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1258 Im Zorn sprach da Geiselher, der schönen Ute Kind: "Wir wollen doch nicht alle meineidig sein gesinnt. Was ihr geschieht zu Ehren, laßt uns froh drum sein. Was ihr auch redet, Hagen, ich dien ihr nach der Treue mein."
1259 Als das Hagen hörte, da trübte sich sein Muth. Geiselher und Gernot, die stolzen Ritter gut, Und Gunther der reiche vereinten endlich sich, Wenn es Kriemhild wünsche, sie wolltens dulden williglich.
1260 Da sprach Markgraf Gere: "So geh ich ihr zu sagen, Daß sie den König Etzel sich laße wohlhagen. Dem ist so mancher Recke mit Furchten unterthan, Er mag ihr wohl vergüten, was sie je Leides gewann."
1261 Hin gieng der schnelle Degen, wo er Kriemhilden sah. Sie empfieng ihn gütlich; wie balde sprach er da: "Ihr mögt mich gern begrüßen und geben Botenbrot, Es will das Glück euch scheiden nun von all eurer Noth.
1262 "Es hat um eure Minne, Frau, hiehergesandt Der Allerbesten einer, der je ein Königsland Gewann mit vollen Ehren und Krone durfte tragen: Es werben edle Ritter: das läßt euch euer Bruder sagen."
1263 Da sprach die Jammerreiche: "Verbiete doch euch Gott Und allen meinen Freunden, daß sie keinen Spott Mit mir Armen treiben: was sollt ich einem Mann, Der je Herzensliebe von gutem Weibe gewann?"
1264 Sie widersprach es heftig. Da traten zu ihr her Gernot ihr Bruder und der junge Geiselher. Sie baten sie in Minne zu trösten ihren Mut. Und nehme sie den König, es gerath ihr wahrlich gut.
1265 Bereden mochte Niemand doch die Königin Noch einen Mann zu minnen auf Erden fürderhin. Da baten sie die Degen: "So laßt es doch geschehn, Wenn ihr denn nicht anders wollt, daß euch der Bote möge sehn."
1266 "Das will ich nicht versagen," sprach die Fraue hehr. Ich empfange gerne den guten Rüdiger Ob seiner höfschen Sitte: wär er nicht hergesandt, Jedem andern Boten, dem blieb’ ich immer unbekannt."
1267 Sie sprach: "So schickt den Degen morgen früh heran Zu meiner Kemenate. Ich bescheid ihn dann: Wes ich mich berathen, will ich ihm selber sagen." So war ihr jetzt erneuert das große Weinen und Klagen.
1268 Da wünschte sich auch anders nichts der edle Rüdiger, Als daß er schauen dürfte die Königin hehr. Er wuste sich so weise: könnt es irgend sein, So müst er sie bereden, diesen Recken zu frein.
1269 Früh des andern Morgens nach dem Messgesang Kamen die edeln Boten; da hub sich großer Drang. Die mit Rüdigeren zu Hofe sollten gehn, Die sah man wohlgekleidet, manchen Degen ausersehn.
1270 Kriemhilde die arme, in traurigem Muth Harrte sie auf Rüdiger, den edeln Boten gut. Er fand sie in dem Kleide, das sie für täglich trug: Dabei hatt ihr Gesinde reicher Kleider genug.
1271 Sie gieng ihm entgegen zu der Thüre hin Und empfieng Etzels Recken mit gütlichem Sinn. Nur selbzwölfter trat er herein zu der Fraun; Man bot ihm große Ehre; wer möcht auch beßre Boten schaun?
1272 Man hieß den Herren sitzen und Die in seinem Lehn. Die beiden Markgrafen sah man vor ihr stehn, Eckewart und Gere, die edeln Ritter gut. Um der Hausfrau willen sahn sie Niemand wohlgemuth.
1273 Sie sahen vor ihr sitzen manche schöne Maid. Da hatte Frau Kriemhild Jammer nur und Leid. Ihr Kleid war vor den Brüsten von heißen Thränen naß. Das sah der edle Markgraf, der nicht länger vor ihr saß.
1274 Er sprach in großen Züchten: "Viel edles Königskind, Mir und den Gefährten, die mit mir kommen sind, Sollt ihr, Frau, erlauben, daß wir vor euch stehn Und euch melden, weshalb unsre Reise sei geschehn."
