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Es war ein bedeutendes Gespräch, und es war schwer, denn wir hatten noch nicht wie jetzt die Worte zum Sprechen. Später erfand Wanze ein paar von diesen Wörtern, und auch andere von uns machten von Zeit zu Zeit Wörter. Aber wir einigten uns schließlich, unsere Kräfte zusammenzutun und wie ein Mann zu sein, wenn die Fleischesser über die Wasserscheide kommen würden, um uns unsere Frauen zu rauben. Das war also der Stamm.

Zwei Männer wurden an die Wasserscheide gesetzt, um zu beobachten, ob die Fleischesser kamen. Sie waren die Augen des Stammes. Außerdem mußten zehn Männer Tag und Nacht wachen, kampfbereit ihre Stöcke, Speere und Pfeile in der Hand. Früher trug ein Mann seine Waffe mit sich, wenn er nach Fischen, Muscheln oder Möweneiern ging; die Hälfte der Zeit beschaffte er Nahrung, und die andere Zeit hielt er Ausschau, aus Furcht, ein anderer Mann könnte ihn überwältigen. Jetzt war das alles anders. Die Männer zogen ohne Waffen hinaus und waren die ganze Zeit auf Nahrungssuche. Auch wenn die Frauen in die Berge Wurzeln und Beeren suchen gingen, wurden sie von fünf der zehn Männer begleitet. Und die ganze Zeit, Tag und Nacht, hielten die Augen des Stammes Ausschau vom oberen Ende der Wasserscheide aus.

Aber es gab Ärger. Wie üblich ging es um die Frauen. Männer ohne Frauen wollten die Frauen der anderen Männer, und es gab viele Kämpfe unter den Männern, wobei es vorkam, daß einem der Kopf zertrümmert oder ein Speer durch den Leib gejagt wurde. Während einer der Beobachter oben an der Wasserscheide war, raubte ein anderer dessen Frau, und er kam runter, um zu kämpfen. Daraufhin packte den anderen Beobachter die Angst, jemand könnte auch seine Frau rauben, und so kam er gleichfalls runter. Und auch unter den zehn Männern, die immer ihre Waffen trugen, gab es Ärger, und es kämpften fünf gegen fünf, bis einige die Küste entlang fortliefen und die anderen hinterher rannten.

So kam es, daß der Stamm ohne Augen oder Beschützer war. Wir hatten nicht die Kraft von sechzig. Wir hatten überhaupt keine Kraft. Also hielten wir Rat und machten unsere ersten Gesetze. Ich war damals noch ein ganz junger Dachs, aber ich erinnere mich. Wir sagten, daß wir, um stark zu sein, nicht gegeneinander kämpfen dürften, und wir machten ein Gesetz, nach dem der Mann, der einen anderen tötete, vom Stamm getötet würde. Wir machten noch ein Gesetz, nach dem auch derjenige, der die Frau eines anderen Mannes raubte, vom Stamm getötet würde. Wir sagten, daß ein Mann, der zuviel Kraft hätte und mit dieser Kraft seine Brüder im Stamm’ verletzen würde, vom Stamm getötet werden mußte, damit seine Kraft niemandem mehr schaden könnte. Denn wenn wir erlaubt hätten, daß seine Kraft jemanden verletzte, würden die Brüder Angst bekommen, und der Stamm würde zerfallen, und wir wären so schwach wie > zuvor, als die Fleischesser das erstemal gekommen waren und Boo-oogh getötet hatten.

Knöchelbein war ein starker Mann, ein sehr starker Mann, und er kannte kein Gesetz. Er kannte nur seine eigene Stärke, und im Vollbesitz seiner Kraft schritt er zur Tat und nahm sich die Frau von Dreimuschel. Dreimuschel versuchte zu kämpfen, aber Knöchelbein zertrümmerte ihm den Schädel. Knöchelbein hatte also vergessen, daß alle unsere Männer ihre Kraft zusammengetan hatten, um das Gesetz unter uns zu hüten, und wir töteten ihn unter seinem Baum und hängten seinen Körper an einen Ast zur Warnung, daß das Gesetz stärker war als irgendein Mann.

Denn wir waren das Gesetz, alle, und niemand war größer als das Gesetz.

