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»Es gibt mehr als nur einen Planeten zu erforschen!«, sagte er laut, was ihm einen zischelnden »Pst!«-Chor und dem Mädchen, mit dem er zusammen war, die totale Demütigung bescherte.

Dex verbrachte jenen Sommer an der Universität von Nevada, wo er einen Spezialkurs in Geologie belegte. Im folgenden Sommer nahm er an einem Seminar über planetare Geologie in Berkeley teil. Als die erste Marsexpedition triumphierend mit Proben lebender marsianischer Organismen zurückkehrte, hatte Dex Abschlüsse in Yale und Berkeley in der Tasche. Er ging für ein halbes Jahr in die ewig vor sich hinsiechende Mondbasis-Siedlung, um dort vor Ort über die massiven Meteoriten zu forschen, die tief unter dem Mare Nubium und dem Mare Imbrium begraben lagen.

Zum großen Verdruss seines Vaters.

»Ich zahle dem Staat ein Vermögen an Steuern für diesen Raumfahrt-Kram«, beklagte sich der alte Mann bitter. »Wozu soll das denn gut sein, verdammt noch mal?«

Dex' Vater war jetzt ein Immobilien-Tycoon, der die Finger in mehreren in New England beheimateten Banken hatte und geschäftliche Interessen in Europa, Asien und Lateinamerika verfolgte. Mit seinen weit verstreuten Partnern unterhielt er satellitengestützte elektronische Verbindungen, und er pachtete sogar Raum in einer Orbitalfabrik, die ultrareine Arzneimittel herstellte.

Dex schenkte seinem Vater ein strahlendes Lächeln. »Sei nicht so phantasielos, Dad. Bei der nächsten Expedition zum Mars will ich dabei sein.«

Sein Vater starrte ihn kalt an. »Wann fängst du endlich an, Geld in die Familie zu bringen, statt es wie Wasser zu verschwenden?«

Dex fühlte sich herausgefordert; und da er seinem Vater gefallen und wenigstens einmal dessen Anerkennung gewinnen wollte, platzte er heraus: »Wir könnten mit dem Mars Geld verdienen.«

Sein Vater fixierte ihn mit einem eisigen, ungläubigen Ausdruck in den steinharten Augen.

»Wirklich, ganz im Ernst«, sagte Dex und suchte nach etwas, was den alten Mann überzeugen würde. »Außerdem würdest du damit deinen Namen in die Geschichte einschreiben, Dad. Der Mann, der uns zum Mars zurückgeführt hat. Es wäre ein Denkmal für dich.«

Der Gedanke an ein Denkmal schien Darryl C. Trumball kalt zu lassen. Dennoch fragte er: »Du glaubst, wir könnten mit einer Expedition zum Mars Geld verdienen?«

Dex nickte eifrig. »Ganz recht.«

»Wie?«

In diesem Moment begann Dex, eine von privaten Geldgebern finanzierte Expedition zum Mars zu planen. Natürlich wanderten auch eine Menge Steuergelder in den Topf, aber nachdem er das Interesse seines profitorientierten Vaters gewonnen und erreicht hatte, dass dieser sich mit seinem ganzen Elan für die Sache einsetzte, kamen die Mittel für die zweite Marsexpedition hauptsächlich aus privaten Quellen. Dex war entschlossen, dafür zu sorgen, dass die Expedition Gewinn abwarf. Er wollte das Lob seines Vaters, nur dieses eine Mal. Dann konnte er dem alten Mann sagen, es würde ihn nicht im mindesten kratzen, wenn ihm ein Blutgefäß im Hirn platzte und er tot umfiel.

VORMITTAG: SOL 8

»Die Felsenbehausung?«, fragte Jamie.

Mit einem wissenden Grinsen sagte Trumball gelassen: »Klar. Du willst die Felsenbehausung aufspüren, die du gesehen zu haben glaubst, und ich will mir die Pathfinder-Sonde holen. Eine Hand wäscht die andere.«

Jamie warf Stacy Deschurowa, die neben ihm auf dem Fahrersitz saß, einen raschen Blick zu. Der Rover war fast am Fuß des Erdrutsches angelangt. Das morgendliche Sonnenlicht hatte den Boden des Canyons erreicht und den Nebel vertrieben.

»Ich habe von deinen Felsenbehausungen gehört«, sagte Trudy Hall hinter Jamie ganz leise, als wäre das ein brisantes Thema.

