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»Ich bin überzeugt, dass wir einen Saboteur unter uns haben«, sagte Mitsuo beinahe im Flüsterton.

»Wie bitte?«

»Ich habe mich noch einmal mit mehreren so genannten Unfällen beschäftigt«, sagte Fuchida, »und die Indizien sprechen meiner Ansicht nach dafür, dass sie absichtlich verursacht worden sind.«

Jamie schwang die Beine von der Liege und beugte sich näher zum Laptop-Bildschirm. Na großartig, dachte er. Mitsuo spielt Sherlock Holmes.

»Welche Unfälle?«, fragte er müde.

»Zum Beispiel die Beschädigung der Gartenkuppel während des Staubsturms.«

»Das war Sabotage?«

»Diese Löcher wurden von innen gemacht, nicht vom Sturm.«

»Das haben wir doch alles schon einmal besprochen …«

»Und Tomas' Verletzung? Glaubst du, die Schale mit dem geschmolzenen Glas wäre rein zufällig zerbrochen, als er gerade danebenstand?«

Jamie holte tief Luft. »Warum erzählst du mir das alles? Und warum mitten in der Nacht?«

»Weil du der Einzige bist, dem ich vertraue«, antwortete Fuchida in eindringlichem Ton. »Der Saboteur könnte jeder von den anderen sein!«

»Warum sollte jemand unsere Ausrüstung sabotieren oder einen von uns verletzen wollen?«

»Das weiß ich nicht. Vielleicht ist er wahnsinnig.«

Möglich wär's, gestand Jamie sich ein. Vijay zufolge sind wir alle ein bisschen verrückt.

Fuchida fügte hinzu: »Und jetzt dieser Lagerschaden an Stacys Rover. Die Radlager sind sehr gut abgedichtet, damit kein Staub eindringen kann.«

Jamie schüttelte eher müde als verärgert den Kopf. »Okay, Mitsuo, ich sag dir was. Du und Wiley, ihr überprüft das defekte Lager, wenn ihr in die Kuppel zurückkommt. Wenn ihr feststellt, dass jemand sich daran zu schaffen gemacht hat, dann sagt ihr es Stacy. Sie ist jetzt die Missionsleiterin, nicht ich.«

»Aber sie könnte die Saboteurin sein!«

»Stacy? Das ist …« Jamie wollte verrückt sagen, aber dann merkte er, dass das genau in Mitsuos Theorie passen würde.

»In der Nacht des Sturms hatte sie Dienst im Kommunikationszentrum, während wir anderen alle geschlafen haben. Erinnerst du dich?«, beharrte der Biologe. »Sie hat mitgeholfen, den Brennofen für die Glasbausteine zu bauen. Sie ist allein im Rover, und er geht kaputt.«

»Glaubst du, sie hat das gemacht, damit sie die Nacht allein dort draußen verbringen kann?«, fragte Jamie.

»Wenn sie wahnsinnig ist, sind ihre Motive nicht rational«, gab Fuchida zurück.

Jamie seufzte unwillkürlich. »Na schön, wenn du mit Wiley das Radlager untersuchst …«

»Woher sollen wir wissen, dass Wiley nicht der Saboteur ist?«

Woher sollen wir wissen, dass du nicht eine Schraube locker hast, dachte Jamie stumm.

»Es könnte jeder von ihnen sein«, setzte Fuchida hinzu.

»In Ordnung, Mitsuo, in Ordnung. Dann überprüf das defekte Lager allein. Wenn du irgendeinen Hinweis findest, dass jemand daran manipuliert hat, sag mir Bescheid. Okay?«

Fuchida nickte eifrig. »Hai!«

Jamie unterbrach die Verbindung und kroch wieder ins Bett. Das hat mir gerade noch gefehlt. Entweder haben wir einen verrückten Saboteur unter uns, oder Mitsuo wird allmählich paranoid. Großartig!

In dieser Nacht fand Jamie nicht viel Schlaf.

DIE STURZFLUT DES TODES

Das Kolloquium war sehr kurzfristig angesetzt worden, aber fast alle Fakultätsmitglieder des Institute for Advanced Study drängten sich im Hörsaal, um Li Chengdu zuzuhören.

Er hatte das Gefühl, dieser Ehre nicht würdig, dieser Verantwortung nicht gewachsen zu sein, als er langsam die drei Stufen erklomm und zum Rednerpult in der Mitte der leeren Bühne ging. Das halblaute Gebrabbel verstummte. Im Publikum breitete sich absolute Stille aus, als diese hoch gewachsene Vogelscheuche von einem chinesischen Weisen das Rednerpult erreichte.

