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Und um dem ganzen Unterfangen die Krone aufzusetzen, Major Rathbone legte sofort sein Bürgermeisteramt nieder, als die Vereinigten Staaten Spanien den Krieg erklärten, und bewarb sich im Kriegsministerium um einen Posten. Mit Blick auf sein Führungszeugnis während des Bürgerkrieges und auf seinen gegenwärtig ausgezeichneten Gesundheitszustand war es durchaus wahrscheinlich, daß seinem Antrag stattgegeben werden würde.

„Es scheint, als müßten wir auch ein Gegenmittel entdecken, bevor wir die Welt mit dieser Verjüngungskur beglücken -eine Art Beruhigungsmittel, um die mit der Rückkehr der Jugend auftretende Euphorie zu dämpfen.“

Auch wenn es scheinbar hoffnungslos war, hatten wir uns zusammengesetzt, um das Problem zu diskutieren und um zu versuchen, einen Ausweg zu finden.

„Verstehst du“, fuhr Dover fort, „nachdem wir einen alten Menschen wiederbelebt haben, entgleitet dieser Mensch völlig unserer Macht. Wir können weder irgendwelche Kontrollme-chanismen einbauen, noch irgendwelche Exzesse jugendlicher Spontanität, die von uns verursacht wurden, abschwächen. Ich weiß jetzt, daß wir bei der Anwendung unseres Impfstoffes große Vorsicht walten lassen müssen - die größte Vorsicht, wenn wir jegliche Art von lächerlichem Verhalten des Patienten ausschließen wollen. Aber das ist augenblicklich nicht die strittige Frage. Was soll mit Onkel Max geschehen? Ich gestehe, daß ich mir nicht anders zu helfen weiß, als einen Aufschub beim Kriegsministerium zu erwirken.“

Diesmal war Dover so hilflos, daß ich nicht einmal Stolz empfand,, ihm den Plan zu erläutern, über den ich seit einiger Zeit schon nachgrübelte.

„Du hast von Gegenmitteln gesprochen“, begann ich versuchsweise. „Nun, wir wissen aber auch, daß es solche und solche Gegenmittel gibt, und dann wiederum gibt es Gegenmittel, von denen einige als Heilmittel gegen die negativen Begleiterscheinungen wirken und andere diese verstärken. Wenn ein Baby einen Liter Kerosin getrunken hat, welches Gegenmittel würdest du verordnen?“

Dover schüttelte den Kopf.

„Und da es in einem derartigen Notfall kein Gegenmittel gibt, gehen wir davon aus, daß das Baby sterben muß? Ganz und gar nicht. Wir verordnen ein Brechmittel. In unserem Fall kommt ein Brechmittel natürlich nicht in Frage. Aber andererseits, sagen wir mal, jemand ist einer Frau hoffnungslos verfallen, oder nehmen wir einen Hypochonder, was für eine Arznei müßte da angewendet werden?

Selbstverständlich wäre keine der beiden von mir erwähnten angebracht. Nun, was würdest du einem krankhaften Melancholiker verschreiben?“

„Veränderung“, erwiderte er prompt. „Etwas Abwechslung, um ihn von sich und seinem zersetzenden Grübeln abzulenken, um ihm von neuem Interesse am Leben zu geben, damit er einen Lebenssinn findet.“

„Sehr gut“, frohlockte ich. „Du wirst bemerkt haben, daß du gerade ein Gegenmittel verschrieben hast. Das ist wahr, aber anstelle eines physischen oder medizinischen Mittels ist dies immateriell und abstrakt. Also kannst du mir eine ähnliche Medizin gegen exzessiven geistigen oder körperlichen Elan nennen?“

Dover sah verwirrt aus und wartete, daß ich fortfuhr.

„Kannst du dich an einen gewissen starken Mann mit Namen Samson erinnern, oder an Delila, die schöne Philisterin? Hast du dir schon einmal Gedanken über die tiefere Bedeutung von ,Die Schöne und das Tier’ gemacht? Weißt du nicht, daß die Macht der Starken geschwächt, Dynastien gegründet oder zerstört wurden, zahllose Nationen in Zwi-stigkeiten gestürzt oder daraus errettet wurden - durch die Liebe einer Frau? Da hast du dein Gegenmittel“, fügte ich bescheiden als Nachgedanken an.

