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»Ich weiß, ich weiß«, blaffte Jamie. Er wandte sich an Rodriguez. »Wir haben doch noch überschüssige Epoxy-Dosen, oder? Wo sind die?«

Rodriguez beugte sich über eine der freien Konsolen und hämmerte auf der Tastatur herum, dann ließ er eine Liste so schnell über den Bildschirm laufen, dass die Schrift verschwamm.

Er fand, wonach er suchte, und fror das Bild ein. »Reparatur-Epoxy«, sagte er und zeigte auf den Monitor. »Steht in Schrank siebzehn, Bord A.«

»Hol es!«, befahl Jamie. »So viel du tragen kannst.«

Rodriguez rempelte Fuchida an, als er aus dem Kommunikationszentrum rannte, und brachte den humpelnden Biologen ins Taumeln. Vijay eilte ebenfalls hinaus. »Ich helfe Tommy«, rief sie über die Schulter hinweg.

Jamie sprang von seinem Stuhl auf. »Stacy, steig in deinen Anzug. Trudy, du hilfst ihr. Mitsuo, du nimmst hier an der Kommunikationskonsole Platz.«

»Wo willst du hin?«, erkundigte sich Stacy.

Als er in den matt erleuchteten zentralen Bereich der Kuppel hinauslief, sagte Jamie: »Wir müssen ein paar provisorische Flicken auf die Löcher in der Kuppel kleben, wenn sie nicht schon zu groß sind.«

»Du kannst da nicht rein!«, schrillte Trudy.

»Jemand muss die Lecks verschließen, bevor es noch schlimmer wird.«

»Warte auf Tomas«, sagte Deschurowa. »Das Epoxy …«

»Keine Zeit!«, rief Jamie und eilte davon. Er steuerte auf die Luftschleuse zu, während sie hinter ihm herbrüllten.

»Helft Stacy in den Anzug!«, brüllte er zurück. »Mitsuo!

Schalte alle Lichter im Innern an!«

In der Kuppel wurde es abrupt taghell, als Jamie die Luftschleuse erreichte, die sie mit dem Garten verband. Nicht hier drin, Mitsuo, verbesserte Jamie stumm. Im Garten, Herrgott noch mal!

Der Druck auf der anderen Seite der Schleuse war nicht so stark gesunken, dass sich das Schloss automatisch verriegelte, stellte Jamie fest, als er die zweite Luke passierte.

Noch nicht, sagte er sich.

Es war kalt im Garten. Jamie fröstelte unwillkürlich, als er ihn betrat. Das Kreischen des Windes war lauter, und das Kuppelgewebe flatterte vernehmlich, wie ein lose im Wind schlagendes Segel. Immerhin brannten die Deckenlampen mit voller Kraft. Mitsuo hatte ihn also doch richtig verstanden.

Die Notfallflicken wurden in einer verschlossenen Kiste gleich neben der Luftschleuse aufbewahrt. Jamie riss sie auf, griff sich zwei Hand voll der dünnen Plastikscheiben und dachte, dass es besser gewesen wäre, wenn sie die Lehren der ersten Expedition beherzigt und die Scheiben rundum an der Hülle der Kuppel bereitgelegt hätten.

Jetzt ließ er sie los und sah, wie sie in den Luftströmen taumelten und sich dann selbsttätig über zwei Löcher auf der anderen Seite der Kuppel legten. Es ist kalt hier drin, dachte Jamie. Schon kurz vor dem Gefrierpunkt.

Rodriguez kam mit einer großen Spraydose Epoxy in jeder Hand durch die Luke geschossen. Er sah aus wie ein Wildwest-Sheriff mit zwei dicken Kanonen, grimmig und entschlossen.

»Ich nehme sie«, übertönte Jamie den kreischenden Wind.

»Hat keinen Sinn, dass wir beide unser Leben …«

»Du wirst heute Nacht nicht der einzige Held sein«, rief Rodriguez, drängte sich an Jamie vorbei und eilte zu den Stellen, wo die provisorischen Flicken an der Kuppelwand flatterten.

Vijay kam mit weiteren Dosen herein. Jamie nahm ihr eine ab, und sie liefen beide hinter Rodriguez her.

Die Pflanzen sahen nicht allzu schlimm aus, dachte Jamie nach einem Blick auf die Reihen der hydroponischen Kästen. Aber was, zum Teufel, weiß ich schon? Grüne Blätter, die meisten fest aufgerollt. Hängen diejenigen, die den Rissen am nächsten sind, schlaffer herunter als die anderen?

