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Latourette warf ihm einen verzweifelten Blick zu. »Ed, ich hätte nie kommen dürfen.«

»Warum nicht? Warum sollte ein Mann sich nicht zu einem Protest aufraffen dürfen, wenn das Leben ihn zu überrollen droht? Du hattest das Gefühl, als sei es bald soweit, deshalb mußtest du etwas dagegen tun. Ein Mann muß etwas unternehmen — er kann nicht einfach warten, bis er untergegangen ist.«

»Nein, ich hätte nicht kommen dürfen.«

»Warum nicht? Du hast einen Fehler gemacht, Sam — du hast vorschnell gehandelt. Aber warum sollte ein Mann Dingen hilflos ausgeliefert sein, die ihm keinerlei Beachtung schenken?«

Latourette erhob sich mühsam. »Ich habe alles nur schlimmer gemacht«, murmelte er verzweifelt. »Ich habe dir noch eine Last aufgebürdet. Jetzt kann ich nur noch auf dem schnellsten Weg verschwinden. Bitte, Ed — vergiß unsere Unterhaltung einfach.« Er ging schnell an die Tür und sah Hawks von dort aus verständnislos an. »Früher wollte ich immer nur das Beste für dich. Und als ich heute zu dir kam, dachte ich nicht anders. Aber ich wollte außerdem noch etwas für mich, und das hat die gute Absicht zunichte gemacht. Irgendwie ist jetzt alles zerstört. Wie konnte das geschehen?« fragte er hilflos.

»Warum wirst du um die Früchte deiner Arbeit betrogen?« fragte Hawks und zuckte mit den Schultern.

»Ed, ich hätte dir das nie antun dürfen — es ist schlimmer als alles andere, was ich je getan habe.«

»Vielleicht verdiene ich es nicht anders, Sam. Ich wünschte, ich …«

»Auf Wiedersehen, Ed«, sagte Latourette und ging rasch hinaus. Hawks ließ sich in einen Sessel fallen und bedeckte das Gesicht mit den Händen.

* * *

Hawks ging durch das Laboratorium auf den Transmitter zu, als Gersten unvermutet vor ihm stand. »Ich habe Sie vor einiger Zeit zu erreichen versucht«, sagte er. »Ihre Sekretärin sagte mir, daß Sam Latourette in Ihrem Arbeitszimmer sei, und fragte, ob ich nicht warten könnte.«

Hawks sah ihm ins Gesicht. Gerstens Lippen zitterten, seine Augen waren übermäßig geweitet.

»Tut mir leid«, murmelte Hawks unsicher. »Vivian vergißt manchmal, daß unsere Arbeit immer wichtiger als jeder Besucher ist.« Er sah Gersten fragend an. »War sie unhöflich zu Ihnen?«

»Nein — eigentlich sogar recht freundlich. Und schließlich war die Sache nicht besonders wichtig.« Gersten wollte wieder gehen.

»Bleiben Sie noch einen Augenblick hier«, sagte Hawks. »Was ist los?«

Gersten drehte sich um. »Bin ich immer noch Ihr Stellvertreter?« fragte er ruhig.

»Warum denn nicht?« wollte Hawks wissen. »Warum sollte ich Sam zurückgeholt haben?« fragte er kurz. »Ich habe Sie immer für einen Mann mit Selbstvertrauen gehalten. Sie leisten gute Arbeit. Ich sehe ein, daß ich Ihnen schon früher größere Verantwortung hätte geben können. Ich — äh — es tut mir leid, daß ich mir nicht eher die Zeit genommen habe, Sie näher kennenzulernen.« Hawks zuckte mit den Schultern. »So ist es nun einmal im Leben. Schade, wenn es einem guten Mann passiert. Sonst kann ich nichts dazu sagen.«

Gersten biß sich auf die Lippe. »Meinen Sie das auch wirklich? Bei Ihnen kenne ich mich nicht aus.«

Hawks zog die Augenbrauen in die Höhe. »Seltsam, daß Sie mir das ausgerechnet sagen.«

Gersten schüttelte irritiert den Kopf. »Damit kann ich schon wieder nichts anfangen, Hawks.« Er sah ihm in die Augen. »Das hier ist der beste Job, den ich bisher gehabt habe. Es ist auch der wichtigste. Ich bin fast fünf Jahre jünger als Sie. Ob ich allerdings genauso gut bin, ist eine andere Frage. Nehmen wir einmal an, ich wäre es — was für Chancen hätte ich dann Ihrer Meinung nach, innerhalb der nächsten fünf Jahre ebenso weit zu kommen?«

Hawks runzelte die Stirn. »Nun, das weiß ich nicht genau«, meinte er nachdenklich. »Das hängt von einigen anderen Dingen ab. Vor fünf Jahren beschäftigte ich mich gerade mit diesem Ding da …« Er wies auf den Transmitter. »Zufällig interessierte sich die Navy dafür, sonst befände es sich wohl noch im Experimentierstadium. Aber das ist an und für sich kein Kriterium. Was ankommt, ist nicht notwendigerweise das Beste … wenn es das überhaupt gibt.« Hawks zuckte mit den Schultern. »Ich kann es Ihnen nicht sagen, Ted. Wenn Sie eine grundsätzliche Erfindung haben, an der Sie in Ihrer Freizeit arbeiten, wie ich es getan habe, als ich noch bei RCA war, können Sie es weit bringen — die Möglichkeiten dazu sind praktisch unbegrenzt.« Er zuckte wieder mit den Schultern. »Es hängt natürlich vor allem von Ihnen ab, Ted.«

