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»Ist sie alt oder jung?«

»Uralt, fürchte ich. Und sie sieht so schlecht aus, daß ein Mann sich scheuen kann, sie genau anzuschauen. Das ist der einzige Grund, daß ich sie mitgenommen habe. Für die bockgeilen Mitglieder unserer Gruppe stellt Mistress Budden keine Versuchung dar.«

Susan Beckets Augen glitzerten lustig.

»Ich sah die Dame gerade von dir weggehen. Wenn die uralt ist, dann bin ich seit zehn Jahren tot und begraben. Sie hat etwas an sich, womit sie einen Bischof verführen könnte.«

»Wie konnte ich solche Eigenschaften nur übersehen?«

»Weil du mit den Gedanken ganz fest bei mir warst, Lawrence.«

»In der Tat, in der Tat«, schmeichelte er.

»Und deshalb habe auch ich meine Entscheidung getroffen. Mistress Budden ist ein Kind der Natur und von großer Ungeduld. Ich werde ihr wie eine Mutter sein und diese geilen Böcke daran hindern, sich an ihr zu ergötzen. Sie wird mir noch dankbar dafür sein.«

»Ich verstehe nicht, was du damit meinst, Susan.«

»Deine Wärmeflasche fährt mit dir, Sir.«

»Die ganze Strecke?« fragte er ängstlich.

»Bis zum letzten Zentimeter.«

»Ich könnte dir diese Mühe niemals zumuten.«

»Es wird mir ein Vergnügen sein.«

Ihr Ausdruck unerschütterlicher Entschlossenheit ließ all seine Pläne für die Reise in Scherben gehen. Susan Becket war eine alte Flamme, die er in Nottingham auspusten wollte, doch sie hatte sich jetzt wieder entzündet. Lawrence Firethorn konnte sein Bedauern nicht verhehlen. Jetzt nahm er eine Frau zuviel mit nach York.

Der Sherry war blitzschnell in seiner Kehle verschwunden.

*

Sir Clarcnce Marmion spazierte mit seinem unauffällig gekleideten Begleiter durch den Garten. Der Garten, groß und intelligent angelegt und voller leuchtender Farben, war ein Beweis für das Können und die harte Arbeit seiner Gärtner, aber an diesem Morgen hatte der Hausherr kein Auge für ihre Leistungen. Seine Gedanken waren von etwas gefesselt, das ihm ganz besonders große Sorgen machte.

»Er wollte keine Namen preisgeben.«

»Seid Ihr sicher, daß er welche wußte?«

»Das steht völlig außer Frage, Sir.«

»Habt Ihr ihn in diesem Punkt unter Druck gesetzt?«

»So sehr, wie man es nur wagen kann.«

Robert Rawlins rieb sich unzufrieden die Hände.

»Laßt mich einmal mit dem Burschen reden, Sir Clarence.«

»Das wird nichts bringen.«

»Vielleicht habe ich ja Erfolg, wo andere versagt haben.«

»Dafür seid Ihr jetzt zu spät gekommen.«

»Ich werde ihm geistige Gewichte anlegen.«

»Er würde nichts davon spüren, Master Rawlins.«

»Was sagt Ihr da?«

»Der Mann ist tot.«

»Seit wann?«

»Seit ich Befehl gab, ihn umzubringen.«

»Sir Clarence!«

Schockiert riß Robert Rawlins die Hand an den Mund und stützte sich schwer auf einen steinernen Engel. Es war nicht das erste Mal, daß sein Gastgeber ihn überraschte, seit er in Yorkshire eingetroffen war, aber dies war eindeutig das Beunruhigendste von allem. Protestierend hob er den Arm, doch sein Begleiter zeigte eine brutale Gelassenheit.

»Der Mann hat ein christliches Begräbnis bekommen«, sagte er.

»Nachdem er umgebracht worden war.«

»Hingerichtet, Sir. Wie Anthony Rickwood.«

»Auge um Auge?«

»Wir zeigten ihm alle Gerechtigkeit, die er verdiente.«

»Ich hätte für Milde plädiert.«

»Bei einem Verbrecher wie ihm?«

»Jeder Mensch hat etwas Gutes in sich.«

»Aber nicht dieser Teufel mit seinem schwarzen Herz«, sagte Sir Clarence mit scharfer Stimme. »Einer von Walsinghams Hyänen. Er hat Dutzende Katholiken in den Tod getrieben, und zwar ohne das geringste Mitleid. Sollte ich ihn freilassen, Sir, damit er verkündet, ich sei ein Teil der Verschwörung? Und daß Robert Rawlins ein Missionar der römischen Kirche ist?«

»Mir gefällt die Sache nicht.«

»Wir hatten keine andere Wahl.«

»Ihr hattet die christliche Lehre, die Euch hätte leiten können.«

»Die hatte auch Anthony Rickwood, und was hat sie ihm eingebracht? Er landete auf einer Speerspitze in Bishopsgate, bis wir ihn da runterholten.« Sein Ton wurde schärfer. »Und was ist mit Neville Pomeroy? Welche Hilfe hat er durch die christliche Lehre gehabt? Sie hat ihm den kürzesten Weg in den Tower gezeigt!«