„Oh!“ Seine Augen blitzten sekundenlang hoffnungsvoll, aber seine Verzagtheit kehrte zurück; er schüttelte traurig den Kopf und sagte: „Aber wer sollte das sein? Es gibt niemanden.“

„Erinnerst du dich an eine gewisse Romanze des Majors, als er noch ein ganz junger Mann war, lange vor dem Krieg?“

„Du meinst Miß Deborah Furbush, deine Tante Debby?“

„Ja, meine Tante Debby. Sie hatten Streit, wie du weißt, und haben sich nie versöhnt.“

„Noch seit damals miteinander gesprochen.“

„ doch, sie haben. Seitdem er verjüngt ist, besucht er sie regelmäßig, erweist ihr seine Aufmerksamkeit und erkundigt sich nach ihrer Gesundheit. Ist eine Art von Schadenfreude, verstehst du. Sie ist jetzt seit einem Jahr bettlägerig; man muß sie die Treppe rauf- und runtertragen, aber eigentlich fehlt ihr nichts. Sie ist einfach alt.“

„Wenn sie kräftig genug wäre.“, spekulierte Dover.

„Kräftig genug ist sie!“ rief ich. „Mann, ich versichere dir, es ist reine Senilität - es gibt nicht das geringste, wovor man sie bewahren müßte außer einer sehr leichten Herzklappenschwäche. Was meinst du? Wir versuchen, ein paar Monate Aufschub bei seiner Berufung in das neue Amt zu erreichen, und fangen sofort bei Tante Debby an! Na, was sagst du dazu, alter Freund? Was hältst du davon?“

Nicht nur ich war über diese Lösung unserer Schwierigkeiten in Erregung geraten, sondern ich hatte schließlich auch seine Begeisterung geweckt. In Anbetracht der gebotenen Eile räumten wir sofort alle erforderlichen Dinge aus dem Labor und schlugen unser Quartier in meinem Haus auf, das wiederum genau gegenüber von Tante Debbys lag. Diesmal lag das ganze Unternehmen direkt in unserer Hand, deshalb konnten wir mit äußerster Eile vorankommen. Aber wir waren verschwiegen, und Major Rathbone hatte nicht die leiseste Ahnung, was wir vorhatten. Eine Woche nachdem wir mit der Behandlung angefangen hatten, überraschte Tante Debby das Haus Furbush damit, daß sie aufstand und dem Major die Hand reichte, als er seinen üblichen Besuch machte. Vierzehn Tage später sahen wir - von einem günstigen Beobachtungsort in meiner Windmühle aus - die zwei im Garten Spazierengehen und bemerkten im Benehmen des Majors eine gewisse neue Galanterie. Und das Tempo, mit dem Tante Debby gegen den Lauf der Zeit ankämpfte, war atemberaubend. Sie wurde zusehends jünger, Tag für Tag, und die Rosen der Jugend blühten wieder auf ihren Wangen und gaben ihrem Teint die denkbar schönste rosa Perlenfrische zurück.

Etwa zehn Tage danach fuhr er vor ihrer Tür vor und nahm sie auf einen Ausflug mit. Und das Gerede im Dorf! Doch das war noch nichts im Vergleich zu dem Geschwätz, das einsetzte, als einen Monat später das Kriegsinteresse des Majors abgeflaut war und er seine Bewerbung zurückzog. Und als die uralten Liebenden mutig vor den Altar traten und dann in die Flitterwochen fuhren, schien es, als ob sich alle Welt die Mäuler zerreißen wollte, bis es nichts mehr zu zerreißen gab.

Wie schon gesagt, dieser Impfstoff ist eine wundervolle Entdeckung.

Bis daß der Tod uns scheidet

Mag sein, daß es reiner Zufall war, mag sein, daß es ungeahnte Verbindungen zwischen dem Leben und dem Tod gibt, und es mag auch sein, daß Bat Morganston blindes Vertrauen in die Zukunft verspürte, als er sich plötzlich an Frona Payne wandte und fragte: „Bis daß der Tod uns scheidet?“