1275 "Ich will euch gern erlauben," sprach die Königin, "Was ihr wollt, zu reden; also steht mein Sinn, Daß ich es gerne höre: ihr seid ein Bote gut." Da merkten wohl die Andern ihren abgeneigten Muth.
1276 Da sprach von Bechelaren der Markgraf Rüdiger: "Euch läßt entbieten, Herrin, Etzel der König hehr Große Lieb und Treue hierher in dieses Land; Er hat um eure Minne viel gute Recken gesandt.
1277 "Er entbeut euch freundlich Liebe sonder Leid; Er sei stäter Freundschaft nun euch hinfort bereit Wie Helken einst, der Königin, die ihm am Herzen lag: Ihr sollt die Krone tragen, deren sie vor Zeiten pflag."
1278 Da sprach zu ihm die Königin: "Markgraf Rüdiger, Wenn meines Herzeleides Jemand kundig war, Der würde mir nicht rathen zu einem zweiten Mann: Ich verlor der Besten Einen, die je ein Weib noch gewann."
1279 "Was tröstet mehr im Leide", sprach der kühne Mann, "Als freundliche Liebe? Wer die gewähren kann Und hat sich den erkoren, der ihm zu Herzen kommt, Der erfährt wohl, daß im Leide nichts so sehr als Liebe frommt.
1280 "Und geruht ihr zu minnen den edeln Herren mein, Zwölf reicher Kronen sollt ihr gewaltig sein. Dazu von dreißig Fürsten giebt euch mein Herr das Land,
Die alle hat bezwungen seine vielgewaltge Hand.
1281 "Ihr sollt auch Herrin werden über manchen werthen Mann, Die meiner Frauen Helke waren unterthan, Und viel der schönen Maide, einst ihrem Dienst gesellt, Von hoher Fürsten Stamme," sprach der hochbeherzte Held.
1282 "Dazu giebt euch der König, gebot er euch zu sagen, Wenn ihr geruht die Krone bei meinem Herrn zu tragen, Gewalt die allerhöchste, die Helke je gewann: Alle Mannen Etzels werden euch da unterthan."
1283 "Wie möchte jemals wieder," sprach die Königin, "Eines Helden Weib zu werden gelüsten meinem Sinn? Mir hat der Tod an Einem so bittres Leid gethan, Daß ichs bis an mein Ende nimmermehr verschmerzen kann."
1284 Die Heunen sprachen wieder: Viel reiche Königin, Das Leben geht bei Etzeln so herrlich euch dahin, Daß ihr in Wonnen schwebet, weigert ihr es nicht; Mancher ziere Degen steht in des reichen Königs Pflicht.
1285 "Helkens Jungfrauen und eure Mägdelein, Sollten die beisammen je Ein Gesinde sein, Dabei möchten Recken wohl werden wohlgemuth. Laßt es euch rathen, Fraue, es bekommt euch wahrlich gut."
1286 Sie sprach mit edler Sitte: "Nun laßt die Rede sein Bis morgen in der Frühe, dann tretet zu mir ein, Daß ich auf die Werbung euch gebe den Bescheid." Da musten Folge leisten die kühnen Degen allbereit.
1287 Als zu den Herbergen sie kamen allzumal, Nach Geiselhern zu senden die edle Frau befahl Und nach ihrer Mutter: den Beiden sagte sie, Ihr gezieme nur zu weinen und alles Andere nie.
1288 Da sprach ihr Bruder Geiselher: "Mir ahnt, Schwester mein, Und gerne mag ichs glauben, dein Leid und deine Pein Wird König Etzel wenden; und nimmst du ihn zum Mann, Was Jemand anders rathe, so dünkt es mich wohlgethan."
1289 "Er mag dirs wohl ersetzen," sprach wieder Geiselher. "Vom Rotten bis zum Rheine, von der Elbe bis ans Meer Weiß man keinen König gewaltiger als ihn. Du magst dich höchlich freuen, heischt er dich zur Königin."
1290 Sie sprach: "Lieber Bruder, wie räthst du mir dazu? Weinen und Klagen das käm mir eher zu. Wie sollt ich vor den Recken da zu Hofe gehn? Hatt ich jemals Schönheit, um die ists lange geschehn."
1291 Da redete Frau Ute der lieben Tochter zu: "Was deine Brüder rathen, liebes Kind, das thu. Folge deinen Freunden, so mag dirs wohlergehn. Hab ich dich doch so lange in großem Jammer gesehn."
