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Übertragungen gibt.«

»Dex sagt, wir verlieren Geld. Er meint, wir verdienen nicht so viel, wie wir könnten, wenn die VR-Sendungen glatt gingen.«

Jamie nickte düster. »Ich habe ein halbes Dutzend Botschaften von Dex' Vater bekommen. Mit dem ist nicht gut Kirschen essen.«

»Dürfte ich mir die wohl mal anschauen?«, fragte sie.

Jamie merkte, wie er die Augenbrauen hochzog. »Trumballs Botschaften an mich?«

»Es könnte mir helfen, Dex zu verstehen«, erklärte sie.

»Wenn ich sehe, was für einen Vater er hat.«

Jamie überlegte kurz, dann sagte er: »Okay, komm mit.«

Er stand auf und machte sich auf den Weg zum Kommunikationszentrum. Vijay ging neben ihm her. Als sie sich dem Geologielabor näherten, hörten sie die leidenschaftlichen Stimmen von Dex und Stacy, die hitzig diskutierten.

Dann unterbrach Craig die beiden mit seinem ruhigen, näselnden texanischen Akzent. »Ihr beiden kriegt euch völlig umsons' in die Haare. Is doch egal, welche Stelle ihr als Landeplatz für den Treibstoffgenerator aussucht, der wird sowieso nicht genau da landen, darauf könnt ihr eur'n Arsch verwetten.«

Jamie warf einen Blick hinein, als sie an der offenen Labortür vorbeikamen. Dex funkelte Possum an, aber Stacys ausgeprägte, grobe Züge wirkten gleichmütig und emotionslos.

»Er hat Recht, Dex«, sagte die Kosmonautin. »Ich kann den Vogel genau da landen, wo du ihn haben willst, aber ich wette, dass exakt an der Stelle ein Haufen großer, blöder Felsbrocken rumliegt und wir ihn zu einem ebeneren Gebiet umdirigieren müssen.«

»Aber wir haben doch die Satellitenbilder von dem Gelände«, beharrte Dex.

»Ja, mit 'ner Auflösung von einem Meter«, knurrte Craig.

»Hast du 'ne Ahnung, was ein metergroßer Stein mit den Landebeinen deiner Treibstoffmühle anstellen kann?«

Vijay lachte leise. »Es ist schwer, mit Possum zu diskutieren. Er macht den Mund erst auf, wenn er die Fakten kennt.«

»Wenn er bloß rausfinden könnte, was mit dem VR-Gerät los ist«, sagte Jamie.

»Wie steht's mit dem Ersatzgerät?«

»Das nimmt Mitsuo mit auf die Exkursion zum Olympus Mons.«

»Oh. Natürlich.«

Sie gingen durch die offene Tür ins Kommunikationszentrum. Obwohl die Trennwände nur zweieinhalb Meter hoch waren, kam der Raum Jamie wärmer vor als jeder andere in der Kuppel. Vielleicht liegt es daran, dass die Geräte permanent laufen und Wärme abgeben, dachte er. Aber das Lebenserhaltungssystem lief auch immer, und in jenem Teil der Kuppel fand er es nicht so warm. Mit einem unmerklichen Achselzucken sagte er sich: Es ist nur Einbildung. Spielt sich alles bloß in deinem Kopf ab.

Trudy saß an der Hauptkonsole und wippte im Rhythmus der urtümlichen Rockmusik aus dem Kopfhörer, den sie aufgesetzt hatte. Jamie hörte den schweren, dumpfen Beat trotz ihres Kopfhörers.

Sie drehte sich um und nahm das Headset ab. Ein Schwall schrillen Lärms ergoss sich ins Kommunikationszentrum; Trudy stellte die Musik rasch aus.

»Wie hast du uns reinkommen hören?«, fragte Jamie ungläubig.

»Hab ich nicht«, sagte Hall, »aber ihr seid ja keine Vampire, oder?«

»Hm?«

Sie reckte einen Daumen zum Monitor. »Ich hab eure Spiegelbilder auf dem Bildschirm gesehen.«

»Oh.«

»Ich bin hier fertig.« Sie erhob sich von ihrem Stuhl.

»Alles unter Dach und Fach für die Nacht.«

»Du solltest dieses Zeug wirklich nicht so laut hören«, sagte Vijay ziemlich ernst. »Es kann dein Gehör schädigen.«

»Was?« Trudy legte eine Hand ans Ohr, als wäre sie taub.

Beide Frauen lachten, und Trudy ging mit einem unbekümmerten »Danke« zur Tür.