»Es war nicht meine Absicht, Euch zu ärgern, Sir Clarence.«

»Wir können Feuer nur mit Feuer bekämpfen!«

»Mord sollte ausgeschlossen sein.«

»Rache besitzt ihre eigene Würde.«

Robert Rawlins unterdrückte weitere Bemerkungen und versuchte, das zu verstehen, was passiert war. Sir Clarence Marmion war ein guter Freund und ein liebenswürdiger Gastgeber, wenn er wollte, aber jetzt zeigte sich eine ganz andere und viel härtere Seite seines Charakters. Das war im höchsten Maße beunruhigend. Untrennbar durch den gleichen Vorsatz miteinander verbunden, hatten die beiden Männer doch unterschiedliche Auffassungen, wie man das gemeinsame Ziel am besten erreichen konnte.

Sir Clarence bemühte sich, das Unbehagen des anderen zu verringern. »Er ruht jetzt bei Gott.«

»Wird das Gesetz nicht nach ihm suchen?«

»Sechs Fuß unter meinem Grund und Boden wird man ihn nicht finden.«

»Ich gebe zu, daß ich sehr beunruhigt bin.«

»Wäre es Euch lieber, wenn man uns begraben hätte?«

»Natürlich nicht, Sir Clarence.«

»Dann freut Euch über den Tod eines Feindes.«

Sie schritten über einen Kiesweg, der den Rosengarten unterteilte. Langsam gelangte Robert Rawlins zu der Auffassung, daß Sinn hinter dem steckte, was gesagt worden war. Sein Gastgeber ließ einen vorsichtigen Optimismus durchklingen.

»Ich habe um Hilfe gebeten.«

»Ich auch, Sir Clarence. Jeden Tag.«

»Vielleicht bekommen unsere Gebete eine Antwort.«

»Gibt es Anzeichen dafür?«

»Keine äußerlichen, Master Rawlins.«

»Wie denn?«

»Es ist nicht mehr als ein Gefühl, aber es wächst und wächst jeden Tag. Der Mann, den wir suchen, braucht vielleicht doch nicht gejagt zu werden. Vielleicht gibt es noch andere Möglichkeiten, ihn zu finden.«

»Sagt mir, was das bedeuten soll.«

»Laßt den Schuft zu uns kommen.« 

»Wird er das denn tun, Sir Clarence?«

»Da bin ich ganz sicher. Wenn ich mich auf meinen Instinkt verlasse, werde ich nur selten enttäuscht. Der Mann kommt näher, wir müssen uns darauf vorbereiten. Seid auf der Hut, Sir.«

»Das werde ich.«

»Er befindet sich auf dem Weg nach York.«

*

Christopher Millfield wußte durchaus einen guten Eindruck zu machen, wenn sich Gelegenheit dazu bot. Er hatte die Rolle des Will Scarlet bekommen und trug die Ballade vor, mit der die Proben zu »Robin Hood und seine Lustigen Gesellen« begannen. Er stolzierte über die Bühne, ließ sein feuerrotes Kostüm effektvoll aufleuchten und trug mit schöner Tenorstimme sein Lied vor, begleitet von einer kleinen Laute. Will Scarlet hatte seinen großen Auftritt in der Stadthalle von Nottingham. 

Kommt und lauscht mir, meine Herren, die Ihr aus freiem Hause stammt. Ich singe Euch von einem braven Mann, sein Name war Robin Hood.

Robin war Bandit und stolz, als er noch bei uns lebte, freundlich war er, liebenswürdig, wie man sonst keinen fand. Robin stand im Sherwood Forest an einen Baum gelehnt. Little John stand ihm zur Seite, der sein bester Freund ihm war.

Die Probe hatte ein paar kritische Momente. Martin Yeo, der älteste und erfahrenste der vier Schauspielschüler, war kein vollwertiger Ersatz für Richard Honeydew in der wichtigen Rolle der Jungfer Marion. Seine Gesten und seine Körperhaltung waren ohne jeden Makel, dennoch fehlte ihm die Ausstrahlung seines Kollegen und dessen überragender Instinkt. Lawrence Firethorn, traditionsgemäß ganz in Lincoln-Grün, legte seine übliche Wichtigtuerei in die Rolle des Robin Hood, doch selbst er zeigte bei den Liebesszenen leichte Unsicherheiten. Barnaby Gill war ein drolliger Bruder Tuck, und Edmund Hoode glänzte als Much the Millers Son. Die »Lustigen Gesellen« waren allerdings eine einzige Katastrophe. Angereichert mit ein paar Hilfsstatisten, die man für die Aufführung angeheuert hatte, bewegten sie sich über die Bühne wie eine Herde aufgeregter Hammel, die in alle Richtungen stob, sobald Robin Hood einen Schwertkampf zu bestehen hatte.