Выбрать главу

Töte ihn, Auraya, befahl Juran.

Sie sandte einen Zauber in seine Richtung. Als ihre Magie ihn von seinem Opfer wegriss, heulte der Worn auf, dann lag er mit zuckenden Gliedern auf dem Boden. Weitere schwarze Gestalten, die über ihre Priesterschaft hatten herfallen wollen, suchten schleunigst das Weite.

Glaubst du, die Pentadrianer haben die Siyee angegriffen, um uns abzulenken und den Worns auf diese Weise Zeit zu verschaffen, sich von hinten an uns anzuschleichen?, fragte sie.

Ja, antwortete Juran. Und sie haben diesen Bestien die Anweisung gegeben, die Menschen um dich herum anzugreifen, nicht uns. Ich denke, sie haben dich auf die Probe gestellt, um herauszufinden,ob du den Rest der Armee opfern würdest, um das Himmelsvolk zu schützen. Lass sie für den Augenblick in diesem Glauben. Es wird uns später von Nutzen sein.

Ja, erwiderte sie, obwohl sich ein gewisser Zweifel in ihr regte. Vielleicht liegen mir die Siyee ja wirklich mehr am Herzen als die anderen?

Nein, so ist es nicht, versicherte ihr Dyara.

Aber Auraya konnte die nagende Angst, die sie quälte, nicht abschütteln. Würde Juran einen der anderen an ihrer Stelle beauftragen, die Siyee zu schützen? Oder bedeutete »für den Augenblick«, dass sie die Siyee später einem Angriff schutzlos ausliefern sollte?

45

Obwohl die Sonne hoch am Himmel stand, zwang ein kühler Wind die Beobachter auf dem Felsvorsprung, sich fest in ihre Kapas zu hüllen. Danjin betrachtete die eigenartige Mischung aus Lagerdienern und wichtigen Persönlichkeiten, die sich zusammengefunden hatten, um die Schlacht zu verfolgen. Die Menschen bildeten eine lange Reihe am Rand des Tals. In der Mitte stand ein Pavillon, und auf dem Gras lag ein Teppich. Darauf standen Stühle für die Personen, die die höchsten Ränge bekleideten: die beiden Könige und den Vermittler des somreyanischen Rats. Ratgeber, Höflinge und Diener hielten sich in der Nähe des Pavillons, traten jedoch nur ein, wenn sie gerufen wurden.

Die Weißen hatten darauf bestanden, dass die beiden Monarchen nicht an der Schlacht teilnahmen. Die Erinnerung an diese Auseinandersetzung entlockte Danjin ein Lächeln.

»Wir sind durchaus bereit, zusammen mit unseren Männern zu kämpfen«, hatte König Berro entrüstet gesagt, als man ihm erklärte, dass er und König Guire sich vom Schlachtfeld fernhalten sollten.

»Ich versichere dir, das wissen wir«, hatte Juran erwidert. »Aber wenn ihr euch an der Schlacht beteiligt, werdet ihr sterben. Sobald die Pentadrianer eine Lücke in unserer Verteidigung entdecken – und das werden sie tun -, werden sie jeden angreifen, der für uns wichtig zu sein scheint.« Er hatte kurz innegehalten, bevor er weitersprach: »Ihr könntet in die Uniformen gewöhnlicher Soldaten schlüpfen, um eure Überlebenschancen zu verbessern, aber ich würde es vorziehen, wenn ihr das nicht tätet. Wir können es nicht riskieren, euch zu verlieren.«

Auf diese Bemerkung hatte Berro mit einem Stirnrunzeln reagiert. »Warum schickst du dann die Sprecherin der Siyee in den Kampf?«

»Sie ist schwer von den anderen Siyee zu unterscheiden, und da die Siyee ihre Anführer wählen, ist bereits ein anderer Sprecher bestimmt worden, der Sirris Platz einnehmen wird, falls sie stirbt.«

»Ich habe meinen Erben bestimmt«, hatte Berro Juran ins Gedächtnis gerufen.

