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Hawks sah zu ihm hinüber. »Und haben Sie es verloren, Al?«

»Ich weiß es nicht. Ich muß erst darüber nachdenken. Aber ich habe mich irgendwie verändert, das kann ich jetzt schon sagen.« Barkers Stimme klang fröhlich. »Ich fühle mich ausgezeichnet.«

»Weil es das erstemal ist, daß Sie etwas getan haben, was noch kein Mensch vor Ihnen fertiggebracht hat? Erfolgreich zu Ende geführt, meine ich?«

»Ich … nein, ich habe schon alle möglichen Rekorde gebrochen, und …«

»Aber andere hatten Rekorde auf den gleichen Gebieten gebrochen, Al.«

Barker blieb stehen und starrte Hawks an. »Das ist es!« rief er aus. »Sie haben recht, Hawks. Ich habe etwas vollbracht, was kein anderer vor mir schaffte. Und ich bin mit dem Leben davongekommen.«

»Keine Vorgänger und keine Tradition, Al, aber Sie haben es trotzdem geschafft.« Hawks war ebenfalls stehengeblieben. »Vielleicht sind Sie jetzt endlich ein wirklicher Mann?« Seine Stimme klang ruhig und traurig zugleich.

»Kann sein, Hawks!« sagte Barker aufgeregt. »Hören Sie … man kann doch nicht … ich meine, es ist nicht so einfach …« Er schwieg und sah Hawks mit leuchtenden Augen an.

Die beiden Männer hatten fast die Stelle erreicht, an dem der Fußpfad vom Bunker her auf die anderen stieß, die das Gelände zwischen dem Gebilde, dem Empfänger, dem Kraftwerk und den Unterkünften der Stützpunktbesatzung überzogen. Hawks stand bewegungslos und beobachtete Barker mit gesenktem Kopf.

»Sie haben recht, Hawks!« sagte Barker hastig. »Es hat keinen Sinn, sich Prüfungen zu unterziehen, wenn man doch wieder in den gleichen Trott zurückfällt, wenn man nicht weiß, daß man sich verändert hat! Ein Mann … ein Mann macht sich selbst. Er … Oh, der Teufel soll alles holen, Hawks, ich habe immer das getan, was die anderen von mir erwarteten; ich habe mich so benommen, wie sie es wollten; aber was bin ich wirklich? Das muß ich jetzt herausbekommen — daraus muß ich in Zukunft etwas machen! Ich muß auf die Erde zurück und diese verpfuschten Jahre wettmachen! Ich … Hawks, eines Tages werde ich Ihnen vermutlich auf den Knien danken …«

»Meinen Sie?« Hawks setzte sich wieder in Bewegung. »Kommen Sie mit, Al.«

Barker folgte ihm. »Wohin wollen Sie?«

Hawks ging unbeirrt weiter, bis die Gebäude des Stützpunkts hinter ihnen lagen. Er hob den Arm und zeigte auf die Felslandschaft vor ihnen. »Dort hinaus.«

»Ist das nicht ein bißchen zu gewagt? Wieviel Luft haben wir noch?«

»Nicht sehr viel. Nur noch für wenige Minuten.«

»Schön, dann müssen wir eben zu dem Empfänger zurückgehen.«

Hawks schüttelte heftig den Kopf. »Nein. Das ist nichts für uns, Al.«

»Was soll das heißen? Funktioniert der Transmitter etwa nicht?«

»Doch, aber wir können ihn nicht benutzen.«

»Hawks …«

»Wenn Sie den Transmitter benutzen wollen, mit dem die Männer hier Gesteinsproben und Berichte auf die Erde zurückschicken, können Sie das ohne weiteres tun. Aber zuerst möchte ich Ihnen erklären, was Sie damit tun, Al.«

Barker starrte ihn durch das dicke Glas seines Helms verwirrt an. Hawks legte ihm unbeholfen den Arm um die Schultern. »Vor langer Zeit sagte ich Ihnen einmal, daß ich Sie auf viele verschiedene Arten töten würde, Al. Wenn Barker L im Laboratorium aufwachte, nachdem Barker M gestorben war, ließ ich zu, daß Sie sich selbst betrogen. Sie dachten, Sie hätten den Tod überwunden. Aber das stimmt nicht, Sie stehen ihm erst jetzt gegenüber.

Es gab immer eine Fortsetzung. Barker M und L schienen ein Mann zu sein, schienen einen Geist zu haben. Wenn Barker M starb, führte L sein Leben weiter. Der Faden riß nie ab, deshalb konnten Sie weiterhin glauben, daß eigentlich nichts geschehen sei. Ich konnte Ihnen erzählen, und Sie konnten es glauben, daß es nur eine Reihe von Barkers gebe, deren Erinnerungen sich nahtlos aneinanderschlossen. Aber das ist zu abstrakt, als daß ein Mensch es wirklich begreifen könnte. In diesem Augenblick bilde ich mir ein, der Hawks zu sein, der vor Jahren in einem kleinen Farmhaus auf der Erde geboren wurde. Obwohl ich weiß, daß in dem Laboratorium ein anderer Hawks existiert, der seit einigen Sekunden sein eigenes Leben führt; obwohl ich weiß, daß ich erst vor einer halben Stunde aus einem Felsbrocken entstanden bin. Es bedeutet nichts für mich, denn ich kann mich an mein Leben auf der Erde erinnern.

