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»Darauf, wonach man sucht«, antwortete er langsam. »Ob man Geologe oder Biologe ist.«

»Aha«, sagte Rodriguez.

»Ein Geologe wäre hier überglücklich. In diesem Gestein ist noch immer eine beträchtliche Menge Wärme gefangen.

Viel mehr, als allein durch die Sonnenerwärmung zu erklären ist.«

»Du meinst, der Vulkan ist noch aktiv?«

»Nein, nein, nein. Er ist tot, aber der Leichnam ist noch warm – jedenfalls ein bisschen.«

Rodriguez antwortete nicht.

»Ist dir klar, was das bedeutet? Dieser Vulkan muss viel jünger sein, als man bisher dachte. Viel jünger!«

»Wie jung?«

»Vielleicht nur ein paar Millionen Jahre alt«, sagte Fuchida aufgeregt. »Nicht älter als zehn Millionen.«

»Klingt für mich ziemlich alt, Amigo.«

»Aber es könnte hier Leben geben! Wenn Wärme vorhanden ist, enthält das Gestein vielleicht auch flüssiges Wasser.«

»Ich dachte, Wasser kann auf dem Mars nicht flüssig bleiben.«

»Nicht an der Oberfläche.« Fuchida spürte, dass er vor Aufregung vibrierte. »Aber tiefer drin, im Gestein, wo der Druck höher ist … da vielleicht schon …«

»Sieht ziemlich finster aus da unten.«

»Ist es auch«, antwortete Fuchida und spähte über den Rand des Simses, auf dem er saß. Die Anzugheizung schien bestens zu funktionieren; in diesem Halbdunkel mochte es über siebzig Grad unter Null sein, aber ihm war angenehm warm.

»Gefällt mir nicht, dass du da unten im Dunkeln bist.«

»Mir auch nicht, aber deshalb sind wir hier, oder?«

Keine Antwort.

»Ich meine, wir haben noch etliche hundert Meter Seil auf der Rolle, stimmt's?«

Rodriguez sagte: »Elfhundertzweiundneunzig, der Anzeige zufolge.«

»Dann kann ich noch ein ganzes Stück weiter hinunter.«

»Die Dunkelheit gefällt mir nicht.«

»Meine Helmlampe funktioniert prima.«

»Trotzdem …«

»Mach dir deswegen keine Sorgen«, sagte Fuchida mit Nachdruck und brachte den Astronauten damit zum Schweigen. Es war schon schlimm genug, seine eigenen Ängste bekämpfen zu müssen; mit denen von Rodriguez wollte er sich nicht auch noch belasten.

»Ich habe eine Spalte am Ende dieses Simses gesehen«, erklärte er dem Astronauten. »Sieht aus wie die Öffnung eines alten Lavaschlots. Er führt wahrscheinlich ein beträchtliches Stück in die Tiefe.«

»Findest du, das ist eine gute Idee?«

»Ich werde mal einen Blick hineinwerfen.«

»Geh aber kein unnötiges Risiko ein.«

Fuchida stand langsam auf. Er verzog das Gesicht. Sein ganzer Körper schmerzte von den Prellungen, die er sich bei seinen Stürzen zugezogen hatte, und er war völlig steif, nachdem er so lange auf dem Sims gesessen hatte. Beweg dich vorsichtig, warnte er sich. Das Gestein hier unten ist zwar wärmer, aber es könnte trotzdem vereiste Stellen geben.

»Hast du gehört?«, rief Rodriguez.

»Wenn ich deinen Rat befolgt hätte, läge ich in Nagasaki in meinem Bett«, sagte er und bemühte sich, es locker und witzig klingen zu lassen.

»Na klar doch.«

Steif ging er auf die Spalte zu, die er zuvor gesehen hatte.

Seine Helmlampe leuchtete hell, aber er musste sich ein wenig bücken, damit das Licht den Boden erreichte.

Da war sie. Ein schmales, leicht gerundetes Loch in der Basaltwand. Wie der Eingang zu einer Piratenhöhle.

Fuchida trat in die Öffnung und drehte sich von einer Seite zur anderen, sodass der Lichtkegel seiner Helmlampe über die Wände der Höhle strich.

Es war ein Lavaschlot, gar keine Frage. Wie ein von einem riesigen, extraterrestrischen Wurm gegrabener Tunnel wand er sich abwärts. Wie tief mochte er wohl hinuntergehen?

Fuchida erstickte eine Stimme in seinem Kopf, die von Angst und Gefahr wisperte, und ging in den kalten, dunklen Lavaschlot hinein.

