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Sie schien zu glänzen, als wäre ihre Haut eingeölt worden.

Jamie dachte wieder, was für ein Vergnügen es wäre, sie mit Duftölen zu massieren.

Sie lächelte und plauderte ganz unverkrampft, beantwortete Jamies Fragen über die eisenfressenden Bakterien, die Craigs Bohrgerät jetzt aus etlichen Kilometern Tiefe heraufholte.

»Sie sind magnetisch aktiv«, berichtete sie. »Sie richten sich an Magnetfeldern aus.«

»Muss an dem Eisen liegen, das sie aufnehmen«, vermutete Jamie.

»Ja, aber was für einen Vorteil haben sie davon? Das Magnetfeld des Mars ist so schwach, dass ich nicht verstehe, wie ihnen das beim Überleben hilft.«

»Vielleicht tut es das gar nicht«, sagte Jamie. »Vielleicht ist es bloß Zufall.«

Sie machte ein skeptisches Gesicht.

»Kann auch sein, dass der Mars früher ein viel stärkeres Magnetfeld hatte«, meinte er, »und dass es sich mit der Zeit abgeschwächt hat.«

»Das wäre möglich«, sagte Vijay nachdenklich. Dann hellte sich ihre Miene auf. »Sie vermehren sich ganz ordentlich in der Kultur. Sie teilen sich im Schnitt jede Stunde.«

»Unter Umweltbedingungen?«

»Mitsuo hat eine spezielle Hochdruckbox für sie gebaut«, antwortete sie. »Man muss sie in totaler Dunkelheit halten.

Licht tötet sie.«

»Was ist mit Wärme?«

Ihre Augen blitzten. »Oh ja, sie sind termophil. Bei sechsundzwanzig Grad schalten sie von Zellteilung auf Konjugation um. Du solltest sie sehen, Jamie. Die eifrigen kleinen Kerlchen paaren sich wie die Kaninchen!«

»Genau das, was wir brauchen«, sagte Jamie leise. »Sexbesessene Bakterien.«

»Sie sind halt wie die meisten Männer«, sagte Vijay mit einem strahlenden Lächeln. »Sie tun es nur im Dunkeln –

und unter großem Druck.«

»Wie die meisten australischen Männer, meinst du«, sagte er.

»Gilt auch für manche Yanks.«

Darauf hatte er keine Antwort.

Immer noch lächelnd, fragte Vijay: »Und wie läuft's bei euch?«

Jamie war dankbar für den Themenwechsel. Er kehrte in die sicheren Gefilde der Arbeit zurück, die sie gerade machten. Als er ihr erzählte, wie sie den alten Rover aus dem Sand gezogen hatten, kam ihm der Gedanke, dass diese höchst begehrenswerte Frau die Expedition zugrunde richten konnte, wenn ihr der Sinn danach stand.

Er erinnerte sich an Ilona Malater, die selbst ernannte Sextherapeuten der ersten Expedition. Sie hatte Spannungen ausgelöst, die nahezu unerträglich geworden waren, besonders bei den Russen.

Vijay war anders. Jünger zum Beispiel. Und sie schien immer über irgendeinen geheimen, internen Witz zu lachen.

Sie gab zu, einen bösartigen Humor zu besitzen, aber Jamie spürte, dass sie professionell genug war, ihn – und ihre anderen Leidenschaften – im Zaum zu halten.

Das will ich ihr auch geraten haben, sagte er sich.

Dann fragte eine Stimme in seinem Kopf: Und wenn sie's nicht tut? Was machst du dann?

BILDMATERIAL

Tomas Rodriguez trommelte im Rhythmus zu den Trompeten und Geigen der Mariachi-CD, die er gerade hörte, mit den Fingern geistesabwesend auf die Tischplatte, während er mit zusammengekniffenen Augen konzentriert auf den Bildschirm des Computers starrte und den Kamerabildern des Schwebegleiters irgendetwas Gescheites zu entnehmen versuchte.

Es war weit nach Mitternacht. Er saß allein im Geologielabor der Kuppel, umgeben von Borden voller roter, zernarbter Steine und Kunststoffbehälter mit rostrotem Erdreich. In der Kuppel war es dunkel und still, und er hatte die Musik ganz leise gedreht; sie war gerade laut genug, um ihm Gesellschaft zu leisten, während alle anderen schliefen.

Rodriguez wünschte sich sehnlichst, zu sehen, was Jamie Waterman gesehen zu haben glaubte: ein künstliches Gebilde, das in eine Nische im oberen Drittel der steilen, zerklüfteten nördlichen Felswand von Tithonium Chasma hineingebaut war. Er gab sich alle Mühe, es zu sehen.

