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Beide Reporter lachten.

NACHT: SOL 375

»Hi«, sagte Rodriguez. »Das A-Team meldet sich zur Wachablösung.«

Ohne sich zu ihm umzudrehen, zeigte Stacy Deschurowa auf die Ziffern der Digitaluhr auf dem Hauptbildschirm an der Kommunikationskonsole. »Du bist zu früh dran.« Auf der Uhr war es ein Uhr achtundfünfzig.

»Ich konnte nicht schlafen«, sagte Trudy Hall.

Deschurowa blickte auf und sah sie mit einer hochgezogenen Augenbraue an. »Du meinst, dieser Flegel mit seinem übermäßig starken Sexualtrieb wollte dich nicht schlafen lassen.«

Rodriguez hob die Hände. »He, gib nicht mir die Schuld.

Ich kann nichts dafür.«

Wiley Craig stand langsam von dem Stuhl neben Stacy auf. »Also, ich kann schlafen, das schwör ich euch. Kann kaum noch die Augen offen halten.«

»Geh schon«, sagte Rodriguez. »Wir übernehmen jetzt.«

Deschurowa hatte Jamies Idee, dass niemand allein arbeiten sollte, eifrig unterstützt, nachdem sie und Craig in Kuppel Zwei eingetroffen waren. Die Arbeit ging dadurch erheblich langsamer vonstatten, aber in den letzten sieben Sols hatte es keine »Unfälle« mehr gegeben.

Deschurowa erhob sich von ihrem Stuhl. Er knarrte hörbar.

»Hoffentlich war das der Stuhl und nich du«, witzelte Craig.

Sie versuchte, ihn zornig anzufunkeln, musste aber schließlich grinsen, wie die anderen auch. Sie und Craig machten sich auf den Weg zu ihren Kabinen, während Rodriguez an der Kommunikationskonsole Platz nahm.

»Behalt die beiden im Auge«, flüsterte er Trudy über die Schulter hinweg zu. »Vergewissere dich, dass sie zu ihren Unterkünften gehen.«

Jamie lag hellwach auf seiner Liege, die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Diese Expedition wird zu einem Fiasko, dachte er. Wegen dieses Saboteurs, wer immer es sein mag, geht die Arbeit nur noch im Schneckentempo voran. Obwohl wir in den letzten ein, zwei Monaten ja nun auch nicht gerade sonderlich viel erreicht haben.

Er starrte in die Schatten der Kuppel hinauf. Nicht einmal dem seufzenden Nachtwind gelang es, ihn zu beruhigen und seine Sorgen zu dämpfen.

Na ja, wenn die Archäologen erst mal hier sind, können sie in dem Bauwerk rumschnüffeln, und wir können wieder unseren ursprünglichen Aufgaben nachgehen. Es gibt einen ganzen Planeten zu erforschen. Gott weiß wie viele andere Felsenbehausungen wir finden werden, sobald wir anfangen, aktiv nach ihnen zu suchen.

Er hörte langsame Schritte durch die Kuppel tappen. Leise erhob sich Jamie von seiner Liege und ging zur Tür der Kabine. Sie war fast ganz geschlossen, aber nicht verriegelt, sodass er sie lautlos einen Spaltbreit aufschieben konnte.

Er sah Wiley Craig auf dem Weg zu seiner Kabine müde vorbeischlurfen. Stacy muss schon schlafen gegangen sein, dachte er.

Als er zu seiner Liege zurückkehrte, wünschte Jamie zum millionsten Mal, dass Vijay hier bei ihm wäre. Nicht jetzt, befahl er sich. Das ist nicht der richtige Zeitpunkt für so etwas. Ich muss rausfinden, wer der Wahnsinnige ist. Er wird noch jemanden umbringen, wenn wir ihn nicht bald erwischen!

Auf der Digitaluhr war es neun Minuten nach drei, als Rodriguez sich auf seinem Stuhl zurücklehnte und das logistische Inventarprogramm schloss.

»Bis zur Landung der Nachschubmission kommen wir klar«, dachte er laut.

»Werden sie hier oder bei Kuppel Eins landen?«, fragte Trudy. Der Bildschirm vor ihr zeigte eine Mikroaufnahme der tief unter der Oberfläche lebenden Bakterien.

»Hier«, sagte er. »Hat keinen Sinn, bei Eins zu landen, da ist ja niemand.«

»Ich möchte wissen, wie es im Garten aussieht«, sinnierte Trudy, ohne den Blick von ihrem Bildschirm zu nehmen.

Rodriguez zuckte die Achseln. »Die Pflanzen müssten eigentlich noch 'ne Weile durchhalten. Kein Ungeziefer, kein Unkraut, nichts, was ihnen Probleme bereiten würde.

