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Jayim nickte langsam. »Und wenn sie warten, bis die Zauberer mit ihrem Kampf fertig sind, und ihre Seite verliert, werden die feindlichen Zauberer sie ohnehin töten. Was bedeutet, dass sie ebenso gut gleich kämpfen können.«

»Ja.« Arleej seufzte. »Obwohl den meisten Soldaten das nicht klar ist. Sie tun, was man ihnen befiehlt, und vertrauen auf das Urteil ihrer Führer.«

»Es hat schon Zauberer gegeben, die den übrig gebliebenen Kämpfern die Möglichkeit angeboten haben, sich zu ergeben«, fügte Leiard hinzu.

Jayim blickte auf das Schlachtfeld und runzelte die Stirn. »Werden... werden die Zirkler gewinnen oder verlieren?«

Leiard studierte noch einmal sorgfältig die Situation der Armeen. Ihm war bereits aufgefallen, dass die gewöhnlichen Soldaten in arger Bedrängnis waren, aber dieser Umstand hatte ihn nicht allzu sehr beunruhigt, da der Ausgang der Schlacht, wie er Jayim erklärt hatte, von den Weißen abhing. Die zirklischen Priester und Priesterinnen schienen höhere Verluste hinnehmen zu müssen als die Zauberer der Pentadrianer. Die Zahl der weiß gewandeten Leichen war größer als die derjenigen, die schwarze Roben trugen. Während er das Geschehen weiterverfolgte, begriff er allmählich, warum das so war.

Die Worns. Sie waren so schnell und geschickt, was das Töten anbetraf, dass sie von Zeit zu Zeit hinter die Verteidigung der Zirkler gelangten und einen Priester oder eine Priesterin überraschen konnten. Die Siyee waren die einzigen Kämpfer, die die pentadrianischen Zauberer angreifen konnten, aber die schwarzen Vögel stellten ein erhebliches Hindernis für die Siyee dar.

»Der Vorteil liegt auf Seiten der Pentadrianer«, sagte er.

Arleej seufzte. »Die schlimmste Herausforderung, die einem Traumweber jemals begegnen kann, sind nicht Vorurteile oder Intoleranz, sondern die Notwendigkeit, daneben zu stehen und zuzusehen, wie das eigene Land einen Krieg verliert.« Sie sah Jayim an. »Wir ergreifen niemals Partei. Wenn du in den Kampf eingreifst, bist du kein Traumweber mehr.«

Jayim nickte. Auf seinem jungen Gesicht spiegelten sich Anspannung und Kummer wider – und Entschlossenheit. Leiard verspürte eine Mischung aus Stolz und Traurigkeit. Der Junge würde nicht wanken, aber sein eigenes Verhalten würde ihn nicht glücklich machen.

Arleej wandte sich um und warf Leiard einen abschätzenden Blick zu. »Und du?«

Leiard sah sie stirnrunzelnd an. »Ich?«

»Fühlst du dich nicht versucht, dich in den Kampf zu stürzen und jemanden zu retten?«

Schlagartig wurde ihm bewusst, was sie meinte. Auraya. Konnte er daneben stehen und zusehen, wie Auraya besiegt wurde? Konnte er zusehen, wie sie starb?

Sein Herz begann zu rasen. Er blickte auf das Schlachtfeld – zu den fünf Weißen hinüber. Warum war ihm dieser Gedanke noch nicht gekommen? Sie wirkte immer so stark, so zuversichtlich, dachte er. Es mag mir nicht gefallen haben, dass sie eine der Auserwählten der Götter ist, aber es bedeutete, dass sie in Sicherheit war. Unsterblich. Geschützt durch Magie und durch die Götter.

Die Götter... Gewiss würden sie nicht zulassen, dass ihre erwählten menschlichen Stellvertreter den Kampf verloren?

Wenn du das glaubst, bist du ein Narr, wisperte Mirar.

»Was könnte ich tun, um sie zu retten?«, sagte Leiard aufrichtig. »Ein einzelner Zauberer? Ich bezweifle, dass ich auch nur das Geringste ausrichten könnte.« Wohl wissend, dass seine Stimme seine Erregung verriet, sah er Arleej an. »Es sei denn natürlich in meiner Eigenschaft als Heiler.«

Arleej legte ihm mitfühlend die Hand auf die Schulter. »Und zwar als ein hervorragender Heiler.«

Als sie davonging, stieß Leiard einen tiefen Seufzer aus. Er verspürte nicht länger den Wunsch, die Schlacht zu beobachten. Nicht wenn das hieß, dass er zusehen musste, wie Auraya starb, ohne etwas dagegen tun zu können.