1292 Da bat sie, daß vom Himmel ihr würde Rath gesandt: Denn hätte sie zu geben Gold, Silber und Gewand Wie einst, da er noch lebte, ihr Mann der Degen hehr, Sie erlebe doch nicht wieder so frohe Stunden nachher.
1293 Sie dacht in ihrem Sinne: "Und sollt ich meinen Leib Einem Heiden geben? Ich bin ein Christenweib; Des müst ich billig Schelte von aller Welt empfahn; Gäb er mir alle Reiche, es bliebe doch ungethan."
1294 Da ließ sie es bewenden. Die Nacht bis an den Tag Die Frau in ihrem Bette voll Gedanken lag. Ihre lichten Augen trockneten ihr nicht, Bis sie hin zur Mette wieder gieng beim Morgenlicht.
1295 Nun waren auch die Könige zur Messezeit gekommen. Sie hatten ihre Schwester an die Hand genommen Und riethen ihr zu minnen den von Heunenland. Niemand doch die Fraue ein wenig fröhlicher fand.
1296 Da ließ man zu ihr bringen, die Etzel hingesandt, Die nun mit Urlaub wollten räumen Gunthers Land, Wie es gerathen möge, mit Nein oder Ja! Da kam zu Hofe Rüdiger: die Gefährten mahnten ihn da,
1297 Recht zu erforschen des edeln Fürsten Muth Und zeitig das zu leisten; das dauchte Jeden gut; Ihre Wege wären ferne wieder in ihr Land. Man brachte Rüdigeren hin, wo er Kriemhilden fand.
1298 Da bat alsbald der Recke die edle Königin Mit minniglichen Worten, zu künden ihren Sinn, Was sie entbieten wolle in König Etzels Land. Der Held mit seinem Werben bei ihr nur Weigerung fand.
1299 "Sie wolle nimmer wieder minnen einen Mann." Dawider sprach der Markgraf: "Das wär nicht recht gethan: Was wolltet ihr verderben so minniglichen Leib? Ihr werdet noch mit Ehren eines werthen Recken Weib."
1300 Nichts half es, was sie baten, bis daß Rüdiger Insgeheim gesprochen mit der Königin hehr, Er hoff ihr zu vergüten all ihr Ungemach. Da ließ zuletzt ein wenig ihre hohe Trauer nach.
1301 Er sprach zu der Königin: "Laßt euer Weinen sein; Hättet ihr bei den Heunen Niemand als mich allein, Meine getreuen Freunde und Die mir unterthan, Er sollt es schwer entgelten, hätt euch Jemand Leid gethan."
1302 Davon ward erleichtert der Frauen wohl der Muth. Sie sprach: "So schwört mir, Rüdiger, was mir Jemand thut, Ihr wollt der Erste werden, der rächen will mein Leid." Da sprach zu ihr der Markgraf: "Dazu bin ich, Frau, bereit."
1303 Mit allen seinen Mannen schwur ihr da Rüdiger, Ihr immer treu zu dienen, und daß die Recken hehr Ihr nichts versagen wollten in König Etzels Land, Was ihre Ehre heische: das gelobt’ ihr Rüdigers Hand.
1304 Da gedachte die Getreue: "Wenn ich gewinnen kann So viel stäter Freunde, so seh ichs wenig an, Was auch die Leute reden, in meines Jammers Noth. Vielleicht wird noch gerochen meines lieben Mannes Tod."
1305 Sie gedachte: "Da Herr Etzel der Recken hat so viel, Denen ich gebiete, so thu ich, was ich will. Er hat auch solche Schätze, daß ich verschenken kann; Mich hat der leide Hagen meines Gutes ohne gethan."
1306 Sie sprach zu Rüdigeren: "Hätt ich nicht vernommen, Daß er ein Heide wäre, so wollt ich gerne kommen, Wohin er geböte, und nähm ihn zum Mann." Da sprach der Markgraf wieder: "Steht darauf, Herrin, nicht an.
1307 "Er ist nicht gar ein Heide, des dürft ihr sicher sein: Er ist getauft gewesen, der liebe Herre mein, Wenn er auch zu den Heiden wieder übertrat: Wollt ihr ihn, Herrin, minnen, so wird darüber noch Rath.
