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Vor dem Wegehaus am Waldrand warteten sechs Männer: drei Priester und drei Einheimische. Der blaue Besatz, mit dem die Zirks der Priester geschmückt waren, wirkte schwarz im verblassenden Licht. Die anderen Männer waren in die schlichte Kleidung von Bauern gewandet und trugen Beutel auf dem Rücken.

Adern bog die Schultern durch, um das Gewicht seiner Ausrüstung in eine angenehmere Position zu bringen, dann trat er auf die Straße hinaus. Hinter ihm erklangen die beruhigenden Schritte seiner Kameraden, die mit ihm auf der Jagd nach den Worns waren. Einer der Priester drehte sich um, um die Neuankömmlinge zu betrachten, und seine Gefährten folgten seinem Beispiel. Adern lächelte, als die anderen seine Kleidung mit offenkundigem Missfallen beäugten. Jäger reisten mit leichtem Gepäck, vor allem im Wald. Sie mochten Kleidung zum Wechseln mit sich führen, um sich am Ende eines langen Tages umziehen zu können, aber auch diese Sachen waren schon bald voller Blut und Schmutz.

In seinem Gewerbe waren saubere Kleider ein Zeichen für einen gescheiterten Jäger. Adern musterte die fleckenlos weißen Zirks seiner Auftraggeber mit einem schiefen Lächeln. Wahrscheinlich, so dachte er, waren schmutzige Gewänder bei einem Priester nicht gerade eine Empfehlung. Es musste sehr lästig sein, sie sauber zu halten.

»Ich bin Adern Schneider«, sagte er. »Das ist mein Trupp.« Er machte sich nicht die Mühe, die Männer vorzustellen. Die Priester würden sich ihre Namen ohnehin nicht einprägen.

»Ich bin Priester Hakan«, erwiderte der größte unter den Priestern. »Das sind Priester Barew und Priester Poer.« Er deutete zuerst auf einen grauhaarigen Mann, dann auf einen leicht rundlichen, und schließlich zeigte er auf die drei Einheimischen. »Das sind unsere Träger.«

Adern machte hastig mit einer Hand das Zeichen des Kreises, dann nickte er den Trägern höflich zu. Die Einheimischen wirkten ängstlich. Wozu sie guten Grund hatten.

»Ich danke dir, dass du uns deine Dienste aus freien Stücken angeboten hast«, fügte Hakan hinzu.

Adern stieß ein kurzes, raues Lachen aus. »Aus freien Stücken? Wir sind keine Freiwilligen, Priester. Wir wollen die Felle. Nach allem, was ich höre, sind diese Worns große Viecher und ganz schwarz. Pelze wie diese werden einen hohen Preis erzielen.«

Hakans Mundwinkel zuckten, aber seine beiden Begleiter verzogen angeekelt das Gesicht. »Das ist sicher wahr«, erwiderte er. »Und nun erzähl uns, wie wir deiner Meinung nach vorgehen sollen.«

»Wir suchen dort, wo der letzte Angriff stattgefunden hat, nach Spuren.«

Hakan nickte. »Wir werden euch hinführen.«

Als sie durch das Dorf gingen, erschienen in vielen Fenstern Gesichter. Stimmen wurden laut und wünschten ihnen Glück. Eine Frau kam aus einem der Häuser geeilt, ein Tablett mit kleinen Bechern in Händen; jeder Becher war bis zum Rand mit Tipli gefüllt, dem Schnaps, den die Einheimischen brannten. Die Jäger leerten ihre Becher frohen Mutes, während die Träger ihren Anteil mit verräterischer Hast hinunterschluckten. Die Priester nahmen jeder nur einen einzigen Schluck, bevor sie ihre noch vollen Becher auf das Tablett zurückstellten.

Sie gingen weiter und ließen das Dorf hinter sich. Zu beiden Seiten des Weges ragten die dunklen Schatten von Bäumen auf. Der rundliche Priester hob die Hand, und die übrigen Männer blinzelten, geblendet von dem grellen Licht.

»Kein Licht«, sagte Adern. »Wenn sie in der Nähe sind, werdet ihr sie verschrecken. Der Mond wird jetzt bald aufgehen. Er wird uns genug Licht schenken, sobald unsere Augen sich daran gewöhnt haben.«

Der Priester sah Hakan an, der nickte. Das Licht erlosch, und die Männer taumelten durch die Dunkelheit, bis ihre Augen sich angepasst hatten. Die Zeit verging langsam, gemessen einzig durch das leise Tappen ihrer Stiefel. Der Mond brach gerade langsam über den Bäumen hervor, als Priester Hakan plötzlich stehen blieb.

