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»Eins kann ich euch sagen, es wird ein Haufen Geld sein.

Für wie viel ist dieses Bild von Picasso letztes Jahr über den Tisch gegangen? Fünfzig Milliönchen? Und das war nur ein Stück Leinwand mit ein paar draufgeschmierten Farben.

Wir sprechen von einer kompletten Raumsonde, die auf dem Mars gewesen ist, verdammt noch mal!«

»Glaubst du wirklich …?«

»Das wird einen richtigen Run auslösen«, behauptete Trumball eifrig. »Die ganzen großen Player werden sich voll reinschmeißen. Die Disney-Manager. Die Trumps und Yamagatas und wer nicht alles. Die treiben den Preis in Nullkommanichts auf eine Milliarde hoch.«

»Aber das Ding gehört dir doch gar nicht«, wandte Hall ein. »Es ist Eigentum der NASA, oder nicht? Oder der amerikanischen Regierung.«

Trumball wackelte mit dem Kopf. »Nee! Ich hab's nachgeschlagen. Es gibt das Bergungsgesetz …«

»Das bezieht sich auf gesunkene Schiffe«, sagte Hall.

»Oder auf Schätze«, fügte Deschurowa hinzu.

»Es bezieht sich auf Sachen, die verloren oder aufgegeben worden sind«, erwiderte Trumball in bestimmtem Ton.

»Gilt im Weltraum genau wie auf der Erde. Dieser Typ –

wie hieß der gleich noch? Gunn, oder? Der hat den ersten Vanguard-Satelliten geborgen, glaube ich. So was in der Art. Es ist Bergungsgut.«

»Das heißt, wenn man's sich schnappen kann, gehört es einem?«, fragte Hall.

»Jawoll«, erwiderte Trumball forsch.

Jamie sah, dass sie an dem halb begrabenen Rover vorbeigefahren waren. Der Boden des Canyons war jetzt nur noch ein paar Klicks entfernt; er war immer noch in Nebelranken gehüllt, die jedoch allmählich dünner wurden. Der Gedanke, die alte Pathfinder-Sonde von ihrem Landeplatz wegzuholen, beunruhigte Jamie tief unterhalb der rationalen Ebene. Es hatte etwas von einem Sakrileg, von der Entweihung eines heiligen Ortes.

Aber er hielt den Mund, weil er wusste, dass seine Stimme sonst von Zorn erfüllt sein würde.

Stacy Deschurowa schwieg jedoch nicht. »Selbst wenn wir mal annehmen, du hast Recht, Dex – keiner dieser Rover hat eine Reichweite von achttausend Klicks hin und zurück.«

»Das weiß ich«, sagte Trumball herablassend. »Ich bin ja nicht gehirnamputiert. Wir fliegen den Reserve-Treibstoffgenerator nach Ares Vallis, dann kann der Rover dort aufgetankt werden, wenn er ankommt.«

»Fliegen den … das ist verrückt!«

»Vorher müssen wir noch den Reserve-Wasseraufbereiter wieder auf den Treibstoffgenerator setzen«, fügte Dex hinzu.

»Noch verrückter.«

»Der Treibstoffgenerator steht nur zwei Klicks von der Basis entfernt, als Ersatzgerät für den Notfall, nicht wahr?

Und da der Garten jetzt funktioniert, brauchen wir den zusätzlichen Wasseraufbereiter nicht. Also, warum führen wir sie nicht einer nützlichen Verwendung zu?«

»Wie willst du ihn denn hinfliegen?«, wollte Stacy wissen.

»Die Abstiegstriebwerke haben genug Schub, um ihn auf eine ballistische Flugbahn zu bringen. Ich habe die Zahlen x-mal überprüft. Es wird funktionieren.«

»Den Reserve-Treibstoffgenerator zum Ares Vallis fliegen«, murmelte Deschurowa. »Wahnsinn.«

»Ich kann dir die Computerauswertung zeigen«, sagte Trumball gelassen.

»Diese Abstiegstriebwerke sind nicht für mehrfachen Gebrauch gedacht«, erklärte Deschurowa. »Sie haben nicht genug Schub …«

Trumball wackelte mit dem erhobenen Finger. »Ich hab das alles schon vor Monaten beim Hersteller ausgecheckt, Stacy Baby. Man kann sie problemlos ein halbes Dutzend Mal zünden. Und wenn sie's schaffen, den Vogel weich landen zu lassen, dann kriegen sie ihn auch wieder hoch.

