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»Journalisten vielleicht«, meinte Fuchida leise.

»Und den Mars kaputtmachen, so wie die Europäer alles kaputtgemacht haben, worauf sie ihren Fuß gesetzt haben«, sagte Jamie.

»Was heißt kaputtgemacht?«, konterte Trumball. »Wenn deine hochverehrten amerikanischen Ureinwohner sich durchgesetzt hätten, würdest du jetzt nicht zum Mars fliegen. Du würdest noch Büffel jagen und Decken weben.«

Jamie stand auf. Er war so wütend, dass er befürchtete, er könnte die Beherrschung verlieren.

Er zeigte mit dem Finger auf Trumball, als würde er eine Pistole auf ihn richten. »Niemand wird den Mars versauen, Dex. Weder du noch sonst jemand. Das schwöre ich dir.«

Dex grinste träge. »Wie willst du uns denn daran hindern, Chief?«

Darauf hatte Jamie keine Antwort.

MORGEN: SOL 3

Jamie stand allein in der uralten Stadt. Die heiße Sonne am klaren goldenen Himmel war so hell, dass ihr greller Widerschein auf den Alabastergebäuden ihm schmerzhaft in die Augen stach. Es war ein gutes Gefühl, die Sonnenwärme auf der nackten Haut zu spüren. Nichts rührte sich in der verlassenen, stillen Stadt, aber sie war so schön wie an dem Tag, als die Erbauer ihre Arbeit beendet hatten.

Während Jamie barfuß den Platz im Zentrum überquerte, fragte er sich, wo die Menschen sein mochten, die diesen wundervollen Ort erschaffen hatten. Links und rechts von ihm standen die kannelierten Säulen prächtiger Tempel.

Vor ihm erhob sich ein Palast, dessen Stufen bis in den Himmel reichten.

Wohin sind sie alle verschwunden?, fragte er sich.

Auf einmal wurde die friedliche Stille vom Getöse Tausender Menschen zerbrochen, die sich von allen Seiten auf den Platz ergossen; in nicht enden wollenden Scharen strömten sie herbei, Männer, Frauen und Kinder mit kurzen Hosen, T-Shirts und Baseballkappen, die mit ihren Fotoapparaten knipsten, was ihnen vor die Linse kam, Burger mit Fritten mampften und Saft aus Plastikbechern tranken.

Einige der Leute kannte er. Er sah eine schöne dunkelhäutige Frau in einem smaragdgrünen Tanga, die lang ausgestreckt auf einem der hohen Tempelsimse lag; sie sonnte sich, allein und abseits des Menschengewühls, in dem er immer wieder angerempelt wurde.

Der Lärm von Hammerschlägen und Motorsägen ließ die Luft erzittern; Baukräne ragten in den Himmel, während immer mehr Menschen in die alte, zum Untergang verurteilte Stadt drängten.

Ein hagerer Mann mit harten Augen und kahlrasiertem Schädel dirigierte die Menge; jedes Mal, wenn er irgendwohin zeigte, hasteten Leute dorthin.

»Ihr geht dort rüber zu dem Tempel. Schaut euch die Wandbilder gut an, bevor wir ihn abreißen und mit nach Hause nehmen. Die anderen können einstweilen in dem neuen Fast-Food-Laden, den wir gerade bauen, einen Imbiss zu sich nehmen.«

Der Mann blickte in Jamies Richtung und schien ihn zu erkennen. »Du hast hier nichts zu suchen!«, rief er wütend.

»Was machst du außerhalb deines Reservats?«

Jamie erkannte den Mann. Es war Darryl C. Trumball.

Und direkt hinter ihm stand sein Sohn, Dex, mit einem blasierten Grinsen im Gesicht.

Jamie schlug abrupt die Augen auf. Er schwitzte, und seine Beine hatten sich im Bettlaken verheddert. Ein paar Zentimeter über ihm war die obere Liege des Rovers, die unter Dex Trumballs Gewicht ein wenig durchhing. Jenseits des Durchgangs schliefen die beiden Frauen.

Er blinzelte und rieb sich die Augen. Er hatte geträumt, aber er konnte sich nicht mehr an den ganzen Traum erinnern. Etwas mit Menschenmassen in grellbunten Sporthemden und Badeanzügen, die über das kahle Antlitz des Mars ausschwärmten und tonnenweise leere Bierdosen und Fast-Food-Styroporpackungen in der rostroten Landschaft zurückließen. Ein verstörender Traum, dessen zentraler Bedeutungsgehalt ins Nichts entglitt, als Jamie sich die Einzelheiten ins Gedächtnis zu rufen versuchte.

Trumball war in dem Traum vorgekommen. Und Vijay Shektar, die einen knappen Bikini statt des Expeditionsoveralls trug.