Gersten runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht. Ich weiß einfach nicht recht. Tut mir leid, daß ich vorher wegen dieser Kleinigkeit eingeschnappt bin. Sie haben bestimmt wichtigere Probleme als mimosenhaft veranlagte Ingenieure …« Er grinste Hawks verlegen an. »Als ich während des Krieges zur Army eingezogen wurde«, begann er, »bewarb ich mich um Aufnahme in die Offiziersakademie. Vorher wurde ich zur Vorstellung bei einem Prüfungsoffizier befohlen. Dieser Mann, ein ehemaliger Sergeant, der zum Leutnant befördert worden war, stellte mir einige Fragen, füllte meinen Fragebogen aus, dann drehte er ihn um, machte die Spitze seines Bleistiftes naß und schrieb: ›Der Kandidat scheint Sprachschwierigkeiten zu haben. Diese könnten ihn unter Umständen in der Erfüllung seiner Aufgaben als Truppenführer behindern.‹ Dann zeigte er mir die Beurteilung — und das war es.« Gersten beobachtete Hawks' Gesichtsausdruck. »Was halten Sie davon?«

Hawks zog die Augenbrauen hoch. »Was fing die Army dann mit Ihnen an?«

»Ich wurde auf die Fernmeldeschule in Fort Monmouth geschickt.«

»Das heißt also, daß Sie diesem Zufall Ihre jetzige Position verdanken?«

Gersten runzelte die Stirn.

»Kann sein«, gab er schließlich zu. »So habe ich die ganze Sache bisher noch nie gesehen.«

»Nun, ich kenne Sie zu wenig, Ted, aber ich persönlich hätte einen miserablen Karriereoffizier in der Navy abgegeben. Und in der Army wäre es mir vermutlich nicht besser gegangen.« Hawks verzog das Gesicht. »Überlassen Sie mir ruhig das Problem Sam Latourette.« Er sah Gersten entschuldigend an. »Vielleicht können wir uns ein bißchen besser kennenlernen, wenn wir mit der Versuchsreihe erst einmal über den Berg sind.«

Gersten schwieg. Er starrte Hawks an, als überlege er noch, welches Gesicht er aufsetzen solle. Dann zuckte er gleichgültig mit den Schultern und grinste Hawks an. »Worüber ich mich übrigens mit Ihnen unterhalten wollte, war die Sache mit der Verstärkung der ausgesendeten Impulse. Meiner Meinung nach müßten wir das Verfahren so …«

Die beiden Männer gingen nebeneinander weiter und fachsimpelten dabei eifrig.

* * *

Einen Tag, nachdem Barker vierhundertneunundsechzig Sekunden lang innerhalb des Gebildes am Leben geblieben war, mußten die Versuche für einige Zeit eingestellt werden, weil die atmosphärischen Bedingungen sich verschlechtert hatten. Der Trans mitter wurde in der Zwischenzeit von Grund auf überholt, und Hawks beaufsichtigte die nötigen Arbeiten selbst.

An dem Tag, an dem die Versuche fortgesetzt werden konnten, erschien Barker pünktlich im Laboratorium.

»Sie haben abgenommen«, stellte Hawks fest.

»Sie sehen selbst nicht so blühend aus.«

An dem Tag, an dem Barker fünfhundertelf Sekunden lang innerhalb des Gebildes am Leben geblieben war, rief Benton Cobey bei Hawks an und bat ihn zu einer Besprechung in sein Büro.

Hawks betrat den Raum und versenkte die Hände in den Taschen seines Laborkittels, bevor er sich die anderen ansah, die um den Konferenztisch saßen. Cobey erhob sich von seinem Stuhl.

»Dr. Hawks, Sie kennen doch Carl Reed, unseren Wirtschaftsprüfer«, sagte er und zeigte auf den zurückhaltend wirkenden großen Mann, der neben ihm saß. Reed hatte ein Blatt Papier vor sich liegen, auf dem lange Zahlenkolonnen addiert waren.

»Wie geht es Ihnen?« fragte Hawks.

»Danke, ausgezeichnet. Und Ihnen?«

»Und das hier ist Fregattenkapitän Hodge«, sagte Cobey und nickte dem Verbindungsoffizier der Navy zu.

»Ja, natürlich«, meinte Hawks mit einem schwa chen Lächeln, das ebenso erwidert wurde. Er setzte sich Cobey gegenüber an das andere Ende des Tisches. »Weshalb sind wir hier zusammengekommen?« fragte Hawks.

Cobey warf Reed einen Blick zu. »Am besten fangen wir gleich damit an …«

Reed nickte. Er lehnte sich leicht nach vorn und schob Hawks den Zettel zu.

