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»Also, was ist es?«, fragte er. Sie blinzelte. »Was ist was?« »Was du mir erzählen musst.«

Zu seiner Erheiterung zögerte sie. »Dann hast du das also gehört.« Sie biss sich auf die Unterlippe. »Vielleicht sollten wir bis später warten. Wenn du geheilt bist.«

»Warum?«

»Es ist noch... zu früh.«

»Zu früh für was?« Er versuchte den Kopf zu heben und stöhnte, als ein scharfer Schmerz durch seinen Rücken zuckte.

»Erzähl es ihm«, sagte der Traumweber leise.

Drilli sah den Mann kurz an, dann nickte sie. »Aber vergiss nicht, dass diese Dinge in den ersten paar Monaten häufig schiefgehen.«

Tryss seufzte und verdrehte die Augen. »Welche Dinge?« Sie biss sich abermals auf die Lippen. »Ich bin – wir werden – wir werden Eltern.«

»Eltern?«

»Ja. Ich trage...«

Ein Kind. Sie ist schwanger. Eine Welle der Erregung schlug über Tryss zusammen. Als der Schmerz das nächste Mal kam, kümmerte er ihn kaum. Er grinste Drilli an.

»Das erklärt, warum dir die ganze Zeit übel war. Ich dachte, es läge an all den Gewürzen, die du in dein Essen tust.«

Sie schnitt eine Grimasse.

Tryss öffnete den Mund, um zu sprechen, brach jedoch ab, als der Traumweber ihm die Hände unter den Hals schob. Schmerz züngelte seinen Körper hinab, dann folgte Taubheit. Der Traumweber verharrte lange Zeit reglos in derselben Position. Langsam kehrte das Gefühl zurück, aber ohne den Schmerz. Schließlich zog der Traumweber die Hände zurück und wandte seine Aufmerksamkeit Tryss’ anderem Arm zu.

»Das war... erstaunlich«, brachte Tryss heraus.

»Beweg dich nicht«, sagte der Traumweber.

Drilli ging um Tryss herum und setzte sich an seine rechte Seite. Er stellte fest, dass er den Arm bewegen konnte. Als er ihn hochhob, bemerkte er zu seiner Überraschung, dass nicht einmal eine Narbe auf seiner Haut zurückgeblieben war.

Er konnte jetzt auch den Kopf drehen, daher beobachtete er den Traumweber bei der Arbeit. Es war beunruhigend, den eigenartigen Winkel zu sehen, in dem sein anderer Arm auf dem Boden lag, aber während der Traumweber langsam die Hände darübergleiten ließ, kehrte sein Ellbogen wieder in die richtige Position zurück. Tryss verspürte ein wachsendes Gefühl der Ehrfurcht. Er hatte zwar von den legendären Fähigkeiten der Traumweber gehört, aber mit etwas Derartigem hatte er nicht gerechnet.

Ich habe im Sterben gelegen, dachte er. Und dieser Mann hat getan, was eigentlich unmöglich hätte sein müssen: Er hat mich wieder gesund gemacht. Er hat mir das Leben gerettet.

Der Traumweber hockte sich hin und unterzog Tryss einer kritischen Musterung. Dann stand er auf und ging davon. »Warte.«

Tryss rappelte sich hoch. Erst jetzt begriff er, was er getan hatte, und hielt inne, um voller Staunen auf seine Arme und seinen Körper zu blicken. Dann eilte er, gefolgt von Drilli, hinter dem Traumweber her.

»Warte. Ich danke dir. Du hast mir das Leben gerettet.«

Der Mann ließ seinen Blick umherstreifen. Er murmelte etwas Unverständliches. Tryss runzelte die Stirn und trat näher an ihn heran.

»Nein. Dort ist es nicht sicher. Aber Jayim. Nein. Vergiss es. Du musst gehen, bevor er mit Arleej zurückkommt.« Der Traumweber hielt inne, dann wurde seine Stimme plötzlich dünn und schwach. »Nur noch einer. Nur noch einer.« Dann schüttelte er den Kopf. »Genug. Die Sonne geht auf. Es wird Zeit.«

Der Traumweber führte Selbstgespräche. Waren alle Traumweber so? Vielleicht benahmen sie sich nur bei der Arbeit so. Tryss hoffte es. Die Vorstellung, von einem Wahnsinnigen geheilt worden zu sein, hatte etwas Beunruhigendes. Mit einem traurigen Kopfschütteln wandte sich Tryss wieder Drilli zu.

»Ich weiß nicht, ob er mich gehört hat. Ich weiß nicht einmal, ob er es kann«, sagte er zu ihr.

