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»Ja, ich weiß«, sagte sie mit einer leichten Schärfe im Ton.

Trumball verschloss das Gefäß und steckte es in den Probenbehälter. »Das wird uns helfen, definitive Erkenntnisse über die globale Zirkulation der Atmosphäre zu gewinnen.«

»Ist dieses Wasser auch mit Kohlensäure versetzt?«

Trumball schloss die Kunststoffbox und erhob sich. »Klar.

Genau wie das Wasser aus der Permafrostschicht im Boden.

Marsianisches Perrier, mit Kohlendioxid drin.«

Jamie gab das Startzeichen für die Rückkehr zur Basis. Er fühlte sich aus dem Gespräch ausgeschlossen, wusste aber nicht, wie er sich einbringen sollte, ohne den Eindruck zu erwecken, dass er mit dem jüngeren Mann konkurrierte.

»Das Leben hat hier dieselben Bedürfnisse wie auf der Erde«, sagte Vijay.

»Wieso auch nicht?«, erwiderte Trumball und wedelte mit der freien Hand. »Im Grunde ist es überall gleich: DNA, Proteine – dasselbe auf beiden Planeten.«

»Aber es gibt Unterschiede«, sagte Jamie. »Die marsianische DNS hat dieselbe Doppelhelix-Struktur wie unsere, aber die Basenpaare bestehen aus anderen chemischen Stoffen.«

»Ja, klar. Und in marsianischen Proteinen gibt's ein paar andere Aminosäuren. Aber Wasser brauchen sie trotzdem.«

Sie hatten den Kamm des Randfelsens erreicht. Jamie konnte die Kamera auf dem hohen, dünnen Mast sehen, die zu ihnen herüberspähte.

Widerstrebend sagte er: »Wir sollten uns ein bisschen beeilen, damit wir den anderen noch beim Ausladen helfen können.«

Shektar antwortete: »Ja, finde ich auch.«

Jamie konnte Trumballs Gesicht hinter der stark getönten Sichtscheibe von dessen Helm nicht sehen, aber er hörte den jüngeren Mann lachen.

Trumball hob seine Box hoch und sagte: »Tja, ein paar von uns haben was Wichtiges zu tun. Viel Spaß beim Stauer spielen.«

Und er ging mit großen Schritten über den mit Steinen übersäten Boden zur Basis zurück und ließ Jamie und Shektar auf dem Rand des alten Kraters stehen.

VIRTUELLE TOUR: SOL 1

Später an diesem Nachmittag steckte der immer noch aufgeregte C. Dexter Trumball die beiden miniaturisierten VR-Kameras in die Slots direkt über seinem Visier. Sie machten die Bewegungen seiner Augen mit, wenn die Elektronik richtig funktionierte. Mit ihnen und den molekulardünnen Datenhandschuhen, die er bereits über die Handschuhe seines Raumanzugs gefummelt hatte, würde er den Millionen Zuschauern auf der Erde alles zeigen können, was er selbst sah oder berührte.

Er schaute sich kurz zu den anderen um, die jetzt Frachtcontainer und sperrige Behälter durch die Luftschleuse der Kuppel schleppten. Sie würden den Rest des Tages damit verbringen, Geräte aufzubauen und die Kuppel bewohnbar zu machen. Trumballs Job war es, die Menschen daheim zu unterhalten, die einen finanziellen Beitrag zu dieser Expedition leisteten.

Die erste Expedition zum Mars war von mehreren Staaten durchgeführt worden und hatte annähernd eine Viertelbillion Dollar gekostet. Diese zweite Expedition wurde größtenteils aus privaten Quellen finanziert und kostete weniger als ein Zehntel dieser Summe.

Nun waren in den sechs Jahren zwischen den beiden Missionen natürlich die Clipperships entwickelt worden, wiederverwendbare Raumfahrzeuge, mit denen die Kosten des Flugs in den Orbit von ein paar tausend Dollar pro Pfund auf ein paar hundert sanken. Die Masterson Corporation und die anderen großen Luftfahrtunternehmen hatten der Marsexpedition Dutzende von Flügen in den Erdorbit spendiert; das war gute Reklame für sie und ihre neuen Clipperships.

Und Dex' Vater hatte sogar an der Spitze der Kampagne gestanden, mit der das Geld für die Expedition aufgetrieben worden war. Der ältere Trumball hatte persönlich fast eine halbe Milliarde Dollar aus seiner Privatschatulle gespendet und dann weitere Milliardäre beschwatzt, moralisch unter Druck gesetzt oder auf andere Weise bewogen, ebenfalls einen Beitrag zu leisten.

