe Traute mein.
1027 "Es komm ihr zu Gute, daß sie eure Schwester ist: Sei aller Fürsten Tugend helft ihr zu jeder Frist. Mein mögen lange harren mein Vater und mein Lehn: Nie ist an liebem Freunde einem Weibe so leid geschehn."
1028 Er krümmte sich in Schmerzen, wie ihm die Noth gebot, Und sprach aus jammerndem Herzen: "Mein mordlicher Tod Mag euch noch gereuen in der Zukunft Tagen: Glaubt mir in rechten Treuen, daß ihr euch selber habt erschlagen.
1029 Die Blumen allenthalben waren vom Blute naß. Da rang er mit dem Tode, nicht lange that er das, Denn des Todes Waffe schnitt ihn allzusehr. Da konnte nicht mehr reden dieser Degen kühn und hehr.
1030 Als die Herren sahen den edlen Helden todt, Sie legten ihn auf einen Schild, der war von Golde roth. Da giengen sie zu Rathe, wie sie es stellten an, Daß es verhohlen bliebe, Hagen hab es gethan.
1031 Da sprachen ihrer Viele: "Ein Unfall ist geschehn; Ihr sollt es alle hehlen und Einer Rede stehn: Als er allein ritt jagen, der Kriemhilde Mann, Erschlugen ihn Schächer, als er fuhr durch den Tann."
1032 Da sprach von Tronje Hagen: "Ich bring ihn in das Land. Mich soll es nicht kümmern, wird es ihr auch bekannt, Die so betrüben konnte der Königin hohen Muth; Ich werde wenig fragen, wie sie nun weinet und thut."
1033 Von denselben Brunnen, wo Siegfried ward erschlagen, Sollt ihr die rechte Wahrheit von mir hören sagen. Vor dem Odenwalde ein Dorf liegt Odenheim. Da fließt noch der Brunnen, kein Zweifel kann daran sein.

