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»Um ehrlich zu sein, wir sind auf dem Weg zur Stadt«, sagte Lansing.

»Aus welchem Grund?« fragte Correy. »In der Stadt ist nichts los, das kann Ihnen jeder hier bestätigen.«

»Er sucht seine Freundin«, sagte Jorgenson. »Er glaubt, sie könnte in der Stadt sein.«

»Wenn das so ist«, sagte Correy, »hoffe ich aufrichtig, daß Sie sie finden. Sie wissen, wie Sie zur Stadt kommen?« »Nach Südosten«, sagte Lansing. »Das müßte der richtige Weg sein.«

»Ja, das denke ich auch«, stimmte Correy zu. »Wissen Sie etwas über das Land hier?«

»Ich kenne nur ein paar Kilometer im Umkreis. Wir entfernen uns normalerweise nicht sehr weit vom Lager.« »Ich nehme an, auch Sie sind Leute wie wir. Ich weiß nicht, als was man uns bezeichnen kann, darüber habe ich noch nie nachgedacht. Jedenfalls Menschen, die hierher gebracht worden sind.«

»Ja, solche sind wir«, sagte Correy. »Möglicherweise gibt es noch andere Gruppen wie die unsere, aber wir kennen sie nicht. Sie wissen ja, daß es immer nur wenige Überlebende gibt. Wir sind eine Gruppe von Überlebenden. Unser Lager besteht aus zweiunddreißig Personen, zwölf Männer und zwanzig Frauen. Ein paar von uns sind schon seit Jahren hier.« Der Franzose sagte etwas zu Correy, und dieser wandte sich an Lansing: »Ich muß mich bei Ihnen entschuldigen. Ich habe meine Kinderstube vergessen. Wollen Sie nicht ins Lager kommen und sich uns anschließen? Es wird bald dunkel, und das Abendessen ist schon in Vorbereitung. Es gibt Kaninchenragout, einen riesigen Topf voll, außerdem haben wir jede Menge Fische zum Braten. Und es würde mich nicht wundern, wenn es auch Salat gibt. Auf Soße müssen wir allerdings schon lange verzichten, statt dessen nehmen wir heißes Fett. Ich muß Sie auch darauf hinweisen, daß wir kaum Salz haben. Wir haben uns schon seit langem an diesen Mangel gewöhnt, und es macht uns nichts mehr aus.« »Uns wird es auch nichts ausmachen«, sagte Melissa. »Wir nehmen Ihre Einladung mit Freuden an.«

Sie gingen ein Stück ins Tal hinein, machten einen Bogen um ein kleines Wäldchen und erblickten ein Kornfeld, auf dem noch einige Garben standen. Jenseits des Feldes standen in einer geschützten Bucht, die durch eine scharfe Biegung des Flußlaufes gebildet wurde, ein paar erbärmliche Hütten und verwitterte Zelte. Einige Lagerfeuer brannten, und kleine Gruppen von Menschen standen abwartend herum. Correy deutete auf das Kornfeld. »Ein armseliger Acker«, sagte er. »Aber wir pflegen ihn gut und ernten jedes Jahr genug, um über den Winter zu kommen. Außerdem haben wir noch einen ziemlich großen Garten. Mrs. Mason hat uns das Saatgut für das Getreidefeld besorgt und auch alles, was wir benötigten, um einen Gemüsegarten anzulegen.« »Mrs. Mason?« fragte Melissa.

»Das ist die Wirtin des Gasthauses«, sagte Correy. »Eine habgierige Person, aber sie arbeitet mit uns zusammen. Manchmal schickt sie uns Rekruten, Leute wie wir, die nicht wissen, wohin sie gehen sollen, und im Gasthaus stranden. Aber Mrs. Mason wünscht keine Gäste ohne Geld. Nur die wenigsten haben welches, also entledigt sie sich ihrer, indem sie sie zu uns schickt. Die Stärke unserer Gruppe nimmt dadurch jedoch nicht wesentlich zu. Es gibt auch Todesfälle, besonders in den strengen Wintermonaten. Wir haben hier, unter anderem, auch einen ständig größer werdenden Friedhof.«

»Gibt es keinen Weg zurück?« fragte Jorgenson. »Zurück zu den Welten, aus denen wir gekommen sind?«

»Wir haben keinen entdeckt«, antwortete Correy. »Wir haben es auch aufgegeben, danach zu suchen. Einige natürlich nicht, aber die meisten haben sich hier häuslich niedergelassen.« Als sie das Lager erreichten, war das Abendessen fertig. Die drei Neuankömmlinge setzten sich zusammen mit allen anderen in einem großen Kreis um das Hauptlagerfeuer. Man reichte ihnen Schüsseln mit Kaninchenstücken und andere mit gekochtem Mischgemüse, dazu gab es knusprig gebratenen Fisch. Tee oder Kaffee wurde ihnen nicht angeboten, das einzige Getränk war Wasser. Es gab auch keinen Salat, wie Correy vermutet hatte. Viele Leute im Lager, vielleicht sogar alle (Lansing versuchte, sie zu zählen, aber es gelang ihm nicht), kamen zu ihnen herüber, um ihnen die Hand zu schütteln und sie willkommen zu heißen. Die meisten redeten in fremden Sprachen, ein paar sprachen gebrochen Englisch. Außer Correy gab es noch zwei Personen, deren Muttersprache Englisch war. Bei beiden handelte es sich um Frauen, die sich sofort zu Melissa setzten. Dann begannen die drei in atemberaubendem Tempo draufloszuschwatzen.

