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»Laß das doch, Ed«, sagte Sam Latourette. »Die Leute werden auch ohne dich fertig.«

Hawks warf den Navy-Offizieren, die alle Latourette anstarrten, einen entschuldigenden Blick zu. »Das weiß ich, Sam.«

»Willst du ihn denn tragen? Laß deine Finger davon!« brach es aus Latourette hervor. »An der Ausrüstung hat es bisher noch nie gelegen!«

»Ich möchte aber alles persönlich überprüfen«, erklärte Hawks ihm geduldig.

»Na, von mir aus kannst du weiterspielen. Aber dieser Barker ist am Tor. Wenn du mir seinen Ausweis gibst, kann ich ihn gleich heraufholen. Scheint wirklich ein ausgezeichneter Fang zu sein, den du da gemacht hast.«

»Nein, ich hole ihn lieber selbst ab, Sam«, wehrte Hawks ab. Er nickte den Offizieren zu. »Ausgezeichnete Arbeit. Ich danke Ihnen, meine Herren.« Er verließ das Laboratorium und stieg die Treppe hinauf, die ins Erdgeschoß führte.

* * *

Draußen ging er langsam über den nebelfeuchten Asphalt auf das Haupttor zu, das in dem beißenden Nebel nur undeutlich sichtbar war. Er sah auf seine Armbanduhr und lächelte vor sich hin.

Barker hatte seinen Wagen auf dem Parkplatz abgestellt und wartete jetzt auf der anderen Seite des Fußgängereinlasses. Er starrte den Wachtposten neugierig an, der ihn seinerseits völlig ignorierte. Barkers Gesicht war vor Aufregung gerötet.

»Guten Morgen, Dr. Hawks«, sagte der Posten, als Hawks erschien. »Der Mann dort draußen wollte ohne Ausweis das Werksgelände betreten. Außerdem hat er versucht, mich über Ihr Projekt auszuhorchen.«

Hawks nickte und sah Barker nachdenklich an. »Das überrascht mich keineswegs.« Er griff in die Seitentasche seines Kittels und holte Barkers Ausweis hervor. Der Wachtposten nahm ihn mit in das Postenhäuschen, um die Nummer in das Wachbuch einzutragen.

Barker sah Hawks herausfordernd an. »Was machen Sie eigentlich hier, Doktor? Eine neue Atombombe?«

»Kein Grund, sich krampfhaft um Informationen zu bemühen«, stellte Hawks nüchtern fest. »Und sinnlos, wenn Sie es bei einem Mann versuchen, der selbst nichts darüber weiß. Sie vergeuden nur Ihre Energie, Barker.« Der Posten öffnete das Tor. »Danke, Tom«, sagte Hawks. Dann wandte er sich wieder an Barker. »Sie werden alles noch rechtzeitig genug erfahren.«

Barker lächelte ironisch und machte eine tiefe Verbeugung. »Stets zu Ihren Diensten, gestrenger Meister.« Er richtete sich wieder auf und starrte nachdenklich den stachelbewehrten oberen Querbalken des Tores an. Dann verzog er seine zusammengekniffenen Lippen zu einem Lächeln. »salve Caesar, morituri te salutant«, sagte er, als er durch das Tor ging. »Wir erhöhen Ihren Ruhm durch unseren Tod.«

Hawks runzelte die Stirn. »Ich habe in der Schule auch Latein gehabt«, sagte er. »Stecken Sie sich Ihr Abzeichen an und kommen Sie mit.«

Barker nahm es von dem Posten entgegen, der es geduldig in der ausgestreckten Hand gehalten hatte, und steckte es sich an die Tasche seines Flanellhemdes. »Danke schön, Tom«, sagte er über die Schulter, als er zusammen mit Hawks weiterging.

»Claire wollte mich nicht fortlassen«, berichtete er dann amüsiert. Er hielt den Kopf schief und sah Hawks bedeutungsvoll an. »Sie hat Angst um mich.«

»Warum? Weil ich Ihnen etwas antun könnte — oder weil ihr etwas geschehen könnte, wenn es so wäre?« erkundigte Hawks sich.