1308 "Ihm dienen so viel Recken in der Christenheit, Daß euch bei dem König nie widerfährt ein Leid. Ihr mögt auch leicht erlangen, daß der König gut Zu Gott wieder wendet so die Seele wie den Muth."
1309 Da sprachen ihre Brüder: "Verheißt es, Schwester mein, Und all euern Kummer laßt in Zukunft sein." Des baten sie so lange, bis sie mit Trauer drein Vor den Helden willigte, den König Etzel zu frein.
1310 Sie sprach: "Ich muß euch folgen, ich arme Königin! Ich fahre zu den Heunen, wann es geschehe, hin, Wenn ich Freunde finde, die mich führen in sein Land." Darauf bot vor den Helden die schöne Kriemhild die Hand.
1311 Der Markgraf sprach: "Zwei Recken stehn in eurem Lehn, Dazu hab ich noch manchen: so kann es wohl geschehn, Daß wir euch mit Ehren bringen überrhein, Ich laß euch nun nicht länger hier bei den Burgunden sein.
1312 "Fünfhundert Mannen hab ich und der Freunde mein: Die sollen euch zu Diensten hier und bei Etzeln sein, Was ihr auch gebietet; ich selber steh euch bei Und will michs nimmer schämen, mahnt ihr mich künftig meiner Treu.
1313 "Eure Pferdedecken haltet euch bereit; Was Rüdiger gerathen hat, wird euch nimmer leid. Und sagt es euern Mägdlein, die ihr euch gesellt, Uns begegnet unterwegs mancher auserwählte Held."
1314 Sie hatten noch Geschmeide, das sie zu Siegfrieds Zeit Beim Reiten getragen, daß sie mit mancher Maid Mit Ehren reisen mochte, so sie wollt hindann. Hei! was man guter Sättel den schönen Frauen gewann!
1315 Hatten sie schon immer getragen reich Gewand, So wurde des zur Reise die Fülle nun zur Hand, Weil ihnen von dem König so viel gepriesen ward; Sie schloßen auf die Kisten, so lang versperrt und gespart.
1316 Sie waren sehr geschäftig wohl fünftehalben Tag Und suchten aus dem Einschlag, so viel darinne lag. Ihre Kammer zu erschließen hub da Kriemhild an, Sie Alle reich zu machen, Die Rüdigern unterthan.
1317 Sie hatte noch des Goldes von Nibelungenland: Das sollte bei den Heunen vertheilen ihre Hand. Sechshundert Mäule mochten es nicht von dannen tragen. Die Märe hörte Hagen da von Kriemhilden sagen.
1318 Er sprach: "Mir wird Kriemhild doch nimmer wieder hold: So muß auch hier verbleiben Siegfriedens Gold. Wie ließ’ ich meinen Feinden wohl so großes Gut? Ich weiß gar wohl, was Kriemhild noch mit diesem Schatze thut.
1319 "Brächte sie ihn von hinnen, ich glaube sicherlich, Sie würd ihn nur vertheilen, zu werben wider mich. Sie hat auch nicht die Rosse, um ihn hinwegzutragen: Behalten will ihn Hagen, das soll man Kriemhilden sagen."
1320 Als sie vernahm die Märe, das schuf ihr grimme Pein. Es ward auch den Königen gemeldet allen drein: Sie gedachten es zu wenden. Als das nicht geschah, Rüdiger der edle sprach mit frohem Muthe da:
1321 "Reiche Königstochter, was klagt ihr um das Gold? Euch ist König Etzel so zugethan und hold, Ersehn euch seine Augen, er giebt euch solchen Hort, Daß ihr ihn nie verschwendet; das verbürgt euch, Frau, mein Wort."
1322 Da sprach zu ihm die Königin: "Viel edler Rüdiger, Nie gewann der Schätze eine Königstochter mehr Als die, deren Hagen mich ohne hat gethan." Da kam ihr Bruder Gernot zu ihrer Kammer heran.
1323 Mit des Königs Macht den Schlüßel stieß er in die Thür. Kriemhildens Schätze reichte man herfür, An dreißigtausend Marken oder wohl noch mehr, Daß es die Gäste nähmen: des freute Gunther sich sehr.
1324 Da sprach von Bechelaren der Gotelinde Mann: "Und gehörten all die Schätze noch Kriemhilden an, Die man jemals brachte von Nibelungenland, Nicht berühren sollt es mein noch der Königin Hand.