Ich könnte dir diese Qual ersparen, erbot sich Mirar.

Nein. Ich bin hier, um zu heilen, antwortete Leiard.

Auch das kann ich für dich tun.

Nein. Wenn dies vorüber ist, werden wir nach Somrey gehen, und dort werde ich mich endgültig von dir befreien.

Du denkst, Arleej könnte dieses Problem für dich lösen? Ich bin mir nicht sicher, oh es dir gefallen wird, wenn sie in deinem Geist herumstöbert. Und ich bin mir auch nicht sicher, ob es mir gefallen würde.

Ich dachte, du hättest den Wunsch, fortzugehen?

Das hängt davon ab, ob die Weißen diese Schlacht gewinnen oder nicht. Wenn ja, werde ich dich nach Somrey gehen lassen. Wir werden herausfinden, ob Arleej etwas an unserer Situation ändern kann.

Und wenn die Weißen verlieren?, fragte Leiard. Mirar gab ihm keine Antwort.

46

Tryss flog in einem weiten Bogen über den Kampfplatz, weil er hoffte, auf diese Weise die Schlacht verfolgen zu können. Ohne einen unmittelbaren Gegner, einen schwarzen Vogel, den er abwehren musste, oder irgendetwas anderes, das seine Aufmerksamkeit verlangte, wurde ihm plötzlich bewusst, wie müde er war. Jeder Muskel in seinem Körper schmerzte, und er blutete aus mehreren Schnitten und Kratzern, obwohl er sich nicht erinnern konnte, wie er sich diese Verletzungen zugezogen hatte. Sie brannten.

Die Hälfte seines Trupps folgte ihm. Er musterte sie kritisch und hielt Ausschau nach Wunden und Anzeichen von Erschöpfung. Tyssi blutete heftig aus einer tiefen Schnittwunde, die ihn beunruhigte. Die anderen wirkten gesund, aber müde. Er beobachtete die Schlacht am Himmel. Die Anzahl schwarzer Vögel war deutlich geringer geworden – ein Umstand, der ihn mit grimmiger Befriedigung erfüllte -, aber auch die Zahl der Siyee hatte sich verringert. Etwa um die Hälfte.

Einige waren davongeflogen, um sich auszuruhen oder ihre Vorräte an Pfeilen wieder aufzufüllen, aber dies war nicht die Mehrheit. Sein Magen krampfte sich zusammen. Die meisten der fehlenden Siyee waren tot. Leute, die er kannte. Leute, die er mochte. Leute, die er nicht mochte. Sein Herz brannte vor Trauer. Jetzt erschien ihm das alles so töricht.

Warum haben wir uns bereitgefunden, hierherzukommen? Warum haben wir den Bündnisvertrag unterzeichnet? Wir hätten zu Hause bleiben können. Wir hätten die südlichen Länder den Siedlern überlassen und uns auf die höchsten Gipfel zurückziehen können.

Und wären verhungert.

Er seufzte. Wir kämpfen, weil die Zirkler in einer Zeit, da wir nicht länger hoffen konnten, dass die Ereignisse der Welt ohne Wirkung auf uns bleiben würden, die besseren Verbündeten für uns waren. Es ist besser, zu ihnen zu gehören und die Konsequenzen zu erleiden, denn wenn wir uns ihnen nicht angeschlossen hätten, hätten wir die Konsequenzen dennoch tragen müssen.

Ein Triumphschrei ließ ihn nach unten blicken. Ein Trupp Siyee, der soeben einen Regen vergifteter Pfeile auf den Feind hatte niedergehen lassen, stieg in den Himmel auf. Der Anführer war, wie er sah, Sreil. Als ihm wieder einfiel, dass Drilli in Sreils Schar war, hielt er Ausschau nach ihr. Sie flog mit einem grimmigen Lächeln hinter Sreil her.

Erleichterung und Dankbarkeit durchfluteten ihn. Allein ihr Anblick hob seine Stimmung. Sie lebte. Und ich auch, dachte er. Und solange ich lebe, werde ich kämpfen.

Er musterte die Reihen von Pfeilen und Giftbolzen, die an seinem Geschirr befestigt waren, und schätzte, dass ihm weniger als ein Drittel seiner ursprünglichen Munition geblieben war. Er würde sie verschießen und seine Truppe dann zum Lager führen, um neue Pfeile zu holen. Er drehte sich um und gab seinen Gefährten das Zeichen, ihm zu folgen. Dann schoss er auf den Feind unter ihm hinab.