Aber der wahre Grund für die geringeren Kosten war, dass diese zweite Expedition sich von dem ernähren würde, was sie auf dem Mars vorfand. Statt jedes Gramm Wasser, Sauerstoff und Brennstoff von der Erde zum Mars mitzunehmen, hatten sie automatisierte Anlagen vorausgeschickt, die auf dem Mars landen und Wasser, Sauerstoff und Brennstoff aus der Atmosphäre und dem Erdreich des Planeten erzeugen sollten. Dex Trumball taufte das Verfahren »Plan Z«, nach dem Ingenieur, der vor Jahrzehnten bahnbrechende Arbeit für das Konzept geleistet hatte: Robert Zubrin.

Dennoch war die Expedition trotz Plan Z auf Probleme gestoßen, noch bevor das erste Modul von der Erde abhob.

Atomraketen würden die Reisezeit zwischen der Erde und dem Mars fast halbieren, aber in den Vereinigten Staaten und Europa gab es immer noch so viele Kontroversen über den Einsatz eines Nuklearantriebs, dass die Expeditionsplaner das Hauptstartgelände in den Inselstaat Kiribati mitten im Pazifik verlegt hatten. Die Nukleartriebwerke wurden von dort mit Clipperships in den Orbit gebracht und dann mit den aus den Vereinigten Staaten und Russland ins All transportierten Wohn- und Ausrüstungsmodulen kombiniert. AntiAtomkraft-Demonstranten durften nicht näher als dreihundert Kilometer an das Startgelände auf der Insel heran.

Kiribati verlangte als Preis für diese Gefälligkeit, dass das Kontrollzentrum der Mission in seiner Hauptstadt Tarawa eingerichtet wurde. Pete Connors, der altgediente Astronaut der ersten Expedition, und die anderen Kontrolleure hatten nicht das mindeste dagegen, auf das Atoll mit seinem milden Klima umzuziehen. Und Kiribatis hervorragende Hotels und Touristeneinrichtungen standen mit einem Mal im Mittelpunkt der globalen Aufmerksamkeit.

Und der entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen.

Das größte Problem war die Auswahl der Mannschaft gewesen, die zum Mars fliegen sollte. Das Wissenschaftlerteam sollte nur aus zwei Biologen und zwei Geologen bestehen, und die Konkurrenz unter eifrigen, ernsthaften jungen Wissenschaftlern war äußerst heftig. Dex fragte sich manchmal, ob man ihn auch als einen der Geologen ausgewählt hätte, wenn sein Vater nicht so generös gewesen wäre. Ist doch egal, beantwortete er sich diese Frage immer selbst. Ich bin im Team, und die anderen können meinetwegen vor Wut unter der Decke kreiseln.

Trumball schnitt eine Grimasse, als er die VR-Elektronik mit seinem Headup-Display überprüfte. Das Diagnostik-Display flimmerte über seine Sichtscheibe. Alles funktionierte, bis auf die verdammten Handschuhe. Ihr Icon blinkte ihn rot an.

Das erste Gesetz der Technik: Wenn etwas nicht funktioniert, tritt dagegen. Während er an den haarfeinen Glasfaserdrähten ruckelte, die die Handschuhe mit dem Sender auf seinem Tornistergerät verbanden, sagte sich Trumball erneut, dass er der Einzige im Team war, der etwas von den ökonomischen Aspekten dieser Mission verstand. Und die entschieden darüber, was sich machen ließ und was nicht.

Waterman und die anderen Wissenschaftler schweben immer in höheren Regionen, dachte er. Sie sind hier, um wissenschaftliche Arbeit zu machen. Sie wollen ihre Neugier in Nobelpreise verwandeln. Ja, aber wenn niemand die verdammten Rechnungen bezahlen würde, säßen sie immer noch auf irgendeinem Campus auf der Erde und schlügen sich die Nächte mit Internet-Chats über den Mars um die Ohren.

Zum Teufel, ich will auch gute wissenschaftliche Arbeit machen. Aber der Punkt ist, dass jemand all das bezahlen muss. Sie blicken auf mich herab, weil ich der einzige Realist in dem ganzen Haufen bin.

Das Handschuh-Icon in seinem HUD wurde endlich grün.

Die Virtual-Reality-Tour konnte beginnen.

Trumball löschte das Display von seiner Sichtscheibe und gab dann auf dem Tastenfeld an seinem Handgelenk die Radiofrequenz des Kontrollzentrums in Tarawa ein. Es würde achtundzwanzig Minuten dauern, bis sein Signal die Erde erreichte und ihre Bestätigung samt Startzeichen zu ihm zurückkehrte. Er verbrachte die Zeit mit der Planung der Route, die er bei diesem kleinen Reisebericht nehmen würde.