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»Schejtan«, fluchte der Kapitän. »Wir müssen sofort angreifen. Am besten, wir entern.« »Mit der Mannschaft?« fragte Ibn Kuteiba zweifelnd. Abu Hanufa kratzte sich den Kopf.

»Daran habe ich nicht gedacht. Was aber sollen wir tun? Wir können sie doch nicht verfolgen. Wir müssen vor Akjab bleiben, sonst denkt der kleine Kapitän von der »Lundi«, daß wir nicht auf seine Bitten gehört haben.«

»Ich werde die Mannschaft fragen, ob sie bereit wäre, die »Mapeika« zu entern. Ja, wenn wir die Besatzung der »Trueno« hätten, dann wäre die Sache in einer halben Stunde erledigt.«

Er pfiff seine Mannschaft zusammen. Da standen sie, Engländer, Franzosen, ein paar Malaien und Inder zwischen ihnen, alles Leute, die zwar einen Frachter gut von Liverpool nach Schanghai bringen würden, aber keine Helden.

Ibn Kuteiba erklärte ihnen, was drüben vorgegangen war, und fragte, ob sie bereit wären, ihr Leben für die Kameraden zu wagen.

Schweigen. Ängstliche Blicke. Ein Deutscher faßte sich mit schreckweiten Augen an die Gurgel, als spüre er bereits den türkischen Krummsäbel im Hals. Ein rothaariger Ire machte den Vorschlag, die »Mapeika« so lange zu beschießen, bis sie die Flagge striche. Ibn Kuteiba wandte sich an Abu Hanufa und sagte :

»Ich brauche dir nichts mehr zu erklären. Du siehst den Heldenmut auf ihren Gesichtern.« »Bei Allah, dann bleibt uns nichts übrig als eine regelrechte Seeschlacht. Los, gehen wir auf Breitseite.«Die »Dimanche« schwenkte ein. Die Kanoniere standen mit brennenden Lunten hinter den Kanonen. Auf der »Mapeika« wurde es lebendig. Die Matrosen der »Dimanche« sahen, wie die Türken acht gefesselte Weiße an die Masten banden, so, daß die ersten Kugeln diese zuerst treffen mußten.

»Diese Hunde«, zischte Abu Hanufa wütend. »Sie benutzen unsere Freunde als Geiseln!« »Wir sind machtlos. Auf keinen Fall wollen wir zu Mördern an den Gefesselten werden.« Hanufas Augen funkelten. Er stapfte zornig mit dem Fuß auf und schüttelte drohend die Faust gegen die »Mapeika«.

Drüben setzte der dicke Mustapha ein Sprachrohr an und schickte ein dröhnendes Lachen über die See.

Nach einer Stunde war der Spuk vorbei. Ganz hinten am Horizont sah man die Mastspitzen verschwinden.

4

Die »Unicorn« unter Captain Grearson und die »Trueno« hatten gedreht. Sie nahmen wieder Kurs auf die Westküste Hinterindiens, auf Unter-Birma, jene Halbinsel, an deren Ostküste Rangun lag.

»Wenn die »Mapeika« sich noch in der Bengalischen See befindet«, sagte Marina, »dann müssen wir sie vor allem an der Küste suchen. Sie sind klüger als ich dachte. Sie haben wahrscheinlich mit einer Verfolgung gerechnet und damit, daß wir sie bei Ceylon suchen würden. Deshalb haben sie nicht gleich versucht, den freien Ozean zu gewinnen.« Nachdem sie gemeinsam zwei Tage unterwegs waren, machte Grearson den Vorschlag, nebeneinander zu fahren. Und zwar wollten sie in Schlangenlinie weitersegeln, um einen größeren Teil der Gewässer im Blickfeld zu haben. Eines Mittags war es soweit. Der Ausguck meldete ein Schiff voraus.

»Kanonen klar!« kam Marinas Befehl. Die Augen der schönen, tollen Gräfin leuchteten in der Vorfreude des Kampfes. »Aber versenkt ihn nicht! Wir wollen unsere Freunde möglichst lebend wiederhaben, wenn sie von den Türken noch nicht umgebracht worden sind.« Drüben auf der »Mapeika« — diesmal war sie es wirklich — wiederholte man den Trick. Der Ausguck konnte durch das Fernrohr erkennen, daß die Weißen an die Masten gebunden waren. Er rief der Kapitänin seine Beobachtung zu.

In diesem Augenblick tauchte auch die »Unicorn« — aus der Schlangenlinie kommend — wieder auf. Voll unterm Wind stieß sie auf die »Mapeika« zu.

»Zum Teufel!« rief Virgen erschrocken. »Wenn Grearson den Kahn von der anderen Seite nimmt, dann kann er die Gefesselten nicht sehen.«

Marina überlegte. Sie rief dem Signalgast zu, er solle der »Unicorn« verständlich machen, welche Teufelei die Barbaren ausgeheckt hatten.

