Выбрать главу

»Das bin ich auch«, erwiderte Auraya. »Ist Rian wirklich in Gefahr?« »Nein.«

»Warum hat Juran ihn dann vor einem Überraschungsangriff gewarnt? Er kann doch nicht getötet werden?«

Dyara verschränkte die Arme vor der Brust. »Nur wenn er einen törichten Fehler begeht – und das wird er nicht tun. Ich habe ihn gut ausgebildet.«

»Dann sind wir also nicht unverletzbar? Oder unsterblich?«

Dyara lächelte. »Nicht direkt. Die meisten Leute würden sagen, dass wir ziemlich nah dran sind. Allerdings gibt es auch für uns Grenzen. Eine ist der Zugang zu Magie. Denk daran, was ich dich gelehrt habe: Wenn wir Magie in uns hineinziehen, verbrauchen wir das, was um uns herum ist. Wenn wir sehr viel davon benutzen, wird es schwerer, da die Magie um uns herum dünner wird und wir weiter ausgreifen müssen, um uns zu stärken. Die Magie wird in den Ort, den wir geschwächt haben, zurückfluten, aber das geschieht nur langsam. Um eine frische, starke Quelle auf zu tun, müssen wir unseren Standort wechseln. Es kommt allerdings nur selten vor, dass wir Magie in solchem Maße verbrauchen. Die wahrscheinlichste Situation, die uns dazu veranlassen könnte, ist der Kampf mit einem anderen Zauberer – einem außerordentlich mächtigen Zauberer. Die Erschöpfung eines Bereichs könnte dich in einem ungünstigen Augenblick schwächen.« Sie hielt inne, und Auraya nickte zum Zeichen, dass sie verstand.

»Deine eigene Fähigkeit, zu lernen und Gaben zu benutzen, ist die zweite Beschränkung, die dir auferlegt ist. Jeder von uns ist so stark, wie die Götter ihn machen können. Deshalb sind wir auch nicht alle gleich stark. Das ist der Grund, warum Mairae die Schwächste und Juran der Stärkste unter uns ist.«

»Ist es möglich, dass ein Zauberer stärker ist als wir?«

»Ja, obwohl Zauberer von solcher Stärke wahrhaft selten sind. Dies ist seit fast hundert Jahren der erste, von dem ich erfahren habe.« Sie lächelte grimmig. »Du bist in interessanten Zeiten zu uns gestoßen, Auraya. Ein Mangel an Ausbildung ist eine dritte Beschränkung, aber wenn man die Geschwindigkeit bedenkt, mit der du lernst, wirst du dieses Problem bald überwunden haben. Keine Sorge. Wir würden dich niemals in den Kampf mit einem Zauberer von solcher Stärke schicken, bevor deine Ausbildung vollendet ist.«

Auraya lächelte. »Ich mache mir keine Sorgen. Und ich hatte mich schon gefragt, warum wir unverletzbar sein sollen, wenn die Götter selbst es nicht sind.«

Dyara runzelte die Stirn. »Wie meinst du das?«

»Im Krieg der Götter sind viele Götter gestorben. Wenn Götter sterben können, können wir es auch.«

»Ich nehme an, das ist wahr.«

Als sie das Trommeln von Hufen auf dem Boden hörten, drehten beide Frauen sich um und sahen, dass Juran und Mairae auf sie zuritten. Als die Reyna zum Stehen kamen, stellte Auraya fest, dass keins der Tiere Zügel trug. Sie erinnerte sich an das, was Dyara ihr erklärt hatte: dass Träger durch Gedankenbefehle geleitet wurden.

Juran blickte auf Auraya hinab. »Ich habe eine Frage an dich, Auraya. Von Mairae höre ich, dass du mit der Überprüfung des Allianzentwurfs für die Somreyaner fertig bist. Würdest du irgendwelche Änderungen an den Bedingungen vornehmen?«

»Einige, obwohl ich den Verdacht habe, dass noch mehr Veränderungen vorgenommen werden müssen. Beim Lesen der Dokumente ist mir aufgefallen, dass ich doch nicht so viel über die Traumweber weiß, wie ich dachte. Ich weiß, wie sie Wundfäule behandeln, aber nicht, wie sie sich in die somreyanische Gesellschaft einfügen. Nach und nach stieg in mir der Wunsch auf, ich hätte einen Fachmann, an den ich mich wenden könnte, und schließlich ist mir eine mögliche Lösung eingefallen. Vielleicht brauchen wir einen Ratgeber, der uns in die Traumweber betreffenden Angelegenheiten weiterhilft.«

Juran drehte sich zu Mairae um. »Du hast das einmal versucht, nicht wahr?«

Mairae nickte. »Ich konnte niemandem mit dem entsprechenden Wissen finden.«

Aurayas Herzschlag beschleunigte sich ein wenig, aber sie zögerte nicht. »Hast du es mit einem Traumweber versucht?«