Jamie schüttelte den Kopf, um die Überreste des Traums loszuwerden, und schlüpfte dann leise aus seiner unteren Koje, ohne Dex zu stören. Er warf einen verstohlenen Blick auf den jüngeren Mann; Trumballs Gesicht war friedvoll und entspannt. Keine Albträume für ihn. Auf der anderen Seite des schmalen Gangs lag Stacy Deschurowa mit dem Gesicht zur Wand; sie hatte die Knie angezogen und sich zusammengekuschelt. Auf der oberen Liege lag Trudy Hall auf dem Rücken, die Stirn leicht gerunzelt. Jamie verspürte fast so etwas wie Schuldbewusstsein, weil er sie im Schlaf betrachtete. Seelendieb, dachte er. Lass sie ihre Träume allein träumen.

Er nahm seinen zerknitterten Overall und tappte zum Waschraum. Als er wieder herauskam, waren die anderen drei allesamt wach, saßen auf den Rändern ihrer Liegen, gähnten und rieben sich den Schlaf aus den Augen.

Jamie ging nach vorn ins Cockpit und zog den Thermovorhang von der Windschutzscheibe zurück.

Und stieß einen Laut der Überraschung aus.

Der Nebel. Er hatte den Nebel vergessen, der manchmal von der Talsohle aufstieg. Jetzt, wo die Sonne erst knapp über dem östlichen Horizont stand, war das Tal von perlgrauem Dunst erfüllt, der in der morgendlichen Brise sanft wogte, wie die leise dahinplätschernden Wellen eines friedlichen Meeres, wie der leichte, rhythmische Atem einer Welt.

»Kommt her und schaut euch das an!«, rief er zu den anderen nach hinten.

Trumball war im Waschraum, aber die beiden Frauen tappten barfuß zum Cockpit.

»Oohh«, hauchte Trudy Hall. »Ist das schön

Stacy Deschurowa nickte und fuhr sich mit einer Hand durch das strähnige blonde Haar. »Schön ist es, das stimmt.

Aber wie wollen wir da durchkommen?«

Die aufgehende Sonne brannte den Nebel weg, und Jamie erinnerte sich, dass es damals, als er den Canyon zum ersten Mal gesehen hatte, genauso gewesen war.

Nachdem sie gefrühstückt und die Motoren des Rovers gestartet hatten, machte Deschurowa sich keine Sorgen mehr, dass sie in den Nebel hineinfahren mussten.

»Bis wir da sind, hat die Sonne ihn vollständig weggebrannt«, sagte sie, während sie am Rand des Canyons entlangfuhr.

»Da ist er«, rief Jamie und zeigte hin. Sein ausgestreckter Finger stieß beinahe an die gewölbte Windschutzscheibe des Rovers.

»Ich sehe ihn«, sagte Deschurowa.

Der Erdrutsch war noch da. Jamie hatte es gewusst. Mehrere tausend Millionen Tonnen abgesackten Erdreichs verschwinden nicht einfach im Lauf von sechs Jahren, aber er verspürte einen Kitzel der Erleichterung und der Erregung, dass er noch da war, wie eine von den Göttern für sie vorbereitete Rampe, über die sie zum Grund des Canyons hinabfahren konnten.

Ein Schatten huschte über sie hinweg, und sie blickten beide nach oben. Einer der Schwebegleiter, den Rodriguez vom Basislager aus steuerte; mit seinen Kameras und seinem Radar erkundete er das Terrain vor ihnen. Jamie schaltete das Kamerabild des Schwebegleiters auf den Bildschirm an der Kontrolltafel des Rovers. Die Rampe sah noch genauso aus wie damals. Er kniff die Augen fest zusammen und versuchte, die Spuren zu erkennen, die ihre Fahrzeuge beim ersten Mal hinterlassen hatten. Aber die unermüdlichen Winde des Mars hatten sie ausgelöscht, hatten sie mit feinem, stark eisenhaltigem Sand aufgefüllt.

»Gib mir das Radarbild«, befahl Deschurowa. Die Radardaten konnten ihnen Aufschluss über die Bodenbeschaffenheit geben. Bei der ersten Expedition hatten sie einen Rover verloren, weil er in einem alten Krater voller trügerischem, feinem Staub stecken geblieben war, der das halbe Fahrzeug wie Treibsand verschluckt hatte. Jamie wusste, dass er immer noch dort war, bis zur Hälfte im Staubteich versunken. Wenn wir ihn herausziehen könnten, hätten wir ein zusätzliches Fahrzeug, mit dem wir arbeiten könnten. Jamie tat die Idee mit einem Kopfschütteln ab. Wir sind hier, um die Flechte unten am Boden des Canyons zu studieren, nicht, um alte Ausrüstungsgegenstände zu bergen.