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Hall saß auf dem Rand ihrer Liege, unter der von Fuchida.

»Sein verdammter Ausschuss braucht immer eine Woche, um irgendeine Entscheidung zu treffen.«

Dex stimmte ihr zu. »Ja. Ich bin dafür, dass wir die Sache mit Stacy besprechen, und wenn sie kein Problem mit dem Umzug hat, können Trudy und Mitsuo zum Boden des Canyons runterfahren.«

»Und DiNardo?«, fragte Jamie.

»Wir sagen ihm, was wir tun, wir fragen ihn nicht.«

Jamie dachte darüber nach. Der Glockenton der Mikrowelle erklang, und er holte seine Essensschale heraus und ging zum Tisch zwischen den beiden doppelstöckigen Liegen hinüber.

Als Jamie neben Dex Platz nahm, der bereits sein Essen hinunterschlang, kam ihm zu Bewusstsein, dass der junge Mann in den vergangenen Wochen erheblich reifer geworden war. Man könnte ihn fast schon gern haben, dachte Jamie.

»Wie ist dir denn dabei zumute, dass du deine geologische Arbeit aufschiebst, Dex?«

Dex zuckte die Achseln und kaute weiter. Dann schluckte er und antwortete: »Ich bin jedenfalls nicht gerade begeistert darüber, dass ich hier zum Hilfsarbeiter degradiert werde. Das ist eine Tätigkeit für Studenten auf dem Weg zur Promotion. Aber irgendjemand muss sie wohl erledigen.«

»Ich weiß deine Hilfe zu schätzen«, sagte Jamie.

Diesmal bedachte Dex ihn nicht mit seinem üblichen Grinsen, sondern warf ihm einen nachdenklichen Blick zu.

»Ich wünschte nur, wird würden irgendwas finden. Irgendwas. Diese ganze verdammte Fegerei, und wir haben noch nicht mal eine Stecknadel gefunden.«

Jamie nickte. »Es ist so, wie du gesagt hast, Dex. Jemand hat dieses Gebäude sehr gründlich ausgeräumt, bevor es verlassen wurde.«

»Wer? Und wohin sind die Bewohner verschwunden?«

»Das sind die großen Fragen, nicht?«

Dex schüttelte den Kopf. »Ich mag keine Krimis. Die finde ich blöd. Ich lese immer zuerst den Schluss. Dann weiß ich wo's langgeht.«

Mit einem Lächeln sagte Jamie: »Den Schluss von diesem Krimi kennen wir aber nicht.«

»Es ist zum Verrücktwerden!«, platzte Dex heraus. »Das Gebäude ist da, aber es sagt uns nichts. Rein gar nichts!«

»Es sagt uns, dass hier Wesen gelebt haben, die es erbaut haben«, erwiderte Jamie leise. »Intelligente Marsianer.«

Dex nickte müde. »Ja. Aber das reicht nicht, oder?«

»Jetzt nicht mehr«, stimmte ihm Jamie zu.

»Irgendwas von den Schwebegleitern?«

»Bis jetzt noch nichts. Jedenfalls nichts, was wie ein Dorf oder ein Gebäude aussieht. Die Satelliten-Scans haben auch nichts erbracht.«

»Nichts Erkennbares.«

»Denk daran, dass die Satelliten und Schwebegleiter dieses Gebäude nicht gefunden haben«, rief ihm Jamie ins Gedächtnis.

»Ja, ich weiß«, sagte Dex. »Dazu hat's die scharfen Augen unseres Navajo-Scouts gebraucht.«

Jamie lächelte. Diesmal lag ausnahmsweise keine Boshaftigkeit in Dex' Witzelei.

»Es könnte unzählige weitere Bauwerke wie dieses auf dem Planeten geben, aber wir würden es erst merken, wenn wir drüber stolpern«, knurrte Dex.

Jamie schaute die beiden Biologen auf der anderen Seite des Tisches an. Sie schienen bereits zu schlafen. Mitsuo hat Recht, sagte er sich. Sie sollten unten sein und die Flechte studieren, statt sich hier mit so einer geistlosen Arbeit herumzuplagen.

Er hatte sich kurz Gedanken darüber gemacht, wie Trudy als einzige Frau unter drei Männern zurechtkam, aber soweit er erkennen konnte, gab es keine sexuellen Spannungen im Rover. Wir hocken hier zu eng aufeinander, als dass irgendwas passieren könnte, dachte Jamie.

Außerdem hat Trudy klargemacht, dass sie mit Rodriguez zusammen ist, und Tomas könnte sehr rabiat werden, wenn jemand sie belästigt. Sie ist gut beschützt, obwohl er nicht hier ist.