So war es auch mit Ihnen. Ich habe es Ihnen gesagt. Damals habe ich Ihnen zu erklären versucht, daß der Transmitter nur einen Impuls überträgt. Daß der Mann unter dem Abtaster zerstört wird, um diesen Impuls zu erhalten. Aber ich wußte, daß meine Erklärungen vergeblich bleiben mußten, solange Sie noch jeden Morgen in Ihrer eigenen Haut aufwachten. Ich nehme an, daß mein Gerede sinnlos war. Das Gefühl habe ich oft. Aber was müßte ich jetzt von mir denken, wenn ich Sie nicht gewarnt hatte?«

»Kommen Sie zur Sache, Doktor«, warf Barker ein.

Hawks machte eine ungeduldige Handbewegung. »Das versuche ich doch die ganze Zeit! Wann begreifen die Menschen endlich, daß sich nur bekannte Fragen kurz beantworten lassen! Womit haben wir es denn Ihrer Meinung nach hier zu tun — mit einem Problem, das Leonardo da Vinci hätte lösen können? Wenn er es gekonnt hätte, dann hätte er es getan, und das zwanzigste Jahrhundert hätte Jahrhunderte früher begonnen! Wenn Sie eine Antwort wollen, müssen Sie mir Zeit genug lassen.«

»In Ordnung, Hawks.«

»Tut mir leid«, sagte Hawks, dessen Erregung abgeklungen war. »Tut mir wirklich leid. Aber manchmal muß man einfach alles loswerden, was sich im Lauf der Zeit aufgestaut hat.

Hören Sie, Barker — die Sache ist ganz einfach die, daß wir hier nicht die nötigen Einrichtungen haben, um einen Menschen sicher zur Erde zurückzubringen. Wir besitzen hier weder die Datenverarbeitungsmaschinen noch die anderen elektronischen Geräte, noch die nötigen Kontrolleinrichtungen. Alles das wird erst in Zukunft installiert, wenn die Höhle ausgebaut ist, die sich in der Nähe befindet. Entweder stellen wir dort erdähnliche Bedingungen her, oder wir konstruieren Geräte, die im luftleeren Raum arbeiten. Das ist keine leichte Aufgabe, aber wir werden sie lösen. Wenn wir Zeit genug haben.

Wir hatten nie genügend Zeit, Al. Denken Sie an die Männer hier oben — die Navy-Offiziere. Sie gehören zu den besten Leuten auf ihrem Gebiet. Alles Spezialisten. Spezialisten haben Familien, Karrieren, Interessen und Hobbies; es wäre töricht, anzunehmen, daß ein Mann, der ein guter Astronom oder Geologe ist, nicht auch auf anderen Gebieten Hervorragendes leisten könnte. Auf einige von ihnen trifft das nicht zu, aber auf die meisten. Und alle wissen, daß Doppelgänger von ihnen auf der Erde zurückgeblieben sind, als sie auf den Mond geschickt wurden. Das war nicht anders möglich. Wir konnten diese Männer nicht einfach von ihrer Arbeit wegreißen. Außerdem könnten sie hier umkommen — niemand kann für ihr Leben garantieren Sie haben sich alle freiwillig gemeldet. Auf der Erde leben ihre Doppel gänger weiter, als ob nie etwas geschehen sei. Der eine Nachmittag, den sie im Laboratorium verbracht haben, ist für sie nur ein unbedeutender Teil ihrer Vergangenheit.

Wir alle sind nur noch Schatten, Al. Aber sie sind eine besondere Art. Selbst wenn wir die nötigen Einrichtungen hätten, könnten Sie nicht auf die Erde zurück. Wenn wir die Geräte haben, können Sie trotzdem nicht. Wir werden Sie nicht daran hindern, Al, aber denken Sie doch einmal an den Mann, der das Beobachterteam leitet. Auf der Erde hat sein Doppelgänger unterdessen seine wissenschaftliche Arbeit fortgesetzt. Er hat Karriere gemacht, hat Anerkennung als Forscher errungen und besitzt Erfahrungen, die dieser Mann hier oben nicht mehr mit ihm teilt. Und der Mann hier hat sich ebenfalls verändert — er weiß Dinge, die der andere nicht verstehen würde. Er hat völlig andere Erfahrungen gemacht. Und wenn er auf die Erde zurückkommt, wer bekommt dann was? Wer bekommt die Karriere, wer die Familie, wer das Bankkonto? Sie können miteinander auszukommen versuchen. Aber das Mondprojekt wird noch Jahre in Anspruch nehmen. In der Zwischenzeit — Scheidungen, Geburten, Todesfälle, Heiraten, Beförderungen, Titel, Strafverfahren, Krankheiten … Nein, die meisten werden nicht zurückgehen.