Sie nickte und unterzog ihn dann einer eingehenden Musterung. »Was er getan hat... es war unglaublich. Denkst du... denkst du, du kannst fliegen?«

Er grinste. »Lass es uns herausfinden.«

Sie runzelte besorgt die Stirn. »Warte. Was ist, wenn es noch zu früh ist...«

Aber er war bereits losgelaufen. Er rannte mit weit ausgebreiteten Armen über das Schlachtfeld. Er spürte einen leichten Wind unter seinen Flügeln und sprang in die Luft. Als Drilli sich zu ihm gesellte, stieß er einen Freudenschrei aus und schwebte in den Himmel empor.

Nachdem sie etwa eine Stunde lang gegangen waren, blieben die Weißen auf dem Gipfel eines niedrigen Hügels stehen. Auraya blickte zurück. Dünne Rauchfäden waren der einzige Hinweis auf den Standort des Lagers. Sie stellten sich in einem weiten Kreis auf.

»Chaia, Huan, Lore, Yranna, Saru«, begann Juran. »Wir danken euch, dass ihr uns die Möglichkeit gegeben habt, Nordithania zu verteidigen. Wir danken euch dafür, dass ihr unser Volk vor den pentadrianischen Eindringlingen geschützt habt.«

»Wir danken euch«, murmelte Auraya zusammen mit den anderen.

»Wir haben in eurem Namen gekämpft, und wir haben den Sieg davongetragen. Jetzt, da wir den Nachwehen dieser Schlacht entgegensehen, brauchen wir eure Leitung umso mehr.«

»Leitet uns.«

»Wir bitten euch, jetzt zu erscheinen, auf dass wir an eurer Weisheit teilhaben können.«

Auraya hielt den Atem an. Ein Leuchten erfüllte den Kreis, das sich schließlich zu fünf Gestalten formte.

Alle fünf, dachte sie. Seit meiner Erwählung habe ich sie nicht mehr alle fünf zusammen gesehen.

Die Gesichtszüge der Götter bildeten sich heraus. Sie lächelten. Auraya konnte nicht anders, als ihr Lächeln zu erwidern. Chaia stand vor Juran.

Wir sind sehr erfreut über euren Sieg, sagte er. Ihr habt eure Sache alle gut gemacht. Und Auraya... Der Gott wandte sich zu ihr um. Du hast selbst unsere Erwartungen übertroffen.

Auraya spürte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg. Sie senkte den Blick, erheitert über ihre eigene Verlegenheit angesichts seines Lobs.

Was wollt ihr von uns wissen? Die Frage kam von Huan.

»Wir haben eure Anweisungen befolgt und den überlebenden Pentadrianern gestattet, sich zu ergeben und in ihre Länder zurückzukehren«, antwortete Juran, »aber wir fürchten die Konsequenzen dieser Entscheidung.«

Die Pentadrianer könnten ihre Stärke zurückgewinnen und noch einmal in Nordithania einfallen, sagte Lore. Wenn sie entschlossen sind, das zu tun, werden sie es tun. Wenn ihr diese Armee ausgelöscht hättet, hättet ihr damit nicht verhindern können, dass eine andere euch überfällt.

»Wenn sie erneut angreifen, sollten wir sie das nächste Mal vielleicht nicht nur vertreiben, sondern die Welt von ihrem Kult befreien«, sagte Juran.

Es könnte eine Zeit kommen, da dies unvermeidlich wird. Aber ihr seid noch nicht bereit für diese Schlacht, erwiderte Chaia.

»Als Auraya beobachtet hat, wie die pentadrianische Armee aus den Minen kam, hat sie etwas gesehen, das ein Gott zu sein schien«, sagte Dyara. »Aber das ist unmöglich. Was war es? Eine Illusion?«

Es ist nicht unmöglich, antwortete Yranna.

»Aber es gibt keine anderen Götter.«

Außer uns hat keiner der alten Götter überlebt, stimmte Yranna ihr zu. Allerdings können neue Götter kommen.

»Aber gleich fünf?«, fragte Dyara.

Das ist unwahrscheinlich, murmelte Saru.

»Aber nicht unmöglich.«

Nein. Chaia sah die anderen Götter an. Wir werden der Sache auf den Grund gehen. Die anderen nickten. Chaia wandte sich wieder Juran zu. Für den Augenblick kehrt nach Jarime zurück und genießt den Frieden, den ihr so hart erkämpft habt. Wir werden schon bald wieder zu euch sprechen. Er sah Dyara an, dann blickte er zu Auraya hinüber. Einen Moment lang wurde sein Lächeln breiter, bevor er seine Aufmerksamkeit auf Rian und Mairae richtete.