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»Die Kuppel wird sich ein bisschen bewegen«, erklärte ihnen Jamie. »Kein Grund zur Sorge.«

»Wirklich nicht?« Trudy wirkte alles andere als überzeugt.

Jamie zeigte ihr ein Lächeln. »Wirklich nicht. Wenn sie sich nicht bewegen würde, wenn sie total starr bliebe, könnte sie bei ausreichend starker Windbelastung sogar zerreißen.«

»Wie die mächtige Eiche und der kleine Schössling«, sagte Vijay.

»Oh ja, das kenne ich auch.« Trudy wirkte ein wenig erleichtert. »Die starke Eiche stemmt sich mit aller Macht gegen den Hurrikan und wird umgeworfen, während der Schössling sich im Wind beugt und überlebt.«

»Genau.«

Deschurowa stemmte sich vom Tisch hoch. »Ich schau mir mal die Kamerabilder von draußen an. Mal sehen, ob der Staub uns schon die Sicht nimmt.«

»Gute Idee«, sagte Jamie. Er stand ebenfalls auf. »Ich rufe Wiley und Dex an und erkundige mich, wie es ihnen geht.«

Vijay wandte sich an Fuchida. »Was macht der Knöchel?«

»Nicht so schlimm«, erwiderte der Biologe. »Es tut nicht mehr besonders weh, wenn ich ihn beim Gehen belaste.«

»Dann sollten wir uns noch mal den Garten ansehen, bevor wir zu Bett gehen.«

Jamie hatte den Eindruck, dass Stacy ein Grinsen unterdrückte, als Vijay das Bett erwähnte.

Rodriguez erhob sich vom Tisch. »Komm, Trudy. Lass uns eine Partie Space Battle spielen.«

»Nicht mit dir, Tommy. Du bist mir zu gut. Außerdem kann ich mich nicht aufs Spiel konzentrieren, wenn dieser Sturm über uns ist.«

Rodriguez ging um den Tisch herum zu ihrem Stuhl.

»Komm schon, ich geb dir zehntausend Punkte Vorsprung.

Macht Spaß. Das lenkt dich vom Sturm ab.«

Sie stand auf. Widerstrebend, fand Jamie.

Er war froh, dass sie ihren Strom vom Atomgenerator bezogen, dem der Sturm nichts anhaben konnte. Er folgte Stacy ins Kommunikationszentrum und zwang sich, nicht zu Vijay zurückzuschauen.

Dex starrte auf den leeren Bildschirm an der Kontrolltafel des Rovers. Er sah dort immer noch das Gesicht seines Vaters, wie das Nachbild eines Blitzlichts auf der Netzhaut oder den bleibenden Schattenriss eines mächtigen Geistes.

Er will Jamie abschießen, dachte Dex verwundert. Er will Jamie abschießen, aber er hat kein Wort davon gesagt, wer Jamies Platz einnehmen soll.

Dex sank in den gepolsterten Sitz zurück. Seine Gedanken überschlugen sich. Wäre ich dazu imstande? Die Antwort kam sofort. Natürlich. Ich könnte diese Operation problemlos leiten. Aber würden die anderen auf mich hören? Vor allem, wenn sie dächten, ich hätte meine Beziehungen zu meinem Vater spielen lassen, um Jamie abzuservieren?

Heikle Sache, erkannte er. Doch bei der Vorstellung, zum Missionsleiter ernannt zu werden, durchflutete Dex ein warmes Gefühl des Stolzes. Sie würden auf mich hören. Ihnen bliebe gar nichts anderes übrig. Immerhin würde ich nicht nur von meinem Vater ausgewählt werden; der gesamt IUK-Vorstand würde darüber abstimmen müssen.

Wahrscheinlich würden sie auf eine einstimmige Entscheidung Wert legen.

Aber würde Dad mir die Leitung übertragen? Traut er mir so viel zu? Oder wäre es wieder mal nur ein Versuch, mich unter der Fuchtel zu behalten?

Himmelherrgott noch mal, fluchte er. Ich bin auf dem verdammten Mars, und ich muss immer noch nach seiner gottverdammten Pfeife tanzen!

Craig kam durch die Luke der Luftschleuse gestapft.

»Wird staubig da draußen«, sagte er, kaum dass er das Helmvisier hochgeklappt hatte.

Dex machte Anstalten, sich von seinem Sitz zu erheben, aber Craig rief ihm zu: »Ich komm schon klar. Wird bloß 'n bisschen dauern, bis ich den ganzen Dreck vom Anzug gesaugt hab.«

Dex ging trotzdem nach hinten und half ihm, den Tornister abzulegen. Der war ebenfalls mit einer dünnen, rosafarbenen Pulverschicht bedeckt. Sogar Craigs Helm war schmutzig.

