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In Forty Mile drängten noch mehr Passagiere und Fracht an Bord. Unter all den Pilgern befand sich Pater Mahan, und zwischen den Gepäckstücken gab es eine Kiste aus rohem Kiefernholz, die in der Größe den herkömmlichen Maßen der letzten Wohnstatt eines Menschen entsprach. Dem Tod wird in der Hast des Lebens wenig Beachtung geschenkt, deshalb lud man diese Kiste bedenkenlos an Deck der Cassiar, oben auf eine Pyramide von Frachtgut. Doch Bat Morganston, der bis zum Augenblick der Verschiffung in einer behaglichen Eishöhle gelegen hatte, kümmerte das wenig. Niemanden kümmerte es. Bis auf einen kräftigen Wolfshund, dem der Geschmack der Peitsche seines Herrn noch jetzt süß erschien, gab es keine trauernden Hinterbliebenen.

Von niemandem bemerkt, war der Hund an Bord gekrochen, und noch bevor die Leinen losgemacht wurden, hatte er wie gewohnt seine Wache an der Seite seines Herrn oben auf dem Gepäckhaufen angetreten.

Er war derartig bösartig und zeigte seine Fänge auf solch einschüchternde Weise, daß die anderen Hunde einen weiten Bogen um ihn machten und es vorzogen, ihn samt seinem Toten in Ruhe zu lassen.

Die Kajüten waren mit Kranken vollgestopft, deshalb wurde die Trauung auf dem überfüllten Deck vollzogen. Es war fast Mitternacht, aber die Sonne, eine rote, runde und verhangene Scheibe, schickte ihre schrägen Strahlen noch flach über den Horizont.

Frona Payne und Jack Crelin standen Seite an Seite. Pater Mahan begann mit der Zeremonie. Von achtern hörte man die Rauferei eines halben Dutzends betrunkener Spieler; aber im großen und ganzen drängte sich die menschliche Schiffsladung um den Mittelpunkt des Interesses. Und die Hunde ebenfalls.

Demnach wäre alles gut gegangen, hätte nicht ein Labradorhund einen vorteilhafteren Platz inmitten des Frachtgutes gesucht. Er hatte zahllose Reisen hinter sich, war Veteran etlicher Hungersnöte und Tausender Kämpfe und kannte keine Furcht. Die trotzige Frechheit des Hundes, der die Kiefernkiste bewachte, interessierte ihn. Er kroch näher, seine entblößten Fänge schimmerten wie poliertes Elfenbein. Knurrend schnappte er zu, die achtlos gestapelte Fracht unter ihnen geriet ins Wanken.

In diesem Augenblick segnete Pater Mahan die zwei, die nun eins waren, und Jack Crelin ergänzte feierlich: „Bis daß der Tod uns scheidet.“

„Bis daß der Tod uns scheidet“, wiederholte Frona Payne, und ihre Gedanken schweiften zurück zu dem anderen Mann, der genau diese Worte gesprochen hatte. Für den Augenblick empfand sie aufrichtigen Kummer und Reue über das, was sie getan hatte. Und in ebendiesem Augenblick schlossen sich die Kinnbacken der beiden Hunde in tödlichem Biß, und die lange Kiefernholzkiste schwankte auf der Pyramidenspitze. Ihr Gemahl zog Frona zur Seite, als die Kiste herabfiel, mit dem Ende voran. Es gab ein Krachen und Splittern; der Deckel fiel ab, und Bat Morganston, auf den Füßen stehend, aufrecht wie im Leben, mit Sonnenglanz auf den seidigen braunen Locken, fiel vornüber.

Alles geschah sehr schnell. Einige sagen, daß seine Lippen sich zu einem furchterregenden Lächeln öffneten, daß er die Arme um Frona Payne schlang und sie festhielt, bis sie zusammen auf das Deck stürzten. Das könnte unglaubwürdig erscheinen, wenn man bedenkt, daß der Mann tot war; aber es gibt Leute, die schwören, daß sich die Dinge so abgespielt haben. Wie auch immer, Frona Payne schrie schrecklich, als man sie unter dem Leichnam ihres verflossenen Liebhabers hervorzog, und ihr schrilles Schreien hörte nicht auf, bis der Hafen von Circle City erreicht war.