Hier geht's ja nicht um den Orbit, sondern nur um einen kleinen Hüpfer über die Wüste.«

»Wenn es nicht funktioniert …«

»… verlieren wir im schlimmsten Fall den Reserve-Treibstoffgenerator. Im besten Fall holen wir uns eine Raumsonde im Wert von einer Milliarde Dollar, die wir bei Sotheby's versteigern können.«

Jamie saß da und ließ Stacy und Dex diskutieren. Ich will mich da nicht einmischen, sagte er sich. Aber er wusste, dass letzten Endes und unausweichlich er derjenige sein würde, der die eigentliche Entscheidung treffen musste.

Trudy Hall zog eine ironische Grimasse. »Warum holen wir uns nicht auch noch einen der ursprünglichen Viking-Lander, wenn wir schon mal dabei sind?«

»Zu groß«, antwortete Trumball nüchtern. »Pathfinder ist klein genug, dass wir ihn mitnehmen können. Die Vikings sind große Kästen.«

»Es gibt noch ein halbes Dutzend weiterer Lander, die überall auf dem Planeten verstreut sind«, sagte Deschurowa.

Trumball nickte. »Die meisten sind zu groß oder zu weit weg. Außerdem: Wenn wir zu viele alte Raumsonden mit nach Hause nehmen, sinkt ihr Wert. Man muss die Sache schon ein bisschen clever anfangen, Kinder.«

Er denkt schon lange darüber nach, erkannte Jamie. Hat Computerauswertungen durchgeführt. Dex tut nichts, ohne vorher alles genauestens zu planen.

Sie ließen den alten Rover hinter sich zurück. Der Nebel auf dem Boden des Canyons löste sich auf.

Trumball tippte Jamie auf die Schulter. »Na, großer Häuptling, was meinst du dazu?«

Jamie verzog das Gesicht wegen Trumballs ethnischer Stichelei, sagte aber nur: »Ich denke, deine Idee wird bis zur nächsten Expedition warten müssen, Dex.«

»Hab ich mir gedacht, dass du so was in der Art sagen würdest«, erwiderte Trumball.

Jamie hatte erwartet, dass er mürrisch und ungehalten auf seine Ablehnung reagieren würde. Stattdessen sah Trumball aus wie ein junger Mann, der noch ein Ass im Ärmel hatte.

»Wie wär's mit einer Abmachung«, schlug er vor, und sein Lächeln wurde listig. »Ich hole mir den Pathfinder, und du kannst auf die Suche nach deinen Felsenbehausungen gehen.«

DOSSIER:

C. DEXTER TRUMBALL

Ganz egal, wie gut er seine Sache machte, ganz egal, was er erreichte, Dex Trumball konnte seinen kalten, gleichgültigen Vater nie zufrieden stellen.

Darryl C. Trumball war ein Selfmademan, wie er allen und jedem lauthals erklärte. In einer von Dex' frühesten Erinnerungen drängte sein Vater einen amerikanischen Senator bei einer Hausparty in die Ecke und erklärte ihm mit ruhiger Beharrlichkeit, wobei er ihm bei jedem einzelnen Wort auf die Schulter klopfte: »Ich habe mit nichts weiter angefangen als mit meinen bloßen Händen und meinem Gehirn, und ich habe ein Vermögen gemacht.«

In Wahrheit hatte der alte Mann mit einer mageren Erbschaft angefangen: einer heruntergekommenen Autowerkstatt, die am Rande des Bankrotts stand, als Dex' Großvater bei seinem vierten Bier in der Eckkneipe einen Herzschlag bekam und starb. Dex war damals noch ein Baby gewesen, ein Einzelkind. Seine Mutter war hübsch, zerbrechlich und untüchtig gewesen – und völlig außerstande, sich gegen

über ihrem gnadenlos zielstrebigen Ehemann zu behaupten.

Dex' Vater, schmal wie eine Messerklinge, schnell und agil, hatte mit einem Leichtathletik-Stipendium das College of the Holy Cross besucht, jedoch ohne einen Abschluss zu machen; stattdessen hatte er das Familiengeschäft übernehmen müssen. Sein Traum, am Boston College Jura zu studieren, wie man es ihm in Aussicht gestellt hatte, zerschlug sich, und ihm blieben nur Verbitterung und Missgunst.

Und eine eisige, unerbittliche Energie.

Darryl C. Trumball lernte rasch, dass Geschäft von Politik abhängt. Obwohl die Autowerkstatt praktisch wertlos war, konnte der Grund und Boden, auf dem sie stand, extrem wertvoll werden, wenn es gelang, darauf luxuriöse Eigentumswohnungen für die höheren Angestellten aus Bostons Finanzdistrikt zu errichten. Er drängte mit aller Macht darauf, dass ein neuer Bebauungsplan für das alte Viertel erstellt wurde, dann verkaufte er die Werkstatt und das Haus seiner Mutter für eine beträchtliche Summe.