Sie werden genau wissen, wie Sie den Anzug anlegten, wie Sie in den Transmitter gerollt wurden, wie das Magnetfeld im Innern der Kammer den Anzug umgab und ihn frei schweben ließ, wie die Lichter erloschen … und daß Sie sich jetzt in dem Empfänger befinden müssen. Nein, Barker«, schloß Hawks und nickte den Männern zu, die das Baumwollunterzeug und den Druckanzug brachten, die Barker als nächstes anziehen sollte, »ich werde Sie auf andere Weise umbringen. Und Sie werden es nur zu deutlich spüren.« Er drehte sich um und ging.
Er blieb neben Sam Latourette stehen, der den Transmitter testete, und hob den Arm, als wolle er ihn um die Schultern des anderen legen, ließ ihn aber doch wieder sinken. »Na, wie klappt die Sache, Sam?« erkundigte er sich freundlich.
Latourette drehte sich zu ihm um. »Ausgezeichnet«, sagte er bedächtig, »die Testobjekte werden erstklassig übertragen.« Er nickte einem Tierpfleger zu, der ein unter Narkose stehendes Seidenäffchen im Arm hielt. »Wir haben Jocko bereits fünfmal hintereinander durch die Maschine geschickt. Der Impuls hat sich nicht verändert und zeigt keine meßbaren Abweichungen von dem, den wir letzte Woche auf Band aufgenommen haben. Jedesmal ist es wieder der gleiche alte Jocko.«
»Na, mehr können wir doch nicht verlangen, oder?« meinte Hawks lächelnd.
»Nein, das können wir nicht«, antwortete Latourette unbeirrt. »Für ihn wird die Maschine ganz genauso funktionieren.« Er sah zu dem Tisch hinüber. »Mach dir deswegen keine Sorgen.«
»Schon gut, Sam«, wehrte Hawks ab. »Ich bin auch nicht hundertprozentig von ihm begeistert.« Er sah sich um. »Ist Ted Gersten bei den Leuten am Empfänger?«
»Er arbeitet mit ein paar anderen Technikern an der Impuls-Modulationsanlage, die bis jetzt noch nicht überprüft worden ist. Sie demontieren sie gerade, aber er meint, daß sie bis heute abend wieder voll einsatzfähig sein wird.«
Hawks runzelte nachdenklich die Stirn. »Vielleicht sollte ich mir das selbst ansehen. Außerdem bin ich der Meinung, daß er dabeisein sollte, wenn Barker abgetastet wird.« Er wollte schon gehen, drehte sich aber noch einmal um. »Du könntest Jocko eigentlich ruhig auch ein sechstes Mal durchschicken — damit wir es ganz sicher wissen.«
Latourette kniff den Mund zusammen. Er sah den Tierpfleger an und machte eine kurze Handbewegung.
Gersten stand neben einigen Technikern, die ein Bauteil aus den Führungen herausgezogen hatten und jetzt einige Meßgeräte anschlossen. Er kratzte sich sorgenvoll hinter dem Ohr und gab mit halblauter Stimme eine kurze Anordnung. Dann hörte er Hawks kommen, ließ die drei Männer allein weiterarbeiten und ging ein paar Schritte auf ihn zu. »Hallo, Ed.«
»Wo fehlt's denn?« fragte Hawks und sah auf das Gerät hinunter, an dem kein äußerlicher Schaden feststellbar zu sein schien.
»Wir haben Schwierigkeiten mit dem Spannungs regler. Eine Zeitlang arbeitet er völlig einwandfrei, dann treten plötzlich Störungen auf, und schließlich ist alles wieder in bester Ordnung.«
»Aha. Sam sagt, daß sonst bei Ihnen alles okay sei.«
»Stimmt.«
»Schön. Hören Sie, ich möchte Sie dabei haben, wenn wir den neuen Freiwilligen abtasten. Können Sie gleich mitkommen?«
Gersten warf einen Blick auf die Techniker. »Sicher. Die Leute kommen gut voran.« Er ging um die Prüfgeräte herum und schloß sich Hawks an.
Als sie außer Hörweite der Techniker waren, wandte Hawks sich an ihn. »Wahrscheinlich haben Sie morgen eine Menge Arbeit, Ted«, meinte er beiläufig. »Es hat keinen Sinn, wenn Sie Ihre Zeit damit verschwenden, die Verdrahtung eines defekten Gerätes zu erneuern, anstatt zu schlafen. Fordern Sie einfach einen neuen Regler per Expreßbogen an und lassen Sie den alten zurückgehen. Sollen die sich doch Sorgen darüber machen. Sie haben sowieso genug Arbeit mit der Überprüfung, selbst wenn Sie ein neues Gerät einbauen.«
Gersten kniff die Augen zusammen. »Darauf hätte ich auch kommen sollen, denke ich.« Er sah Hawks an. »Ja, das hätte ich.« Er blieb stehen. »Ich komme gleich wieder zurück, Ed.« Dann drehte er sich um und ging zu den Technikern zurück.