»Nein. Ich hatte nicht erwartet, dass sie mit uns zusammenarbeiten würden.«

Juran hatte die Augenbrauen hochgezogen, aber in seinen Zügen spiegelte sich keine Missbilligung. »Du glaubst, man könnte jemanden dafür gewinnen, Auraya?«

»Ja, wenn der Betreffende das Gefühl hätte, unser Anliegen stehe nicht im Widerspruch zum Wohlergehen der Traumweber. Das tut die Allianz nicht, soweit ich sehen kann.«

Sie lächelte schief und griff sich an die Stirn. »Und wir haben unsere eigenen Vorsichtsmaßnahmen getroffen, um zu verhindern, dass die Ziele der Traumweber den unseren entgegengesetzt sein könnten.«

»Vorsichtsmaßnahmen, über die sie sich vollauf im Klaren sind.« Juran beugte sich vor und kraulte seinen Träger zwischen den Ohren und an der Stelle, an der eins seiner Hörner aus dem Fell wuchs. »Ich wäre überrascht, wenn ein Traumweber sich für diese Arbeit zur Verfügung stellen sollte, aber falls es doch einer täte, kann ich die Vorteile einer solchen Regelung erkennen.«

Mairae lächelte. »Die somreyanische Traumweberälteste würde einem der Ihren nicht ganz so leicht trotzen können.«

»Das ist richtig«, stimmte Juran ihr zu.

»Wir würden damit allerdings eingestehen, dass die Traumweber Macht und Einfluss haben«, sagte Dyara warnend.

Mairae zuckte die Achseln. »Nicht mehr Macht, als sie ohnehin besitzen. Nicht mehr, als wir in den Bedingungen der Allianz bereits anerkannt haben.«

»Wir würden damit unseren Leuten signalisieren, dass wir die Traumweber billigen«, beharrte Dyara.

»Nicht billigen. Dulden. Wir können nicht so tun, als hären sie in Somrey keine Macht.«

Dyara öffnete den Mund, dann schloss sie ihn wieder und schüttelte den Kopf. Juran sah Auraya an. »Wenn du einen Traumweber findest, der bereit ist, das zu tun, werde ich dich und Mairae gemeinsam nach Somrey schicken.« »Aber Auraya hat mit ihrer Ausbildung noch kaum begonnen«, wandte Dyara ein. »Damit würden wir zu schnell zu viel von ihr erwarten.«

»Ich sehe dazu nur die Alternative, die Verhandlungen abzubrechen.« Juran musterte Auraya und zuckte die Achseln. »Wenn du scheiterst, werden die Menschen glauben, der Grund dafür sei deine Unerfahrenheit und nicht ein Fehler in unserer Strategie.«

»Das ist Auraya gegenüber wohl kaum gerecht«, bemerkte Dyara.

Auraya schüttelte den Kopf. »Ich wäre damit einverstanden.«

Juran blickte sie nachdenklich an. »Wenn Mairae sich so benähme, als erwarte sie nicht, irgendetwas zu erreichen, habe dich aber nach Somrey mitgenommen, um dir Einblick in andere Regierungssysteme zu geben... Lassen wir sie dich unterschätzen.« Er nickte.

»Ja. Tu es. Stell fest, ob du einen Ratgeber für uns finden kannst.«

»Hast du schon jemanden im Sinn?«, erkundigte sich Mairae.

Auraya zögerte kurz. »Ja. Den Traumweber, den ich als Kind gekannt habe. Er hält sich für kurze Zeit in der Stadt auf.«

Juran runzelte die Stirn. »Ein alter Freund. Das könnte unangenehm für dich werden, falls er sich als schwierig erweisen sollte.«

»Ich weiß. Aber ich würde lieber mit jemandem arbeiten, den ich gut kenne.«

Er nickte langsam. »Also schön. Aber gibt Acht, Auraya, dass du nicht um der Freundschaft willen faule Kompromisse schließt. So etwas geschieht nur allzu leicht.«

Bedauern schwang in seinem Tonfall mit.

»Ich werde vorsichtig sein«, versicherte sie ihm.

Juran tätschelte den Hals seines Trägers, und das Tier schlug mit den Hufen auf den Boden. Auraya widerstand dem Drang, zurückzuweichen. Es waren so gewaltige Geschöpfe.

»Wir müssen uns wieder unseren Übungen zuwenden«, sagte Juran. Als er und Mairae davonritten, fragte sich Auraya, was geschehen sein mochte, das ihn mit solch offenkundigem Bedauern erfüllte. Vielleicht würde sie es eines Tages herausfinden. Es gab so viele Dinge, die sie über ihre Gefährten unter den Weißen nicht wusste. Aber sie hatte reichlich Zeit, mehr zu erfahren. Vielleicht nicht bis in alle Ewigkeit, aber, wie Dyara gesagt hatte, nahezu.