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Viele der Zahlen waren Schätzungen oder Durchschnittswerte.

»Wir müssen uns vergewissern, dass die Flugzeuge wirklich gut festgebunden sind«, murmelte Stacy, während der Meteorologe in seinem monotonen Tonfall weiterredete.

Jamie nickte. »Und der Generator auch.« Die mathematisch-nüchterne Seite seines Gehirns wusste, dass selbst ein Zweihundert-Knoten-Wind auf dem Mars nicht genügend Kraft hatte, um den hohen Zylinder mit dem Brennstoff-und Wassergenerator umzuwerfen, wenn die Tanks voll waren. Die Marsatmosphäre war so dünn, dass der Wind hier wenig Wucht besaß. Doch die andere Seite stellte sich vor, wie der Generator umkippte, wie er umgestürzt wurde wie ein großer Baum in einem Hurrikan.

Deschurowa nickte. »Wir sollten sofort damit anfangen.«

»Tomas und ich erledigen das, was draußen zu tun ist«, sagte Jamie, sobald der Meteorologe mit seinem Bericht fertig war. »Du sorgst dafür, dass hier drin alles unter Dach und Fach ist und dass alle auf den Sturm vorbereitet sind.«

Er schob seinen fahrbaren Stuhl zu dem Bildschirm, von dem das eingefrorene, besorgte Gesicht des Meteorologen zu ihnen herausschaute, und drückte auf die Sendetaste.

»Vielen Dank für Ihren Bericht, Dr. Kaderly. Er war uns eine große Hilfe. Bitte halten Sie uns auf dem Laufenden und sagen Sie uns sofort Bescheid, wenn es bezüglich der Zugbahn des Sturms irgendwelche Veränderungen gibt.«

Dann drehte er sich zu Stacy um, die neben ihm saß.

»Schick Kaderlys Bericht an Poss … ich meine, Wiley und Dex. Dann kümmere dich darum, dass die anderen die erforderlichen Vorbereitungen für den Sturm treffen.«

»In Ordnung, Chief.«

Jamie stand auf und ging zur Luftschleuse und den Anzügen, die dort bei den Spinden warteten. Irgendwie störte es ihn nicht, wenn Stacy ihn ›Chief‹ nannte. In ihrem Ton lag kein Spott.

Während er das rostfleckige Unterteil seines Raumanzugs anlegte, dachte Jamie an Dex und Wiley, die dort draußen zwischen Xanthe und Ares Vallis waren. Sie werden mindestens zwei Sols lang im Sturm festsitzen. Ohne Reservestromsystem. Mit Hilfe der Batterien müssten sie eigentlich heil aus der Sache herauskommen, vorausgesetzt, sie beschränken den Stromverbrauch auf ein Minimum. Das heißt, sie werden anhalten und stehen bleiben müssen, bis der Sturm über sie weggezogen ist.

Ihnen wird schon nichts passieren. Wenn sie einfach die Ruhe bewahren und abwarten, werden sie den Sturm heil überstehen.

Sofern der Staub ihre Solarpaneele nicht beschädigt.

NACHMITTAG: SOL 58

»Was hältst du davon, Wiley?«, fragte Dex Trumball, sobald der detaillierte Bericht des Meteorologen durchgelaufen war.

Craig fuhr mit stetigen dreißig Klicks pro Stunde dahin.

»Wie schnell is noch mal so'n Knoten? Ich komm da immer durch'nander.«

Dex saß auf dem rechten Sitz und schaute auf den dunkler werdenden Horizont vor ihnen hinaus. »Eine Seemeile pro Stunde.«

»Wie viele normale Meilen sind das?«

»Spielt das eine so große Rolle?«

Wiley zog die Schultern hoch. »Nee, glaub nich.«

»Ungefähr eins Komma eins fünf britische Meilen.«

»Fünfzehn Prozent mehr als 'ne reguläre Meile?«

»Ganz recht.« Trumball war allmählich genervt. Was machten fünfzehn Prozent schon aus? Sie fuhren direkt in einen dicken Staubsturm hinein.

»Wird also ungefähr zwei Sols dauern, bis der Sturm über uns weggezogen is.«

»Wenn wir stehen bleiben, ja.«

Craig warf Dex einen Blick zu und schaute dann wieder nach vorn. »Willst du weiterschippern?«

»Warum nicht? Wieso fahren wir nicht weiter, solange die Solarzellen funktionieren? Nur raus aus diesem Schlamassel, so schnell es geht.«

»Hm«. Craig schien sorgfältig darüber nachzudenken.