Aber es war schon zu spät. Die »Unicorn« lag jetzt mit der Breitseite in Kampfstellung. Das erste Aufbrüllen der Geschütze klang herüber. In dem Pulverqualm konnte man von drüben kein Flaggenwinken mehr erkennen.

»Maldito«, fluchte Virgen, wußte aber nicht, wie er das Unheil abwenden sollte. Marina zog den Degen aus der Scheide, und ihre Augen blitzten.»Jetzt Bord an Bord mit den Hunden. Wir entern. Dann wird Grearson schon das Feuer einstellen.« Virgen wehrte entsetzt ab.

»Das ist Selbstmord, Senorita Capitan! Sie können ungehindert auf uns feuern, aber wir nicht auf sie!«

»Habt Ihr Angst, Senor Virgen? Seht dort hinüber, seht Euern alten Kapitän! Wollt Ihr nicht das Letzte für ihn wagen?«

»Bueno.« Virgen wandte sich beschämt dem Steuer zu.

»Achtung, companeros, fertig machen zum Entern! Sieg oder Tod für Capitan Porquez !« Rasendes Gebrüll antwortete ihr. Messer blitzten. Schwere Säbel zuckten aus den Scheiden. Revolver wurden geladen. Jeder beteiligte sich diesmal; denn für die Kanoniere gab es keine Arbeit. Die ehemaligen Piraten hingen wie Trauben in den Wanten. Sie hatten die Enterseile gepackt. Es war ein wilder Anblick.

Zwei Meter Abstand noch. An Bord der »Trueno« sah es wüst aus, als sei ein Tornado darüber hinweggegangen.

»Sieg oder Tod für Capitan Porquez!« schrie Marina und stieß sich ab. Es sah aus, als flöge sie direkt in die flammenden Schlünde der Kanonen hinein. Dann war sie verschwunden. Die Piraten glaubten nichts anderes, als daß es diesmal ihre geliebte Senorita erwischt habe. Schauerliches Wutgeheul stieg auf. Hier und da mischte sich bereits ein Schluchzen in das Gebrüll.

Dann flogen sie, alle zusammen, hinüber aufs feindliche Deck. Blutunterlaufen waren ihre zornigen Augen. Sie sahen rot. Wie tolle Hunde schlugen sie die Sklavenhändler nieder. »Donde la Senorita? — Donde la Senorita?« klangen ihre Rufe über Deck. Marina war bei ihrem Sprung direkt auf den dicken Mustapha geprallt. Diesmal machte sie nicht viel Federlesens. Der Dicke starrte noch erschrocken drein. Dann traf ihn der Blitz aus Marinas Hand. Tief bohrte sich der Stahl in sein Herz. Mit einem Wehlaut stürzte sein schwerer Körper auf die Planken.

Die Frau stand schon bei Porquez und schnitt ihn vom Mast. Don Hidalgo sank, von den Fesseln befreit, stöhnend zusammen. Herumfliegende Spitter hatten ihn schwer getroffen. Fernando war der einzige Unverletzte. —

»The deuce«, fluchte Grearson. »Das Weib hat die Hölle im Leib! Ich glaube gar, sie wollen entern, mitten in den Kugelregen hinein! Unglaublich!« Mr. Frings, der Geschützoffizier, stand neben dem Captain.

»Sind und bleiben eben Seeräuber. Das Leben gilt ihnen nichts. Nicht einmal das eigene.« »Was ist das, Frings? Sie feuern ja gar nicht! Sie sind doch nicht etwa außer Gefecht?« Frings strengte seine Ohren an.

»In der Tat, Captain. Sie fahren ohne zu schießen in den Kugelregen hinein. Hat man sowas schon erlebt?«

»Feuer einstellen!« schrie Grearson. »Weshalb?«

»Feuer einstellen! Oder wollt Ihr vielleicht die Besatzung der »Trueno« beim Entern mit Euren verdammten Kugeln beglücken?«

»Feuer einstellen!« gab Frings den Befehl weiter, setzte dann aber brummend hinzu: »Schaden würde es nichts, wenn sie hinterher ein paar weniger wären.« Die Geschütze der »Unicorn« schwiegen.

»Pfui, Frings«, meinte Grearson. »Seit wann hat einEngländer keinen Respekt mehr vor der Tapferkeit? Ihr erniedrigt Euch selbst, Frings.«

»Sind doch nur Piraten. Und dazu lassen sie sich von einem Weib kommandieren«, meinte der Geschützoffizier entschuldigend.

»Sie waren Piraten, vergeßt das nicht! Piraten stehen nicht in den Diensten der OstindienKompanie.«

Von drüben winkte ein Signal.

»Kampf beendet. Kommt auf die »Mapeika«, Kapitän.«