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Ich mußte an die erstarrten Jungengesichter der beiden denken, damals, als sie sich in der kühlen Tiefe der Badestelle an die Wurzeln geklammert hatten.

Man fand mich eine Stunde später. Einige Andeutungen von dem, was vorgefallen war, drangen auch zu den Dienern durch und sie quittierten allesamt den Dienst bei Tichlorne. Gaffer Bedshaw konnte sich nie von dem zweiten Schock erholen. Er ist unheilbar und in einer Irrenanstalt. Die Geheimnisse ihrer wunderbaren Entdeckungen nahmen Paul und Lloyd mit ins Grab; die Laboratorien wurden von besorgten Verwandten zerstört.

Was mich angeht, so interessiere ich mich nicht länger für Chemie. Wissenschaft ist in meinem Haus tabu. Ich bin zu meinen Rosen zurückgekehrt. Die Farben der Natur genügen mir völlig.

Der Feind der ganzen Welt

Silas Bannerman war es, dem es schließlich gelang, Emil Gluck, ein wissenschaftliches Genie und einen Erzfeind der Menschheit, zur Strecke zu bringen. Glucks Geständnis, das er kurz vor dem elektrischen Stuhl ablegte, brachte Licht in eine Reihe von rätselhaften, dem Anschein nach nichtzusammenhängenden Vorkommnissen, die die Welt zwischen und in Angst und Schrecken versetzt hatten. Erst als jenes bemerkenswerte Dokument der Öffentlichkeit bekannt wurde, kam der Welt in den Sinn, daß es zwischen der Ermordung des Königs und der Königin von Portugal sowie den Morden an New-Yorker Polizeibeamten einen Zusammenhang geben könnte. Obwohl die Taten des Emil Gluck entsetzlich waren, müssen wir in einem gewissen Maß doch Mitleid mit diesem unglücklichen mißgestalteten und mißhandelten Genie empfinden. Diese Seite seiner Geschichte ist noch nie erzählt worden, aber aufgrund seines Geständnisses und des umfangreichen Beweismaterials sowie der Dokumente und Berichte aus jener Zeit sind wir in der Lage, ein ziemlich genaues Bild von ihm zu zeichnen und die Faktoren und Einflüsse zu erkennen, die ihn zu einem solchen Ungeheuer gemacht haben und ihn auf seinem furchtbaren Weg hin und her trieben.

Emil Gluck wurde in Syracuse, New York, geboren. Sein Vater, Josephus Gluck, war Hilfspolizist und Nachtwächter und starb im Jahre ganz überraschend an Lungenentzündung. Die Mutter, eine hübsche, zierliche Frau, die vor ihrer Ehe Fabrikarbeiterin gewesen war, grämte sich über den Verlust des Ehemannes selbst zu Tode. Die Empfindsamkeit der Mutter war das Erbteil, das sich in dem Jungen zum Krankhaften und Grauenvollen steigerte.

kam der Sechsjährige zu seiner Tante, Mrs. Ann Bartell. Sie war zwar die Schwester seiner Mutter, in ihrer Brust gab es jedoch keinen Funken Zuneigung für den empfindsamen, scheuen Knaben. Ann Bartell war eine arrogante, dumme und herzlose Frau. Dazu war sie mit Armut und einem nichtsnutzigen, unsteten Ehemann geschlagen. Der kleine Emil war nicht erwünscht, und Ann Bartell ließ ihn das deutlich spüren. Um die Art der Behandlung, die er in dieser frühen prägenden Phase erführ, zu illustrieren, sei das folgende Beispiel gegeben.

Als er etwa ein Jahr lang im Hause der Bartells gelebt hatte, brach er sich ein Bein. Er hatte sich die Verletzung beim Spielen auf dem Dach zugezogen, was verboten war, was aber Jungen immer getan haben und bis ans Ende der Zeiten tun werden. Das Bein war an zwei Stellen oberhalb des Knies gebrochen. Es gelang Emil, sich mit Hilfe seiner Spielkameraden auf den Gehweg zu schleppen, wo er ohnmächtig wurde. Die Kinder der Umgebung fürchteten sich vor der grobschlächtigen Xanthippe, die im Hause Bartell herrschte; dennoch nahmen sie allen Mut zusammen, klingelten und erzählten der Frau von dem Unfall. Sie schaute sich den kleinen Burschen, der verwundet auf dem Gehweg lag, nicht einmal an, sondern schlug die Tür zu und ging wieder an ihren Waschtrog. Die Zeit verstrich. Es fing an zu nieseln, und der aus der Ohnmacht erwachte Emil lag schluchzend im Regen. Das Bein hätte sofort gerichtet werden müssen, so aber schritt die Entzündung schnell voran, und es wurde eine böse Sache. Nach zwei Stunden beschwerten sich die empörten Frauen aus der Nachbarschaft bei Ann Bartell. Diesmal kam sie heraus und schaute sich den Jungen an. Sie stieß den hilflos zu ihren Füßen Liegenden in die Seite und lehnte es hysterisch ab, mit ihm etwas zu tun zu haben. Er sei nicht ihr Kind, sagte sie, man solle einen Krankenwagen rufen, der den Jungen ins Städtische Krankenhaus bringen könne. Dann lief sie wieder ins Haus.

