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Mine brachte das Essen und stellte es unsanft vor Lansing auf dem Tisch ab. Wortlos drehte er sich um.

»Einen Augenblick«, sagte Lansing. »Ich brauche Verpflegung, bevor ich abreise.«

»Ich kann Ihnen die restlichen Lebensmittel überlassen«, sagte der Wirt, »aber alles andere ist schon weggepackt.« »In Ordnung«, sagte Lansing. »Ich benötige auch in erster Linie Lebensmittel.«

Die Suppe war gut, das Brot alt und hart, aber er tunkte es in die Suppe und aß es. Aus Hammel hatte er sich noch nie etwas gemacht, aus übriggebliebenem kaltem Hammel schon gar nicht. Trotzdem aß er ein paar dicke Scheiben und war dankbar für die Nahrung.

Lansing schlief schlecht. Am nächsten Morgen bereitet Mine ihm widerwillig etwas Haferbrei zum Frühstück. Nachdem Lansing sich einen Mundvorrat zusammengestellt und mit dem Wirt nach kurzem Streit über die Bezahlung einig geworden war, verließ er das Gasthaus und machte sich wieder auf den Weg.

Das Wetter hatte sich verschlechtert. Seit Lansing diese Welt betreten hatte, war es immer schön und sonnig gewesen, doch jetzt war der Himmel bedeckt, und ein scharfer Wind blies von Nordwesten. Hin und wieder gab es kurze Hagelschauer; die Eiskörnchen brannten auf seinem Gesicht.

Er erreichte den Hang, der in den Talkessel hinabführte, in dessen Mitte der Würfel stand. Heute, da Wolken den Himmel bedeckten, wies er eine mattgraue Farbe auf. Die Kartenspieler waren verschwunden.

Lansing erreichte die Talsohle. Mit gesenktem Kopf, den Körper gegen den Wind gestemmt, stapfte er auf den Würfel zu.

Ein Geräusch drang an sein Ohr, wie Rufen. Lansing riß den Kopf hoch, und da war sie, rannte den Pfad herunter auf ihn zu. »Mary!« schrie er und begann zu laufen.

Dann lag sie in seinen Armen und hielt ihn fest umklammert. Tränen liefen ihr über die Wangen, als sie den Kopf hob, um ihn zu küssen.

»Ich habe deinen Zettel gefunden«, sagte sie. »Ich habe mich so beeilt, dich einzuholen.«

»Gott sei Dank, daß du da bist«, sagte er. »Mein Gott - endlich habe ich dich gefunden.«

»Hat die Wirtin dir meinen Brief gegeben?«

»Sie hat deinen Brief erwähnt, aber sie hatte ihn verloren. Wir haben beide danach gesucht. Wir haben das ganze Gasthaus auf den Kopf gestellt, aber wir konnten ihn nicht finden.« »Ich habe dir geschrieben, daß ich zur Stadt zurückgehen und dort auf dich warten wollte. Dann habe ich mich in den Badlands verirrt. Ich bin vom Weg abgekommen und konnte ihn nicht wiederfinden. Tagelang bin ich durch die Gegend gelaufen, ohne zu wissen, wo ich war. Irgendwann bin ich auf einen Berg gestiegen, und plötzlich lag die Stadt unter mir.« »Ich habe dich die ganze Zeit gesucht, seit ich zum singenden Turm zurückgekehrt bin. Sandra ist tot, und.« »Sie war schon tot, als ich aufbrach. Ich wäre geblieben, wenn nicht plötzlich der Heuler aufgetaucht wäre. Er begann mich zu umkreisen, kam jedesmal ein wenig näher. Ich hatte solche Angst - mein Gott, wenn ich nur daran denke! Deshalb bin ich zum Gasthaus aufgebrochen. Er ist mir die ganze Zeit gefolgt. Ich wollte im Gasthaus auf dich warten; ich wußte, daß du mich dort suchen würdest. Aber die Wirtin hat mich rausgeworfen. Ich hatte kein Geld, aus diesem Grund wollte sie mich nicht dabehalten.

