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Und es stand einer auf, der der Sänger des Königs wurde. Man nannte ihn Wanze, weil er klein war und sowohl ein unförmiges Gesicht als auch einen unförmigen Körper hatte und sich nicht in der Arbeit noch durch Heldentaten auszeichnete. Er wollte den fettesten Markknochen, den erlesensten Fisch, die Milch noch warm von der Ziege, das erste Korn, das reif war, und den gemütlichsten Platz am Feuer. Und indem er Sänger des Königs wurde, hatte er einen Weg gefunden, nichts zu tun und dick zu werden. Und als die Menschen immer unzufriedener wurden und Steine gegen das Grashaus des Königs

warfen, sang Wanze ein Lied darüber, wie schön es war, ein Fischesser zu sein. In seinem Lied sang er, daß die Fischesser die Auserwählten Gottes und die besten Menschen seien, die Gott erschaffen habe. Er sang von den Fleischessern als Schweinen und Krähen, und er sang, wie gut es für die Fischesser sei, zu kämpfen und Gottes Werk zu tun, welches darin bestand, die Fleischesser zu töten. Die Worte seines Liedes glühten wie Feuer in uns, und wir forderten tobend, gegen die Fleischesser geführt zu werden. Wir vergaßen, daß wir hungrig waren und warum wir gemeutert hatten, und wir waren glücklich, von Tigergesicht über die Wasserscheide geführt zu werden, wo wir viele Fleischesser töteten und zufrieden waren.

Aber es wurde nicht besser im Sea Valley. Essen konnten wir nur bekommen, indem wir für Dreibein, Dünnbauch oder Schweinebacke arbeiteten; denn es gab kein Land mehr, auf das einer noch Korn hätte aussäen können. Und oft hatten Dreibein und die anderen nicht genug Arbeit für alle Männer, die da waren. Diese mußten dann Hunger leiden, wie auch deren Frauen, Kinder und alte Mütter. Tigergesicht bot ihnen an, Wächter zu werden, und viele von ihnen taten das auch, wobei sie nichts anderes zu tun hatten, als denen, die arbeiteten und darüber murrten, daß sie so viele Faulpelze ernähren mußten, Speere in die Leiber zu stoßen.

Und wenn wir meuterten, sang Wanze immer neue Lieder. Er sagte, Dreibein, Schweinebacke und die übrigen seien starke Männer und besäßen deshalb soviel. Er sagte, daß wir froh sein sollten, so starke Männer unter uns zu haben, denn sonst würden wir an unserer eigenen Nichtswürdigkeit und an den Fleischessern zugrunde gehen. Deshalb sollten wir diesen starken Männern frohen Herzens lassen, worauf sie ihre Hand legten. Großer Dicker, Schweinebacke, Tigergesicht und all die anderen sagten, daß dies wahr sei.

,Gut’, sagte Langer Hauer, ,dann will ich auch ein starker Mann sein.’ Und er beschaffte sich Korn, um das Feuergetränk daraus zu machen und es für Geldschnüre zu verkaufen. Und als Schielauge sich beschwerte, sagte Langer Hauer, daß er auch ein starker Mann sei und er Schielauge den Kopf einschlagen wolle, wenn dieser noch länger Geschrei mache. Worauf Schielauge Angst bekam und mit Dreibein und Schweinebacke sprach. Alle drei gingen zu Hundezahn. Hundezahn sprach mit Seelöwe, der seinerseits einen Boten zu Tigergesicht schickte. Tigergesicht beorderte seine Wachen, die das Haus von Langer Hauer mit dem Feuergetränk niederbrannten und ihn samt seiner Familie töteten. Großer Dicker hieß das gut, und Wanze sang wieder ein Lied darüber, wie gut es sei, das Gesetz einzuhalten, und was für ein schönes Land Sea Valley sei und wie ein jeder, der Sea Valley liebte, vorwärts marschieren solle, um die schlechten Fleischesser zu töten. Und wieder brannte sein Lied wie Feuer in uns, und wieder vergaßen wir unsere Unzufriedenheit.

