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Genug ist genug.«

Trumball schien einen Moment darüber nachzudenken, dann hievte er sich aus dem Sitz im Cockpit. »Okay. Du bist der Boss.«

Craig lachte. »Na klar bin ich der.«

»Was soll das denn nun heißen?«, fragte Trumball über die Schulter hinweg, während er nach hinten zu der winzigen Kombüse ging.

Craig schob den wärmehaltenden Kunststoffschirm über die Windschutzscheibe, stand dann auf und streckte sich so ausführlich, dass Dex seine Sehnen knacken hörte.

»Das heißt, ich bin der Boss, solang du einverstanden bist.«

»Ich bin einverstanden«, sagte Dex.

»Dann is ja alles bestens.«

Trumball nahm eine der Fertigmahlzeiten von der Ablage im Gefrierschrank und sagte: »Nein, im Ernst, Wiley. Jamie hat dir die Leitung übertragen. Ich hab da nichts dran auszusetzen.«

Craig reckte sich immer noch. Seine Hände kratzten über die Deckenkrümmung. »Okay. Gut.«

»Nervt dich irgendwas?«

»Nee. Vergiss es.«

Als er die Schale mit dem Essen in die Mikrowelle stellte, sagte Dex: »Nun komm schon, Wiley. Hier draußen sind wir ganz unter uns. Wenn irgendwas nicht in Ordnung ist, sag's mir.«

In Craigs Miene mischte sich Ärger mit Verlegenheit.

»Ach, ich glaub, es ist irgendwie albern.«

»Was ist es denn, Herrgott noch mal?«

Craig stieß müde den Atem aus und ließ sich auf seine Liege sinken.

»Na ja, es stinkt mir eben, dass ich hier nur 'n Bürger zweiter Klasse bin.«

Trumball sah ihn erstaunt an. »Bürger zweiter Klasse?«

»Ja, du weißt schon – die denken alle, ich bin bloß so 'ne Art Mechaniker, Scheiße noch mal.«

»Also …«

»Ich bin Wissenschaftler, genau wie du und die anderen«, knurrte Craig. »Kann schon sein, dass ich meinen Abschluss nich an 'ner Uni mit 'nem großen Namen gemacht hab, kann auch sein, dass ich fast immer bei Ölfirmen gearbeitet hab, aber ich hatte genug auf der Pfanne, um 'nen Haufen Jungs mit schickerem Stammbaum zu schlagen.«

»Na klar bist du 'n Wissenschaftler.«

»Dieser Fuchida. Der verdammte Japs is dermaßen steif, dass ich Angst hab, er fällt aus'nander, wenn er bloß niest.

Schaut mich an, als wär ich 'n Diener oder so.«

»Das ist nun mal seine Art.«

»Und die Frauen! Die benehmen sich alle, als wär ich 'n Opa. Verdammt, ich bin jünger als Jamie. Ich bin jünger als Stacy, weißt du das?«

Zum ersten Mal begriff Dex Trumball, dass Craig gekränkt war. Und verletzlich. Dieser zottelige, gutmütige Bär von einem Mann mit den Hängebacken, der vorspringenden Nase und den ewigen nachmittäglichen Bartstoppeln wollte mit Respekt behandelt werden. Das machte ihn benutzbar, erkannte Dex.

»Hör mal, Wiley«, begann er, »ich wusste nicht, dass wir dich gekränkt haben.«

»Du gar nicht so sehr. Es sind die andern. Die denken, ich bin bloß als ihr verdammter Handwerker hier. Du nennst mich wenigstens Wiley. Possum hat mir nie gefallen. Mein Name ist Peter J. Craig.«

Die Mikrowelle gab einen Glockenton von sich. Dex ignorierte ihn und setzte sich auf seine eigene Liege, gegenüber von Craig. »Dann werd ich die anderen dazu bringen, dich Wiley zu nennen. Oder Peter, wenn dir das lieber ist.«

»Wiley 's okay.«

Ein Lächeln kroch über Trumballs Gesicht. »Gut. Dann also von jetzt an Wiley. Ich sorge schon dafür, dass Jamie und die anderen es mitkriegen.«

Mit verlegener Miene murmelte Craig: »Irgendwie albern, was.«

»Nein, nein«, sagte Dex. »Wenn Jamie und die anderen dir auf die Nerven gehen, hast du jedes Recht, dich darüber zu beschweren.«

Bei sich dachte Trumbalclass="underline" Falls und wenn es so weit kommt, dass ich die Sache mit Jamie austragen muss, brauche ich Wiley an meiner Seite. Wiley und so viele andere, wie ich kriegen kann.