Stacy sagt, sie hat den Batteriestrom angelassen; also wird die Heizung verhindern, dass sie nachts erfrieren. Wenn wir zurückkommen, bevor die Batterien den Geist aufgeben, können die Pflanzen es schaffen.«

Trudy nickte. Sie sah die Spiegelung ihres Gesichts auf dem Bildschirm. Blass, verhärmt, besorgt.

»Die Nährstoffpumpen auch?« Sie fand selbst, dass ihre Stimme klein und schwach klang. Ängstlich.

»Ja, die Pumpen auch. Aber wir müssen dorthin zurück und das Stromsystem des L/AV mit dem Treibstoffgenerator verbinden.«

Sie schaute zu ihm hinüber und lächelte. »Meldest du dich freiwillig?«

Rodriguez grinste. »Klar, warum nicht? Harte körperliche Arbeit liegt bei uns in der Familie.«

Trudy drehte sich wieder zum Bildschirm und dachte: Nein, das kann ich nicht zulassen. Es wäre nicht richtig-Fast eine halbe Stunde später stand sie auf und streckte sich.

»Ich hol mir einen Kaffee. Willst du auch?«

»Ja. Wird mir helfen, wach zu bleiben.« Trudy ging mit raschen, leisen Schritten in die Kombüse. Sie füllte zwei Becher mit heißem Kaffee. In einen davon tat sie mehrere der Schlaftabletten, die Vijay ihr aufgrund ihrer Klagen über Schwierigkeiten beim Einschlafen gegeben hatte.

»Die sind sehr leicht«, hatte Vijay gesagt. »Wenn's damit nicht klappt, sag mir Bescheid, dann versuchen wir was anderes.«

Trudy hatte die Tabletten ausprobiert, und sie hatten wunderbar funktioniert. Eine kleine Pille, und sie schlief traumlos. Aber wie viele würde man brauchen, um Tommy einschlafen zu lassen? Drei schienen die richtige Menge zu sein.

Und tatsächlich, eine halbe Stunde später wurden Rodriguez' Augen glasig.

»Herrje«, murmelte er mit belegter Stimme, »ich kann die Augen nicht offen halten.«

»Macht doch nichts«, sagte Trudy sanft. »Ruh dich ein paar Minuten aus. Ich komme schon allein zurecht.«

»Bist du sicher?«

»Natürlich. Wenn irgendwas los ist, wecke ich dich.«

»Sollte eigentlich nicht …« Seine Worte gingen in einem gewaltigen Gähnen unter.

»Schlaf, mein Schatz«, redete Trudy ihm sanft zu. »Schlaf ein.«

Dex Trumball erwachte aus einem bösen Traum. Er war wieder sieben oder acht Jahre alt und bat seinen Vater inständig, zu einem Baseballspiel auf dem Sportplatz der Schule zu kommen und ihm zuzuschauen. Sein Vater verwandelte sich in ein Gewitter, in furchteinflößende Blitze und einen kalten, windgepeitschten, sintflutartigen Regen, der den Platz sumpfig machte, die Schule überflutete und alle Autos auf dem Parkplatz in einen riesigen Strudel hinabtrug, einen Strudel, der Dex und all seine Mannschaftskameraden in sich hineinzog, hinab in kalte, nasse Dunkelheit.

Er schoss auf seiner Liege hoch, in Schweiß gebadet.

Verdammt! Ich habe immer noch Angst vor dem alten Mann.

Eine Weile saß er nur da, lauschte seinem laut schlagenden Herzen und wartete darauf, dass sein keuchender Atem sich wieder normalisierte.

Ich werde mit all dem Schluss machen, sagte er sich. Ich werde mich ihm gegenüber behaupten, wenn ich zurückkomme. Ich werde dich in deinem eigenen Spiel schlagen, Pop.

Ja, sagte er sich. Aber erst musst du mal die Nacht hinter dich bringen, ohne dir in die Hose zu machen.

Er schlug das verschwitzte, zerknitterte Laken zurück und stand auf. Er zog den Overall an, der über dem Schreibtischstuhl hing, und tappte barfuß zur Toilette.

Es wird nicht leicht werden, sagte sich Dex. Dad wird mich bis aufs Messer bekämpfen. Er ist wütend wegen Jamies Navajo-Aktion. Hat bestimmt die Hälfte aller Anwälte in Nordamerika darauf angesetzt, ihren Anspruch für ungültig erklären zu lassen.

Als er die Toilette verließ, sah er Trudy Hall aus dem Kommunikationszentrum kommen.

Er setzte ein Grinsen auf und winkte ihr zu. Sie schien überrascht, ihn zu sehen.

Sie gingen beide zur Kombüse.

»Du solltest nicht in der Kuppel rumwandern«, schimpfte Hall in einem scharfen Flüsterton.

»Ich musste mal kurz wohin«, gab Dex genauso leise zurück.