Als Trudy mit federnden Schritten das Kommunikationszentrum verließ, kam sie an dem gedrungenen, kastenartigen Immersionstisch vorbei. Ich sollte mir mehr Zeit dafür nehmen, meine eigene Tour zu der Felsenbehausung zu planen, sagte sich Jamie. Ich sollte mir so viel Zeit dafür nehmen, wie Dex sie sich für seine schwachsinnige Exkursion zum Ares Vallis nimmt, aber statt meine eigene Exkursion zu planen, habe ich die Stratigraphiearbeit am Hals, die er eigentlich machen sollte.

Beinahe müde ließ er sich auf einem der Drehstühle nieder und holte die Botschaften des älteren Trumball auf einen der Bildschirme. Vijay setzte sich neben ihn und schaute stumm auf den alten Mann, der eisig seine Forderungen stellte. Bisher waren sechs Botschaften eingegangen, keine unter zwölf Minuten lang.

»… das ist eine absolut inakzeptable Situation, Waterman«, sagte Darryl C. Trumball. »Absolut inakzeptabel! Jede VR-Übertragung bringt uns über dreißig Millionen Dollar ein. Dreißig Millionen Dollar! So viel Geld pissen Sie in die Siele, weil Sie und Ihr Haufen brillanter Wissenschaftler außerstande sind, dafür zu sorgen, dass ein simples elektronisches Gerät anständig funktioniert!«

Vijay saß während aller sechs immer giftiger werdenden Tiraden Trumballs wortlos da. Als die letzte zu Ende war, sagte sie: »Du meine Güte!«

Jamie löschte den Bildschirm. »Ich bin froh, dass hundert Millionen Kilometer zwischen uns liegen.«

»Damit hat Dex sich sein Leben lang rumschlagen müssen«, sagte sie leise. »Kein Wunder, dass er so besessen ist.«

Jamie sagte nichts. Sie macht sich keine Gedanken dar

über, womit ich mich abgeben muss; sie denkt an Dex.

»Wie willst du ihn besänftigen?«, fragte Vijay.

Jamie sagte: »Nichts wird ihn besänftigen, bis wir die VR-

Übertragungen wieder aufnehmen. Ich hab daran gedacht, die Reserveausrüstung einzusetzen, aber Mitsuo wird sie am Olympus Mons brauchen, und ich will nicht riskieren, dass sie vorher kaputtgeht.«

»Das ist wohl richtig.« Vijay nickte nachdenklich. »Und Possum kann dieses Gerät nicht reparieren?«

»Er hat es sich angesehen, aber er findet nicht raus, was damit los ist. Er nennt es die Technikerhölle: Alles ist in Ordnung, aber nichts funktioniert.«

Zwei winzige Furchen bildeten sich zwischen Vijays Augenbrauen. Sie sah aus, als versuchte sie, die Situation zu klären, indem sie konzentriert darüber nachdachte.

»Der Fehler muss im Computer des VR-Systems liegen«, sagte Jamie. »Die Kameras und Datenhandschuhe scheinen in Ordnung zu sein.«

»Können wir einen anderen Computer …?«

»Nein, er ist fest ins System eingebaut.«

Sie lehnte sich auf dem Stuhl zurück. »Dann hast du ein Problem, Kamerad.«

»Es ist ein Ärgernis«, sagte Jamie, »kein Problem. Ich kann mich nicht allzu sehr darüber aufregen, auch wenn Dex'

Dad deswegen einen Schlaganfall kriegt.«

Sie sah ihn neugierig an. »Also, ich würde mich jedenfalls aufregen, wenn jemand so auf mich losginge wie er auf dich.«

Jamie lächelte. »Was will er denn machen, mich etwa feuern?«

»So gesehen, hast du natürlich Recht.« Sie erwiderte sein Lächeln.

»Manche Dinge sind wichtig, andere nicht. Man muss einen Weg finden, der es einem ermöglicht, sich mit den wichtigen Dingen zu befassen.«

»Und die anderen ignorieren?«

Er schüttelte den Kopf. »Nicht ignorieren. Nur dafür sorgen, dass das richtige Verhältnis gewahrt bleibt.«

Vijays Blick veränderte sich ein wenig. »Weißt du, Jamie, du bist vielleicht der normalste Mensch, den ich kenne.«

»Ich dachte, wir wären alle verrückt.«

»Oh, das sind wir auch«, sagte sie und stand auf. »Ganz ohne Zweifel. Aber für einen Irren bist du ziemlich ausgeglichen.«

Er stand neben ihr auf und bemerkte erneut, dass sie ihm kaum bis zu den Schultern reichte. »Magst du ausgeglichene Männer?«

Sie legte den Kopf schief, als würde sie nachdenken.

»Eigentlich finde ich die Verrückten interessanter.«

»Ist das eine persönliche oder berufliche Einstellung?«

»Ein bisschen von beidem, glaube ich.«