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Widerstrebend sprach er in sein Mikrofon: »Willkommen auf dem Mars, diesmal auf dem Grund des Grand Canyon. Heute werden wir Ihnen echte Marsianer zeigen …«

Fulvio A. DiNardo, S.J., saß in seiner Einzimmerwohnung in der obersten Etage eines ehemaligen Renaissance-Palazzos. Von dem stattlichen alten Gebäude aus hatte man einen guten Blick auf den reich verzierten Brunnen in der Mitte der Piazza Navona. Vor Hunderten von Jahren hatte es als römisches Heim für die lärmende Familie eines reichen Kaufmanns gedient, der mit edlen Metallen handelte; in den letzten zweihundert Jahren hatte es ein Dutzend marmorverkleidete Wohnungen beherbergt, die lukrative Mieten für die entfernten Nachfahren jener Familie abwarfen.

Pater DiNardo stammte aus einer sehr reichen Familie, obwohl man zu seiner Ehre sagen musste, dass er seine jesuitischen Gelübde ernst nahm und ein bescheidenes Leben führte. Geologie war seine Leidenschaft, sein einziges Laster. Er brannte darauf zu verstehen, wie Gott diese Erde und die anderen von ihm nach Gutdünken erschaffenen Welten konstruiert hatte.

Aus dem hervorragenden Studenten mit von Anfang an blendenden Erfolgsaussichten war schließlich ein Geologe von Weltrang geworden, ein nahe liegender Kandidat für einen Platz bei der ersten Mission zum Mars. Er bemühte sich um größtmögliche Demut, was das betraf, aber innerlich strahlte er vor Stolz bei dem Gedanken, dass er in eine andere Welt vorangehen würde. Die Sünde des Stolzes zog ihre Strafe nach sich: eine Gallenblasenkolik, die operativ behandelt werden musste und ihn aus dem Team der ersten Marsexpedition katapultierte. Jetzt saß er in seiner kleinen, aber gut ausgestatteten Wohnung, einen Virtual-Reality-Helm auf dem Kopf und Datenhandschuhe an den Händen mit den dicken Fingern, und erlebte den Mars mittels einer elektronischen Illusion.

Er sah die Steine, die Jamie Waterman sah, hob sie hoch und inspizierte eingehend ihre zernarbte, raue Oberfläche. Er untersuchte die gelblichen Flecken an einigen dieser Steine, wo die Marsflechte ein paar Millimeter unter der Oberfläche lebte. Er fühlte die Festigkeit des kompakten, elektronisch verstärkten Mikroskops, das Waterman in einer Hand hielt, als er sich niederkniete, um einen genauen Blick auf die außerirdische Flechte zu werfen.

»Diese dunklen Stellen an der Oberfläche der Flechte«, hörte er Watermans Stimme, »sind in Wahrheit Fenster, die Licht durch die Außenhaut des Organismus eindringen lassen.«

DiNardo nickte verstehend.

»Bei Nacht schließen sie sich, wie Augen«, fuhr Waterman fort, »damit die innere Wärme des Organismus nicht durch die Fenster wieder in die Atmosphäre entweicht.«

Natürlich, dachte DiNardo. Eine wunderbare Anpassung.

Durch Jamie Watermans Sinne schlurfte der Jesuit an der Felswand entlang, untersuchte Steine und hinterließ Stiefelspuren im rostigen Sand.

Zu seiner Überraschung merkte Jamie, dass ihm die Arbeit als Führer Spaß machte. Vielleicht hätte ich doch Lehrer werden sollen, dachte er, während er langsam an der Felswand entlangging und sein Publikum auf die unterschiedlich gefärbten Gesteinsschichten hinwies: eisendunkelrot, ocker, hellbraun, sogar ein paar Extrusionen blassen, gelblichen Gesteins.

»Diese Schichten sind allem Anschein nach über einen langen Zeitraum hinweg entstanden, höchstwahrscheinlich im Verlauf von mehreren Milliarden Jahren. Sie erzählen uns möglicherweise, dass es hier einmal ein Meer gab oder zumindest einen sehr großen See, der dieses Material Schicht um Schicht abgelagert hat.«

Er kam zu einem hausgroßen Felsblock, der offensichtlich aus einiger Höhe auf den Boden des Canyons gestürzt war.

»Problem: Wie alt sind diese Steine?«, fragte Jamie rhetorisch, während er mit behandschuhten Fingern über die seltsam glatte Oberfläche des Felsblocks strich. »Bevor wir lernten, Gestein mit Hilfe des radioaktiven Zerfalls zu datieren, beurteilten die Geologen sein Alter danach, wie tief eine Schicht unter der Oberfläche lag. Heutzutage …«

Während er erklärte, wie die radioaktive Datierung funktionierte und wie Geologen das Alter von Gesteinen nach dem Verhältnis der radioaktiven Elemente darin schätzten, bestieg Jamie den Felsblock, kletterte Spalten in dessen Wand hinauf, bis er oben auf dem großen Stein stand.