SONNENUNTERGANG:

SOL 49

Dex Trumball runzelte die Stirn, als er Jamie über die Satellitenverbindung des Rovers zuhörte.

»Die Meteorologen rechnen nicht damit, dass der Sturm den Äquator überquert, aber sie behalten ihn im Auge.«

»Und wo liegt dann das Problem?«, fragte Trumball mit einem Blick zu Craig, der den Rover fuhr.

Das Gelände, das sie durchquerten, stieg ein wenig an und war rauer als zuvor. Eine Kette zerklüfteter Hügel erhob sich zu ihrer Linken, und die letzten Strahlen der untergehenden Sonne warfen ins Riesenhafte verlängerte Schatten und verwandelten selbst die kleinsten Steine in Phantome, die sich ausstreckten, um ihnen den Weg zu versperren.

»Es ist eine Frage des Timings«, erwiderte Jamie. »Ihr entfernt euch mit jedem Tag weiter von der Basis. Wenn wir euch erst zurückrufen, sobald der Sturm eine wirkliche Gefahr darstellt, könnte es zu spät sein.«

»Aber ihr wisst nicht, ob der Sturm eine wirkliche Gefahr darstellen wird, oder?«

»Das Klügste wäre, jetzt umzukehren und die Exkursion auf den Sommer zu verschieben, wenn die Sturmgefahr praktisch gleich Null ist.«

»Ich will aber nicht wegen einer theoretischen Gefahr umkehren, die wahrscheinlich nie zu einer echten werden wird.«

»Immer noch besser, als in einen Staubsturm zu geraten, Dex.«

Trumball sah wieder zu Craig hinüber. Der warf ihm einen Seitenblick zu und schaute dann wieder konzentriert nach vorn.

»Du hast doch schon mal einen Staubsturm überstanden, oder?«, sagte er.

Er dauerte eine Weile, bis Jamie antwortete. »Wir hatten keine andere Wahl. Ihr schon.«

»Also, ich will dir mal was sagen, Jamie. Ich wähle die Möglichkeit, weiterzufahren, Ich werde nicht wegen eines saublöden Sturms anhalten und umkehren, der ein paar tausend Klicks entfernt ist.«

Jamie, der vor der Kommunikationskonsole saß – Stacy neben ihm, Vijay in seinem Rücken –, knetete seine Oberschenkel mit den Fäusten.

Wenn ich ihm umzukehren befehle und er sich weigert, verliere ich jede Autorität über diese Leute, die ich jetzt noch habe. Aber wenn ich ihn weiterfahren lasse, gebe ich damit zu erkennen, dass Dex mir nach Lust und Laune auf der Nase herumtanzen kann.

Ihm wurde klar, dass Dex derjenige war, der die Entscheidungen traf. Craig die Leitung der Expedition zu übertragen, war von Anfang an eine Farce gewesen. Possum blieb stumm, er sagte kein einziges Wort.

Was soll ich tun? Welchen Weg soll ich einschlagen? Jamie dachte eine Weile gründlich nach. Vor seinem geistigen Auge entstand ein Bild von Trumballs Route durch Lunae Planum und nach Xanthe Terra hinein.

»Bleib einen Moment dran, Dex«, sagte er und unterbrach die Verbindung.

Er wandte sich an Deschurowa. »Zeig mir ihre Route, Stacy.«

Sie holte das Bild auf den Monitor vor Jamies Stuhl. Eine schwarze Linie schlängelte sich über die Karte; Blips kennzeichneten die erwartete Position am Ende jedes Tages. Jamie überflog sie rasch, dann drückte er wieder auf die Sendetaste.

»Dex?«

»Wir sind noch da, Chief.«

»Falls der Sturm den Äquator überquert und euch bedroht, wird das frühestens in vier oder fünf Tagen geschehen. Dann ist eure Entfernung zur Basis schon größer als die zum Treibstoffgenerator.«

»Und?« Trumballs Stimme klang wachsam.

»In zwei Tagen müsstet ihr genau in der Mitte zwischen Basis und Generator sein.«

»Stimmt.«

»Das ist der Moment der Entscheidung. Der Punkt, von dem aus es kein Zurück mehr gibt. Dann werde ich entscheiden, ob ihr weiterfahren könnt oder umkehren müsst.«

»In zwei Tagen.«

»Ja. In der Zwischenzeit werden wir den Sturm sehr genau beobachten. Und ihr meldet euch stündlich bei uns.«

Diesmal war es Trumball, der eine Weile zögerte, bevor er antwortete. »Okay. Geht klar.«