»Dieser Geruch... das muss der Ort sein«, sagte er. Adern blickte zu dem stämmigen Priester hinüber. »Kannst du uns ein schwaches Licht schaffen?«

Der Priester nickte. Er streckte abermals die Hand aus, und ein winziger Lichtfunke erschien. Adern sah die Überreste eines Plattans vor sich. Sie gingen zu dem Wagen hinüber, der schief auf einem gebrochenen Rad stand. Der Gestank wurde stärker, als sie näher kamen, und es stellte sich heraus, dass er vom Kadaver eines Arem herrührte, das die Worns zum Teil gefressen und liegen lassen hatten.

Der Boden war übersät mit Spuren – riesige Tatzenabdrücke, bei denen Adems Herzschlag sich vor Erregung beschleunigte. Er versuchte, die Anzahl der Tiere zu schätzen. Zehn? Fünfzehn? Die Abdrücke liefen in einer Masse aufgewühlter Erde zusammen. Frischere menschliche Spuren zogen sich darüber. Ein Glitzern stach Adern ins Auge. Er bückte sich und hob eine kurze, goldene Kette von der niedergetrampelten Erde auf. Das Gold war mit einer verkrusteten Substanz bedeckt, die er für getrocknetes Blut hielt.

»Hier haben sie den Kaufmann gefunden«, murmelte Hakan. »Oder das, was von ihm übrig war.«

Adern steckte die Kette ein. »Also gut, Männer. Schaut euch um und sucht nach Spuren, die sich von dieser Stelle entfernen.«

Es dauerte nicht lange. Schon bald führte Adern die Priester in den Wald, auf den Spuren einer Fährte, die nicht auffälliger hätte sein können, selbst wenn die riesigen Abdrücke im Dunkeln geleuchtet hätten. Das Rudel musste seiner Schätzung nach etwa einen Tag Vorsprung haben. Er hoffte, dass die Priester auf einen langen Marsch vorbereitet waren. Erst als der Mond direkt über ihnen am Himmel stand, legte Adern eine Pause ein, und auch da gab er den Männern nur wenige Minuten Zeit, um sich auszuruhen.

Nach einigen weiteren Stunden erreichten sie eine kleine Lichtung. Überall waren die Spuren von Worns zu sehen -und von einem Menschen. Ein einzelnes Paar Stiefelabdrücke zog sich über den Waldboden. Seit sie den Schauplatz des Angriffs verlassen hatten, waren sie nicht mehr auf menschliche Spuren gestoßen. Adems Männer verteilten sich im Wald.

»Sieht so aus, als hätten sie gestern Nacht Rast gemacht«, murmelte er.

»Sie sind in diese Richtung gegangen«, rief einer seiner Männer leise.

»Irgendwelche menschlichen Fußspuren, die von hier wegführen?«, fragte Adern. Es folgte eine lange Pause. »Nein.«

»Zeugen behaupten, er reite auf einem der Worns«, warf Hakan ein.

Adern trat neben den Priester. »Ich hätte es nicht für möglich gehalten. Aber groß genug sind sie wohl. Ich...«

»Ein Wächter!«, zischte einer seiner Männer.

Die Jäger erstarrten. Adern sah sich im Wald um und lauschte.

»Ein Wächter?«, flüsterte Hakan.

»Manchmal lässt das Rudel ein einzelnes Tier zurück, das feststellen soll, ob ihnen jemand folgt.«

Der Priester starrte Adern an. »Diese Tiere sind so klug?«

»Du bist gut beraten, wenn du es glaubst.« Ein leises Geräusch zu seiner Rechten erregte Adems Aufmerksamkeit, und er hörte, wie auch seine Männer die Luft einsogen, als sie einen Schatten sahen, der sich davonstahl. Einen riesigen Schatten. Adem fluchte.

»Was ist los?«, fragte Hakan.

»Das Rudel weiß, dass wir kommen. Ich bezweifle, dass wir die Tiere jetzt noch fangen können.«

»Das kommt darauf an«, murmelte der Priester.

»Ach ja?« Adem konnte den Zweifel in seiner Stimme nicht unterdrücken. Was wussten Priester schon von Worns?

»Es kommt darauf an, ob der Reiter sie aufhält. Oder ob er will, dass wir ihn finden.«

Er hat nicht unrecht. Adem brummte zustimmend.

»Lasst uns weitergehen«, sagte Hakan.

Während der nächsten Stunden schlichen sie durch den Wald und folgten einer Spur, die jetzt um einen halben Tag frischer war. Als die Nacht jene Zeit kurz vor dem Morgen erreichte, zu der alles still und kalt war, schien die Dunkelheit sich zu verdichten. Die Priester gähnten. Die Späher trotteten hinter ihnen her, zu müde inzwischen, um sich zu ängstigen. Adems Jägergefährten ließen einen deutlichen Mangel an Begeisterung erkennen. Ihm selbst erging es nicht besser. Ihre Chancen, das Rudel zu fangen, standen inzwischen denkbar schlecht.