Erstaunlich, dachte Li. Fast zweihundert der streitlustigsten Männer und Frauen der Erde, und sie erwarten alle von mir, dass ich sie erleuchte.

In der eingetretenen Stille stand er eine ganze Weile nur schweigend da, ein fast zwei Meter großer, schlaksiger chinesischer Wissenschaftler, und schaute ins Publikum hinunter. Physiker, Mathematiker, Historiker, Biologen, sogar die Wirtschaftswissenschaftler waren gut vertreten. Allerdings keine Außenstehenden. Keine Journalisten oder Fotografen.

Gut, dachte Li.

Er begann: »Wie Sie wissen, war der Mars früher einmal von einer intelligenten Spezies bewohnt. Sie wurde offenbar etwa im selben geologischen Zeitraum ausgelöscht, der auf der Erde die Grenze zwischen der Kreidezeit und dem Tertiär darstellt, die Zeit des großen Sterbens, wie man sie genannt hat.

Auf der Erde starben damals drei Viertel aller Lebensformen auf dem Land und im Meer aus. Auf dem Mars wurde jede Spezies vernichtet, die komplexer war als eine Flechte.

Es scheint also, als wäre das innere Sonnensystem vor ungefähr fünfundsechzig Millionen Jahren von einer Sturzflut des Todes heimgesucht worden …«

Beverly Urey war nur eine entfernte Nichte des mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Chemikers, aber sie war Astronomin am Keck-Observatorium in Hawaii, und die Reporter der Nachrichtenmedien spürten sie in der riesigen Mondlandschaft der alten Caldera von Mauna Kea auf.

»Wir haben einen Bericht aus Princeton, in dem es heißt, vor fünfundsechzig Millionen Jahren sei eine Sturzflut des Todes auf die Erde und den Mars niedergegangen!«, rief ihr einer der Reporter zu.

»Nun ja«, erwiderte sie, einigermaßen benommen von ihrer Anzahl und Aggressivität, »ich glaube, so könnte man das sagen.«

STURZFLUT DES TODES SUCHTE ERDE UND MARS HEIM

Hilo: Eine ›Sturzflut des Todes‹, so eine führende Astronomin, suchte vor fünfundsechzig Millionen Jahren sowohl die Erde als auch den Mars heim.

Dr. Beverly Urey von der Keck Telescope Facility auf Hawaii erklärte, derselbe Meteoritenschwarm, der die Dinosaurier auf der Erde ausgelöscht habe, sei auch für das Aussterben der intelligenten Rasse verantwortlich, die auf dem Mars lebte.

Dr. Urey zufolge …

»Aber sie sind nicht tot«, sagte Hodell Richards mit einem dünnen Lächeln.

Der Gastgeber der Network-Fernsehshow, ein freundlicher, intelligenter Mann mit einer geheimen Leidenschaft für Astronomie, lächelte skeptisch zurück. »Die Marsianer sind nicht ausgestorben?«

»Ganz und gar nicht.« Richards hatte sich in den sieben Wochen seit der Entdeckung des marsianischen Bauwerks verändert. Sein hageres, asketisches Gesicht war etwas voller geworden. Die Haare waren kürzer, und seine Frisur entsprach eher der gegenwärtigen Mode. Den Schnurrbart hatte er sich abrasiert.

»Aber unsere Wissenschaftler auf dem Mars …«

Richards fiel dem Gastgeber ins Wort. »Glauben Sie wirklich, die erzählen uns die ganze Geschichte?«, fragte er spitzbübisch.

»Tun sie das nicht?«

»Natürlich nicht. Das dürfen sie gar nicht. Die Regierung verbietet es ihnen.«

»Aber diese Marsexpedition ist doch gar nicht vom Staat organisiert.«

Richards ignorierte die unbequeme Tatsache und blickte direkt in die Kamera. »Wie ich von Anfang an gesagt habe, die Marsianer unterhalten eine geheime Basis hier auf der Erde, in Tibet. Wir müssen sie finden!«

Der Gastgeber zog eine Augenbraue hoch. »Dann glauben Sie also, dass die Marsianer eine Bedrohung für uns darstellen?«

»Sie sind hier, um uns mit Hilfe von Gentechnik zu unterwerfen. Sie wollen ihre Saat in Frauen von der Erde pflanzen und hier eine neue Rasse von Marsianern erschaffen und die Macht auf unserem Planeten übernehmen.«