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»Die Abstiegstriebwerke haben genug Schub, um ihn auf eine ballistische Flugbahn zu bringen. Ich habe die Zahlen x-mal überprüft. Es wird funktionieren.«

»Den Reserve-Treibstoffgenerator zum Ares Vallis fliegen«, murmelte Deschurowa. »Wahnsinn.«

»Ich kann dir die Computerauswertung zeigen«, sagte Trumball gelassen.

»Diese Abstiegstriebwerke sind nicht für mehrfachen Gebrauch gedacht«, erklärte Deschurowa. »Sie haben nicht genug Schub …«

Trumball wackelte mit dem erhobenen Finger. »Ich hab das alles schon vor Monaten beim Hersteller ausgecheckt, Stacy Baby. Man kann sie problemlos ein halbes Dutzend Mal zünden. Und wenn sie's schaffen, den Vogel weich landen zu lassen, dann kriegen sie ihn auch wieder hoch. Hier geht's ja nicht um den Orbit, sondern nur um einen kleinen Hüpfer über die Wüste.«

»Wenn es nicht funktioniert …«

»… verlieren wir im schlimmsten Fall den Reserve-Treibstoffgenerator. Im besten Fall holen wir uns eine Raumsonde im Wert von einer Milliarde Dollar, die wir bei Sotheby's versteigern können.«

Jamie saß da und ließ Stacy und Dex diskutieren. Ich will mich da nicht einmischen, sagte er sich. Aber er wusste, dass letzten Endes und unausweichlich er derjenige sein würde, der die eigentliche Entscheidung treffen musste.

Trudy Hall zog eine ironische Grimasse. »Warum holen wir uns nicht auch noch einen der ursprünglichen Viking-Lander, wenn wir schon mal dabei sind?«

»Zu groß«, antwortete Trumball nüchtern. »Pathfinder ist klein genug, dass wir ihn mitnehmen können. Die Vikings sind große Kästen.«

»Es gibt noch ein halbes Dutzend weiterer Lander, die überall auf dem Planeten verstreut sind«, sagte Deschurowa.

Trumball nickte. »Die meisten sind zu groß oder zu weit weg. Außerdem: Wenn wir zu viele alte Raumsonden mit nach Hause nehmen, sinkt ihr Wert. Man muss die Sache schon ein bisschen clever anfangen, Kinder.«

Er denkt schon lange darüber nach, erkannte Jamie. Hat Computerauswertungen durchgeführt. Dex tut nichts, ohne vorher alles genauestens zu planen.

Sie ließen den alten Rover hinter sich zurück. Der Nebel auf dem Boden des Canyons löste sich auf.

Trumball tippte Jamie auf die Schulter. »Na, großer Häuptling, was meinst du dazu?«

Jamie verzog das Gesicht wegen Trumballs ethnischer Stichelei, sagte aber nur: »Ich denke, deine Idee wird bis zur nächsten Expedition warten müssen, Dex.«

»Hab ich mir gedacht, dass du so was in der Art sagen würdest«, erwiderte Trumball.

Jamie hatte erwartet, dass er mürrisch und ungehalten auf seine Ablehnung reagieren würde. Stattdessen sah Trumball aus wie ein junger Mann, der noch ein Ass im Ärmel hatte.

»Wie wär's mit einer Abmachung«, schlug er vor, und sein Lächeln wurde listig. »Ich hole mir den Pathfinder, und du kannst auf die Suche nach deinen Felsenbehausungen gehen.«

DOSSIER: C. DEXTER TRUMBALL

Ganz egal, wie gut er seine Sache machte, ganz egal, was er erreichte, Dex Trumball konnte seinen kalten, gleichgültigen Vater nie zufrieden stellen.

Darryl C. Trumball war ein Selfmademan, wie er allen und jedem lauthals erklärte. In einer von Dex' frühesten Erinnerungen drängte sein Vater einen amerikanischen Senator bei einer Hausparty in die Ecke und erklärte ihm mit ruhiger Beharrlichkeit, wobei er ihm bei jedem einzelnen Wort auf die Schulter klopfte: »Ich habe mit nichts weiter angefangen als mit meinen bloßen Händen und meinem Gehirn, und ich habe ein Vermögen gemacht.«

In Wahrheit hatte der alte Mann mit einer mageren Erbschaft angefangen: einer heruntergekommenen Autowerkstatt, die am Rande des Bankrotts stand, als Dex' Großvater bei seinem vierten Bier in der Eckkneipe einen Herzschlag bekam und starb. Dex war damals noch ein Baby gewesen, ein Einzelkind. Seine Mutter war hübsch, zerbrechlich und untüchtig gewesen — und völlig außerstande, sich gegenüber ihrem gnadenlos zielstrebigen Ehemann zu behaupten. Dex' Vater, schmal wie eine Messerklinge, schnell und agil, hatte mit einem Leichtathletik-Stipendium das College of the Holy Cross besucht, jedoch ohne einen Abschluss zu machen; stattdessen hatte er das Familiengeschäft übernehmen müssen. Sein Traum, am Boston College Jura zu studieren, wie man es ihm in Aussicht gestellt hatte, zerschlug sich, und ihm blieben nur Verbitterung und Missgunst.