»Ich weiß es offen gestanden nicht, Doktor.« In Barkers Stimme schwang eine gewisse Müdigkeit mit. »Aber«, begann er dann nachdenklich, »ich bin einer der beiden einzigen Männer, vor denen sie Angst hat.« Seine Stimme klang plötzlich hart. »Den Namen des anderen brauche ich Ihnen ja nicht zu sagen, Doktor …«

Hawks schwieg. Er ging langsam weiter auf das Laboratorium zu. Barker hielt Schritt, lächelte noch einmal wie über einen guten Witz, den nur er verstehen konnte, und sah dann ebenfalls geradeaus.

Die Rampe, die vom Erdgeschoß aus in den Keller führte, war mit Stahlplatten verkleidet, deren aufgewalztes Profil ein Ausrutschen verhinderte. Die schweren Schritte der beiden Männer hallten von den grauen Wänden wider.

»Hier marschieren Ihre bedauernswerten Opfer wohl in Sträflingsanzügen und mit Fußfesseln entlang?« erkundigte Barker sich.

Hawks grinste. »Ich freue mich, daß Sie endlich ein anderes Gesprächsthema gefunden haben«, antwortete er dann.

»Ich möchte wetten, daß in diesen Hallen schon mancher Schmerzensschrei verklungen ist. Was liegt hinter dieser Tür? Die Folterkammer?«

»Das Laboratorium«, gab Hawks zurück. Er hielt die Pendeltür auf. »Treten Sie ein.«

»Mit Vergnügen.« Barker nahm die Schultern zurück, streckte das Kinn vor und ging an Hawks vor bei. Er machte einige Schritte bis in die Mitte des Hauptganges, blieb vor der Spannungsreglergruppe stehen, schob die Hände in die Hosentaschen und sah sich neugierig um. Hawks blieb neben ihm stehen.

Der Raum war strahlendhell erleuchtet. Barker drehte sich langsam von einer Seite auf die andere, betrachtete die zur Signalmodulierung dienenden Geräte und sah zu, wie die Assistenten jedes einzelne Aggregat überprüften.

»Ganz schöner Betrieb hier«, meinte er schließlich und deutete auf die Männer in den weißen Kitteln, die jede überprüfte Funktion auf einer Kontrolliste abhakten. Prüflampen glühten auf, Schalter wurden betätigt, Einstellungen verändert und wieder geprüft. Barkers Blick fiel auf eine Reihe von Ausgleichsverstärkern vor ihm, deren Gehäuse zum Teil geöffnet war. »Eine Menge Draht. Das gefällt mir. Wunder der modernen Technik.«

»Das alles ist Teil eines Menschen«, warf Hawks ein.

»Oh?« Barker zog die rechte Augenbraue in die Höhe. Seine Augen blitzten spöttisch. »Stecker und Draht und Porzellanisolatoren, was?« fragte er herausfordernd.

»Sie brauchen sich gar nicht soviel Mühe zu geben, um etwas aus mir herauszukitzeln«, antwortete Hawks ruhig. »Wir werden Ihnen alles genau erklä ren. Alles hier ist Teil eines Menschen — auch der Elektronenrechner dort drüben.

Diese Datenverarbeitungsmaschine ist so konstruiert, daß ihr Informationsspeicher eine genaue elektronische Beschreibung eines Menschen aufnehmen kann: seinen Körperbau bis hinunter zu dem letzten Elektron in dem letzten Atom in dem letzten Molekül seiner kleinen Zehe. Damit sind automatisch alle anderen Eigenschaften der Versuchsperson festgelegt — Reaktionszeit, Reflexe, besondere Charaktereigenschaften, elektrische Kapazität der Gehirnzellen und etwaige Störungen. Der Speicher enthält also sämtliche Informationen, um einer anderen Maschine die Impulse zu geben, einen Menschen — diesen Menschen — zu erzeugen.

Zufälligerweise heißt dieser Mann Sam Latourette, aber es könnte auch jeder andere sein. Er ist unser Standardmann. Wenn der Abtaster des Materie-Transmitters Sie in eine Folge von Impulsen verwandelt, wird das Ergebnis auf Band aufgenommen und für später gespeichert. Diese Impulse werden aber auch gleichzeitig in einen Elektronenrechner eingegeben, der die Unterschiede zwischen Ihnen und unserem Standardmann errechnet. Dadurch haben wir eine genaue Kontrolle über die Genauigkeit unserer Modulationsgeräte. Das wollen wir heute erledigen — zunächst brauchen wir ein brauchbares Band von Ih nen, das zu Kontrollzwecken benutzbar ist, und ein zweites, das morgen den Transmitter mit den entsprechenden Impulsen versorgt.«