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Hawks warf noch einen nachdenklichen Blick hinunter. Dann ging er zu dem Wagen zurück.

»Okay«, meinte Connington, »passen Sie auf. Diese Kurve hat es nämlich in sich. Sie müssen mir sagen, wenn es gefährlich wird.«

Hawks nickte. Connington fuhr so weit wie möglich in die Kurve hinein, stieß dann zurück und blieb auf Hawks Zeichen hin stehen. Dann wiederholte er dieses Manöver mehrmals, bis der Wagen schließlich um die Kurve herum war. Hawks stieg wieder ein.

»Wir hätten das Auto unten abstellen und zu Fuß hinaufgehen sollen«, stellte Hawks fest.

Connington gab Gas und deutete gleichzeitig auf seine Füße. »Nicht mit diesen Stiefeln«, grunzte er. »Barker nimmt diese Kurve meistens mit sechzig Sachen — wenn er es nicht gerade eilig hat. Sonst noch schneller.« Er warf Hawks einen Blick zu.

Hawks sah ihn ebenfalls an. »Manchmal.«

»Immer — bis auf dieses eine Mal. Allerdings scheint es ihm nichts ausgemacht zu haben, denn er ist deswegen keineswegs langsamer geworden.« Connington grinste. »Na, Doktor? Ich weiß, daß ich Sie nicht so behandle, wie Sie es möchten. Aber trotzdem müssen Sie Vertrauen zu mir haben, obwohl Sie mich nicht ausstehen können und meine Methoden nicht verstehen. Ich verstehe meine Sache. Ich habe den richtigen Mann für Sie. Das allein zählt.«

3

Nach wenigen Minuten hatten sie den höchsten Punkt der Klippen erreicht, und jetzt verwandelte sich der mit Schlaglöchern übersäte Weg plötzlich in eine asphaltierte Auffahrt, die rechts und links von gepflegten Rasenflächen umgeben war. Zahlreiche Rasensprenger hielten das Gras ständig feucht. Überall ragten Zypressen auf, unter denen sich üppig bepflanzte Blumenbeete erstreckten. Am Ende der Auffahrt stand ein weitläufiger Bungalow, dessen eine Wand aus einem riesigen Fenster bestand, von dem aus man eine herrliche Aussicht über das Meer haben mußte. Die Zypressen bewegten sich in der leichten Brise.

In der Nähe des Hauses lag ein blaugekacheltes Schwimmbecken. Eine schlanke Blondine, die einen gelben Bikini trug, der hervorragend zu ihrer sonnengebräunten Haut paßte, lag auf einem Badetuch und drehte an den Einstellknöpfen ihres Kofferradios. Neben ihr standen ein leeres Glas mit einem fast zerschmolzenen Eiswürfel und eine Thermosflasche. Die Frau hob kurz den Kopf und warf einen desinteressierten Blick auf das Auto.

Connington ließ seine Hand sinken, die er bereits grüßend erhoben hatte. »Claire Pack«, sagte er zu Hawks, als er den Wagen vor dem Bungalow abstellte.

»Lebt sie hier?« fragte Hawks.

Connington machte ein langes Gesicht. »Ja. Los, kommen Sie, Doktor.«

Sie gingen zu dem Schwimmbecken hinüber. Erst jetzt bemerkte Hawks den Mann, der darin herumschwamm. Er blieb die meiste Zeit unter Wasser und streckte nur gelegentlich den Kopf heraus, um Luft zu holen. Er wirkt tatsächlich eher wie ein großer Fisch, dachte Hawks. Zwischen Claire Pack und dem Schwimmbecken lag eine abgeschnallte Unterschenkelprothese in der Nähe der verchromten Leiter, die ins Wasser führte. Aus dem Radio klang »In The Mood« von Glen Miller.

»Claire?« fragte Connington vorsichtig.

Sie hatte sich nicht bewegt, obwohl sie die Schritte der beiden Männer gehört haben mußte. Sie summte die Melodie mit und schlug dabei den Takt auf dem Gehäuse des Radios. Jetzt drehte sie sich langsam um, bis sie auf dem Rücken lag, und sah Connington an.

»Oh«, sagte sie gleichgültig. Sie warf einen Blick auf Hawks. Ihre Augen waren grün mit winzigen braunen Flecken, die Pupillen zogen sich rasch zusammen, als das Sonnenlicht sie traf. Sie blinzelte.