Und eine eisige, unerbittliche Energie.

Darryl C. Trumball lernte rasch, dass Geschäft von Politik abhängt. Obwohl die Autowerkstatt praktisch wertlos war, konnte der Grund und Boden, auf dem sie stand, extrem wertvoll werden, wenn es gelang, darauf luxuriöse Eigentumswohnungen für die höheren Angestellten aus Bostons Finanzdistrikt zu errichten. Er drängte mit aller Macht darauf, dass ein neuer Bebauungsplan für das alte Viertel erstellt wurde, dann verkaufte er die Werkstatt und das Haus seiner Mutter für eine beträchtliche Summe.

Als Dex so weit war, dass er aufs College gehen konnte, war sein Vater sehr reich und in der Finanzwelt für seine kaltblütige Skrupellosigkeit bekannt. Geld war ihm wichtig, und er verbrachte jede wache Stunde damit, nach der Vermehrung seines Reichtums zu streben. Als Dex Interesse an Wissenschaft zum Ausdruck brachte, schnaubte der ältere Trumball verächtlich:

»Auf die Art wirst du deinen Lebensunterhalt nie selbst bestreiten können! Als ich in deinem Alter war, hab ich schon für deine Großmutter, deine beiden Tanten, deine Mutter und dich gesorgt.«

Dex hörte gehorsam zu und schrieb sich trotzdem in Yale ein, um dort Physik zu studieren. Mit seinen Noten an der High School (und dem Geld seines Vaters) wäre er in Harvard und einem halben Dutzend anderer Renommieruniversitäten angenommen worden, aber Dex entschied sich für Yale. New Haven war so nah an Boston, dass er leicht nach Hause kommen konnte, aber auch so weit entfernt, dass er von der frostigen Gegenwart seines Vaters befreit war.

Dex hatte die Schule immer lächerlich leicht gefunden. Während andere über Lehrbüchern brüteten und in Prüfungen schwitzten, bewältigte Dex mit seinem beinahe fotografischen Gedächtnis und seinem Geschick, den Lehrern genau das zu sagen, was sie hören wollten, alles spielend. Seine Beziehungen zu seinen Altersgenossen waren weitgehend genauso: Sie taten fast immer, was er wollte. Dex hatte die brillanten Ideen und seine Freunde den Ärger, wenn sie sie ausführten. Aber sie beklagten sich nie; sie bewunderten seinen Elan und waren dankbar, wenn er sie überhaupt zur Kenntnis nahm.

Mit Sex hatte er ebenso wenig Probleme, obwohl der Campus vielerorts von Anschuldigungen wegen sexueller Belästigung aufgeladen war. Dex konnte sich die Frauen aussuchen: Je intelligenter sie waren, desto mehr schienen sie im zeitweiligen Sonnenschein seiner Zuneigung zu baden. Und auch sie beklagten sich hinterher nie.

Physik war nichts für Dex, aber er fühlte sich zur Geophysik hingezogen: der Erforschung der Erde, ihres Inneren und ihrer Atmosphäre. Er bekam fast immer nur die besten Noten. An der Uni war er in allem der Beste, vom Fernsehsender bis zur Tennismannschaft. Aber sein Vater war nie zufrieden.

»Ein gebildeter Gammler, das bist du«, höhnte er. »Ich werde dich mein Leben lang unterstützen müssen, und auch noch nach meinem Tod.«

Womit Dex durchaus einverstanden war. Aber tief im Innern sehnte er sich danach, wenigstens einmal ein beifälliges Wort von seinem Vater zu hören. Er wünschte sich inständig, der herzlose alte Mann würde ihn anlächeln.

Eine Vorstellung im Planetarium veränderte sein Leben ein für alle Mal. Dex ging mit seinen Freundinnen gern ins Planetarium. Es war billig, es bewirkte, dass die jungen Frauen von seiner Ernsthaftigkeit und Intelligenz beeindruckt waren, und es war der dunkelste Ort in der Stadt. Wirklich höchst romantisch, mit der Pracht des gestirnten Himmels über einem in der hintersten Reihe zu sitzen.

In einer dieser Vorstellungen ging es um den Planeten Mars. Nach etlichen Fehlschlägen war ein unbemanntes Raumschiff mit echten Proben marsianischen Gesteins und Erdreichs zu einem Labor in der Erdumlaufbahn zurückgekehrt. Jetzt sprach man davon, Forscher zum Mars zu schicken. Auf einmal hörte Dex auf, an der jungen Frau herumzufummeln, und setzte sich kerzengerade hin.