Hawks stieg langsam eine Leiter hinunter, bis er wieder auf dem Boden stand, und ging zu Latourette hinüber, der vor dem Kontrollpult eines elektronischen Datenverarbeiters saß und die Instrumente beobachtete. Das Seidenäffchen hockte auf dem Arm seines Pflegers und bewegte sich nur schläfrig, als habe es die Nachwirkungen der Narkose noch nicht überstanden.
Hawks beobachtete schweigend, wie Latourette die Angaben des Kontrollbandes mit den Werten verglich, die einer der Techniker einem anderen Elektronenrechner entnahm.
»Alles in Ordnung, Bill«, sagte Latourette schließlich und schaltete das Gerät ab. »Stimmt bei Ihnen alles überein?«
Der Techniker nickte.
Latourette wandte sich an Hawks. »Unser Freund Barker kann sich jedenfalls hundertprozentig auf die Maschinen verlassen — soweit man das mit unseren Prüfmethoden feststellen kann«, meinte er zufrieden. Er warf einen Blick auf das Äffchen. »Und Jocko sieht auch so gesund aus wie immer.« Er sah wieder Hawks an. »Wo steckt Gersten eigentlich?«
»Er kommt gleich herunter.« Hawks hob den Kopf und sah zum ersten Stock hinauf. »Wenn ich ihn nur besser kennen würde. Gersten ist sehr schwer zu verstehen. Er zeigt keinerlei Gefühle und geht nie aus sich heraus. Mit dieser Art von Menschen kommt man nicht leicht aus, selbst wenn man sich ihnen anpaßt.«
11
Barker lag auf dem Tisch und trug den Anzug, dessen Helm noch nicht verschlossen war. Er sah ruhig auf, als Hawks sich über ihn beugte.
»Alles in Ordnung?« fragte Hawks besorgt.
»Alles.« Barkers Stimme wurde von den Innenwänden des Helms zurückgeworfen und drang verzerrt durch die enge Öffnung. Die Luftschläuche lagen zusammengerollt auf seinem Magen.
Der junge Leutnant wandte sich an Hawks. »Es scheint ihm ganz gutzugehen. Ich glaube nicht, daß er einen Anfall von Platzangst bekommen wird. Andererseits stellt sich das natürlich erst heraus, wenn der Helm dicht ist und er einige Zeit nur mit Luft aus dem Druckbehälter versorgt worden ist.«
»Mein Junge, ich habe in meinem Leben schon mehr Meter unter Wasser zurückgelegt, als Sie bisher gelaufen sind«, meinte Barker grinsend.
»Das hier kann man aber kaum mit einem handelsüblichen Tauchanzug vergleichen, Sir.«
Hawks drängte sich zwischen den Leutnant und Barker. »Barker, ich habe Ihnen gesagt, daß ich Ihnen noch eine Chance geben würde, wenn Sie jetzt aufhören wollten.«
»Wie nett Sie das sagen, Doktor.«
»Die Gründe für unsere komplizierten Prüfanlagen sind eigentlich einleuchtend genug«, fuhr Hawks fort. »Die Genauigkeit des Übertragungsvorganges beruht auf der Präzision, mit der der Impuls vom Materie-Transmitter zum Empfänger gelangt. Aber selbst ein scharfgebündelter Strahl ist zwischen hier und dem Mond für Störungen anfällig. Deshalb lassen wir diesen Impuls gleichzeitig durch die Datenverarbeitungsmaschine laufen und vergleichen ihn mit den Aufzeichnungen auf dem Originalband.
Zwischen dem Impuls auf dem Band und dem, der ausgestrahlt wird, bestehen selbstverständlich geringe Unterschiede.
Wir nehmen jedesmal wieder ein neues Band auf, aber trotzdem besteht ein Zeitunterschied zwischen der letzten Aufnahme und der nächsten Ausstrahlung. Aber deshalb haben wir unseren Standardmann und seine genau ermittelte Tabelle der wahrscheinlichen Veränderungen pro Zeiteinheit. Die Einstellungen der Maschinen werden analog dazu verändert, wodurch wir eine gewisse Kontrollmöglichkeit haben.«
»Ich hoffe nur, daß Sie sich einbilden, ich hätte jedes Wort verstanden, Hawks.«