Nach dem Abendessen sprach Jamie fast eine Stunde lang mit Rodriguez und Fuchida auf dem Olympus Mons. Sie verbrachten die Nacht sitzend im Cockpit des Flugzeugs. So als wollte man in einem Passagierflugzeug schlafen, dachte Jamie. In der Touristenklasse. In den Raumanzügen. Er beneidete sie wahrhaftig nicht. Anschließend sah er –

immer noch im Kommunikationszentrum – die Nachrichten durch, die sich während des langen, ereignisreichen, kräftezehrenden Tages angesammelt hatten. Dafür brauchte er mehr als eine weitere Stunde: alles von einer Bitte des Internationalen Rats der naturwissenschaftlichen Lehrkräfte um mehr VR-Sendungen bis zu einer Erinnerung, dass sein wöchentlicher aktueller Lagebericht morgen früh fällig war.

Eine Nachricht kam von Darryl C. Trumball. Da sie mit PERSÖNLICH UND VERTRAULICH gekennzeichnet war, speicherte Jamie sie ab, weil er sie sich eigentlich in seiner Kabine ansehen wollte. Doch als er alle anderen Nachrichten durchgearbeitet hatte, blickte er vom Bildschirm auf und sah, dass die Kuppel bereits für die Nacht abgedunkelt worden war. Er fröstelte auf einmal, als würde die Kälte der Marsnacht durch die Kunststoffwände der Kuppel einsickern. Offenbar war niemand mehr wach. Keine Stimmen, nur die Hintergrundgeräusche der Geräte und, wenn er konzentriert genug lauschte, das leise Seufzen des Nachtwinds draußen.

Also öffnete er Trumballs persönliche Nachricht.

Darryl C. Trumballs Augen loderten. Sein totenschädelartiges Gesicht sah so grimmig aus wie der Tod.

»Wer, zum Teufel, hat Ihnen erlaubt, meinen Sohn auf diese Exkursion zur Sagan-Station zu schicken?«, begann er wütend, ohne Einleitung.

»In Dreiteufelsnamen, Waterman, ich hatte ausdrückliche Anweisung gegeben, dass Dex nicht auf diese Exkursion gehen darf!«

Und so ging es weiter, fast fünfzehn mörderische Minuten lang. Jamie betrachtete Trumballs zorniges Gesicht, zuerst sprachlos, dann zunehmend wütend.

Doch während der ältere Mann weiterschimpfte, verflog Jamies Wut langsam. Hinter Trumballs Tirade erblickte er einen Mann, der sich Sorgen um die Sicherheit seines Sohnes machte, einen an Macht und Autorität gewöhnten Mann, der nun jedoch völlig frustriert war, weil es keine Möglichkeit gab, die Männer und Frauen auf dem Mars zu kontrollieren. Keine Möglichkeit, seinen eigenen Sohn zu kontrollieren.

Er kann nicht mal von Angesicht zu Angesicht mit uns sprechen, dachte Jamie. Er kann nur toben und schimpfen und abwarten, ob wir darauf reagieren.

Schließlich ging Trumball langsam die Luft aus, und er schloss mit: »Merken Sie sich eins, Waterman: Sie können nicht einfach ungestraft gegen meine Anweisungen handeln. Dafür werden Sie bezahlen! Und wenn meinem Sohn etwas zustößt, werden Sie mit Ihrem gottverdammten Blut bezahlen!«

Der Bildschirm wurde dunkel. Jamie ließ die ganze Botschaft noch einmal von vorn ablaufen und fror Trumballs zorniges Gesicht mit den gefletschten Zähnen dann am Schluss ein. Er lehnte sich in seinen Stuhl zurück und fragte sich, ob er hart oder konziliant sein sollte. Eine linde Antwort stillt den Zorn, dachte er, aber Trumball wird sich nicht so leicht beschwichtigen lassen. Hier geht es nicht nur um einen Zank zwischen Trumball und mir, sagte er sich.

Dieser alte Mann ist der Motor der Finanzierungskampagne für diese Expedition – und für die nächste. Wenn du der nächsten Expedition den Weg ebnen willst, sagte sich Jamie, musst du dafür sorgen, dass Trumball im Team bleibt.

Doch als er das kalte, wütende Gesicht auf dem Monitor ansah, begann es erneut in Jamie zu gären. Trumball hat kein Recht, mich oder sonst jemanden derart anzupfeifen.

Wenn er wütend auf seinen Sohn ist, sollte er es an Dex auslassen, nicht an mir. Und wenn ich ihm den Eindruck vermittle, dass er mich rumschubsen kann, wird er weitere Forderungen stellen. Er ist ein Tyrann; je mehr ich ihm nachgebe, desto mehr wird er verlangen.

Was ist der beste Weg, Großvater? Wie kann ich die Sache regeln, ohne noch mehr Schmerz zu verursachen?