»Das hier ist eine Aufstellung der Beträge, die wir bis jetzt für Ihr Laboratorium investiert haben«, erklärte er dazu.

Hawks nickte.

»Die Aufstellung umfaßt sowohl die Kosten für die ursprüngliche Ausrüstung als auch die Gelder, die im vergangenen Geschäftsjahr für Neuanschaffungen und Ersatzteile ausgegeben werden mußten.«

Hawks nickte wieder. Er sah zu Cobey hinüber, der das Kinn in die Hände stützte und auf den Zettel vor Hawks starrte. Dann warf er einen Blick auf Hodge, der sich in seinen Sessel zurücklehnte und gelangweilt aus dem Fenster sah.

»Dr. Hawks«, begann Reed, »als ich diese Zahlen überprüfte, kam ich auf den Gedanken, daß wir nach einer Möglichkeit suchen müßten, die ganze Sache etwas — äh — etwas rentabler anzupacken. Und ich glaube, daß wir diese Möglichkeit gefunden haben.«

Hawks sah ihn neugierig an.

»Ich habe Mr. Cobey meinen Vorschlag bereits ausführlich erklärt«, fuhr Reed fort. »Er stimmt mit mir überein, daß ich ihn Ihnen ebenfalls unterbreiten sollte.«

Cobey spielte nervös mit seiner Uhr.

»Deshalb haben wir uns zunächst mit Fregattenkapitän Hodge in Verbindung gesetzt«, schloß Reed, »um sicherzustellen, daß die Navy nichts gegen eine Änderung des Versuchsablaufs hat — vorausgesetzt, daß dadurch die Wirksamkeit des Verfahrens nicht beeinträchtigt wird.«

Hodge schien immer noch verhältnismäßig desinteressiert zu sein. »Wir sparen natürlich gern Geld. Besonders dann, wenn wir die Kosten ohnehin aus unserem Sonderbudget bestreiten müssen.«

Hawks nickte.

Die anderen schwiegen, dann starrte Cobey Hawks an. »Nun, was ist, wollen Sie es sich anhören, Doktor?«

»Selbstverständlich«, antwortete Hawks. Er sah sich um. »Tut mir leid — ich wußte wirklich nicht, daß Sie alle auf mich warteten.« Er sah zu Reed hinüber. »Bitte, fahren Sie fort.«

»Schön«, meinte Reed und sah auf die Zahlen hinunter, »mir fiel auf, daß offensichtlich eine Menge Geräte benötigt werden, die völlig gleich sind. Hier ist zum Beispiel eine Anforderung über hundert Voltme ter des Typs AN/VM-14. Zwei Tage später kam eine Bestellung über siebzig …«

»Stimmt. Ein großer Teil unserer Laboratoriumsausstattung besteht aus Geräten, die mit anderen Geräten des gleichen Typs gekoppelt werden.« Hawks sah einen nach dem anderen an. »Wir müssen eine Vielzahl von Arbeitsgängen gleichzeitig ablaufen lassen. Andererseits hatten wir nie genügend Zeit, Geräte zu entwickeln, die diese verhältnismäßig große Anzahl von Funktionen gleichzeitig erfüllen können. Wir mußten handelsübliche Geräte benützen und die mangelnde Kapazität durch Einsatz größerer Stückzahlen kompensieren.« Er machte eine kurze Pause. »Tausende von Ameisen sind nötig, um ein Pfund Zucker fortzuschaffen«, sagte er schließlich noch.

»Ein hübscher Vergleich, Hawks«, warf Cobey ein.

»Ich wollte nur erklären, daß …«

»Machen Sie bitte weiter, Reed.«

»Nun …« Reed lehnte sich über den Tisch. »Dr. Hawks, ich möchte nicht, daß Sie mich für eine Art Menschenfresser halten. Aber schließlich haben wir eine Menge Geld in Ihr Laboratorium investiert, und soweit ich die Sache beurteilen kann, gibt es keinen Grund, warum wir nicht Ihre Maschine benutzen sollten, um Kopien sämtlicher Geräte in jeder benötigten Menge herzustellen. Ich kann nicht einsehen, daß Continental Electronics diese Geräte selbst her stellen oder von anderen Firmen kaufen muß. Allmählich haben wir den Punkt erreicht, an dem sich nicht einmal die festen Betriebskosten berechnen lassen. Und …«

»Mr. Reed«, unterbrach ihn Hawks.

Reed sah auf. »Ja?«

Hawks rieb sich das Kinn. »Ich sehe ein, daß Sie sich in einer schwierigen Lage befinden. Und ich verstehe, daß Ihr Vorschlag von Ihrem Standpunkt aus gesehen völlig vernünftig ist. Aber …«

»Schon gut, Hawks«, sagte Cobey. »Los, bringen Sie Ihre Einwände vor.«

»Nun, Mr. Reed«, fuhr Hawks fort, »kennen Sie das Prinzip, nach dem meine Maschine arbeitet?«

»Nicht sehr genau, fürchte ich«, antwortete Reed geduldig.