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Nicholas übernahm die Arbeit, die George Dart verlassen hatte. Als Kirchenglocken ihr Geläut ertönen ließen, wandte sie sich einem anderen Thema zu. Ein leichter Hauch von Eifersucht schwang in ihrer Stimme.

»Erzähl mir noch etwas über Eleanor Budden.«

»Da gibt es nichts mehr zu erzählen.«

»Du sagst, sie hat dich im Fluß angesprochen?«

»Nur, weil sie mich für jemand anderen hielt.«

»Für mich bist du nicht der Herr Jesus.«

»Das höre ich besonders gern.« Sie lachten liebevoll. »Mach dir wegen Mistress Budden keine Gedanken. Sie war nur ein unwichtiges Ereignis an einem langen, arbeitsreichen Tag. Ich habe sie abgeschüttelt.«

»Kannst du dessen sicher sein, Nick?«

»Sie wird nicht mit uns reisen.«

»Aber Master Quilley reist mit.«

»Nur aufgrund einer besonderen Vereinbarung.«

»Kann sie nicht auf den gleichen Gedanken kommen?« 

»Das ist jenseits aller Möglichkeiten«, sagte Nicholas voller Zuversicht. »Master Firethorn hat keine Zeit für sehnsüchtige Missionare. Er wird sie glatt abweisen. Wir sind eine Gruppe von Schauspielern, die ihre eigenen Probleme mit sich herumschleppen. Hier wird eine offene Sprache gesprochen. Wir haben keinen Platz für mädchenhafte Bescheidenheit und noch weniger für echte Pilger. Mistress Eleanor Budden vergeudet nur ihren Atem. Es gibt keine Möglichkeit, daß sie mit uns nach York reist.«

»Es ist also vereinbart«, sagte Firethorn. »Ihr kommt mit uns.«

»Oh, Sir!« sagte sie überschwenglich. »Eure Freundlichkeit wird Euch Freunde im Himmel schaffen. Ich küsse Euch die Hand.«

»Nein, Madam. Ich küsse Eure.«

Er ergriff die ausgestreckte Hand von Eleanor Budden mit wohlbemessener Liebenswürdigkeit und gab ihr einen ehrenhaften Kuß. Sie verbeugte sich tief vor ihm, und auch er deutete eine Verbeugung an. Für einen Mann, der Westfield's Men normalerweise mit besitzergreifender Sorge bewachte, war er bemerkenswert großzügig. Innerhalb von vierundzwanzig Stunden hatte er zugestimmt, daß ein Künstler und eine selbsternannte Missionarin seine Gruppe begleiteten. Lawrence Firethorn redete sich selbst gut zu, daß beide Entscheidungen richtig waren.

»Vergeßt nicht das Geld, gute Frau.«

»Das werde ich mitbringen.«

»Wird es denn keine Schwierigkeiten mit Eurem Gatten geben?«

»Der kann mich nicht aufhalten.«

»Dann bin ich zufrieden.«

»Und ich stehe tief in Eurer Schuld, Master Firethorn.«

Wieder verbeugte sie sich tief und gestattete ihm einen weiteren Blick auf die Schönheiten, die schließlich den Ausschlag gegeben hatten. Eleanor Budden war wirklich ein prächtiges Weib, und ihr religiöser Eifer brachte ihre Eigenschaften nur noch mehr zur Geltung. Ihm gefiel die Sanftheit ihrer Haut, ihr rundes Gesicht und die vielversprechenden Formen ihres Körpers. Nachdem er ihre Bitte zunächst rundweg abgelehnt hatte, hatte er ihrer freundlichen Hartnäckigkeit gelauscht und ihr langes blondes Haar bewundert. Beides zusammen hätte ihn dazu gebracht, seine erste Entscheidung nochmals zu überdenken.

Firethorn bemühte sich, ihre Beziehung klarzulegen.

»Da gibt es bestimmte Bedingungen, Mistress.«

»Ich akzeptiere alles, was Ihr von mir verlangt, Sir.«

»Wenn das wahr wäre!« murmelte er vor sich hin.

»Was muß ich tun?«

»Mischt Euch nicht in unsere Angelegenheiten ein. Wir sorgen für Eure Sicherheit auf der Reise, behalten uns aber das Recht vor, unterwegs unsere Kunst vorzuführen. Ihr dürft uns weder bei den Proben noch bei den Aufführungen in irgendeiner Weise behindern.«

»Das werde ich auch nicht, Sir. Ich verbringe meine Zeit im Gebet.«

»Vielleicht finden wir andere Dinge für Euch.«

»Ich brauche nichts.«

Die Geradlinigkeit ihrer Absichten war durchaus anrührend. Doch gleichzeitig konnte er nicht glauben, daß das für den ganzen Weg nach York und schon gar nicht bis Jerusalem ausreichen würde. Eleanor Budden war zeit ihres Lebens niemals weiter als zehn Meilen von Nottingham entfernt gewesen, und das auch nur in Begleitung ihres Ehemannes. Ihr würde die lange Reise nach York beschwerlich und gefährlich vorkommen, und sie würde sich zunehmend an Firethorn um Hilfe wenden. Der Gedanke gefiel ihm. Noch nie hatte er eine Heilige verführt.