»Das hier ist Dr. Hawks, Claire«, sagte Connington geduldig. »Er ist Vizepräsident unserer Gesellschaft und leitet die Entwicklungsabteilung. Ich habe dich doch deshalb angerufen. Was soll also das Theater? Wir möchten mit Al sprechen.«

Sie machte eine einladende Handbewegung. »Setzt euch. Al kommt bestimmt gleich.«

Connington ließ sich ächzend neben ihr auf dem Handtuch nieder, während Hawks es vorzog, sich ins Gras zu setzen. Claire Pack richtete sich auf, stützte das Kinn auf die Knie und sah Hawks neugierig an. »Wie sieht denn der Job aus, den Sie für Al haben?«

»Er ist gerade richtig für ihn«, erklärte Connington ihr kurz. Als Claire daraufhin nur ironisch lächelte, wandte er sich an Hawks. »Wissen Sie, ich vergesse es immer wieder. Ich komme mit großen Erwartungen her, aber wenn ich sie sehe, fällt mir wieder ein, wie sie wirklich ist.«

Claire Pack lächelte immer noch. Dann zog sie fragend die Augenbrauen in die Höhe. »Sie haben wirklich einen Job für Al? Sie sehen aber gar nicht wie ein Mann aus, der sich mit solchen Dingen abgibt, Doktor. Wollen Sie mir nicht Ihren Vornamen verraten?« Sie warf Connington über die Schulter hinweg einen Blick zu. »Gib mir eine Zigarette.«

»Edward«, antwortete Hawks. Er beobachtete, wie der andere eine Packung Zigaretten öffnete und sie ihr anbot. »Zünd' sie gleich an«, sagte sie, ohne Connington dabei anzusehen. Dann wandte sie sich wie der an Hawks und lächelte ihn an. »Ich werde Sie einfach Ed nennen.«

Connington wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab, bevor er die Zigarette mit einem rubinbesetzten Feuerzeug anzündete. Der Filter bestand außen aus rotem Cellophan, um Lippenstiftabdrücke nicht sichtbar werden zu lassen. Er zog hastig daran, gab ihr die Zigarette und versenkte die Packung wieder in seine Tasche.

»Sie dürfen«, sagte Hawks und deutete ein Lächeln an. »Ich werde Sie Claire nennen.«

Sie zog gekonnt eine Augenbraue hoch und betrachtete den roten Zigarettenfilter. »Von mir aus gern.«

Connington sah ihn über Claires Schulter hinweg an. Seine Augen zeigten einen traurigen Ausdruck. Aber gleichzeitig schien er sich über irgend etwas zu amüsieren. »Na, Doktor, heute scheinen alle unter die ›Beweger‹ gegangen zu sein. Und alle in verschiedene Richtungen. Schnelle Leute. Behalten Sie die Fäuste oben.«

»Ich werde mein Bestes tun«, versprach Hawks.

»Ich finde nicht, daß Ed wie ein Mann wirkt, der sich leicht überrumpeln läßt«, meinte Claire und beobachtete Hawks dabei aufmerksam.

Hawks äußerte sich nicht dazu. Der Mann in dem Schwimmbecken hatte aufgehört zu tauchen und hielt sich jetzt am Beckenrand fest. Nur sein runder Schädel, der dicht mit sandfarbenem Haar bedeckt war, ragte dabei über das Wasser hinaus. Seine Backenknochen traten auffallend hervor. Er trug einen kurzgeschnittenen Schnurrbart. Seine Augen waren nicht zu erkennen, weil er sie zusammenkniff, um besser sehen zu können. Claire und Connington schienen nicht bemerkt zu haben, daß er sie beobachtete.

* * *

»So hat unser guter Doktor sich sein ganzes Leben eingerichtet«, sagte Connington zu ihr. »Alles durchaus wissenschaftlich. Soll und Haben sind immer ausgeglichen. Nichts wird verschwendet. Niemand legt Dr. Hawks herein.«

»Mr. Connington hat mich heute nachmittag zum erstenmal persönlich kennengelernt«, warf Hawks ein.

Claire Pack lachte amüsiert. »Darf man Ihnen einen Drink anbieten, ohne eine ablehnende Antwort riskieren zu müssen, Ed?«

»So geht es auch nicht, Claire«, mischte Connington sich ein.

»Halt den Mund«, sagte sie. »Na, was ist, Ed?« Sie hielt die Thermosflasche hoch. »Scotch und Soda?«

»Danke, ja. Würde Mr. Barker es lieber sehen, wenn ich mich umdrehe, während er seine Prothese anschnallt? Kommt er deshalb nicht heraus?«

»Sie legt nur Wert auf einen guten ersten Eindruck«, warnte Connington ihn mit einem Seitenblick auf Claire. »Nehmen Sie sich vor ihr in acht, Hawks!«

Claire warf den Kopf zurück und lachte herzlich. »Al kommt heraus, wenn er es für richtig hält. Vermutlich hätte er nicht einmal etwas dagegen, wenn ich Eintrittskarten dafür verkaufen würde. Als wegen brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen, Ed.« Sie schraubte den Verschluß auf, zog den Korken heraus und goß die Plastikverschlußkappe voll. »Leider habe ich weder ein zweites Glas noch Eiswürfel hier draußen, Ed. Aber das Zeug ist trotzdem noch ziemlich kalt. Geht es auch so?«