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»Du bist am Leben!«

Immer noch keine Antwort. Sein Funkgerät ist kaputt, erkannte Rodriguez. Und die Luft ist so dünn, dass sie meine Stimme nicht trägt.

Er legte seinen Helm an den von Fuchida. »He, Mann, was ist denn passiert?«

»Batterie«, antwortete der Biologe. Seine Stimme war gedämpft, aber verständlich. »Batterie funktioniert nicht. Und mein Knöchel. Kann nicht laufen.«

»Herr im Himmel! Kannst du aufstehen, wenn ich dich stütze?«

»Weiß ich nicht. Mein Lüftung ist aus. Ich habe Angst, mich zu bewegen; ich will keine zusätzliche Körperwärme erzeugen.«

So ein Mist, dachte Rodriguez. Ob ich ihn wohl bis zur Oberfläche hinauftragen muss?

Als Fuchida dort in der Falle saß wie ein dummer Schuljunge bei seiner ersten Höhlenerkundung, wünschte er sich, er hätte seinen buddhistischen Mentoren mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Dies wäre ein guter Zeitpunkt, um zu meditieren, nach innerem Frieden zu suchen und einen ruhigen Alpha-Zustand zu erreichen. Oder war es ein Beta-Zustand?

Da das Belüftungssystem nicht arbeitete, gab es in dem stark isolierten Anzug so gut wie keine Luftzirkulation. Die von seinem Körper erzeugte Wärme konnte nicht zum Wärmetauscher im Tornister abgeführt werden; die Temperatur im Anzug stieg stetig. Noch schlimmer, es wurde immer schwieriger, das ausgeatmete Kohlendioxid aus dem Anzug zu befördern und atembare Luft hereinzubekommen. Er konnte an seinen eigenen Gasen ersticken. Da gab es nur eins: Er musste möglichst still liegen, sich nicht bewegen, nicht einmal zwinkern. Sei ruhig. Erreiche den Zustand der Leere. Rühr dich nicht. Warte. Warte auf Hilfe.

Rodriguez wird mich holen kommen, sagte er sich. Tomas lässt mich nicht hier unten sterben. Er kommt mich holen.

Wird er rechtzeitig kommen? Fuchida versuchte, die Möglichkeit des Todes aus seinen Gedanken auszuschließen, wusste jedoch, dass er letzten Endes unvermeidlich war.

Das Verrückte daran ist, dass ich einen Beutel voller siderophiler Bakterien habe! Ich werde berühmt sein. Postum.

Dann sah er das tanzende Licht einer Helmlampe auf sich zukommen. Vor Erleichterung wäre er fast in Tränen ausgebrochen. Rodriguez tauchte auf, in dem klobigen Raumanzug eine schwerfällig dahintappende, roboterartige Kreatur. Für Fuchida war er schöner als ein Engel.

Sobald Rodriguez begriffen hatte, dass sie ihre Helme aneinander legen mussten, um sich zu verständigen, fragte er:

»Wie, zum Teufel, hast du das angestellt, dich so rumstoßen zu lassen?«

»Hydrothermalschlot«, antwortete Fuchida. »Hat mich quer durch den Tunnel geschleudert.«

Rodriguez grunzte. »Old Faithful schlägt auf dem Mars zu.«

Fuchida versuchte zu lachen; heraus kam ein zittriges Kichern.

»Kannst du dich bewegen? Aufstehen?«

»Ich glaube schon …« Als Rodriguez ihn unter den Achseln packte und hochzog, kam Fuchida langsam auf die Beine. Er holte tief Luft, dann hustete er. Als er versuchte, das Gewicht ein Stück weit auf seinen schlimmen Knöchel zu verlagern, wäre er beinahe zusammengebrochen.

»Immer langsam, Kumpel. Stütz dich auf mich. Wir müssen dich zum Flugzeug zurückbringen, bevor du erstickst.«

Jamie strich unentwegt um Trudy Hall herum, die jetzt an der Kommunikationskonsole saß. Deschurowa hatte darauf bestanden, weiter Dienst zu machen, aber Jamie hatte ihr befohlen, in die Kombüse zu gehen und etwas zu essen. Er war dankbar, als sie gehorchte, auch wenn sie es offenkundig nur widerstrebend tat.

»Du solltest dich auch mal ausruhen, Kamerad«, erklärte ihm Vijay. Sie hatte ihm einen Teller mit Abendessen ins Kommunikationszentrum gebracht.

»Sobald sie wohlbehalten im Flugzeug sind«, sagte Jamie.

»Dann können wir alle für heute Schluss machen.«

»Wie lange ist es jetzt her?«, fragte Vijay.

Jamie warf einen Blick auf die Digitaluhr über dem Hauptbildschirm. »Über eine Stunde, seit Rodriguez ihm nachgegangen ist.«

Dex Trumball fuhr langsam durch die tintenartige Schwärze der Marsnacht.