»Darf ich Master Bracewell sehen?«

»Jeden Tag. Ihr sitzt neben ihm auf dem Kutschbock.«

»Mein Freudenbecher läuft schon über.«

»Vielleicht wird es mir auch so ergehen.«

Er gab ihr einen weiteren Handkuß, dann begleitete er sie zur Wirtshaustür. Sie winkte ihm voller Dankbarkeit zu und hüpfte rasch davon. Firethorn gluckste in sich hinein, dann ging er in den Schankraum, um Barnaby Gill und Edmund Hoode mit den letzten Entwicklungen vertraut zu machen. Sie waren dagegen.

»Das ist Wahnsinn!« kreischte Gill. »Ich verbiete es!«

»Nicht besonders klug, Lawrence«, meinte Hoode.

»Die Sache bringt uns Geld und Begleitung.«

»Wer will denn deren Begleitung?« konterte Gill. »Sie soll doch ihr Geld behalten und es den Armen als Almosen geben. Wir sind Schauspieler und keine Leibwächter, die sich jeder mieten kann. Die Freiheit ist unser einziges Privileg, und genau das werft Ihr weg und holt Euch irgendeine Jungfrau Maria, die über uns zu Gerichte sitzt.«           

»Das ist keine Jungfrau Maria«, sagte Firethorn rasch.

»Die Dame ist eine Ablenkung«, sagte Hoode. »Für sie gibt es bei uns keinen Platz. Genauowenig wie für Master Quilley. Die sollen sich andere Möglichkeiten für die Reise nach Norden aussuchen.«

Firethorn tat sein Bestes, um sie zu überzeugen, aber sie ließen sich einfach nicht überzeugen. Er wußte, daß er als letzte Rettung ihnen seinen Willen aufzwingen konnte, doch das wollte er unter allen Umständen vermeiden. Es war wichtig, ihre Zustimmung zu gewinnen. Er wollte, daß Eleanor Budden ihn als den Kopf der Gruppe ansah, die sich darum bemühte, jeden seiner Wünsche zu erfüllen, und nicht als einen kleinen Tyrannen, der die anderen so lange einschüchtert, bis sie zustimmen.

Seine beiden Kollegen verabschiedeten sich mit ernsten Warnungen.

»Ich widersetze mich der Sache, Lawrence!« sagte Gill.

»Das würde Eurem Teint nicht gut bekommen.«

»Ich stehe auf Barnabys Seite«, sagte Hoode. »Ihr habt hier etwas in die Wege geleitet, das uns nichts als Schwierigkeiten bringt.«

Die beiden gingen, Firethorn blieb zurück und konnte darüber nachdenken, was sie gesagt hatten. Er war nicht gekränkt, sie hatten immer etwas gegen seine Ideen einzuwenden. Es ging ganz einfach darum, ihnen genug Zeit zu lassen, daß sie sich an den Gedanken gewöhnen konnten. Wenn sie erst mal gemerkt hatten, daß Eleanor Budden eine ganz harmlose Frau war, würden sie ihre Meinung schon ändern. Firethorn gefiel das neue Arrangement. Er ließ sich noch ein Glas Sherry bringen.

Beim ersten Schluck erschien sie.

»Ich hatte gehofft, Euch hier zu finden, Sir.«

»Susan, mein Täubchen! Setz dich zu mir und mach es dir bequem.«

»Ich bin gekommen, um dir meine Entscheidung mitzuteilen«, sagte sie mit breitem Grinsen, während sie sich auf einem Stuhl niederließ. »Deine einsamen Nächte sind vorbei, Lawrence.«     

»Beweis mir das lustvoll zwischen den Bettlaken.«

»Genau das werde ich, Sir.«     

»Du bist einem Mann die größte Freude, Susan.«

»Deshalb will ich Euch ja jetzt auch nicht verlassen.«

»Gott segne dich, Lady.«

»Master Gill hat mir bei der Entscheidung geholfen.«

»Barnaby?«

»Ja. Er hat mir gerade von Mistress Budden berichtet.«

»Ah, ja«, sagte er geringschätzig. »Eine heilige Frau, die die Stimme Gottes vernommen hat. Ein armes, verwirrtes Wesen, für die ein Christenmensch Mitleid empfinden muß.«