Nachdem sie ein paar hektische Minuten lang gesprüht hatten, sagte Rodriguez: »Ich glaube, wir haben sie abgedichtet.«

Jamie schaute sich um. Das Kuppelgewebe hatte aufgehört zu flattern. Mitsuo muss den Luftdruck erhöht haben, dachte er. Der Wind war noch genauso laut, wenn nicht lauter, aber jetzt wirkte die Kunststoffkonstruktion der Kuppel wieder prall und sicher.

»Vielleicht hast du Recht«, sagte er vorsichtig.

»Es ist kalt hier drin.« Vijay schlang sich die Arme um den Oberkörper.

»Geh rüber und sag Mitsuo, er soll die Heizung hochdrehen«, befahl Jamie. »Tomas, wir sprühen die ganze Kuppelwand hier unten ein, wo das Material mit dem Fußbodenbelag zusammenstößt. Wenn es noch mehr Probleme gibt, dann dort.«

»In Ordnung«, sagte Rodriguez.

In diesem Moment kam Deschurowa in ihrem Raumanzug hereingestapft.

»Wir haben's unter Kontrolle«, rief Rodriguez ihr vergnügt zu.

Sie schob das Visier hoch und funkelte ihn an. Rodriguez lachte.

»Stacy«, sagte Jamie, »ich möchte, dass du zusammen mit Tomas überprüfst, ob die Kuppel ansonsten unversehrt ist.

Sprüht alles ein, was nach einem potenziellen Leck aussieht.«

»Das Epoxy ist nicht transparent. Es wird den Sonnenschein für die Pflanzen reduzieren.«

»Da kann man nichts machen. Das Wichtigste ist, die Unversehrtheit der Kuppel sicherzustellen.«

Trudy trat durch die Luke der Luftschleuse. »Oh mein Gott! Die Tomaten sind hin

Jamie packte sie am Arm. »Trudy, du solltest mit Mitsuo alle Pflanzen untersuchen und feststellen, wie groß der Schaden ist. Ich übernehme das Kommunikationszentrum.«

»In Ordnung, natürlich.« Sie eilte zu den Pflanzenkästen auf der anderen Seite der Kuppel.

MORGEN: SOL 59

Jamie saß noch immer an der Kommunikationskonsole, als die Sonne schließlich aufging und die anderen sich zu regen begannen. Der Wind heulte nach wie vor, aber mit dem Sonnenaufgang verbesserte sich die Sicht ein wenig. Die Kamerabilder von draußen zeigten, dass die Flugzeuge noch da waren, obwohl eine Tragfläche des Schwebegleiters merkwürdig verbogen wirkte. Eine der Kameras war ausgefallen, aber ansonsten schien alles in recht guter Verfassung zu sein.

»Kaffee?«

Vijay stand mit einem dampfenden Becher in den Händen im Eingang des Kommunikationszentrums.

»Gute Idee«, sagte Jamie und griff danach.

»Wie sieht's aus?«, fragte sie und glitt auf den Stuhl neben ihm.

»Ganz gut so weit.«

»Wie schlimm sind die Schäden im Garten?«

»Trudy ist wegen der Tomaten und einiger Sojabohnen fast in Tränen ausgebrochen. Die Erdbeeren sind alle hin

über. Aber die meisten Pflanzen haben's heil überstanden.

Wir haben das Leck gerade noch rechtzeitig bemerkt.«

»Dann müssen wir also nicht zusammenpacken und heimfliegen?«

Er schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Nein. Kann sein, dass wir eine Weile ohne Sojaburger auskommen müssen, aber der Garten wird uns trotzdem ernähren.«

»Das war sehr tapfer von dir, da einfach so reinzustürmen.«

Jamie merkte, wie er die Augenbrauen hochzog. Er kam sich nicht sehr tapfer vor. Mit einem Achselzucken erwiderte er: »Schien mir das Richtige zu sein. Wir mussten die Flicken anbringen.«

»Du hättest dabei umkommen können.«

»Daran hab ich überhaupt nicht gedacht«, gestand er. »Es ging alles so schnell …«

»Du bist ein Held, Jamie.« Sie scherzte nicht, das sah er.

Sie meinte es todernst.

Jamie fühlte sich auf einmal unwohl. Er versuchte, das Thema zu wechseln. »Ich konnte Dex und Wiley bis jetzt noch nicht erreichen.«

»Damit hast du doch gerechnet, oder?«

Er nickte. »Die haben inzwischen wahrscheinlich eine Menge Staub auf ihren Antennen. Wir müssen einfach Geduld haben.«

»Darin bist du ja gut«, sagte sie mit einem Lächeln.

Er verstand die Anspielung. »Es macht viel mehr Spaß, bei dir Geduld zu haben als bei denen«, sagte er leise und schnell, weil er Angst hatte, jemand könnte es hören.