»Wir werden in dem Zeug begraben werden«, hörte er sich sagen. Er wünschte, seine Stimme klänge nicht so zittrig.

»Sieht so aus«, sagte Craig lässig. »Die Abdeckungen auf den Paneelen halten aber ganz gut. Kann sein, dass der Wind 'ne Menge Radau macht, aber viel Druck hat er nich.«

»Das ist gut.«

Sie hatten sich gerade zum Abendessen hingesetzt, als sich die Kommunikationsanlage meldete. Dex stand auf und ging ins Cockpit. Er glitt auf den Fahrersitz und drückte auf die EIN-Taste.

Jamie Watermans kupferrotes, ernstes Gesicht füllte den Bildschirm. Das Bild war körnig und mit elektronischem Schnee durchsetzt. »Hallo, Dex. Wie geht's euch?«

»Wir essen gerade zu Abend, Chief.«

»Bei uns wird es jetzt stürmisch«, sagte Jamie. »Dem letzten Wetterbericht zufolge werdet ihr mindestens bis morgen Abend im Sturm stecken.«

Dex nickte. Er hatte den meteorologischen Bericht gesehen, hatte ihn sogar eingehend studiert.

»Wie arbeiten die Batterien?«, fragte Jamie.

»Wir benutzen momentan noch die Brennstoffzellen. Wiley hat beschlossen, erst auf die Batterien umzuschalten, wenn die Zellen erschöpft sind.«

»Kluger Schachzug.«

»Wie sieht's bei euch aus?«

Jamie schien kurz darüber nachzudenken. »Bei uns ist so weit alles in Ordnung. Wir haben die Luken dichtgemacht.

Es wird aber eine geräuschvolle Nacht werden.«

Dex ließ unwillkürlich ein spöttisches, schnaubendes Lachen ertönen. »Was du nicht sagst.«

»Die Telemetrie funktioniert jedenfalls«, sagte Jamie. »Wir kriegen gute Daten von euch.«

»Prima.«

»Die Verbindung wird aber wahrscheinlich schlechter werden, wenn sich der Staub auf euren Antennen häuft.«

»Ich weiß.« Dex war allmählich ein wenig genervt. Jamie redet nur, um sich reden zu hören, dachte er.

»Mir fällt nichts ein, was wir noch für euch tun könnten«, sagte Jamie. »Ich wünschte, ich hätte euch befohlen, beim Generator zu bleiben.«

Dex unterdrückte den Drang, ich auch zu sagen. Stattdessen beugte er sich näher zu Jamies Gesicht auf dem Bildschirm und sagte so fröhlich, wie er konnte: »Wir kommen hier draußen schon klar. Und wenn der Sturm sich legt, sind wir viel näher beim Standort des Pathfinders.«

Wieder schwieg Jamie ein paar aufreizende Sekunden lang. Schließlich sagte er: »Es ist zu spät, um sich den Kopf darüber zu zerbrechen, was man anders hätte machen können. Viel Glück, Dex. Sag Wiley alles Gute von mir.«

»Mache ich. Wir melden uns morgen früh.«

»Wenn die Antennen dann noch funktionieren.«

»Wenn sie mit Staub bedeckt sind, machen wir sie sauber«, erwiderte Dex kess.

»Gut. Okay. Gute Nacht.«

»Gute Nacht.« Dex hieb auf die AUS-Taste. Herrgott, er macht ein Gesicht, als würde er nicht damit rechnen, uns wiederzusehen.

Dann dachte er: Vielleicht ist es das, was Jamie will. Mich loswerden. Nein, so ist er nicht. Aber so würde ich an seiner Stelle empfinden.

TAGEBUCHEINTRAGUNG

Ich hasse diesen Sturm. Die anderen tun alle so, als hätten sie keine Angst, aber ich weiß es besser. Sie haben genauso viel Angst wie ich, aber sie wollen es nicht zugeben. Sie schauen mich lächelnd an und machen tapfere Mienen, aber sie sehen, wie viel Angst ich habe. Der Wind heult da draußen, und sie tun alle so, als würden sie es nicht hören. Und wenn ich ihnen den Rücken zukehre, wenn sie denken, ich könnte sie nicht sehen, lachen sie über mich. Ich höre, wie sie über mich lachen, auch wenn der Wind noch so laut heult.

STÜRMISCHE NACHT

Zu Rodriguez' Überraschung war er derjenige, der sich nicht richtig auf das Space Battle-Spiel konzentrieren konnte.

Hin und wieder richtete er seine Aufmerksamkeit auf den Computerbildschirm, aber jedes Mal, wenn der Wind draußen aufkreischte, schweiften seine Gedanken ab. Die Kuppel schien zu knarren und zu ächzen wie ein altes hölzernes Segelschiff in einem Sturm; Rodriguez glaubte beinahe spüren zu können, wie der Boden erbebte und auf und ab schwang.