Das Essen war gut, wenn man von dem fehlenden Salz absah. »Sie erwähnten, daß Ihnen Salz fehlt«, wandte sich Lansing an Correy. »Und wahrscheinlich außer Salz noch eine Menge anderer Dinge. Wenn Mrs. Mason Ihnen das Saatgut besorgt hat, warum beliefert sie Sie nicht auch mit Salz und den anderen Sachen, die Sie brauchen?«

»Das würde sie mit dem größten Vergnügen tun«, erwiderte Correy. »Aber wir haben kein Geld. Der Schatz ist aufgebraucht. Vielleicht haben wir das Geld am Anfang zu großzügig ausgegeben.«

»Ich habe noch welches übrig«, sagte Lansing. »Wären Sie mit einer kleinen Spende einverstanden?«

»Ich möchte nicht um Geld bitten«, erwiderte Correy, »aber wenn es Ihre eigene freie Entscheidung ist.« »Ich werde Ihnen eine kleine Summe dalassen.« »Wollen Sie denn nicht bei uns bleiben? Sie sind hier willkommen, das wissen Sie ja.«

»Ich muß zur Stadt, das habe ich Ihnen doch schon gesagt.« »Ja, ich entsinne mich.«

»Aber ich würde mich freuen, wenn ich heute hier übernachten könnte«, sagte Lansing. »Morgen früh reise ich dann weiter.« »Vielleicht kommen Sie ja wieder zurück.« »Falls ich Mary nicht finde, meinen Sie?«

»Auch wenn Sie sie finden. Sie und Mary sind hier jederzeit willkommen.«

Lansing ließ seinen Blick über das Lager schweifen. Das war kein Ort, an dem er sich gerne niederlassen würde. Das Leben hier würde hart sein. Ununterbrochene Arbeit - Bäume fällen und Holz hacken, Arbeit im Garten und auf dem Feld, die niemals endende Nahrungssuche. Es würde häßliche kleine Rivalitäten geben, unaufhörliche Reibereien und Auseinandersetzungen.

»Wir haben uns auf eine primitive Lebensweise eingestellt und fahren ganz gut damit«, sagte Correy. »Im Fluß gibt es genug Fische und in den Tälern und Hügeln Wild. Einige von uns haben sich zu Experten im Fallenstellen entwickelt - hier gibt es jede Menge Kaninchen. In manchen Jahren mehr als in anderen. Vor ein paar Jahren hatten wir eine Dürreperiode, alle haben schwer gearbeitet, haben Wasser vom Fluß heraufgeschleppt, um den Garten und das Feld zu bewässern. Aber wir konnten die Ernte retten, wir hatten sogar eine ausgezeichnete Ernte.« »Es ist schon erstaunlich«, sagte Lansing, »bei einer so bunt zusammengewürfelten Gruppe Menschen. Ich nehme zumindest an, daß sie es ist.«

»O ja«, sagte Correy. »Ich, zum Beispiel, war in meinem früheren Leben Mitglied des diplomatischen Korps. Wir haben hier, unter anderem, einen Geologen, einen Großbauern, der früher Tausende Hektar Land bestellt hat, einen Wirtschaftsprüfer, eine ehemals berühmte und verwöhnte Schauspielerin, eine bedeutende Historikerin, einen Sozialarbeiter, einen Bankier und so weiter.«

»Sind Sie und die anderen in der langen Zeit, die Sie zum Nachdenken hatten, zu irgendeinem Schluß gekommen, warum wir hierhergebracht worden sind?«

»Nein, eine bündige Antwort haben wir nicht. Es gibt viele Spekulationen, wie Sie sich denken können, aber nichts Schlüssiges. Natürlich gibt es auch hier, wie überall, Leute die überzeugt sind, die Antwort gefunden zu haben. Das sind Menschen, denen es eine gewisse seelische Stabilität verschafft, wenn sie an irgend etwas glauben können, und sei es auch noch so phantastisch. Es stärkt ihr Selbstbewußtsein, wenn sie sich einreden können, im Besitz der Wahrheit zu sein, während alle anderen im dunkeln tappen.« »Und Sie? Wie steht es mit Ihnen?«