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Sie blieben an der Luftschleuse stehen, drehten sich beide um, ohne ein Wort zu wechseln, und ließen den Blick über die rote, mit Steinen übersäte Landschaft schweifen.

»Wenn es uns doch nur möglich gewesen wäre, sie kennen zu lernen, mit ihnen zu reden …«

»Die Marsianer?«

»Ja. Wir können nicht mal die Inschriften lesen, die sie hinterlassen haben.«

»Sie haben uns ihre Botschaft übermittelt, Vijay. Die Botschaft, auf die es ankommt. Sie haben existiert. Auf dieser Welt haben intelligente Wesen gelebt. Es muss noch weitere geben, dort draußen, unter den Sternen. Wir sind nicht allein.«

Sie seufzte schwer. »Aber hier auf dem Mars ist für die nächsten vier Monate niemand außer uns beiden.«

»Ja.«

»Wir haben eine ganze Welt für uns allein.«

»Mir gefällt es hier sehr«, sagte Jamie.

»Es ist friedlich«, erwiderte sie. »Das muss ich zugeben.«

»Dex wird alle Hände voll zu tun haben, wenn er zurückkommt. Sein Vater wird ihn bis aufs Messer bekämpfen.«

»Ach, ich weiß nicht«, sagte Vijay zuversichtlich. »Sein Dad wird schon nicht so viel Ärger machen. Dex wird den alten Mann auf seine Seite ziehen.«

»Glaubst du?«

»Mit seinem Charme kann er eine Schlange aus dem Gebüsch locken, wenn er will.«

Jamie schwieg.

»Und selbst wenn nicht«, fuhr Vijay fort, »mit seiner Stiftung wird Dex genug Geld für eine neue Expedition auftreiben.«

»Sie wird keinen Gewinn abwerfen«, zweifelte Jamie.

»Meinst du nicht? Dex schwebt da irgendwas mit VirtualReality-Touren auf dem Mars vor, weißt du. Sehen, fühlen, hören … das umfassende Marserlebnis, ohne dass man die Unbequemlichkeit auf sich nehmen müsste, sein Heim zu verlassen. Außerdem will er Marsgestein verkaufen und solche Sachen.«

Jamie knirschte unwillkürlich mit den Zähnen.

»Auf die eine oder andere Weise wird er schon Geld machen, keine Sorge.«

»Und es in die weitere Erforschung stecken?«

»Du wirst ja sehen.«

Die Sonne stand hoch am Himmel. Die sanften Winde des Mars strichen raunend über die leere, sanft gewellte Ebene.

Jamie sah die Steine, die verwitterten Ränder alter Krater und in der Ferne die Dünen, präzise aufgereiht wie Soldaten bei der Parade. Er senkte den Blick, suchte nach den Fußabdrücken der vor langer Zeit ausgestorbenen Marsianer und sah stattdessen ihre eigenen Stiefelabdrücke und die Stollenspuren ihrer Traktoren und Rover im roten Staub.

Er schaute wieder zum Horizont und stellte sich seinen Großvater Al dort draußen vor, wie er ihnen zulächelte.

Hierher hat unser Weg geführt, Großvater, sagte Jamie stumm. Wir sind jetzt zu Hause.

»Liebst du mich?«, fragte Vijay.

Noch vor einem Tag hätte die Frage Jamie verblüfft. Aber jetzt wusste er es. Jetzt war kein Zweifel mehr in ihm, kein Konflikt.

»Ja«, sagte er unzweideutig. »Ich liebe dich, Vijay.«

Dann fragte sie: »Liebst du mich mehr als den Mars?«

Er hörte das Lächeln in ihrer Stimme. Er zögerte, dann antwortete er: »Das ist etwas ganz anderes.«

Sie lachte entzückt. »Gut! Ich hätte dir nicht geglaubt, wenn du ja gesagt hättest.«

Vijay nahm seine Hand und sie drehten sich wieder zur Luftschleuse um, bereit für ihre erste Nacht allein auf dem Mars.

NACHWORT DES AUTORS

Die Geschichte, die Sie gerade gelesen haben, ist erfunden, aber sie beruht so weit wie möglich auf den bekannten Tatsachen über die Gegebenheiten auf dem Mars. Natürlich habe ich aus diesen Tatsachen extrapoliert; das ist das Vorrecht – und die Pflicht – des Romanautors.

Gegenwärtig weiß niemand, ob es einmal Leben auf dem Mars gegeben hat oder ob es heute dort Leben gibt. Niemand weiß es, und wir werden es erst dann mit definitiver Sicherheit erfahren, wenn wir unsere rotgewandete Nachbarwelt viel gründlicher erforschen.

Der Gedanke, dass der Mars einmal eine intelligente Zivilisation beherbergt hat, mag dem Leser als phantastische Spekulation erscheinen. Doch zum Zeitpunkt der Niederschrift dieses Romans ist es eine Spekulation, die nicht widerlegt werden kann.

Erst wenn wir zum Mars geflogen sind, um uns selbst auf die Suche nach seinen Wundern zu machen, werden wir es genau wissen. Wahrscheinlich hat es niemals intelligente Marsianer gegeben. Möglicherweise hat es niemals Leben irgendwelcher Art auf dem Roten Planeten gegeben. Aber wir werden überraschende Dinge auf dem Mars finden, dessen können Sie sicher sein. Eine ganze Welt harrt der Erforschung. Bald wird ein neues Zeitalter der Entdeckungen beginnen.

Der Mars wartet auf uns.

Ben Bova

Naples, Florida