»Die Sache is, wir sind hier grade in 'nem wunderschönen ebenen Gelände. Is 'ne echte Vergnügungsfahrt.«

Die Landschaft draußen war nicht vollständig frei von Steinen, aber viel offener und flacher als die unebene und von Felsbrocken übersäte Xanthe-Region, die sie durchfahren hatten. Der Boden war ein wenig abschüssig; er neigte sich zum Tiefland der Ares-Vallis-Region.

»Das wird eine reguläre Exkursionsroute für die Touristen, Wiley«, sagte Dex, hauptsächlich, um sich von der Unheil drohenden Wolke abzulenken, die sich vor ihnen über den Horizont ausbreitete.

»Du willst 'ne Straße bauen? Hier draußen?«

»Straße? Nicht nötig. Wir richten ein Seilbahn-System ein, wie auf dem Mond. Man stellt einfach so zirka alle hundert Meter Masten auf und spannt ein Seil dazwischen. Die Gondeln hängen am Seil und zischen nur so dahin, wuusch!«

Dex machte eine schwungvolle Handbewegung.

Craig ließ sich auf das Spiel ein. »Und das Kabel führt auch den Strom für die Gondeln, hm?«

»Genau« sagte Dex und versuchte, nicht zum Horizont zu schauen. »Die Gondeln können ein paar Dutzend Personen transportieren. Sie sind luftdicht verschlossen, wie Raumschiffe, und haben ihre eigene Luftversorgung und Heizung, genau wie der Rover hier.«

»Nur dass sie übern Boden weggleiten«, sagte Craig.

»Dadurch sind sie natürlich viel schneller. Hundert Klicks pro Stunde vielleicht.«

Ohne die Augen vom Gelände vor ihnen zu nehmen, sagte Craig leise: »So eine könnten wir jetzt prima brauchen.«

Dex schaute zur Windschutzscheibe hinaus. Dort draußen wurde es allmählich dunkel. Die Mammut-Staubwolke kam wie eine riesige Mongolenhorde von Eroberern auf sie zu und würde sie bald verschlingen. Dann würden sie orientierungslos im Dunkeln sitzen.

Er erschauerte unwillkürlich.

Jamie war mit Rodriguez draußen und band die Flugzeuge mit zusätzlichen Leinen fest, als der Anruf von Connors kam.

In seinem Raumanzug konnte er den ehemaligen Astronauten nicht sehen, sondern nur seinen Karamell-Bariton hören. Connors klang besorgt und beunruhigt.

»Er ist auf dem Kriegspfad, Jamie. Ich hab's gerade von Dr. Li gehört. Der alte Trumball hat ihn angerufen und deinetwegen einen Mordsstunk gemacht. Er ruft alle im IUK-Ausschuss an. Gott weiß, bei wem er noch rummeckert.«

Jamie hatte darum gebeten, ihm Connors' Anruf auf den privaten Kanal zu legen, sodass er sich seine Nachricht allein anhören konnte.

»Das hat mir gerade noch gefehlt«, murmelte er, während er an der Leine zog, mit der die Flügelspitze des Schwebegleiters an einer der Schrauben verankert war, die sie im Boden versenkt hatten.

Connors' Stimme fuhr über eine Distanz von mehr als hundert Millionen Kilometer hinweg fort, ohne ihn zu hören. »Ich habe selbst mit mehreren Ausschussmitgliedern gesprochen. Keiner von ihnen will dich wirklich ablösen, aber sie haben ziemliche Angst vor Trumball. Er droht offenbar damit, die Mittel für die nächste Expedition zu sperren.«

Es war gar nicht leicht, sich in dem hartschaligen Anzug aufzurichten. Jamie merkte, dass er vor Anstrengung keuchte, als er zur Kuppel hinüberschaute. Fuchida und Deschurowa waren in der Gartenkuppel und untersuchten ihre Kunststoffhaut sorgfältig auf nadelfeine Lecks oder Falten, wo der Wind angreifen und das Gewebe zerreißen konnte.

Ob die Partikel wohl genug Wucht haben würden, um die Haut der Kuppel zu durchdringen, wenn der Staub herumzufliegen begann? Unwahrscheinlich, aber die Chancen, dass die Kuppel von Meteoriten getroffen wurde, hatten ja auch eine Myriade zu eins gestanden.

Connors redete immer noch. »Ich habe ein langes Gespräch mit Pater DiNardo darüber geführt. Er ist ein verdammt guter Politiker, dieser Jesuit, weißt du das?

Er sagt, du solltest die ganze Sache einfach aussitzen.

Wahrscheinlich sei alles vorbei, sobald sich der Sturm auflöst und Trumball klar wird, dass seinem Sohn nichts passiert ist.«