»Es ist nur eine«, verbesserte Jamie, »und es ist nicht meine Felsenbehausung.«

»Aber du bist der Einzige, der glaubt, dass es sich um ein Artefakt handelt«, betonte Trumball.

»Sie steht nicht auf dem Missionsplan.« Halls Stimme war immer noch gedämpft, fast ängstlich.

»Der Plan lässt uns eine Menge Spielraum«, erklärte Jamie.

»Jedenfalls genug, um den alten Rover zu bergen und uns den Pathfinder zu holen«, sagte Trumball munter.

»Vielleicht.«

»Warum nicht? Wir könnten die alte Karre auf dem Rückweg aus dem Sand ziehen.«

Jamie nickte langsam. Seine Gedanken rasten. Ich bin der Missionsleiter, sagte er sich. Ich kann eine Exkursion zu der Felsenbehausung ansetzen, wann immer ich es für richtig halte. Ich brauche weder seine Erlaubnis noch seine Mitarbeit. Ich muss ihm diesen verrückten Ausflug zum Pathfinder nicht erlauben. Ich muss ihn nicht bestechen, um zu tun, was ich will.

Dennoch hörte er sich sagen: »Auf dem Rückweg zur Basis halten wir bei dem alten Rover an und untersuchen ihn, Dex.«

»Prima!«

»Das heißt nicht, dass wir noch mehr tun«, warnte ihn Jamie. »So weit stimme ich mit dir überein: Wir sollten nachsehen, ob der alte Rover noch zu benutzen ist.«

»Ist er bestimmt.«

»Weil du es so willst?«

»Weil es so ist«, sagte Dex mit der felsenfesten Gewissheit eines kleinen Jungen, der noch an den Weihnachtsmann glaubt.

Drei Tage lang studierte Trudy Hall die Flechte, die unmittelbar unter der Gesteinsoberfläche am Fuß der Steilwand des Canyons lebte. Drei Tage und drei Nächte.

Hall wollte die Organismen in ihrem natürlichen Habitat studieren, insbesondere ihre Tag- und-Nacht-Zyklen. Da sie die Flechte deshalb nicht stören durfte, arbeitete sie hauptsächlich mit Fernerkundungssensoren. Sie machte Fotos, brachte Thermometer an, um permanent die Außen- und Innentemperatur des Gesteins aufzuzeichnen, nahm Proben von den Marsluft-Mikrometern in der Flechte und überwachte mit Infrarotkameras den Wärmestrom aus Steinen mit und ohne Flechten. Am zweiten Tag begann sie, direktere Untersuchungen an einigen Flechten vorzunehmen: Mit Jamies Hilfe führte sie Sonden in mehrere Steine ein, um chemische Mengenverhältnisse zu messen.

Trumball sammelte unterdessen Gesteinsproben, holte oberflächennahe Kerne herauf (ohne irgendwo auf Permafrost zu stoßen) und begann mit der detaillierten geologischen Kartierung des Gebiets. Und er stellte natürlich ein halbes Dutzend Geo/Met-Baken entlang eines sorgfältig abgesteckten Pfades auf, der parallel zur Felswand verlief. Jamie half ihm. Dex ließ ein paar Sprüche darüber vom Stapel, dass der Missionsleiter als sein Assistent fungierte. Jamie überging sie kommentarlos.

»Wir müssen uns Proben aus der Felswand selbst besorgen«, erklärte er Jamie am zweiten Abend ihres Aufenthalts im Canyon. »Und Baken darin anbringen.«

Jamie nickte zustimmend. Sie standen im Innern des Rovers, direkt bei der Luftschleuse, und saugten mit schnurlosen Handsaugern den Staub von ihren Anzügen. Der marsianische Staub roch so stechend nach Ozon, dass einem die Augen tränten, wenn er nicht sofort entfernt wurde.

»Immer noch kein Permafrost?«, fragte Jamie über das Heulen des Staubsaugers hinweg.

»Keine Spur. Muss tiefer unter der Oberfläche sein. Hier unten ist es ein paar Grad wärmer, weißt du.«

»Aber die Wärmestrommessungen …«

»Ja, ich weiß«, unterbrach ihn Trumball und bückte sich, um seine Stiefel zu reinigen. »Der Wärmestrom aus dem Innern ist hier schwächer als oben.«

»Trotzdem kein Permafrost.«

»Er muss tiefer unten sein.«

Jamie schüttelte den Kopf. »Das ergibt keinen Sinn. Wie kann die Flechte hier leben, wenn weniger Wärme aus dem Innern heraufkommt und das Wasser weiter entfernt ist?«