Abenteuer 17

Wie Siegfried beklagt und begraben ward

1034 Da harrten sie des Abends und fuhren über Rhein; Es mochte nie von Helden ein schlimmer Jagen sein. Ihr Beutewild beweinte noch manches edle Weib: Sein muste bald entgelten viel guter Weigande Leib.
1035 Von großem Uebermuthe mögt ihr nun hören sagen Und schrecklicher Rache. Bringen ließ Hagen Den erschlagen Siegfried von Nibelungenland Vor eine Kemenate, darin sich Kriemhild befand.
1036 Er ließ ihn ihr verstohlen legen vor die Thür, Daß sie ihn finden müße, wenn morgen sie herfür Zu der Mette gienge frühe vor dem Tag, Deren Frau Kriemhild wohl selten eine verlag.
1037 Da hörte man wie immer zum Münster das Geläut: Kriemhild die schöne weckte manche Maid. Ein Licht ließ sie sich bringen, dazu auch ihr Gewand; Da kam der Kämmrer Einer hin, wo er Siegfrieden fand.
1038 Er sah ihn roth von Blute, all sein Gewand war naß: Daß sein Herr es wäre, mit Nichten wust er das. Da trug er in die Kammer das Licht in seiner Hand, Bei dem da Frau Kriemhild viel leide Märe befand.
1039 Als sie mit den Frauen zum Münster wollte gehn, "Frau," sprach der Kämmerer, "wollt noch stille stehn: Es liegt vor dem Gemache ein Ritter todtgeschlagen." "O weh," sprach da Kriemhild, "was willst du solche Botschaft sagen?"
1040 Eh sie noch selbst gesehen, es sei ihr lieber Mann, An die Frage Hagens hub sie zu denken an, Wie er ihn schützen möchte: da ahnte sie ihr Leid. Mit seinem Tod entsagte sie nun aller Fröhlichkeit.
1041 Da sank sie zur Erden, kein Wort mehr sprach sie da; Die schöne Freudenlose man da liegen sah. Kriemhildens Jammer wurde groß und voll; Sie schrie nach der Ohnmacht, daß all die Kammer erscholl.
1042 Da sprach ihr Gesinde: "Es kann ein Fremder sein." Das Blut ihr aus dem Munde brach vor Herzenspein. "Nein, es ist Siegfried, mein geliebter Mann: Brunhild hats gerathen und Hagen hat es gethan."
1043 Sie ließ sich hingeleiten, wo sie den Helden fand; Sein schönes Haupt erhob sie mit ihrer weißen Hand. So roth er war von Blute, sie hat ihn gleich erkannt: Da lag zu großem Jammer der Held von Nibelungenland.
1044 Da rief in Jammerlauten die Königin mild: "O weh mir dieses Leides! Nun ist dir doch dein Schild Mit Schwertern nicht verhauen! dich fällte Meuchelmord. Und wüst ich, wer der Thäter wär, ich wollt es rächen immerfort."
1045 All ihr Ingesinde klagte laut und schrie Mit seiner lieben Frauen; heftig schmerzte sie Ihr edler Herr und König, den sie da sahn verlorn. Gar übel hatte Hagen gerochen Brunhildens Zorn.
1046 Da sprach die Jammerhafte: "Nun soll Einer gehn Und mir in Eile wecken Die in Siegfrieds Lehn Und soll auch Siegmunden meinen Jammer sagen, Ob er mir helfen wolle den kühnen Siegfried beklagen."
1047 Da lief dahin ein Bote, wo er sie liegen fand, Siegfriedens Helden von Nibelungenland. Mit den leiden Mären die Freud er ihnen nahm; Sie wollten es nicht glauben, bis man das Weinen vernahm.
1048 Auch kam dahin der Bote, wo der König lag. Siegmund der Herre keines Schlafes pflag, Als ob das Herz ihm sagte, was ihm wär geschehn, Er sollte seinen lieben Sohn lebend nimmer wiedersehn.
1049 "Wacht auf, König Siegmund, mich hieß nach euch gehn Kriemhild, meine Herrin; der ist ein Leid geschehn, Das ihr vor allem Leide wohl das Herz versehrt; Das sollt ihr klagen helfen, da es auch euch widerfährt."
1050 Auf richtete sich Siegmund und sprach: "Was beklagt Denn die schöne Kriemhild, wie du mir hast gesagt?" Der Bote sprach mit Weinen: "Sie hat wohl Grund zu klagen Es liegt von Niederlanden der kühne Siegfried erschlagen."
1051 Da sprach König Siegmund: "Laßt das Scherzen sein Mit so böser Märe von dem Sohne mein Und sagt es Niemand wieder, daß er sei erschlagen, Denn ich könnt ihn nie genug bis an mein Ende beklagen."
1052 "Und wollt ihr nicht glauben, was ihr mich höret sagen, So vernehmet selber Kriemhilden klagen Und all ihr Ingesinde um Siegfriedens Tod." Wie erschrak da Siegmund: es schuf ihm wahrhafte Noth.
1053 Mit hundert seiner Mannen er von dem Bette sprang. Sie zuckten zu den Händen die scharfen Waffen lang Und liefen zu dem Wehruf jammersvoll heran. Da kamen tausend Recken, dem kühnen Siegfried unterthan.
1054 Als sie so jämmerlich die Frauen hörten klagen, Da kam Vielen erst in Sinn, sie müsten Kleider tragen. Wohl mochten sie vor Schmerzen des Sinnes Macht nicht haben: Es lag in ihrem Herzen große Schwere begraben.
1055 Da kam der König Siegmund hin, wo er Kriemhild fand. Er sprach: "O weh der Reise hierher in dieses Land! Wer hat euch euern Gatten, wer hat mir mein Kind So mordlich entrißen, da wir bei guten Freunden sind?"
1056 "Ja, kennt ich Den," versetzte die edle Königin, "Hold würd ihm nimmer mein Herz noch mein Sinn: Ich rieth’ ihm so zum Leide, daß all die Freunde sein Mit Jammer weinen müsten, glaubt mir, von wegen mein."
1057 Siegmund mit Armen den Fürsten umschloß; Da ward von seinen Freunden der Jammer also groß, Daß von dem lauten Wehruf Palas und Saal Und Worms die weite Veste rings erscholl im Widerhall.
1058 Da konnte Niemand trösten Siegfriedens Weib, Man zog aus den Kleidern seinen schönen Leib, Wusch ihm seine Wunde und legt’ ihn auf die Bahr; Allen seinen Leuten wie weh vor Jammer da war!
1059 Es sprachen seine Recken aus Nibelungenland: "Immer ihn zu rächen bereit ist unsre Hand. Er ist in diesem Hause, von dem es ist geschehn." Da eilten sich zu waffnen die Degen in Siegfrieds Lehn.
1060 Die Auserwählten kamen in ihrer Schilde Wehr, Elfhundert Recken; die hatt in seinem Heer Siegmund der König: seines Sohnes Tod Hätt er gern gerochen, wie ihm die Treue gebot.