»Abendbrot steht auf dem Tisch«, rief Craig. »Komm und iss was, oder ich werf's den Schweinen vor.«

»Weshalb fahren wir nicht weiter, Wiley?«, fragte Trumball über die Schulter hinweg.

»Weil wir uns nich unsere Baumwollpflückerhälse brechen wollen, deshalb. Stell die Motoren ab, Dex.«

»Ach komm, Wiley. Nur noch ein paar Klicks.«

»Jetzt«, sagte Wiley mit Eisen in der Stimme.

Seufzend stieg Trumball auf die Bremspedale und brachte den Rover langsam und weich zum Stehen.

Nachdem er die Fahrmotoren abgestellt hatte und nach hinten zum Tisch zwischen den Liegen gekommen war, sank Dex auf den Rand seiner Liege nieder und starrte eine Weile auf die Schale mit dem Fertiggericht.

»Ich weiß, was du vorhast, Amigo«, sagte Craig, der ihm auf seiner eigenen Liege gegenübersaß.

Dex grinste ihn an. »Ja? Was?«

»Du willst so weit kommen, dass wir in Jamies Moment der Entscheidung näher am Generator als an der Basis sind.

Stimmt's?«

Nickend erwiderte Trumbalclass="underline" »Warum nicht?«

»Haste keine Angst vor 'nem Staubsturm?«

»Wiley, wenn Jamie bei der ersten Expedition so einen Sturm überstanden hat, warum sollten wir das dann nicht auch können?«

»Wär klüger, in der Basis zu sein, wenn ein Sturm kommt.

Warm und gemütlich.«

» Wenn ein Sturm kommt. Was würdest du denken, wenn wir die Flucht ergreifen und zur Kuppel zurückfahren würden, und dann gibt's gar keinen Sturm?«

»Wie schön, dass ich am Leben bin.«

Trumball betrachtete ihn einen Moment lang eingehend.

Dann steckte er seine Plastikgabel in das unidentifizierbare Zeug in der Schale vor sich und fragte: »Wenn Jamie uns umzukehren befiehlt, was machst du dann?«

Craig erwiderte traurig seinen Blick. Die eisblauen Augen mit den Tränensäcken sahen Dex unverwandt an. »Weiß ich noch nich«, antwortete er. »Aber ich überleg's mir schon die ganze Zeit.«

Trumball grinste ihn an. »So? Na, dann überleg mal Folgendes mit, Wiley. Es wird einen Finderlohn für diejenigen geben, die die Pathfinder-Sonde bergen. Eine hübsche Stange Geld für die Jungs, die sie zurückholen. Und das sind wir beide.«

»Wie viel?«

Trumball zuckte die Achseln. »Sechsstellig, schätze ich.«

»Hmm.«

Trumball beobachtete das Gesicht des älteren Mannes genau. »Ich brauch das Geld natürlich nicht«, setzte er hinzu.

»Ich wäre bereit, dir meine Hälfte abzutreten, Wiley. Wenn wir weiterfahren, ganz gleich, was Jamie sagt.«

Craigs Miene war ausdruckslos, aber er sagte: »Also, das klingt ziemlich interessant, alter Freund. Wirklich ziemlich interessant.«

Rodriguez hatte das Eis vergessen.

Er schleifte Fuchida halb durch den Tunnel. Die kleine Lichtpfütze seiner Helmlampe war das Einzige, was die totale, überwältigende Dunkelheit um sie herum durchbrach.

»Wie geht's, Kumpel?«, fragte er den japanischen Biologen. »Sprich mit mir.«

Fuchida drückte seinen Helm an den des Astronauten und antwortete: »Mir ist heiß. Kochend heiß.«

»Da hast du aber Glück. Ich frier mir den Arsch ab. Ich glaube, meine Anzugheizung ist im Kühlmodus.«

»Ich … ich weiß nicht, wie lange ich ohne Ventilation überleben kann«, sagte Fuchida. Seine Stimme zitterte leicht. »Mir ist ein bisschen schwummrig.«

»Kein Problem«, erwiderte Rodriguez mit gespielter Zuversicht. »Wird 'n bisschen stickig werden in deinem Anzug, aber ersticken wirst du nicht.«

Der erste Kosmonaut, der einen Raumspaziergang gemacht hatte, wäre beinahe am einem Hitzschlag gestorben, erinnerte sich Rodriguez. Alexei Leonow sagte, er habe in seinem Anzug »bis zu den Knien« im Schweiß gestanden, bevor er wieder in seine um die Erde kreisende Raumkapsel zurückkam. Sein Anzug habe gequatscht, wenn er sich bewegte. Die verdammten Anzüge halten alle Körperwärme im Innern; deshalb müssen wir die wassergekühlte Unterwäsche anziehen und haben Wärmetauscher dabei. Aber wenn die Ventilatoren die Luft nicht mehr umwälzen, sind die Tauscher verdammt nutzlos.