Dex unterbrach ihn in seinen Überlegungen. »Tja, wir könnten uns mal die Schwebegleiter-Bilder von heute anschauen.«

»Gute Idee.«

Die beiden Männer schlüpften hinter dem Tisch hervor und gingen ins Cockpit. Jamie sprach kurz mit Deschurowa, die sofort zustimmte, dass die Biologen ihre eigenen Forschungsarbeiten weiterführen sollten, dann jedoch hinzufügte:

»Sie werden einen eigenen Rover brauchen, um zum Boden des Canyons hinunterzukommen. Ich schicke Rodriguez mit Rover Nummer zwei los.«

»Ist seine Hand wieder in Ordnung?«

»Baseball spielen könnte er damit noch nicht, aber zum Fahren reicht's.«

»Okay. Wie lange wird das dauern?«

»Einen Tag, um den Rover zu beladen. Zwei Tage für die Fahrt zu euch.«

»Gut«, sagte Jamie. Er erwog, sie zu fragen, ob er mit Vijay sprechen könnte, aber da Dex neben ihm saß, entschied er sich dagegen. Sie hatte ihn nicht angerufen und er sie auch nicht. Wahrscheinlich war es besser, es vorläufig dabei zu belassen, sagte er sich.

»Wir würden gern die heutigen Bilder des Schwebegleiters sehen«, sagte Dex.

Deschurowa nickte. »Nichts Neues, aber schaut es euch selbst an.«

Sie hatte Recht, wie Jamie sah. Die Bilder zeigten die rostige, eisige, öde Marslandschaft in prächtigen Details, mit einer Auflösung von bis zu einem Meter. Aber keine Hinweise auf Bauwerke. Keine Spur von Struktur oder Ordnung. Keine Umrisse alter Fundamente. Keine Haufen behauener Steine. Nichts als nackte, leere, endlose Wildnis.

Endlos weit nichts als endlose Weite, dachte Jamie.

Dagegen sieht das Death Valley aus wie das blühende Leben.

»Komische Sache«, meinte Dex, während sie zusahen, wie ein Bild nach dem anderen auf dem Bildschirm im Cockpit erschien.

»Was?«

»Ich hab eine Nachricht von meinem alten Herrn gekriegt.

So was wie eine verspätete Weihnachtskarte.«

»Tatsächlich?«

»Ja. Vor ein paar Tagen. Er hat gesagt, es täte ihm Leid, dass er an Weihnachten nicht mit mir sprechen konnte. Er war in Monaco, bei einer internationalen Konferenz gemeinnütziger Forschungsstiftungen.«

»Um Geld aufzutreiben.«

»Was sonst?«, fragte Dex. »Oh, vermutlich hat er auch ein paar Oben-ohne-Badenixen gevögelt. Das macht er immer, wenn er auf Reisen ist.«

»Hat deine Mutter dich zu Weihnachten angerufen?«, fragte Jamie.

Dex schnaubte verächtlich. »Deren Weihnachtsgruß hab ich zwei Tage zu früh gekriegt. Sie schickt alle ihre Grüße zu früh los. Zeichnet eine Botschaft auf und schickt sie über ihre Mailingliste raus. So persönlich wie ein Versandhauskatalog, meine Mom.«

Darauf fiel Jamie keine Erwiderung ein.

»Der springende Punkt ist folgender«, fuhr Dex fort. »Dad hat gesagt, er sei stolz auf die Arbeit, die ich hier geleistet habe. Er hat's irgendwie abgelesen, wie von 'nem Teleprompter. Wahrscheinlich hat er sich den Text von einem seiner Handlanger schreiben lassen.«

»Ich glaube nicht …«

Dex lachte leise. »Du kennst den alten Fuchs nicht so gut wie ich. Aber er hat tatsächlich gesagt, er sei stolz auf mich.

Ich glaube, das war eine Premiere.«

»Tja, das freut mich für dich.«

Dex sah Jamie einen langen Moment schweigend an, während sie nebeneinander im Cockpit saßen. »Du hast da doch nicht dran gedreht, oder?«

»Ich?«

»Ich meine, der Alte hat mir noch nie erzählt, dass er stolz auf mich ist. Hast du ihn auf die Idee gebracht?«

Bevor Jamie antworten konnte, sagte Dex: »Ist auch egal.

Sag's mir nicht. Ich will's gar nicht wissen. Ich würde lieber glauben, dass mein lieber alter Dad auf seine alten Tage sentimental wird.«

Jetzt lachte Jamie leise. »Er kommt mir nicht gerade wie der sentimentale Typ vor.«

»Der ist er wohl auch kaum«, pflichtete Dex ihm bei. »Jedenfalls, wenn du die Finger im Spiel hattest … danke.«

Jamie schwieg, weil er das dünne Band zwischen ihnen, das sich langsam festigte, nicht belasten wollte.

»Mal was anderes«, sagte Dex, während die öden Bilder über den Monitor liefen. »Früher oder später müssen wir die Kuppel hierher verlegen. Ich finde, je eher wir's tun, desto besser.«