»Wie Sie sehen«, begann er keuchend. Dann hielt er inne. Auf seinem Visier blinkte mit einem Mal eine Kaskade roter Lichter. Die Datenhandschuhe, die mit den Augenbewegungen synchronisierten Kameras, die gesamte VR-Ausrüstung war außer Betrieb, funktionierte nicht mehr.

Jamie murmelte Flüche.

Überall auf der Welt brach bei den Menschen, die zusammen mit Jamie verzückt Tithonium Chasma erforschten, auf einmal die Verbindung zusammen. Ihre Displays wurden dunkel. Bevor sie den Helm abnehmen konnten, erschien das ernste, dunkle Gesicht des ehemaligen Astronauten Pete Connors vor ihnen.

»Wir haben den VR-Kontakt mit Dr. Waterman verloren«, sagte Connors. Seine Stimme war ernst, aber nicht nervös. »All unsere Datenleitungen hier sagen uns, dass Dr. Watermans Lebenserhaltungssystem noch funktioniert; er ist nicht in Gefahr. Aber die Virtual-RealityVerbindung ist aufgrund einer technischen Störung abgebrochen.«

Pater DiNardo nahm langsam den Helm ab.

Ich war auf dem Mars, sagte er sich. Wenigstens das hat Gott mir gewährt. Ich sollte dankbar sein. Ich hoffe, mit Waterman ist alles in Ordnung, und er ist wirklich nicht in Gefahr. Ich werde für seine Sicherheit beten.

Doch als DiNardo sich mit einer müden Hand über den rasierten Schädel fuhr, standen ihm trotzdem Tränen der Trauer und der Verbitterung in den Augen. Ich hätte der Mann auf dem Mars sein sollen. Ich hätte dort sein sollen.

Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?

NEW YORK CITY

»Also, wo stehen wir in dieser Sache?«, fragte Roger Newell.

Zwei andere Männer und drei Frauen saßen um den Konferenztisch im Hauptquartier von Allied News. Ihre Kleidung war leger: Pullover, Chino-Hosen und Jeans, nirgends eine Krawatte oder ein Jackett. Newell legte großen Wert darauf, dass im Büro eine lockere Atmosphäre herrschte. Nachrichten zu sammeln und zu senden war ein Beruf, in dem man ohnehin unter Hochdruck stand; es hatte keinen Sinn, den Stress mit albernen Kleidungsvorschriften noch zu verschärfen.

»Da oben ist alles in Ordnung«, sagte der hagere, träge junge Mann, der links von ihm saß. »Sie sind nicht in Gefahr. Nur die VR-Ausrüstung ist ihnen abgestunken.«

Newell unterdrückte ein Grinsen.

Eine der Frauen — rundlich, übergewichtig, teigiges Gesicht — sagte in lebhaftem, bissigem Ton: »Nach den Umfrageergebnissen von heute früh rangiert die Marsexpedition hinter der Tierrechtskonferenz und dem Streik der Obstpflücker in Florida auf dem dritten Platz.«

»Die alte Geschichte«, sagte die erheblich jüngere Frau neben ihr. Sie strahlte Ehrgeiz aus, von ihren modisch ausrasierten blonden Schläfen bis zu ihren Stiletto-Absätzen. »Es interessiert die Leute einen feuchten Dreck, was die auf dem Mars treiben, außer wenn sie in Schwierigkeiten geraten.«

»Und wenn ihre VR-Ausrüstung kaputtgeht, sind das keine Schwierigkeiten?«

»Jedenfalls nicht genug.«

»Die Boulevardmagazine sehen das anders«, sagte der Mann zu Newells Rechten. »Habt ihr da gestern Abend mal reingeschaut? Drei Sendungen hintereinander darüber, wie im Untergrund lebende Marsianer mittels psychischer Kräfte die Ausrüstung der Expedition zerstören.«

Die Frau mit dem teigigen Gesicht lachte. »Letzte Woche haben sie behauptet, die Marsianer würden sich unseren Leuten zeigen und ihnen das Heilmittel für Krebs geben.«

Sie kicherten alle, sogar Newell.

Aber dann sagte er: »Dass ihre Ausrüstung den Geist aufgibt, fesselt unsere Zuschauer also nicht, hm?«

»Nee. Die Leute wollen 'ne waschechte Katastrophe.«

»Lebensgefahr.«