Also habe ich dir den Brief geschrieben und bin gegangen. Der Heuler hat sich nicht mehr gezeigt, und ich war guter Dinge, bis ich mich dann verirrt habe.«

Er küßte sie. »Jetzt ist alles gut«, sagte er. »Wir haben uns wiedergefunden.«

»Wo ist Jürgens? Ist er nicht bei dir?«

»Wir haben ihn verloren. Er ist ins Chaos gestürzt.«

»Chaos? Edward, was ist Chaos?«

»Ich werde es dir später erzählen. Wir haben ja viel Zeit. Jorgenson und Melissa sind von ihrer Reise nach Westen zurück, aber sie wollten mich nicht weiter begleiten.« Unvermittelt trat Mary einen Schritt zurück. »Edward«, sagte sie. »Ja, was ist Mary?«

»Ich glaube, ich kenne die Antwort. Es ist der Würfel. Er war es die ganze Zeit.« »Der Würfel?«

»Ich habe darüber nachgedacht, während ich dem Pfad folgte. Ich fragte mich, ob wir etwas übersehen hätten. Etwas, an das wir niemals gedacht hatten. Und dann wußte ich es auf einmal. Ich hatte gar nicht darüber nachgedacht, es war plötzlich da.« »Du wußtest es? Um Gottes willen Mary.« »Sicher bin ich natürlich nicht, aber ich glaube schon, daß ich recht habe. Erinnerst du dich noch an die flachen Steine, die wir damals gefunden haben, die drei Steinplatten, die in den Sand eingelassen waren? Wir mußten sie erst freilegen, sie waren völlig mit Sand bedeckt.«

»Ja, ich entsinne mich. Gestern saßen die Kartenspieler auf einem.«

»Die Kartenspieler? Warum sollten die denn.«

»Mach dir deswegen jetzt keine Gedanken. Was ist mit den Steinen?«

»Was würdest du dazu sagen, wenn dort noch weitere Steine sind?

Steine, die einen Gehweg zum Würfel bilden? Drei Gehwege. Sie sind so angelegt, daß man sicher zum Würfel gelangen kann, wenn man möchte. Aber sie sind mit Sand bedeckt, deshalb kann man sie nicht sehen.« »Du meinst.«

»Wir wollen nachschauen«, sagte sie. »Wir könnten einen Strauch abschneiden oder einen Ast und sie als Besen benutzen.«

»Ich werde das Kehren besorgen«, sagte er. »Du bleibst hinter mir.«

»In Ordnung«, sagte sie sanft, »ich bleibe hinter dir.«

Sie fanden einen Busch und schnitten einige Zweige ab.

Als sie sich dem Sandkreis näherten, rief Mary: »Das Schild ist umgefallen! Die Warntafel in russischer Sprache. Du hast sie doch so fest eingeschlagen, dennoch ist sie umgestürzt und schon fast wieder ganz mit Sand bedeckt.«

»Hier gibt es irgend jemanden, der sich alle Mühe gibt, den Menschen das Leben schwerzumachen«, bemerkte Lansing. »Briefe gehen verloren, Schilder fallen um, Gehsteige werden zugeschüttet. Mit welchem Stein sollen wir beginnen?« »Ich glaube, das ist egal. Wenn es beim ersten nicht funktioniert, werden wir den nächsten ausprobieren.«

»Falls da tatsächlich andere Steine sind und es tatsächlich einen Gehweg gibt, fängt das Problem erst an, wenn wir den Würfel erreicht haben - was sollen wir dann tun?« »Ich weiß es nicht«, antwortete Mary.

Lansing trat auf die Steinplatte und hockte sich vorsichtig auf die vordere Kante. Er streckte den Arm weit aus und begann, mit den Zweigen den Sand wegzufegen. Nach kurzer Zeit schimmerte eine zweite Platte durch den Sand. Er wischte heftiger.

»Du hast recht«, rief er aufgeregt. »Hier ist ein zweiter Stein. Warum haben wir nicht früher daran gedacht?« »Ein geistiger Lapsus«, erwiderte Mary. »Jürgens war schwer verletzt worden, dann passierte die Sache mit dern Pastor und dem General. Das hat unser Denkvermögen blockiert. Wir hatten Angst.«

»Ich habe auch jetzt Angst«, sagte Lansing.

Er legte das vordere Ende der zweiten Platte frei, stellte sich darauf und befreite sie dann vollständig vom Sand. Vorgebeugt wischte er weiter, ein dritter Stein kam zum Vorschein.

»Trittsteine«, sagte Mary, »direkt zum Würfel.«

»Wenn wir ihn erreicht haben, was wird dann geschehen?«

»Das werden wir sehen, wenn es soweit ist.«

»Und wenn nichts passiert?«