Es war sehr merkwürdig. Wenn Dünnbauch zu viele Fische fing, so daß er sie für wenig Geld hätte verkaufen müssen, warf er eine große Menge wieder ins Meer, so daß mehr Geld für die restlichen Fische bezahlt wurde. Dreibein ließ oft große Felder brach liegen, um mehr Geld für sein Korn zu bekommen. Und als die Frauen so viel Geld aus Muscheln machten, daß zuviel Geld zum Kaufen vorhanden war, ließ Hundezahn die Herstellung von Geld stoppen. Die Frauen hatten also keine Arbeit mehr und nahmen die Plätze der Männer ein. Ich arbeitete an der Fischfalle und erhielt alle fünf Tage eine Geldschnur. Aber nun machte meine Schwester meine Arbeit für nur eine Geldschnur alle zehn Tage. Die Frauen arbeiteten billiger, und es gab noch weniger zu essen. Tigergesicht bot uns an, Wächter zu werden. Nur, ich konnte keiner werden, weil ich ein lahmes Bein habe und Tigergesicht mich nicht haben wollte. Und solche wie mich gab es viele. Wir waren gebrochene Männer und nur noch geeignet, um Arbeit zu betteln oder die Aufsicht über die kleinen Kinder zu übernehmen, während die Frauen arbeiteten.“

Jetzt war auch Gelbkopf von der Erzählung ganz hungrig geworden und röstete sich ein Stück Bärenfleisch über dem Feuer.

„Aber warum habt ihr euch nicht erhoben, ihr alle zusammen, und habt Dreibein, Schweinebacke und den Großen Dicken und all die anderen getötet, um genug zu essen zu bekommen?“ fragte Fürchtesam.

„Weil wir nichts verstanden hatten“, antwortete Langbart. „Es mußte über so vieles nachgedacht werden, und außerdem gab es die Wächter, die ihre Speere in uns jagten, und den Großen Dicken, der immer von Gott sprach, und Wanze, der immer neue Lieder sang. Wenn jemand richtig dachte und es auch sagte, packten ihn Tigergesicht und seine Wächter und fesselten ihn bei Ebbe an die Felsen, so daß das steigende Wasser ihn schließlich ertränkte.

Es war eine merkwürdige Sache mit dem Geld. Es war wie mit den Liedern von Wanze. Es hatte den Anschein, als sei alles in Ordnung, aber in Wirklichkeit war es nicht so. Wir begriffen das nur langsam. Hundezahn fing damit an, das Geld zu sammeln. Er hortete es in einem der Grashäuser und bestellte Wachen, die es Tag und Nacht hüteten. Je mehr Geld er in dem Haus anhäufte, um so teurer wurde es, so daß ein Mensch jetzt länger für eine Geldkette arbeiten mußte als je zuvor. Außerdem redete man damals ständig von einem Krieg mit den Fleischessern. Hundezahn und Tigergesicht füllten viele Häuser mit Korn und Trockenfisch, mit geräuchertem Ziegenfleisch und Käse. Trotz dieser Berge von Nahrungsmitteln hatten die Menschen nicht genug zu essen. Aber was machte es schon? Immer wenn die Leute zu laut murrten, sang Wanze ein neues Lied, und Großer Dicker sagte, daß es Gottes Wille sei, daß wir die Fleischesser töteten, und Tigergesicht führte uns über die Wasserscheide, um zu töten und getötet zu werden. Ich war nicht gut genug, um Wächter zu werden und faul in der Sonne zu liegen, aber wenn wir Krieg hatten, war Tigergesicht froh, daß er mich mitnehmen konnte. Wenn wir alles aufgegessen hatten, was in den Häusern lagerte, hörten wir auf zu kämpfen und gingen wieder an die Arbeit, um abermals Lebensmittel zu horten.“

„Ihr wart damals alle verrückt“, war Hirschfängers Kommentar.

„Wir waren damals wirklich alle verrückt“, stimmte Langbart zu. „Es war seltsam, das Ganze. Zum Beispiel Spaltnase. Er sagte, es sei alles verkehrt. Er sagte, wir würden stark werden, wenn wir unsere Kräfte vereinten. Damals, als wir den Stamm gegründet hatten, sei es richtig gewesen, die Kraft der Männer, die dem Stamm mit ihrer Stärke schadeten, zu brechen - jener Männer nämlich, die ihren Brüdern die Köpfe einschlugen und ihnen die Frauen stahlen. Aber jetzt, so sagte er, würde der Stamm nicht stärker, sondern schwächer, weil es Männer gäbe, die dem Stamm aufgrund einer ganz anderen Kraft schadeten -Männer, die die Kraft des Landes besäßen wie Dreibein, die die Kraft der Fischfallen besäßen wie Dünnbauch, die die Kraft des gesamten Ziegenfleisches besäßen wie Schweinebacke. Was zu tun sei, sagte Spaltnase, sei, diesen Männern ihre böse Kraft zu nehmen, dafür zu sorgen, daß sie arbeiten gingen, allesamt, und daß niemand essen könne, der nicht arbeite.