Eine Frau namens Elizabeth Shepstone, die gerade vorüberkam und die Situation sofort erfaßte, veranlaßte, daß der Junge auf einen Fensterladen gelegt wurde. Sie ließ den Arzt holen und sorgte dafür, daß der Junge ins Haus getragen wurde, wobei sie Ann Bartell einfach beiseite schob. Als der Arzt kam, warnte die Bartell ihn sogleich, daß sie ihn für seinen Dienst nicht bezahlen werde. Zwei Monate lag der kleine Emil im Bett, den ersten auf dem Rücken, ohne auch nur einmal umgedreht zu werden; er lag allein und ohne jegliche Zuwendung, mit Ausnahme der gelegentlichen Besuche des nicht honorierten und überarbeiteten Arztes. Er hatte kein Spielzeug, nichts, womit er sich die langen und öden Stunden hätte vertreiben können. Kein freundliches Wort wurde zu ihm gesprochen, keine besänftigende Hand auf seine Stirn gelegt, keine einzige Berührung oder liebevolle Zärtlichkeit - nichts als die Vorwürfe und die Strenge der Bartell sowie der ständig wiederholte Satz, daß er nicht erwünscht sei. Man kann sich gut vorstellen, wie sich unter solchen Umständen Bitterkeit und Feindseligkeit gegen alle Welt in dem einsamen, mißachteten Jungen anstauten, die später in seinen furchtbaren, die Welt in Schrecken

versetzenden Taten ihren Ausdruck fanden.

Es muß merkwürdig erscheinen, daß Emil Gluck aus der Hand dieser Frau das Geld für eine Collegeausbildung er halten haben soll; aber die Erklärung ist ganz einfach. Ihr nichtsnutziger Mann hatte sich aus dem Staub gemacht und es in den Goldminen von Nevada zu einem Vermögen gebracht. Er kehrte als mehrfacher Millionär zu ihr zurück. Da die Bartell den Jungen haßte, schickte sie ihn sofort an die hundert Meilen entfernte Farristown Academy. Schüchtern und zurückhaltend, eine einsame und unverstandene Seele, war er in Farristown einsamer denn je. Er fuhr in den Ferien und an den Feiertagen nie nach Hause wie die anderen Jungen. Statt dessen durchstreifte er die verlassenen Gebäude und das Gelände, traf bei den Angestellten und Gärtnern auf Freundlichkeit oder Unverständnis; er las viel, man erinnert sich, daß er seine Tage auf den Feldern oder vor dem Kamin verbrachte, die Nase stets in ein Buch gesteckt. In jener Zeit überanstrengte er auch seine Augen und mußte fortan eine Brille tragen, die auf den von ihm gemachten Fotos so auffiel.

Er war ein bemerkenswerter Student. Sein Fleiß hätte ihn weit bringen können, aber eigentlich bedurfte er gar nicht eines solchen Fleißes. Er brauchte nur einen kurzen Blick auf einen Text zu werfen, um ihn zu beherrschen. So kam es, daß er sehr viel nebenbei lesen konnte und in einem halben Jahr mehr lernte, als der Durchschnittsstudent in mehreren Jahren schaffte. , knapp vierzehn Jahre alt, war er reif - „mehr als reif‘ - für Yale oder Harvard. Er war zu jung, als daß er an eine dieser Universitäten gehen konnte, und so findet man ihn als Studenten an dem historischen Bowdoin College. erwarb er mit Auszeichnung sein Diplom und folgte kurz danach Professor Brad-lough nach Berkeley, Kalifornien. Professor Bradlough war der einzige Freund, den Emil Gluck in seinem ganzen Leben gefunden hatte. Er litt an einer Lungenschwäche, weshalb er von Maine nach Kalifornien ging, was dank einer ihm an der dortigen State University angebotenen Professur möglich geworden war. Das ganze Jahr verbrachte Emil Gluck in Berkeley und belegte wissenschaftliche Spezialkurse. Gegen Ende dieses Jahres veränderten zwei Todesfälle seine Zukunft und seine Einstellung zum Leben. Der Tod Professor Bradloughs nahm ihm den einzigen Freund, den er je hatte, und Ann Bartells Tod ließ ihn völlig mittellos zurück. Diese hatte ihn in ihrem bis zuletzt währenden Haß mit hundert Dollar abgespeist.