»Ein Kind«, hatte Juran mit einem Anflug von Schroffheit erwidert. »Es wird Jahre dauern, bis der Junge alt genug ist, um seine Verantwortung zu übernehmen.« Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt. »Wenn es dein Wunsch ist, dich auf das Schlachtfeld zu begeben, werden wir dich nicht daran hindern. Aber wir werden dich auch nicht um den Preis eines Sieges schützen. Wenn du auf Ruhm aus bist, wird die Schlacht dich das Leben kosten – und das wird dein Land schwächen.«

An dieser Stelle hatte Vermittler Meeran sich geräuspert. »Ich bin ebenfalls ein gewählter Herrscher, aber auch für mich habt ihr keinen Platz.«

»Nein«, hatte Juran erwidert. »Verzeih mir, wenn ich darauf hinweise, aber du bist alt und hast keine Erfahrung im Kampf. Du bist für uns von größerem Wert aufgrund deiner Fähigkeit, mit anderen zu verhandeln und Einigkeit zu erzielen.«

Dann hatte er Meeran gebeten, während der Schlacht die Aufsicht über diejenigen zu übernehmen, die nicht kämpften, und im Falle, dass die Zirkler die Schlacht verloren, für die Armee zu verhandeln. Niemand hatte gefragt, warum I-Portak, der Anführer der Dunweger, sich an den Kämpfen beteiligte. Es verstand sich von selbst, dass der Anführer der Kriegernation an der Seite seiner Männer stehen würde. Wenn er es nicht täte, würde er die Führung an einen anderen verlieren. Mehrere dunwegische Zauberer – ihre Feuerkrieger – begleiteten ihn. Danjin wandte sich zu Lanren Liedmacher um. Der militärische Ratgeber stand ein wenig vor den Beobachtern, den Blick fest auf das Schlachtfeld gerichtet. Sein ganzer Körper war angespannt, und er hatte die Fäuste geballt. Das Sonnenlicht leuchtete auf dem weißen Ring am Mittelfinger seiner rechten Hand.

Der Ring verband Liedmacher mit Juran und vermittelte dem Weißen aus der Ferne ein Bild des Schlachtfelds. Als Danjin nun in das Tal hinunterschaute, runzelte er die Stirn. Die pentadrianischen Zauberer und die Weißen hatten einander seit Stunden mit Magie bekämpft, aber keine Seite schien einen Vorteil zu erringen. Da ein großer Teil der entfesselten Magie aus der Entfernung praktisch unsichtbar war, ließ sich nur schwer erahnen, was vorging. Danjin konnte nur die Auswirkungen des Kampfes sehen, wenn es einer Seite gelang, der anderen Schaden zuzufügen.

Meistens waren die Kämpfer davon betroffen. Beide Seiten schienen ungefähr gleich viele Mitglieder der feindlichen Armee getötet zu haben, aber Danjin war aufgefallen, dass vor allem die Soldaten, Priester und Priesterinnen, die von Mairae oder Rian geschützt wurden, Verluste erlitten. Zwei der feindlichen Zauberer schienen die gleichen Schwierigkeiten zu haben. Beide Seiten benutzten die Stärke ihrer mit Gaben versehenen Anhänger, um die Abwehr der schwächeren Zauberer zu stützen.

Bei den übrigen Kampfeinheiten waren die Kräfte nicht so ausgewogen verteilt. Der Vorteil lag, wie Danjin entsetzt beobachtete, auf Seiten der Pentadrianer. Zuerst hatte es nicht diesen Anschein gehabt. Die Kämpfer der Pentadrianer waren zahlenmäßig unterlegen. Sie verfügten weder über Kriegsplattans noch über berittene Soldaten. Als die beiden Armeen jedoch zusammenstießen, wurde offenbar, dass die meisten der pentadrianischen Fußsoldaten gut ausgebildet und bereit waren, sich beidem zu stellen.

Und dann waren da die Worns.

Die riesigen Tiere brachten Tod und Zerstörung, wo immer sie auftauchten. Sie bewegten sich so schnell, dass nur reines Glück oder der geballte Angriff durch viele Bogenschützen sie bezwingen konnte. Die Bestien schienen das Töten zu genießen. Danjin beobachtete, wie vier von ihnen eine Gruppe von Soldaten vom eigentlichen Schlachtfeld abdrängten. Sie rissen die Kehlen jener heraus, die sich ihnen entgegenstellten, dann jagten sie die Übrigen aus dem Tal, wobei sie den Flüchtigen mühelos nachsetzten und spielerisch an ihren Fersen knabberten.