Dann gab es anderen Ärger, denn laßt euch sagen, Hirschfänger, Gelbkopf und du, Fürchtesam, daß es nicht leicht ist, einen Stamm zu bilden. Es gab viele Dinge, Kleinigkeiten, und es war schwer, alle Männer zusammenzurufen, um darüber zu beraten. Wir hatten morgens, mittags und abends Beratungen, manchmal auch mitten in der Nacht. Wir fanden wenig Zeit, um auf Nahrungssuche zu gehen, was sollte sonst mit den Beratungen werden, gab es doch immer irgendeine Kleinigkeit zu regeln, zum Beispiel zwei neue Beobachter zu benennen, die den Posten der alten auf dem Hügel einnehmen konnten, oder festzulegen, welcher Anteil an Nahrung den Männern, die stets und ständig die Waffe in der Hand trugen und nicht selbst auf Nahrungssuche gehen konnten, zukommen sollte. Wir waren so weit, daß wir einen Anführer brauchten, der alle diese Dinge erledigte, der die Stimme des Rates war und der gegenüber dem Rat Rechenschaft ablegen mußte für das, was er tat. So ernannten wir Fis-Fis zum Anführer. Er war gleichfalls ein starker Mann und sehr schlau, und wenn er wütend war, gab er Laute von sich wie fis-fis, in der Art einer Wildkatze.

Die zehn Männer, die den Stamm beschützten, bekamen den Auftrag, um den Kern des Tals eine Mauer aus Steinen zu errichten. Die Frauen und großen Kinder halfen dabei wie auch andere Männer, bis die Mauer mächtig genug war. Danach kamen alle Familien aus ihren Höhlen und von den Bäumen und bauten sich im Schutz der Mauer Grashäuser. Die Häuser waren groß und viel besser als die Höhlen und Bäume, und jedermann hatte es jetzt besser, weil die Männer ihre Kraft vereinigt hatten und wir ein Stamm geworden waren. Durch die Mauer, die Wachen und die Beobachter hatten wir viel Zeit zum Jagen und Fischen und zum Sammeln von Wurzeln und Beeren; es gab mehr und bessere Nahrung, niemand blieb hungrig. Dreibein, der so genannt wurde, weil er sich als Junge die Beine kaputtgemacht hatte und deshalb mit einem Stock lief - Dreibein nahm den Samen von wildem Korn und steckte ihn in den Boden in der Nähe seines Hauses. Außerdem pflanzte er dicke Wurzeln ein und was er sonst noch in den Bergtälern fand.

Wegen der Sicherheit im Sea Valley, weil wir die Mauer und die Beobachter und Wachposten hatten und weil Nahrung in Hülle und Fülle vorhanden war, ohne daß darum gekämpft werden mußte, kamen viele Familien zu uns aus den Küstentälern zu beiden Seiten sowie von der anderen Seite der hohen Berge, wo sie mehr wie wilde Tiere denn als Menschen gelebt hatten. Und es dauerte nicht lange, bis sich das Sea Valley gefüllt hatte und zahlreiche Familien hier wohnten. Aber bevor das geschah, wurde das Land, das frei für alle gewesen war und allen gehört hatte, aufgeteilt. Dreibein fing damit an, als er Korn säte. Die meisten von uns kümmerten sich nicht weiter um das Land. Wir hielten die Markierung der Grenzlinien mit Steinen für unsinnig. Wir hatten genug zu essen, und was wollten wir mehr? Ich erinnere mich, daß mein Vater und ich für Dreibein Steinumhegungen bauten und dafür Korn bekamen.

Es bekamen also einige wenige das ganze Land, und Dreibein bekam das meiste. Andere, die sich Land genommen hatten, gaben es den wenigen, die danach verlangten, wofür sie mit Korn, dicken Wurzeln, Bärenhäuten und Fisch, den die Farmer im Austausch gegen Korn von den Fischern bekommen hatten, bezahlt wurden. Und ehe wir uns versahen, war alles Land vergeben.

Etwa zu der Zeit starb Fis-Fis, und sein Sohn, Hundezahn, wurde Häuptling. Er hatte verlangt, Häuptling zu werden, da sein Vater vor ihm Häuptling gewesen war. Er hielt sich außerdem für einen größeren Häuptling, als sein Vater gewesen war. Anfangs war er auch ein guter Häuptling, und er arbeitete viel, so daß der Rat immer weniger zu tun hatte. Dann erhob sich eine neue Stimme im Sea Valley: Schiefe Lippe. Wir hatten nie viel von ihm gehalten, bis er mit den Geistern der Toten zu sprechen begann. Später nannten wir ihn Großer Dicker, weil er zuviel aß und nicht arbeitete, so daß er dick und rund wurde. Eines Tages erzählte uns Großer Dicker, daß er die Geheimnisse der Toten besäße und daß er die Stimme Gottes sei. Er wurde ein enger Freund von Hundezahn, der befahl, dem Großen Dicken eine Grashütte zu bauen. Und Großer Dicker versah sein Haus ringsherum mit Tabus, und drinnen beherbergte er Gott.