Und Bat Morganstons Worte wurden wahr. Denn wer sich heute die Mühe macht, über die hinter Circle City liegenden Berge zu reisen, kann, dicht beieinander, eine Hütte und ein Grab sehen. In der einen wohnt Frona Payne; im anderen liegt Bat Morganston. Sie warten aufeinander, bis ihre Fesseln von ihnen fallen und die Trompeten des Jüngsten Gerichts die Stille des Nordens durchbrechen.

Ein Relikt aus dem Pliozän

Zunächst möchte ich meine Hände in Unschuld waschen. Ich bin weder für die Urheberschaft seiner Geschichten zuständig, noch fühle ich mich für sie verantwortlich. Ich mache diese einschränkenden Vorbemerkungen, um meine Integrität zu bewahren. Ich habe eine gewisse Position errungen und auch eine Frau; und um des guten Namens der Gemeinschaft willen, die meinem Dasein die Ehre ihrer Anerkennung zukommen läßt, sowie um der Nachwelt willen kann ich Gelegenheiten nicht mehr beim Schöpfe packen wie früher oder bestimmte Möglichkeiten mit der sorglosen Nachlässigkeit der Jugend begünstigen. Ich wiederhole also, ich lege meine Hände nicht ins Feuer für diesen Nimrod, diesen starken Jäger, diesen gemütlichen, blauäugigen, sommersprossigen Thomas Stevens.

Da ich immer ehrlich zu mir selbst war, und angesichts der absehbaren Güte, mit der meine Frau mich gewiß freudig umhegen wird, kann ich es mir nun leisten, großzügig zu sein. Ich werde die Geschichten, die Thomas Stevens mir erzählt hat, nicht kritisieren, und ich werde mich auch jedes Urteils enthalten. Fragt man mich, warum, kann ich nur hinzufügen, daß ich mir kein Urteil erlauben kann. Ich habe lange nachgedacht und dies und das erwogen, aber niemals glich eine Schlußfolgerung der anderen - denn Thomas Stevens ist wahrhaftig ein größerer Mann als ich. Hat er die Wahrheit gesagt, gut und schön, hat er die Unwahrheit gesagt, auch gut und schön. Denn wer kann beweisen, was wahr oder unwahr ist? Ich selbst halte mich aus der Sache heraus, und die, die nur wenig Vertrauen haben, können tun, was ich getan habe - nämlich besagten Thomas Stevens suchen gehen und mit ihm persönlich über die Dinge sprechen, die ich, so das Glück es will, erzählen werde. Wo er zu finden ist? Die Richtung ist einfach: entweder irgendwo zwischen dem . nördlichen Breitengrad und dem Pol oder in den ergiebigsten Jagdgründen, die zwischen der Ostküste Sibiriens und dem weiten Labrador liegen. Daß er sich irgendwo in diesem genau definierten Territorium aufhält, dafür gebe ich das Wort eines Ehrenmannes, dessen Haltung in jedem Fall aufrichtige Worte und eine rechte Lebensart garantiert.

Thomas Stevens mag in ungewöhnlicher Weise mit der Wahrheit gespielt haben, aber man bedenke, als wir uns das erstemal begegneten (diese Stelle wäre es wert, markiert zu werden), kam er in mein Lager gelaufen, als ich glaubte, um die tausend Meilen vom äußersten Rand der Zivilisation entfernt zu sein. Beim Anblick seines menschlichen Gesichts, des ersten nach beschwerlichen Monaten, hätte ich hochspringen und ihn in meine Arme schließen mögen (und dabei bin ich kein Mann von demonstrativer Art); aber für ihn schien dieser Besuch die gewöhnlichste Sache der Welt zu sein. Er kam einfach in den Lichtkreis meines Lagers spaziert und verbrachte die Zeit nach der Art der Männer, die in der immer gleichen, abgedroschenen Weise ihre Tage herunterbrachten, schob meine Schneeschuhe auf die eine Seite und ein paar von den Hunden auf die andere, um so Platz für sich am Feuer zu schaffen. Sagte, er sei nur vorbeigekommen,- um sich eine Prise Soda zu borgen und zu sehen, ob ich vernünftigen Tabak habe. Er holte eine altertümliche Pfeife hervor, stopfte sie mit peinlicher Sorgfalt und schüttete, ohne meine Erlaubnis abzuwarten, die Hälfte meines Tabaks in seinen Beutel. Ja, das Zeug war wirklich gut. Er seufzte mit der Zufriedenheit des Gerechten und sog den Rauch der trockenen gelben Blätter förmlich auf; es tat einem alten Raucher gut, ihm zuzusehen.