Das Bild auf dem Schirm zeigte die Nische, eine dunkle Spalte in der massiven Felswand unter einem vorgewölbten Felsüberhang. Wegen des Überhangs lag die Nische im Schatten, obwohl die Sonne auf die Felswand schien. Das Flugzeug eignet sich nicht für so was, dachte Rodriguez, während er zusah, wie die Nische immer größer wurde und dann aus dem Bild glitt, als der Schwebegleiter abdrehte und aus dem Canyon emporstieg.

Mit einem geduldigen Seufzer ging er zum Anfang der Sequenz zurück, ließ sie ein weiteres Mal ablaufen, diesmal langsamer, und schaute noch aufmerksamer hin. Der Gleiter flog fast frontal auf die Felswand zu, seine nach vorn gerichteten Kameras hatten die Nische direkt im Visier.

Rodriguez' Finger flogen über die Tastatur des Computers und schalteten auf höchste Helligkeitsstufe. Die Felswand wurde nahezu weiß, aber das Innere der Nische blieb aufreizend undeutlich.

Er hieb mit dem dicken Zeigefinger auf eine Taste und fror das Bild ein. Ja, da war etwas drin, eine Gesteinsformation, die heller war als der Rest. Und es sah so aus, als würde sie annähernd parallel zum Rand der Nische verlaufen. Ziemlich gerade.

Eine Mauer? Rodriguez stieß den angehaltenen Atem aus.

Quien sabe?

»Ist das Jamies Dorf?«

Beim Klang ihrer Stimme schreckte er hoch. Rodriguez wirbelte auf seinem kleinen fahrbaren Stuhl herum und sah Vijay Shektar im Eingang der Laborkabine stehen, einen Plastikbecher in jeder Hand. Sie trug einen Overall, wie alle anderen auch. Aber der Klettverschluss vorne stand ein paar Zentimeter weit offen – weit genug, dass er es bemerkte. Mein lieber Mann, sie ist wirklich sexy, dachte Tomas.

»Ich konnte nicht schlafen«, erklärte sie. »Dachte, heißer Tee würde vielleicht helfen.«

Tomas sah, dass die beiden Becher ein bisschen dampften.

Und ihm wurde bewusst, dass Vijays Stimme, wenn sie so leise sprach, ein kehliges, erotisches Schnurren war.

»Ich hab die Musik gehört. Mexikanisch, oder?«, sagte sie und betrat das Labor. »Ich dachte, du hättest vielleicht auch gern ein Tässchen.«

Er nahm den Becher und wollte sich bedanken, merkte aber, dass ihm die Worte im Hals stecken blieben. Wie ein kleiner dummer Junge, dachte er. Er holte Luft und sagte dann vorsichtig: »Mexikanisch, ganz recht. Mariachi. Das Gegenstück zu Country and Western.«

»Wirklich?«

Er nickte. »Ja. Das gleiche Zeug: Ich hab dich geliebt, aber du hast mich verlassen. Mein Herz ist gebrochen, weil du mir untreu warst.«

»Und meinen Pickup mitgenommen hast«, fügte sie hinzu.

»Und meinen Hund.«

Vijay lachte. Dann sagte sie: »Irgendwer hat mir mal erklärt, das sei Musik für Verlierer.«

Rodriguez zuckte die Achseln. »Mir gefällt's.«

»Ist das Jamies Dorf?«, fragte sie erneut. Sie blieb stehen und schaute an ihm vorbei auf den Bildschirm.

Der Becher Tee in seiner Hand war heiß. Er seufzte. »Das ist kein Dorf.«

»Bist du sicher?«

»Ziemlich.«

Er hatte das Gefühl, dass der Tee noch zu heiß war, um ihn zu trinken, aber sie führte den Becher zum Mund und trank ohne Bedenken. Vorsichtig nahm er einen kleinen Schluck. Das Zeug war kochend heiß. Tomas unterdrückte einen Schmerzensschrei und stellte den Becher aufs Pult.

»Hol dir einen Stuhl«, sagte er und fragte sich, ob seine Zunge Blasen werfen würde, »dann zeig ich dir, was wir haben.«

Vijay nahm auf dem anderen kleinen fahrbaren Stuhl des Labors Platz. »Du bist noch reichlich spät auf.«

»Du auch.«

Sie zuckte die Achseln, und die Bewegung erregte ihn.

»Ich schlafe ziemlich wenig. Schon seit jeher.«

»Mhm.«

»Aber was ist mit dir? Brauchst du nicht deinen Schlaf?

Du solltest dich wirklich schonen. Morgen früh musst du wieder hellwach und topfit sein.«